Impact-Techniken für die Psychotherapie. Danie BeaulieuЧитать онлайн книгу.
Botschaft übereinstimmt. Auch in der Werbung spricht Burger King niemals von McDonald. Es ist wichtig, dass der Kunde nicht an den anderen Anbieter, an den Konkurrenten, erinnert wird, das gilt auch für Sie. Benutzen Sie immer nur das mit dem gewünschten Verhalten übereinstimmende Symbol.
Bei einem Workaholic, der nicht bereit ist, weniger zu arbeiten, könnten Sie einen Zahnstocher nehmen und ihn auffordern, ein dickes Buch oder vielleicht einen Ziegelstein, falls Sie so etwas zur Verfügung haben, daran zu hängen. Natürlich wird der Zahnstocher unter dem Gewicht des Buches zerbrechen. Was geschieht, wenn das gleiche Gewicht an einen Bleistift oder einen Nagel gehängt wird? Fragen Sie Ihren Klienten, wie er sich in diesem Augenblick fühlt, eher wie ein Zahnstocher oder wie ein Nagel? Hat er ausreichend Kraft, das Gewicht zu tragen? Diese Frage macht mehr Spaß, als nur Erschöpfung und Machtlosigkeit zu thematisieren. Diese Art der Intervention spricht die Ressourcen des Klienten an und erleichtert den Veränderungsprozess.
Siebtes mnemotechnisches Prinzip: Einfach ist einfacher!
Leonardo da Vinci sagte: »Einfachheit ist unübertreffliche Klugheit.« Dies ist gewiss der Königsweg, um es Klienten zu ermöglichen, neue Informationen aufzunehmen und sich dabei wohl und »zu Hause« zu fühlen.
Welche der folgenden Sätze sind leichter zu behalten?
Sichtbare Dämpfe entwickelten sich aus brennbarem Material und ließen vermuten, dass ein explosionsartiges Verbrennen nicht auszuschließen wäre.
statt:
Kein Rauch ohne Feuer!
Wir bevorzugen in unserer Firma den Einsatz und das Zusammenwirken interdisziplinärer Erfahrungen.
statt:
Die Mitarbeiter der Abteilungen sprechen miteinander.
Keine Beeinträchtigung der Lohnrahmenrichtlinien für unsere Mitarbeiter!
statt:
Hände weg vom Lohn!
Diese Aussagen stammen aus dem Buch von Jack Trout und Steve Rivkin Die Macht des Einfachen (1999). Die Autoren stellen darin die Kraft der Einfachheit, aber auch ihre Seltenheit dar. Viele Menschen fliehen sogar vor ihr. Oft geben Unternehmen viel mehr Geld für komplizierte und umständliche Fortbildungen aus, bei denen kaum jemand etwas versteht, als für ein Seminar, in dem die Mitarbeiter leicht übertragbare, einfache Informationen erhalten.
Manche Therapeuten lehnen es ab, Knetmasse, Luftballons oder Gummibänder einzusetzen, es erscheint ihnen »unprofessionell«. Der Vorstandvorsitzende von McIntosh formulierte es so: »Einfachheit ist die höchste Form der Perfektion.« Die meisten scheinen das vergessen zu haben. Seien Sie einfach, und Ihre Klienten fühlen sich sogleich wohl, und zwar junge wie alte, Gebildete wie Schulversager. Menschen nehmen einfache Informationen leichter auf, das ist einfach so.
Hier noch ein Fallbeispiel: Einer meiner Klienten gab so gut wie keine Antwort auf die ihm gestellten Fragen. Seine beiden Beine waren amputiert worden, und er schien völlig von der Realität abgeschnitten zu sein. Die Amputation war die Folge eines Autounfalls und hatte drei Wochen vorher stattgefunden. Dem 19-Jährigen waren beide Beine in Höhe der Hüften abgenommen worden, und die Ärzte bangten um seinen rechten Arm. Mehrere Therapeuten hatten versucht, ihn psychologisch zu unterstützen. Alle beschrieben seinen Zustand mit der gleichen Metapher: »Er schwimmt!« Ein Impact-Therapeut versucht, diese Information aufzugreifen und den Klienten zu einer Übung zu bewegen.
Als ich mich an sein Krankenbett setzte, habe ich nichts gesagt. Ich wollte seine Neugierde wecken, sein Interesse, seinen Wunsch zu verstehen, warum ich zu ihm kam und ihm nichts aufdrängen. Ich nahm den Krug, der sich auf einem Tablett oberhalb seines Bettes befand, und goss, ohne weitere Erklärung, Wasser in ein Glas. Er schaute mich irritiert fragend an, ist es für dich oder für mich? Als Antwort nahm ich ein Stück Papier (man muss nutzen, was sich im Umfeld befindet), zerknüllte es langsam und bedächtig, bis nur noch eine kleine Kugel übrig blieb. Ich legte sie auf das Wasser im Glas, sie schwamm!
Der Körper des Klienten reagierte sofort. Er spürte den Schmerz, und Tränen liefen über seine Wangen. Wir hatten noch kein Wort miteinander gesprochen. Dann sagte er und zeigte dabei auf das schwimmende Papier im Wasser: »Ich möchte nicht, dass es untergeht.« Wow! Mir lief es kalt den Rücken herunter. Auch mir stiegen die Tränen in die Augen. Wir waren beide ergriffen von dieser Erfahrung, und es handelte sich hier nicht mehr um das übliche Szenario »Psychologinversucht-Vertrauen-aufzubauen-und-mit-dem-Widerstand-eines-traumatisierten-Patienten-umzugehen«.
Ich begann sehr sanft, die schwimmende Papierkugel von einem Rand des Glases zum anderen zu bewegen und fragte ihn: »Wodurch könnte es untergehen?« Er antwortete, ohne zu zögern: »Wenn es mir nicht gelingt, eine Prothese zu tragen.« Auch die Ärzte hatten noch Bedenken, weil die Amputation sehr nahe am Becken erfolgt war. »Wenn du keine Prothese tragen kannst, dann glaubst du, dass du untergehst?« Und während der Klient sehr aufmerksam das Glas fokussierte, begann ich mit dem Finger die Papierkugel herunterzudrücken. Sobald diese im Wasser verschwunden war, errötete er und fügte rasch hinzu: »Er wird vielleicht nicht ganz absaufen.«
Es war ein magischer Moment, wir befanden uns beide regungslos in einer Art Trance, wie das meistens geschieht, wenn Visuelles und Kinästhetisches eingesetzt werden. Da ich in diesem Krankenhaus nicht permanent arbeite, sondern in großen Abständen bei den Mitarbeitern als Supervisorin tätig bin, nahm ich mir vor, ihn bei der nächsten Gelegenheit wieder zu besuchen. Während ich es ihm erklärte, fischte ich gleichzeitig die Papierkugel aus dem Glas und teilte implizit mit, dass ich glaubte, dass er nicht absaufen, sondern »es schaffen« würde. Als ich ihn nach drei Wochen wieder sah, griff er bei meinem Anblick hastig in seinen Nachttisch und fischte die Papierkugel heraus, die ich bei ihm gelassen hatte. Mit Tränen in den Augen sagte er mir: »Sie ist nicht untergegangen. Die Ärzte haben mir gesagt, dass ich Prothesen tragen werde und dass mein rechter Arm erhalten bleibt.« Keiner von uns beiden war in der Lage, mehr dazu zu sagen. Tief ergriffen schwiegen wir beide einige Minuten lang, dann gaben wir uns die Hand und betrachteten gemeinsam die Papierkugel. Ich bin fest davon überzeugt, dass durch die Einfachheit der Übung das Herz des Klienten schneller erreicht werden konnte und dass damit unabhängig vom Alter und vom jeweiligen Thema eine direktere und tiefere Verbindung entstehen kann.
Achtes mnemotechnisches Prinzip: Wiederholen, wiederholen … doch ohne Zwang!
Die meisten Lernvorgänge erfolgen durch Wiederholung und unter Einsatz aller Sinnesorgane, es sei denn, eine intensive Gefühlsregung ist damit verbunden. Wenn Sie sich z. B. beim Kochen verbrennen, dann müssen Sie es nicht erneut erleben, um zu begreifen, welche Gefahr mit Hitze verbunden ist. Demgegenüber ist es so gut wie unmöglich, eine Fremdsprache in einem einmaligen Versuch zu lernen. Dabei ist wiederholtes Üben unerlässlich. Dies trifft auch zu, wenn nach vielen Jahren ein bestimmtes Verhalten verändert werden soll.
Der Einsatz von greifbaren Objekten in der Psychotherapie bringt einen erheblichen Vorteil: Sie sind visuell verfügbar und bleiben es auch, vor allem wenn es gelingt, sie in der natürlichen Umgebung des Klienten zu finden, und wenn sie ihn an den Inhalt des Gesprächs erinnern können. Wenn man einen Klienten wöchentlich für eine Stunde sieht, dann haben wir nur 60 Minuten Zeit, um Einfluss auf sein bewusstes Denken und auf sein Verhalten zu nehmen. Wenn es uns jedoch gelingt, durch das Setzen eines Ankers eine Verbindung herzustellen zwischen der Botschaft und einem vertrauten Objekt, dann werden jedes Mal, wenn der Klient damit in Berührung kommt, die besprochenen Inhalte wiederholt, was die Wirkung erhöht. Sie brauchen dazu nicht mehr anwesend zu sein: Die von Ihnen während der Therapie eingesetzten Objekte sind sozusagen aufgeladen und übermitteln die Botschaft mehrmals täglich an die zentralen Funktionen des Gehirns, d. h., das Visuelle und das Kinästhetische bewirken dies.
Haben Sie schon mal in Ihrem Leben Gegenstände aufbewahrt, die keinerlei materiellen Wert haben (einen Stein, eine Postkarte oder ein Stück Holz, das Sie auf einem Spaziergang aufgelesen haben), nur weil sie eine Art »Rückfahrschein« zu den Emotionen sein können, die Sie bei dieser Gelegenheit empfunden haben? Es ist nicht zu unterschätzen, wie viel ein scheinbar nutzloses Objekt bei einer bestimmten Person auslösen