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Perry Rhodan 2306: Die Kristallbörse. Horst HoffmannЧитать онлайн книгу.

Perry Rhodan 2306: Die Kristallbörse - Horst Hoffmann


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Ein erster Blick auf sein Armband hatte Etoto gezeigt, dass seit der »Verhandlung« mit den Arkoniden mehr als fünf Stunden vergangen waren. Er hatte keine Ahnung, wo genau sie sich jetzt befanden. Es war ein großer, sechseckiger Raum mit zwei rechteckigen Tischen – an dem einen saßen die Sippenmitglieder, an dem anderen die drei Arkoniden – und einem Podest, auf dem sich ein Pult und ein Sessel befanden. Hinter den Delinquenten standen mit unbewegten Gesichtern ein halbes Dutzend Uniformierte, die sie hierher gebracht hatten.

      Die Börsen-Garde!, dachte Etoto, als er sie missmutig musterte und die Waffen sah, die gut sichtbar an ihren Hüften hingen. Die Garde war berühmt und berüchtigt. Ihre Mitglieder waren die Einzigen, die an Bord der Kristallbörse solche Waffen tragen durften. Und wie sich gezeigt hatte, machten sie schnell und kompromisslos von ihnen Gebrauch. Wahrscheinlich konnten die Springer von Glück sagen, dass sie nur paralysiert worden waren. Es hätte auch anders kommen können. Die Gardisten besaßen die Lizenz zum Töten, wenn einem Unruhestifter anders nicht beizukommen war.

      Die Männer verzogen keine Miene. Tugasha hatte bereits versucht, sie durch einige wüste Beschimpfungen zu provozieren. Sie hatte keine Chance. Ebenso gut hätten Roboter dort stehen können, die Hände auf den Griffen der Strahler.

      Die Zeit zog sich in die Länge. Patriarch Jorgas hasste es zu warten – vor allem dann, wenn es nichts Gutes war, dem er entgegenzusehen hatte.

      Es dauerte über zwei Stunden, dann entstand in der Wand hinter dem Podest eine Öffnung, und zwei Bewaffnete traten ein. Sie postierten sich zu beiden Seiten des soeben entstandenen Eingangs und standen stramm an der Wand.

      »Du glaubst es nicht«, sagte Tugasha. »Die Dreckskerle salutieren gleich noch!«

      »Halt den Mund!«, zischte Jorgas ihr zu. Sie wollte auffahren, besann sich aber noch rechtzeitig und blies sich eine rostrote Lockensträhne aus dem feisten Gesicht, was allerdings auch keine Schönheit mehr aus ihr machte. Als sie den Unterkiefer energisch vorschob, war die Ähnlichkeit mit einer terranischen Bulldogge nur mehr schwer zu leugnen.

      Der Patriarch biss die Zähne zusammen, dass es knirschte. Seine Finger trommelten nervös einen Wirbel auf die Tischplatte, der eigentlich nicht einmal schlecht zu den zackig stehenden Gardisten und dem mit Spannung und einem sehr unguten Gefühl erwarteten Auftritt des Kämmerers passte. Der Bursche macht es verdammt spannend, dachte er. Wenn hier nicht bald etwas passiert, werde ich Beschwerde einlegen!

      Aber bei wem? Er war der Garde und dem Kämmerer ausgeliefert, das wusste er gut genug. Der Kämmerer war hier der alleinige Herr. Über ihm gab es nichts mehr, und wenn er nur halb so hart war, wie es hieß, dann würde mit ihm auch kaum zu reden sein. Unbestechlichkeit, hatte Jorgas schon immer gewusst, war nun einmal der natürliche Feind aller aufrichtigen Händler. Eine Pest!

      »Jetzt lässt er sich blicken«, sagte Rubahl, als ein Schatten in der Wandöffnung erschien.

      »Wenn er Mumm hat«, knurrte Tugasha. Jorgas stieß sie mit dem Ellbogen in die Seite.

      Der Kämmerer betrat den Raum. Die Gardisten, auch die im Rücken der Springer, salutierten tatsächlich. Der Mann – falls es einer war – blieb kurz stehen, sah sich um und nickte. Die Uniformierten nahmen wieder normale Haltung an, und er schritt mit energischen Bewegungen zu dem Sessel hinter dem Podestpult.

      Es stimmte also. Er hatte ein über der Brust geschlossenes, golden schimmerndes Cape an und versteckte sein Gesicht hinter einer weißen Maske mit erhabenen, klassischen Zügen. Warum?, fragte sich Jorgas, der sich dadurch nicht beeindrucken ließ. Was hatte er zu verbergen? Oder wollte er mit seinem Mummenschanz nur Angst einjagen? Dann war er bei ihm an der richtigen Adresse.

      »Ich verlange …«, begann der Patriarch, aber der Kämmerer brauchte nur eine Geste, um ihn zur Ruhe zu bringen. Und um ein zweites Mal anzusetzen, blieb Jorgas überhaupt keine Zeit.

      Der Kämmerer forderte sie nicht erst zum Setzen auf. Er verlas nicht ihre Namen, belehrte sie nicht über ihre Rechte – falls sie solche hatten –, sondern kam sofort zum Punkt.

      »Die Etoto-Sippe aus dem Volk der Mehandor-Springer ist des versuchten Kristallbetrugs angeklagt«, sagte eine Stimme, die so energisch klang wie die ganze Erscheinung des Kämmerers, aber tatsächlich an die eines primitiven Roboters ohne ausgefeiltes Sprachmodul erinnerte. »Als Beweis wurde die angebliche Khalumvatt-Probe sichergestellt und von meinen Spezialisten untersucht. Es handelt sich um Howalgonium mit einer Beimischung aus wertlosem rotem Quarz. Es wurde festgestellt, dass im Schiff der Sippe insgesamt 1,6 Tonnen dieses Howalgoniums lagern, was die Vermutung nahe legt, dass nicht nur einmal ein Kristallbetrug versucht werden sollte.«

      »Das ist eine Unterstellung!«, brauste Jorgas auf. »Dafür gibt es keine Beweise!«

      »An den Haaren herbeigezogen!«, rief Tugasha. »Sofern du überhaupt so etwas wie richtige Haare hast, du maskierter Mistkerl!«

      Der Kämmerer hob eine Hand und erhob sich wieder aus dem Sessel, in dem er sich gerade erst niedergelassen hatte. »Ein versuchter Kristallbetrug reicht aus, um das Urteil über euch zu fällen. Ihr wurdet einwandfrei überführt. Ich spreche euch schuldig. Das Urteil lautet: Verweis und Verbannung von LE-prachtvoll auf Lebenszeit. Ihr werdet die Plattform sofort verlassen und nie wieder einen Fuß an Bord der Kristallbörse setzen. Die Garde wird euch zurück zu eurer Walze bringen.«

      Damit wandte er sich um und ging.

      »Das … kann er nicht machen!«, platzte es aus Tugasha heraus. Sie lachte hilflos, stemmte die Hände in die Hüften und drehte sich zu ihren Brüdern und Jorgas um. »Was steht ihr da und haltet Maulaffen feil? Der … der Kerl hat nicht das Recht, so mit uns umzuspringen! Was bildet der sich ein? Er hat nicht einmal die Arkoniden befragt, geschweige denn uns!«

      Doch hinter dem Kämmerer und den beiden Uniformierten hatte sich die Wand schon wieder geschlossen. Die Gardisten, die sie hierher geführt hatten, zogen ihre Strahlwaffen und richteten sie auf die fünf Springer.

      »Ich könnte ihm mit bloßen Händen den Hals umdrehen«, knurrte der Patriarch. »Aber er kann es, Tochter. Er kann hier alles tun, was er will. Aber ich schwöre euch, der sieht uns nicht wieder! Doch hören – hören wird er noch von uns!«

      »In einem anderen Leben«, sagte einer der Gardisten und winkte mit dem Lauf der Waffe. »Abmarsch, die Herren, die Dame.«

      *

      D. Manning Ostro war ein Killer. Er arbeitete allein. Niemand außer seinem jeweiligen Auftraggeber hatte ihm etwas zu sagen. Er war von keinem Menschen abhängig, er war sein eigener Herr. Und wer ihn engagierte, musste dafür gut bezahlen. Ostro tötete für Geld, viel Geld. Diesem Götzen hatte er sein Leben geweiht. Er hatte es auf die verschiedensten Weisen versucht und herausgefunden, dass er seine Gier nur auf die eine Art stillen konnte – nämlich indem er das tat, wovon er am meisten verstand.

      Jetzt allerdings war er im Zweifel.

      Der korpulente, 77-jährige Plophoser, einen Meter siebzig groß, hellblonde Haare, graugrüne Augen, betrachtete versonnen das kleine Handfunkgerät in seiner Hand. Er saß in seiner Kabine und hatte die Beine übereinander geschlagen. Noch war es ein Funkgerät, ein handliches, sauberes und vor allem legales kleines Ding, ein technisches Spielzeug, das selbst die strengen Kontrollen auf LE-prachtvoll passiert hatte. Für ihn war es eine Lebensversicherung.

      Nicht nur das Gerät täuschte. D. Manning Ostro sah man sein tödliches Geschäft nicht an. Er besaß das Äußere eines Kaufmanns. Er redete und bewegte sich wie ein gemächlicher Händler, ein Durchschnittsmensch, ein Spießer. Wer darauf hereinfiel, irrte sich nicht nur auf eine Art.

      Ostros Lächeln war gutmütig, wenn er unter Leuten war. Allein in seiner teuren Kabine, war es kalt. Er schien in sich hineinzulauschen, aber er träumte nicht. Er hätte die Augen schließen können und auch dann alle Informationen bekommen, die er benötigte, um seinen Auftrag bald und schnell ausführen zu können. Er hatte alles, was er dazu brauchte, in sich, in seinem Kopf.

      Der Auftrag war für ihn ein Kinderspiel. Er hätte ihn vielleicht abgelehnt, wenn er nicht so verdammt gut honoriert worden wäre. Das Geld hatte


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