Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2). Hans KneifelЧитать онлайн книгу.
»Es sind bestenfalls Überlegungen«, gab er zurück. »Vor euch habt ihr die Diagramme, die Zahlen und die Art des Vorgehens.«
Der Diener des Gward, also der passiven Variante, setzte in seiner Planung einen langsamen Schritt vor den anderen. Sein Modellvorhaben war darauf ausgerichtet, ohne große Verluste zu handeln. Die Eroberung Manam-Turus würde langsamer vor sich gehen, aber die Rückschläge würden seltener werden – denn zuerst war jeder Stützpunkt unangreifbar sicher gemacht worden.
Seine Strategie, von den Computern ausgearbeitet, wurde in einem Multimediaverfahren derart schlüssig erklärt, dass es ein fünfzehnjähriger Ligridenschüler ohne Schwierigkeiten verstehen konnte.
Die Hyptons schienen es nicht einmal eines Blickes zu würdigen. Längst hatte sich unter allen anwesenden Ligriden der Verdacht festgesetzt, dass ihre Partner es darauf anlegten, sie zu verärgern.
Dadurch forderten sie den Stolz der Krieger heraus. Kein Ligride ließ es sich bieten.
»Da die Ligriden die Ausführenden unserer Planungen sind«, meinte der Sprecher der Hyptons mit hoher Stimme, »wenden wir uns an euch. Ihr habt die Verantwortung für die Fehlschläge der letzten Zeit. Soviel ist sicher.«
»Ihr fordert also, dass wir noch mehr ligridische Schiffe herbeirufen? Aus der Heimatgalaxis etwa?«
»Woher sonst?«
»Vielleicht sind sie in der Lage, EVOLO und den Erleuchteten und Dharys zu finden.«
»Das ist zu bezweifeln.«
Alle Ligriden versuchten herauszufinden, was die Hyptons wirklich wollten. Bisher war es nicht möglich gewesen. Das Taktieren, das die Partner vorzogen, war nicht Sache des kämpferischen Sternenvolkes.
»Wollt ihr also, dass wir ein Expeditionskorps aus der Heimatgalaxis herbeirufen?«
»Das wird sich bald entscheiden. Noch sind wir unschlüssig.«
»Dann erscheint es mir sinnlos«, polterte Felur los, »die Konferenz noch fortzusetzen. Ich verlange klare Entscheidungen.«
Hin und wieder hatte Felur den Eindruck, als ob die Hyptons den Ligriden bewusst irgend etwas verschweigen würden.
Wenn es sich nicht um Hilfe handelte, die aus der ligridischen Heimatgalaxis kam, woher dann? Gab es etwa noch ein anderes Volk? Existierte etwa im Neuen Konzil noch ein Machtfaktor, den die Ligriden nicht kannten?
Felur stellte eine entsprechende Frage.
Die Hyptons verneinten aufgeregt.
»Ich denke«, stellte Lorad in bewundernswerter Ruhe fest, »dass ihr uns gegenüber nicht ehrlich seid. Ihr verschweigt uns mehr als notwendig.«
»Keine Spur!«, sagte der Sprecher und zuckte erregt mit den Schwingen. »Wir legen keinen Wert darauf, noch andere Machtfaktoren an der Eroberung von Manam-Turu zu beteiligen. Wir müssten sie erst finden.«
»Ihr habt es nicht mit leicht manipulierbaren Raumfahrern zu tun. Die Ligriden, und ich sage euch nichts Neues, haben diesen Vorstoß freiwillig und aus dem kriegerischen, kämpferischen Geist unseres Volkes heraus unternommen«, gab Felur mit erhobener Stimme zu bedenken.
»Wir sind dafür, die Sitzung zu unterbrechen. Wir sind von den Eindrücken ein wenig überfordert«, bat der zweite Sprecher nach einer kleinen Weile. »Hoffentlich stört euch diese Bitte nicht.«
»Keineswegs.«
Wieder einmal wurde die Konferenz unterbrochen. Es schien, als ob die Delegation der Fledermauswesen jedes – wenn auch nur vorläufige – Ergebnis hinauszögern wollte. Warum? Warteten sie auf eine Nachricht? Verbargen sie wirklich etwas vor ihren Partnern?
Ratlosigkeit und Ärger blieben bei den Ligriden zurück.
*
Im Quartier der Hypton-Delegation herrschten tiefes Halbdunkel und jene Temperatur, die dem Organismus der Fledermauswesen entsprach. Ununterbrochen pumpten die Umwälzanlagen von diesem Sektor der Raumstation eisige Luft in den Raum hinein.
Eine Traube von fünfzehn Hyptonkörpern hatte sich zusammengeschlossen. Immer wieder sonderte diese Traube ein oder zwei Mitglieder ab, die dann in den Dialog mit den Ligriden eintraten.
»Ich wiederhole die Frage«, meldete sich Fyrrt. »Unter keinen Umständen kann unsere Unterhaltung abgehört werden?«
Für diesen besonderen Fall war der hierarchische Aufbau der Hypton-Traube vorübergehend aufgehoben worden. Jeder der fünfzehn und auch die beiden Vertreter, die jetzt erwartet wurden, stellten einen gleichberechtigten Faktor dar.
Unwillen schwang in der Antwort mit.
»Unqualifizierte Frage. Dank unserer Voraussicht würde kein Ligride es wagen, uns zu belauschen. Er würde auch nicht riskieren, einem Roboter einen entsprechenden Befehl zu geben.«
Innerhalb der Traube hingen zwei Alte. Sie brachten ihre Erinnerungen und Vorstellungen mit; schließlich ging es um eine Schlacht, die gewonnen werden musste.
»Wartet noch«, meinte Vyxxi beschwichtigend. »Sirr und Wydd werden erwartet. Möglicherweise wissen sie etwas über den Faktor Hellenker.«
Wieder trat Schweigen ein.
Die Ligriden hatten schon beim Bau von BASTION II auf ihre Partner gebührend Rücksicht genommen und die Decke mit einem metallenen Netz verkleidet, das den Krallen der Hyptons Halt gab. Ein Murmeln, das fast jenseits der Hörgrenze lag, breitete sich aus und wurde unterbrochen, als sich die innere Schleusentür öffnete. Wydd und Sirr schwebten herein, flatterten um die Traube herum und hängten sich dann an ihren Platz.
Nach einer Denkpause, und als innerhalb der Traube wieder Beruhigung eingetreten war, löste sich ein Teil des inneren Bannes. Die Frage tauchte auf.
»War etwas über Hellenker und die anderen willenlosen Ligriden-Späher zu erfahren?«
Hellenker und andere waren, ohne dass es offiziell den Partnern in dieser Eroberungsauseinandersetzung mitgeteilt wurde, nachdrücklich auf die Spuren EVOLOS angesetzt worden. Auf diesem Weg, so hofften die Hyptons, würde es gelingen, an die seltsame, mächtige Waffe des Erleuchteten heranzukommen.
»Absolut negativ.«
»Was kann der Grund sein, dass sich Hellenker noch nicht hat hören lassen?«
Fragendes Gemurmel war zu hören. In der Kühle und der Dunkelheit fühlten sich auch die beiden Hyptons wieder wohl, die zuletzt Sprecher gewesen waren.
»Niemand weiß es. Bisher war er sicher erfolglos.«
Die Gesamtheit der Traube hatte nachgedacht und sprach jetzt ohne Scheu und Zurückhaltung aus, was diesen Abschnitt der Eroberung betraf.
»Manam-Turu ist schwer zu erobern und schwer zu kontrollieren. Die Ligriden sind schuldlos daran, denn sie führen unsere Befehle auf ihre Art aus. Ein Kämpfervolk sind sie! Aber deswegen wurden sie von uns auch ausgewählt.
Es liegt in der Natur ihrer Organisation, dass auch Fehler auftreten. Ungeduld ist begreiflich, sollte aber nicht Kern unseres Handelns sein. Wir müssen damit rechnen, dass bei einigen ihrer Kriegsherren der Wunsch aufkommt, sich aus dieser Galaxis zurückzuziehen. Aber bei der Masse der stolzen Krieger ist damit nicht zu rechnen.«
Der Einzelträumer am Ende der Traube mischte sich ein und brachte diesmal ernsthafte und beachtenswerte Einwände.
»Wenn sich die Ligriden wirklich auf ihre Heimatgalaxis rückbesinnen? Wenn sie jemals merken sollten, dass wir sie manipulieren? Was dann?«
»Sie werden es niemals merken!«
Die Antwort der Traube war drängend und entschlossen. Diese Möglichkeit schied aus.
»Wir würden gewarnt werden. Überall sind Kundschafter und Informanten unterwegs, in allen Bezirken der Galaxis.«
»Stahlmänner«, fuhr ein anderer Hypton fort, »beeinflusste Fremdwesen,