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Atlan 801: Die Zeitschule von Rhuf. Falk-Ingo KleeЧитать онлайн книгу.

Atlan 801: Die Zeitschule von Rhuf - Falk-Ingo Klee


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Stelle, die das Gerät anzeigte, bedeckte ein dichter Pflanzenteppich aus hartlaubigen Ranken den Untergrund. Atlan packte mit der behandschuhten Rechten zu und versuchte, die elastischen Ausläufer aus dem Boden zu reißen, doch sie widerstanden seinen Anstrengungen. Kurzerhand zerstrahlte er das Gestrüpp.

      Ein dunkles Loch tat sich auf, das sich bei näherem Hinsehen als Eingang zu einem Schacht entpuppte. Obwohl er halbverschüttet war, schien er begehbar zu sein, jedenfalls ließen Schutt, Geröll und Erdeinbrüche noch genügend Raum, um einem ausgewachsenen Mann das Durchkommen zu ermöglichen.

      »Der Gang wirkt noch einsturzgefährdeter als die Pyramide«, meinte Chipol skeptisch. »Sollten wir nicht lieber weitersuchen? Vielleicht gibt es noch einen besser erhaltenen Zugang zu dem Sender.«

      »Das ist nicht auszuschließen, trotzdem riskiere ich es.« Der Aktivatorträger verstaute den Detektor und befestigte einen Handscheinwerfer an seiner Montur. »Ihr könnt ja hier auf mich warten.«

      »Das kommt überhaupt nicht in Frage«, protestierte Anima, und der Daila setzte hinzu: »Wenn du gehst, gehen wir alle.«

      Atlan nickte zustimmend, denn er hatte nichts anderes erwartet. Mit einer lässigen Bewegung schaltete er die Lampe an, ging in die Hocke und leuchtete den Boden der Röhre aus. Er lag etwa drei Meter unter der Oberfläche, eine grobgeschotterte, leicht geneigte Rampe mit Wänden aus festgestampftem Lehm. Bizarres Wurzelwerk hatte das Erdreich durchstoßen und ragte in den Schacht hinein, Steintrümmer, verrottetes Laub und morsche Aststücke lagen in der Grube.

      Der Arkonide zögerte nicht. Sich mit einer Hand abstützend, sprang er in die Tiefe und kam federnd auf. Holzstücke zerbrachen unter dem Gewicht des Aufpralls, eine dürre Wurzel wurde abgeknickt, lockere Erde rutschte in das Loch. Der Gang selbst blieb unverändert.

      Atlan streckte die Arme aus und war Anima behilflich. Für einen Augenblick hatte er das Gefühl, dass sie sich an ihn schmiegte, er fühlte ihren wohlgeformten Leib an seinem Körper, glaubte ihre Wärme zu spüren und ein inniges Leuchten in den ausdrucksvollen grünen Augen mit den golden funkelnden Pünktchen in der Iris zu erkennen.

      Willst du der Minne frönen oder einen Hathor finden?

      Ernüchtert setzte der Unsterbliche seine Begleiterin behutsam ab, konnte sich allerdings nicht verkneifen, seinen Logiksektor mit einem Schimpfwort zu bedenken. Der reagierte mit einem spöttischen Impuls.

      Mit einem dumpfen Laut landete Chipol neben den beiden anderen im Loch. Er hatte ebenfalls seinen Handscheinwerfer eingeschaltet und kletterte voller Tatendrang über das Geröll hinweg auf die Tunnelmündung zu.

      »Nicht so hektisch«, mahnte Atlan zur Besonnenheit und hielt ihn fest. »Wir halten es wie früher: Der Erfahrenste geht voraus.«

      »Bitte.« Der Daila blieb stehen und deutete einladend auf die Öffnung. »Alter vor Schönheit, anwesende Damen ausgenommen.«

      »Frecher Kerl«, lachte Anima und versetzte ihm einen kameradschaftlichen Rippenstoß.

      Der Junge grinste breit und zwinkerte ihr vertraulich zu, als der Arkonide ihm scherzhaft mit dem Finger drohte. Dieses kleine Intermezzo war typisch für den Umgang der drei untereinander und zeigte, dass das Betriebsklima stimmte, doch gleich darauf war man wieder mit dem gebührenden Ernst bei der Sache.

      Atlan hatte seinen Strahler gezogen und leuchtete in den Schacht hinein. Im tanzenden Schein des Lichtkegels war ein aus behauenen Felsquadern errichtetes Gewölbe zu erkennen, dessen ovale Form an eine Abwasserröhre unterirdischer Kanalisationsnetze erinnerte.

      Hier und da hatte sich ein Stein aus der Verankerung gelöst und lag als Hindernis im Gang. Wurzeln hatten etliche Blöcke nach innen gedrückt, Bodenerhebungen und eingespültes Erdreich verminderten die Scheitelhöhe von gut zwei Meter teilweise um dreißig bis vierzig Zentimeter. Verschiedene kleine Insekten, die sich vermutlich von organischen Abfällen ernährten, huschten über den Boden, feuchte, modrige Kühle drang aus dem Tunnel.

      Der Arkonide zog den Kopf zurück und informierte seine Begleiter über das, was er gesehen hatte. Er schloss mit den Worten:

      »Ich denke, wir können es wagen, in den Gang einzudringen, ohne damit rechnen zu müssen, dass wir verschüttet werden. Zwar ist das Gewölbe ziemlich verfallen, dennoch macht es einen stabilen Eindruck. Es scheint wie die Pyramiden für die Ewigkeit gebaut worden zu sein.«

      »Worauf warten wir dann noch?«, fragte Chipol herausfordernd. »Ergründen wir das Geheimnis endlich.«

      Da auch Anima keine Einwände hatte, drang der Aktivatorträger an der Spitze der kleinen Truppe in die Röhre ein. Schon nach wenigen Schritten musste er sich bücken, um nicht anzustoßen, dann kam er nur noch kriechend weiter. Als er sich wieder aufrichten konnte, musste er sich an einem Erdeinbruch vorbeizwängen, der auch ein Stück der Wand eingerissen hatte.

      »Haltet Abstand!«, rief der Aktivatorträger, der sich immer wieder nach seinen Gefährten umdrehte. »Wir können einander nur helfen, wenn wir nicht alle gleichzeitig in Not geraten.«

      Der subplanetare Korridor verzerrte seine Stimme zu einer gespensterhaft hohlen Tonfolge, die von den Mauern als dumpfes Echo zurückgeworfen wurde. Dennoch wurde er verstanden, denn die beiden anderen gingen deutlich auf Distanz – vor allem Chipol, der die Nachhut bildete. Er hatte seine Waffe ebenfalls schussbereit in der Hand.

      Es ging nun deutlich steiler nach unten, und je tiefer sie kamen, um so geringer wurden die Beschädigungen. Bis hierher reichten die Wurzeln der Baumriesen nicht herab, Wassereinbrüche und Bodenverwerfungen gab es nicht mehr. Der Regen versickerte bereits in den oberen Schichten und wurde dort von den Pflanzen gierig aufgesogen. Die Besatzung der STERNSCHNUPPE kam nun zügig voran.

      Nach knapp fünfzehn Minuten ereignislosen Fußmarsches durch einen eintönigen dunklen Stollen, der wie mit dem Lineal gezogen war und stetig abwärts führte, deutete sich eine Veränderung an. Die Röhre erweiterte sich zu einer Art Höhle.

      Es war kein natürlicher Felsendom, sondern ein gemauertes Gewölbe, das fast dem Verlies einer mittelalterlichen Burg ähnelte. Welchem Zweck das Gemäuer diente, war nicht einmal zu erraten, denn es gab weder irgendwelche Gegenstände noch Hinweise auf die Funktion, es existierten keine Nischen und Abzweigungen. Wie geisterhafte Leuchtfinger huschten die Lichtbahnen der drei starken Scheinwerfer über Wände und Boden.

      »He, seht mal her!«, rief Chipol aufgeregt. »Ich habe einen zweiten Ausgang aus der Höhle entdeckt.«

      Atlan und Anima fuhren herum und richteten ihre Lichtquellen fast synchron an der Lampe des Daila aus. Die gebündelten grellen Strahlen verloren sich irgendwo, rissen jedoch zugleich die Begrenzung einer Öffnung aus der Finsternis.

      »Es ist unglaublich!«, stieß Anima hervor. »Ich kann es nicht fassen!«

      Ein wenig befremdet musterte der Arkonide die Frau an seiner Seite.

      »Warum bist du denn auf einmal so hektisch? Außer einem Durchlass kann ich nichts erkennen.«

      »Es ist der Zugang zu einer Zeitgruft!« Unwillkürlich flüsterte sie, ihre Stimme klang beinahe andächtig. »Und er ist offen.«

      »Ich habe zwar noch keine Zeitgruft gesehen, aber nach allem, was ich davon gehört habe und was du mir selbst erzählt hast, ist der Einstieg stets von einem Lamellenschott verschlossen und beeindruckender als das Loch vor uns.« Zweifelnd blickte Atlan seine Begleiterin an. »Bist du sicher, dass du dich nicht täuschst?«

      »Absolut sicher. Ein Irrtum ist ausgeschlossen«, sagte Anima mit Bestimmtheit. »Zeitgrüfte sind unverwechselbar. Ich war lange genug mit Goman-Largo und Neithadl-Off unterwegs und kenne mich aus.«

      »Gut. Ich unterstelle also, dass du Recht hast, doch warum ist ausgerechnet diese Zeitgruft nicht verschlossen?«

      »Das kann ich dir beim besten Willen nicht sagen«, bedauerte die schlanke junge Frau. »Vielleicht ist dieser Unbekannte dafür verantwortlich.«

      Dieser Gedanke hat etwas für sich, räumte der Extrasinn ein. Als Hüter des Lichts verfügte Tengri Lethos über


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