Perry Rhodan 118: Kampf gegen die Vazifar (Silberband). Peter TerridЧитать онлайн книгу.
Albtraum war vorbei, doch Larsa Hiob schlief inzwischen.
Als sie erwachte, wusste sie sofort, dass sie noch zwei Aufgaben zu erledigen hatte, bevor sie Imbus verließ. Sie musste Rubin Frekk bewegen, an Bord zurückzukehren. Und sie hatte Njasi Dank zu sagen für die Rettung in letzter Sekunde.
Auf dem Weg zur Schleuse begegnete sie Valba Sringhalu.
»Ich will mir das Tal noch einmal ansehen«, sagte die Asiatin.
Larsa schloss sich ihr an. Die Schleuse stand offen. Roboter holten die letzten Ausrüstungsgegenstände vom alten Lagerplatz zurück an Bord.
Der Wind hatte aufgefrischt und wirbelte dünne Schwaden einer nebligen Substanz auf.
»Was ist das?«, fragte Larsa überrascht. Im nächsten Moment sah sie die Gestalt. Sie ging vornübergebeugt, jeder Schritt schien ihr Schwierigkeiten zu machen.
»Rubin Frekk!«, rief Valba ungläubig.
Larsa hatte den deutlichen Eindruck, etwas sei auf katastrophale Art und Weise aus dem Gleichgewicht geraten. Sie lief den Steg hinab, und Valba folgte ihr.
Rubin Frekk blieb stehen. Er war dem Verlauf der großen Kristallader gefolgt – und erst jetzt registrierte Larsa bewusst, dass der fahle Dunst von den Kristallen aufstieg und verwehte.
»Rubin, was geht hier vor?«, fragte sie außer Atem.
»Ein viertes Buch muss geschrieben werden«, antwortete der Junge. »Doch es ist unklar, wer es schreiben soll, da ohnehin bald ... nichts mehr sein wird.«
Larsa ergriff ihn an den Schultern und schüttelte ihn. »Was ist los? Wieso wird bald nichts mehr sein?«
»Njasi hat ihren Fehler erkannt. Das Buch Merison war unvollständig. Du hattest recht. Nicht alle Substanzen, die formungs- und einigungsfähig sind, verdienen Njasis Hilfe. Es gilt, den Unterschied zwischen Gut und Böse zu machen.«
»Das war nur so eine Idee von mir, Rubin«, sagte Larsa geradezu beschwörend. »Niemand hat einen Fehler begangen. Im Gegenteil, wir schulden Njasi Dank für unsere Rettung. Rubin, was ist das für ein Nebel, der von den Kristallen aufsteigt?«
»Der Nebel des Todes«, antwortete er. »Das vierte Buch wird das Buch der Sühne und des Todes sein. Njasi hat einen Teil ihrer Substanz hergegeben, um Wesen zu helfen, die ihrer Hilfe nicht würdig sind. Das muss gesühnt werden.«
»Wie, Rubin?«, schrie Larsa in beginnender Verzweiflung.
»Durch Hinwendung zur höchsten Entropie, zum Zustand der größtmöglichen Unordnung. Durch Auflösung.«
Die Kristallader hüllte sich in dichter werdende Wolken. Sie schmolz geradezu dahin.
»Das darf nicht sein!«, rief Larsa. »Ihr begeht einen Fehler ...«
Ihr Blick fiel wieder auf Rubin, und für einen Augenblick fürchtete sie, den Verstand zu verlieren. Der Junge wurde blass und – durchscheinend.
»Rubin!«, schrie die Wissenschaftlerin, und Valba schrie ebenfalls den Namen.
Sekunden später war der Junge verschwunden. Der Dunst verwehte. Eine tiefe Furche erstreckte sich im Talboden, wo bislang der Kristallstrang verlaufen war. Njasi hatte sich aufgelöst – und mit ihr Rubin Frekk.
»Das hat er nicht verdient«, sagte Valba.
Verdient, dachte Larsa niedergeschlagen. Was heißt schon verdient? Sie hatte das Gefühl, nichts mehr zu verstehen.
4.
Der schrille Alarm riss Mountvador aus tiefem Schlaf.
Mit einem Satz sprang der Galakto-Mediziner von der Liege. Er griff nach dem langen Gewand, das er am Abend zuvor achtlos abgelegt hatte. Mit einem einfachen Knoten des Gürtels verschloss er den mantelähnlichen Rock.
»Mitten in der Nacht.« Er seufzte. »Was haben die Dummköpfe wieder angestellt?«
Über Interkom rief er nach Ath-Vrilov. Sein engster Mitarbeiter meldete sich nicht.
Müde blickte er aus dem Fenster. Dumpfe Schreie hallten durch die Nacht, sie übertönten sogar den Alarm.
Mountvador runzelte die Stirn.
Endlich sprach der Interkom an. Ath-Vrilov blickte verwirrt drein. »Alarm wurde ausgelöst«, sagte er.
»Ich will wissen, warum.« Mountvador reagierte ungehalten.
»Ich glaube, die Bestien greifen an.«
»Ich glaube, ich glaube ...«, blaffte der Ara. »Kümmern Sie sich darum, Ath-Vrilov, und zwar plötzlich! Ich bin in fünf Minuten im Hauptlabor, dann will ich einen genauen Bericht haben.«
Er unterbrach die Verbindung und eilte aus dem Wohntrakt hinüber zur eigentlichen Forschungsstation. Der größte Teil der aus Stahllit bestehenden Doppelkuppel war transparent. In den wichtigsten Räumen wurde es hell.
Weit hinter der Station zuckten Blitze in den Nachthimmel. Aus der Richtung hallte auch das vielstimmige Gebrüll heran. Mountvador war sicher, dass die Entladungen von dem Energieschutzgitter stammten, das den kleinen Landeplatz von der Forschungsstation trennte.
Dort tobten die Bestien.
Der Einfachheit wegen nannte der Ara die Fauna des Planeten so. Als Fachmann für Galakto-Medizin und Spezialist für exobiologische Probleme hatte er in sechs Jahren auf Shourmager schon manche Überraschung mit der Tierwelt erlebt. Es gab wohl keine zweite Welt wie diese.
Dass die Tiere die Station direkt angriffen, war allerdings neu.
Mountvador betrat die Doppelkuppel. Ein mechanischer Lift trug ihn in die oberste Etage. Vom Hauptlabor aus bot sich die beste Übersicht über die nähere Umgebung.
Von seinen sechs Mitarbeitern, alle Aras, waren vier schon anwesend. Eine der Frauen und Ath-Vrilov fehlten.
»Stehen Sie nicht herum wie tiefgefrorene Salzsäulen!«, herrschte der Galakto-Mediziner seine Leute an. »Schalten Sie die Außenscheinwerfer und die Kameras ein! Ein Roboterkommando muss nach draußen und das Verhalten der Bestien beobachten.«
»Letzteres hat Ath-Vrilov schon veranlasst«, sagte Mesenanda, eine der Frauen. »Er ist sogar selbst mit zum Landeplatz gegangen. Hoffentlich passiert ihm nichts.«
»Was soll ihm schon passieren?« Mountvador reagierte besonders unwirsch. »Er kann auf sich aufpassen. Außerdem sind die Roboter bei ihm.«
Mesenanda, die sich selbst als Instinkt-Diagnostikerin bezeichnete, justierte die Optiksensoren. Mehrere Scheinwerfer erleuchteten den nur wenige hundert Meter entfernten Landeplatz. Drei kleine Raumschiffe standen dort.
Das kreisförmige Areal wurde von einem Energiegitter umschlossen, das bis etwa dreißig Meter Höhe wirksam war.
Ath-Vrilov und die Roboter befanden sich an der abgewandten Seite des Energiezauns. Außerhalb des Gatters herrschte ein wildes Getümmel, dort kletterten die unterschiedlichsten Tiere übereinander. Immer höher wuchs der Berg aus zuckenden Leibern.
»Sind die verrückt geworden?«, entfuhr es Mountvador.
»Mit normalem Instinktverhalten hat das jedenfalls nichts zu tun«, antwortete Mesenanda.
Der junge Gornim ließ sich von dem Schauspiel nicht sonderlich beeindrucken. »Jedenfalls eine völlig neue Reaktion dieser total verrückten Tierwelt«, sagte er.
»Diese Welt ist ein einziges biologisches Rätsel.« Mountvador redete zu sich selbst. »Aber ich werde dieses Geheimnis lüften.«
In dem fast schon zaunhohen Getümmel aus Tierleibern überwog der Typ der Großechsen, die eine Länge von zwei Metern erreichten. Kleinere Tierarten, vor allem wieselähnliche Geschöpfe, bildeten die Spitze der Traube.
»Sie werden die Oberkante des Energiezauns erreichen«, sagte Gornim.
Mountvador