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Atlan 562: Gefahrenstufe eins. Falk-Ingo KleeЧитать онлайн книгу.

Atlan 562: Gefahrenstufe eins - Falk-Ingo Klee


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dass noch etwas zu retten ist.«

      Der Wissenschaftler blickte sich unbehaglich um. Sie besaßen keinen beweglichen Untersatz mehr, beide Space-Jets waren vernichtet worden.

      »Wir können der FRESH nicht helfen. Sollen wir uns zum Dorf der Libellenmenschen begeben?«

      Atlan schüttelte den Kopf.

      »Was hätte das für einen Sinn?«

      »Worauf willst du warten?«, antwortete Hage Nockemann mit einer Gegenfrage. »Ein Platz ist so gut oder so schlecht wie der andere.«

      »Eben!«

      »Ich will dir nicht zu nahe treten, aber jetzt erinnerst du mich an Blödel«, brummte der Solaner gekränkt. »Der muss auch immer das letzte Wort haben.«

      Dass Nockemann nicht wirklich getroffen war, zeigte sich an dem verklärten Gesichtsausdruck. Er verriet zugleich deutlich, wie sehr der Galakto-Genetiker sich innerlich mit der wissenschaftlichen Positronik verbunden fühlte, die er abfällig »Blödel« nannte, dabei hätte er nie öffentlich zugegeben, dass ihm der Rechner fehlte. Beide – Mensch und Maschine – hatten eine Beziehung zueinander entwickelt, die weit über das hinausging, was man gemeinhin von einem Wissenschaftler und seiner Elektronik erwartete. Blödel – das war für Hage nicht einfach eine Kombination von Chips, Schaltkreisen und Speichern, sondern ein Gesprächspartner, ein Wesen, förmlich ein Freund. Hätte man ihn allerdings darauf angesprochen, hätte er das mit Vehemenz als Unterstellung bestritten.

      »Es freut mich, dass du mir einen solchen Status einräumst«, sagte Atlan und musste unwillkürlich lächeln. »Allerdings kann ich dir nicht versprechen, Blödel völlig zu ersetzen. Mir fehlt da ein bisschen die Erfahrung als positronisches Pendant.«

      Misstrauisch beäugte Nockemann den anderen, dann beklagte er sich:

      »Du machst dich über mich lustig.«

      »Nichts läge mir ferner, Hage. Oder nimmst du mir einen kleinen Scherz übel?«

      Der Wissenschaftler zog die Stirn kraus, dann lachte er.

      »Nein, Blödel ist nämlich manchmal auch ein Spaßvogel, mitunter sogar ein arger Schelm.«

      Atlan zwang sich zu einem säuerlichen Lächeln. So wörtlich hatte er es nun wirklich nicht gemeint. Demonstrativ ging er einige Schritte zur Seite und suchte den Himmel mit den Augen ab. Das kleine Pelzwesen trat an seine Seite.

      »Glaubst du, dass man uns auch töten will wie Curie, Vorlan und die anderen an Bord der FRESH?«

      »Zumindest im Augenblick gibt es keine Anzeichen dafür, Sanny.« Beruhigend legte der Unsterbliche seine Hände auf die Schultern der Moolatin. »Du brauchst dich nicht zu ängstigen. Es kann nicht mehr lange dauern, bis die echte SOL hier ist. Du hast es selbst gehört.«

      »Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage«, zitierte Nockemann, der den beiden gefolgt war und die Unterhaltung mitbekommen hatte.

      »Das ist von Shakespeare.«

      Der Wissenschaftler strahlte Atlan an, als hätte der ihm soeben den Stein der Weisen vermacht.

      »Ich gehe jede Wette ein, dass kaum jemand an Bord der SOL das gewusst hätte – bis auf Blödel natürlich. Allmählich glaube ich tatsächlich an eine gewisse Affinität zwischen euch.«

      Der Arkonide blickte sein Gegenüber befremdet an.

      »Vergiss es.«

      »Bist du etwa eingeschnappt?«

      »Nein, aber mir ist gerade eingefallen, dass ich völlig andere Schaltkreise besitze als eine Positronik.«

      »Seht doch – die FRESH! Sie existiert noch!«

      Der Ausruf Sannys unterbrach das Geplänkel der beiden Männer. Tatsächlich zeichnete sich am Horizont ein leuchtender Punkt ab, der rasch größer wurde. Ein zweiter, wesentlich größerer Körper folgte ihm, doch er begnügte sich nicht damit, sondern feuerte auf das vergleichsweise winzige Objekt. Unwillkürlich hielt die kleine Gruppe den Atem an, als eine Salve die Kugel am oberen Pol traf und ihre Schirme aufleuchten ließ.

      Wie ein Geschoss stürzte die Korvette nach unten. Schon befürchteten die drei, dass das Beiboot getroffen war und auf dem Boden zerschellen würde, als es wenige hundert Meter über der Oberfläche abgefangen wurde und sich nach einer rasanten Kurve spiralig nach oben schraubte. Ein schaurig klingendes Orgeln erfüllte die Luft.

      Wieder feuerte die Parallel-SOL. Brick hatte es nicht bei dem Aufstieg belassen, sondern den Raumer in eine Parabel gezwungen, die das Material bis an die Grenzen seiner Festigkeit belastete. Dieses gewagte Manöver bewahrte die SZ-2-11 zwar vor einem Volltreffer, doch die Schirmfelder waren der auftreffenden Restenergie des Beschusses nicht gewachsen und brachen zusammen.

      Nockemann gab einen erstickten Laut von sich und wandte sich ab. Unzweifelhaft bedeutete der nächste Treffer das Ende der nun ungeschützten FRESH und ihrer kleinen Besatzung; er, der sich dem Leben verschrieben hatte als Wissenschaftler, konnte und wollte es nicht mit ansehen.

      Mit unbewegtem Gesicht blickte Atlan nach oben. Seine Miene verriet nicht, was er dachte, aber trotz seines mehr als zehntausendjährigen Lebens, in dessen Verlauf er den Tod vieler Individuen miterlebt hatte, war er innerlich nicht weniger aufgewühlt als der Galakto-Genetiker.

      Curie und Vorlan waren nicht seine Freunde wie etwa Perry Rhodan, sie standen ihm persönlich nicht so nahe, aber es war immer wieder schmerzhaft und deprimierend zugleich, hilflos zusehen zu müssen, wie Intelligenzen einfach vernichtet wurden. Es konnte doch nicht der Sinn des Lebens sein, dass sich hochstehende Wesen gegenseitig töteten.

      Ein Raubtier, das eine Beute riss, tat das nicht, weil es grausam war, sondern weil es überleben wollte, aber warum gab es so etwas wie Krieg oder jetzt diese Jagd auf die Korvette, bei der das Ende feststand? Wem konnte ein Schiffchen wie die FRESH gefährlich werden? Der Geister-SOL bestimmt nicht. Was veranlasste die Geschöpfe an Bord der Hantelraumer-Kopie dazu, das Beiboot zu vernichten? Woher kam die zweite SOL überhaupt?

      Du hast die Super-Intelligenzen vergessen, erinnerte der Logiksektor. Und Hidden-X.

      »Meinst du, dass der, der hinter dieser Doppel-SOL steckt, Angst vor einer Korvette hat?«, gab der Weißhaarige bitter zurück.

      Sicherlich nicht, aber es könnte ein wichtiger Schachzug in der Auseinandersetzung sein.

      Atlan gab sich damit zufrieden. Es war müßig, sich den Kopf weiter darüber zu zerbrechen.

      Der Aktivatorträger richtete den Blick wieder zum Himmel. Mit tollkühnen Manövern war es Vorlan bis jetzt gelungen, die FRESH vor der Vernichtung zu bewahren, aber man musste kein Hellseher sein, um zu erkennen, dass die Lage für Brick absolut hoffnungslos war.

      »Atlan, ich habe eben berechnet, wie die Korvette sich retten kann«, rief Sanny plötzlich.

      Elektrisiert fuhr der Arkonide herum.

      »Was ist es? Sage es mir – schnell!«

      Noch während er sprach, nahm er das kleine Funkgerät und schaltete es ein.

      »Die FRESH kann der Geister-SOL nur entkommen, wenn sie hier auf der Landschaft im Nichts landet.«

      »Curie, Vorlan, hier ist Atlan!« Hastig gab er durch, was die Paramathematikerin ermittelt hatte. Er hatte keinerlei Bedenken, die Botschaft zu übermitteln, denn zu oft schon hatte die Moolatin ihre besonderen Fähigkeiten unter Beweis gestellt. »Beeilt euch, ehe es zu spät ist.«

      Curie van Herling, die den Anruf entgegengenommen hatte, bestätigte knapp. Ihre Stimme klang gepresst. Wahrscheinlich hatte sie nicht mehr damit gerechnet, dass es noch eine Möglichkeit geben konnte, mit heiler Haut davonzukommen.

      Der Pilot reagierte augenblicklich. Die SZ-2-11 stürzte wie ein Stein nach unten, wurde abgefangen, geriet ins Trudeln, schoss im spitzen Winkel nach rechts weg und kehrte im weiten Bogen zurück.

      Wieder hatte Brick das Glück des Tüchtigen. Eine Salve


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