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Mythor 73: Die Alptraumritter. Hans KneifelЧитать онлайн книгу.

Mythor 73: Die Alptraumritter - Hans Kneifel


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Luxons gewann, wurde von Achar die Verfügungsgewalt über Luxon-Arrufs Augen an Necron übertragen.

      Dass Arruf es dennoch vermochte, auch Necrons Augen zu kontrollieren, hatte Achar wohl nicht bedenken können.

      Die Gegenüberstellung hatte nichts geändert. Necron und Arruf wussten, was ihnen geschehen war, und was sie vermochten.

      Nur der Tod von einem der Männer würde dem anderen die ausschließliche Verfügungsgewalt über die eigenen Augen zurückgeben. Vorübergehend herrschte zwischen ihnen Frieden; nach wie vor empfand jeder, dass der andere zu einem echten Freund und Kampfgefährten werden konnte.

      »Er ist ... der Sohn des Shallad?«, fragte Elejid plötzlich, als habe er es zum ersten Mal nicht verstanden oder nicht begriffen.

      »Hast du etwas in den Ohren, Horier?«, schnappte Hrobon zurück und drehte einen seiner rotgefiederten Pfeile nach dem anderen um, damit sie sich in der Nähe der Hitze nicht verbogen.

      »Dann ist er zweimal der größte Krieger. Er überlebte Illanens Wahrspruch und ist der Sohn des toten Shallad. Er wird als Held an allen Lagerfeuern der Horier-Nomaden besungen werden.«

      »Ein trockener Mantel und ein Stück Braten würden es auch tun, aber auch eure Lieder höre ich gern«, gab Arruf zurück und lächelte zum ersten Mal, seit er der wasserspeienden Hölle entkommen war. »Ist das dein Reitvogel Kusswind, Hrobon?«

      »Er folgte mir während langer Reisen. Ab und zu ließ ich ihn in der Obhut gewissenhafter Freunde, aber seit Tagen rannte er hinter dem Yarl her, auf dem ich mich befand.«

      Elejid ließ es sich nicht nehmen, Arrufs Becher mit Wein zu füllen. Arruf rieb mit einem Zipfel der Zwehle seinen Nacken trocken. Das weiße Tuch zeigte dunkle Spuren von Schmutz, aber auch von Farbe, die sich unter dem Einfluss des warmen, mit seltsamen Salzen durchsetzten Wassers gelöst hatte.

      »Nun gut«, brummte Arruf und hob den Becher. »Also wirst du uns zur Mauer der Alten Welt führen, Elejid?«

      »Selbstverständlich. Wir bringen neue Waffen zu Shaer O'Ghallun.«

      Uinaho und Arruf wussten es bereits, weil die unglückliche Maldra es ihnen verraten hatte.

      »Wann brecht ihr auf?«

      »Morgen, nach Sonnenaufgang. Wir rasten nur eine Nacht hier.«

      »Uinaho und ich brauchen Pferde«, sagte Arruf und hoffte, dass sein neuer Status zur Erfüllung dieses Wunsches beitragen würde. »Und Sättel. Könnt ihr uns aushelfen?«

      »Wir sind glücklich, euch die stärksten und ausdauerndsten Tiere mit den weichsten Sätteln schenken zu können!«, betonte Elejid nicht ohne Feierlichkeit. Arruf grinste breit. Uinaho wurde dadurch der Wind aus dem Segel seines Zorns genommen, und die Horier versicherten sich dadurch des Wohlwollens eines Mannes, der später – vielleicht – auf Hadamurs Thron sitzen und über sie herrschen würde. Er konnte davon ausgehen, dass zumindest die Elejider Shallad Hadamur nicht sonderlich schätzten, sofern sie überhaupt eine herrschende Macht anzuerkennen gewillt waren.

      »Wir danken. Unsere Waffen – ich sehe, man bringt sie gerade.«

      Zwei Nomaden schleppten die trockenen Kleidungsstücke und die Waffen ans Feuer. Man hatte Uinaho und Arruf entwaffnet und ihnen Mäntel und Wämser abgenommen, bevor die Nomaden sie mit Pfeilschüssen in Illanens Springende Quellen gejagt hatten.

      Die Nomaden legten Waffen und Mäntel schweigend und voller Respekt vor den Kriegern ins Gras.

      »Danke«, knurrte der Ay. »Und was geschieht nun, Arruf? Ich denke, wir sollten zum Hochzeitszug zurückreiten, nach Norden.«

      »Noch nicht«, sagte Arruf und stellte fest, dass seine Stiefel trocken waren, »denn in der Ruhe der Nacht habe ich mit dem Alleshändler noch einiges zu klären.«

      »Muss das sein?«, fragte Necron. Hrobon starrte erstaunt und fragend auf Necron. Noch wusste er nicht, was Uinaho von Arruf wusste, dass Arruf seine Augen mit einem anderen Mann teilte und dass dieser Fremde neben ihm saß und sich am Feuer wärmte und seine Ausrüstung trocknete.

      »Wir werden es nicht ändern können. Das muss ausgekämpft werden.«

      »Aber nicht jetzt.«

      »Nein«, antwortete Arruf scharf. »Irgendwann heute Nacht. Wenn alles ruhig ist. Ein solches Gespräch braucht Ruhe und einen Krug guten Wein.«

      »Meinetwegen«, knurrte der Alleshändler. »Von mir aus. Was sein muss, soll sein.«

      Sie warfen sich Blicke zu, die nur sie beide und höchstens Uinaho richtig deuten konnten.

      Die Nomaden und ihre schweigenden, verschleierten Frauen bewirteten ihren Stammesfürsten und seine Gäste auf das Trefflichste. Kleine Bratenstücke, in gewürzte Brotfladen eingeschlagen, Wein, mit wohlschmeckenden Kräutern oder mit frischem Quellwasser versetzt, verschiedene Nüsse, entkernte, zerteilte Früchte, die an langen Schnüren getrocknet worden waren, gesalzene Wurzelstücke und anderes wurden herumgereicht. Langsam zog Necron seine Stiefel an. Sie waren inzwischen getrocknet. In den Scheiden seines Messergurts stand noch Wasser, als er prüfend mit dem Zeigefinger darin bohrte. Er steckte seine Messer vor sich in den warmen Sand und legte den Gurt, nachdem er ihn mehrmals mit feinem Sand abgerieben hatte, zwischen sich und die schwarzgewordenen Glutreste. Die Spannung zwischen Arruf und ihm hatte nicht abgenommen – sie stieg. Sie vertiefte sich noch. Arruf war nicht mehr allein; er hatte Uinaho und diesen selbstbewussten, klugen Hrobon, den Heymal. Unablässig in den letzten Stunden hatte er über Luxon-Arruf nachgedacht. Er hätte sein Freund werden können. Arruf schien den Handel vergessen zu haben, der ihn in die Gewalt der Valunen gebracht hatte. Aber jetzt, die Gegnerschaft, die ungewollte Möglichkeit, dass jeder über die Augen des anderen verfügen konnte, wann immer es wollte, dieser teuflische Plan des Rachedämons ... es gab nur eine einzige Möglichkeit für ihn.

      Er war ein echter Steinmann; er musste so und nicht anders handeln.

      *

      Der Mond zeigte nur noch eine haarfeine Sichel. In der folgenden Nacht würden nur die Sterne am zweigeteilten Himmel leuchten. Arruf, Hrobon, Uinaho und der Stammeshäuptling saßen unter dem weit aufgespannten Vordach des Häuptlingzelts. Zu beiden Seiten steckte eine brennende Fackel im Sand, vor dem Zelt breitete sich der schwarze, in der Mitte rotglühende Kreis der Glut aus, der nur in der Mitte weiße Glut und winzige Flammen zeigte.

      »Morgen werden wir aufbrechen und mit euch zusammen zur Mauer der Alten Welt reiten«, versicherte der Häuptling. »Als Sohn des alten Shallad und als erfahrener Krieger wirst du erkannt haben, dass ich als Anführer der Nomaden mit Fremdlingen nicht anders umgehen konnte, als ich es mit euch tat.«

      Uinaho überwand sich, machte eine Geste von ausdrucksvoller, aber nicht ganz glaubwürdiger Großzügigkeit und brummte halbwegs versöhnlich:

      »Alles schon vergessen, Elejid.«

      »Prinz Odam ist also dein Verbündeter, Arruf?«

      »So kann man es nennen«, antwortete Arruf. »Auch er hat seine Schwierigkeiten. Vielleicht kann Shaer O'Ghallun ihm helfen.«

      »Er vermag viel, zweifellos. Wir werden es erfahren, wenn wir in Ash'Caron sind. Aber schon jetzt muss ich dich warnen, Arruf!«

      »Wovor?«

      »Vor Ash'Caron und allem, was es verkörpert. Die Stadt zwischen den Resten der Mauer ist voller seltsamer, gefährlicher und unverständlicher Wesen und Dinge. Es wird schwierig sein, bis zum Runenstein zu gelangen, der den Eingang zur Stadt kennzeichnet.«

      »Das wirst du uns morgen alles genauer sagen können«, meinte Arruf und gähnte.

      Von der Koppel der Pferde erscholl ein dumpfes Wiehern. Dann hörten der Stammesfürst und seine Gäste wirbelnden Hufschlag. Zuerst näherte er sich den Zelten, dann wurde er leiser, aber nicht langsamer.

      Die Männer sprangen auf und griffen nach ihren Waffen. Hrobon, der Heymal, steckte zwei Finger in den Mund und stieß einen gellenden Pfiff aus. Aus der Dunkelheit


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