Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1). Perry RhodanЧитать онлайн книгу.
seufzte. Also schön ...
Die Gefängniszelle war völlig leer. Rhodan ging in der hinteren Ecke, von der aus er den Vorraum im Blick hatte, in die Hocke und rutschte langsam die Wand hinab. Obwohl er hellwach und bis zum Zerreißen angespannt war, schloss er die Augen und gab vor, langsam in einen Dämmerschlaf zu fallen.
Seine Wächter nahmen ihn offenbar nicht mehr zur Kenntnis. Während der Roboter bewegungslos an Ort und Stelle schwebte und die kybernetische Riesenfledermaus hin und her watschelte und gelegentlich mit den Flügeln schlug, unterhielten sich die Onryonen ungeniert, als wäre er gar nicht vorhanden.
Drückten sie mit dieser vermeintlichen Missachtung ihre Geringschätzung für den unwürdigen Gefangenen aus? Oder wollten sie Rhodan verspotten? Das Gespräch drehte sich um onryonische Standardthemen: gemeinsame Toilettengänge, die neuesten Faenna-Holos, die Onryonen beim – igitt! – Essen zeigten, und um ihre Schlafrudel.
Doch plötzlich merkte Rhodan auf. »Glaubst du wirklich«, fragte der eine Wächter den anderen, »dass der Kommandant mit einer Belohnung rechnen kann, wie sie nur die Cairaner geben können?«
»Wenn sich unsere Beute wirklich als so wertvoll herausstellt, wie der Kommandant hofft ... ja, dann bekommt er vielleicht eine ViTraf ...«
»Meinst du das ernst? Es könnte eine Transfusion von Vitalenergie für ihn rausspringen?«
Vitalenergie-Transfusion ... Rhodan schauderte. Offenbar entzogen die die Cairaner nicht nur Lebenskraft, sondern setzten sie überdies als eine Art Währung ein, als Belohnung. Oder versprachen es wenigstens glaubwürdig genug.
»Wer weiß«, setzte der erste Onryone den Gedanken versonnen fort, »vielleicht lässt er diesen Preis ja allen Besatzungsmitgliedern zuteil werden ... wenn auch in verschiedenen Dosierungen ...«
So umständlich und zögernd er diesen Gedanken formulierte, so viel Hoffnung schwang darin mit. Die Aussicht auf Vitalenergie schien eine erhebliche Motivation für die Wächter darzustellen.
Als einer von ihnen wieder zu Rhodan herübersah, schien er ihn mit ganz anderen Augen zu betrachten. Nicht spöttisch oder verächtlich, sondern geradezu ehrfürchtig, als hätten sie endlich begriffen, wie wertvoll er noch für sie sein könnte.
Rhodan war allerdings ganz anderer Ansicht. Er hoffte inbrünstig, dass der Deal platzen und die Onryonen niemals dazu kommen würden, ihn an die Cairaner zu überstellen. Denn dann sanken seine Chancen, mit heiler Haut aus dieser Zwangslage herauszukommen, ins Bodenlose.
7.
BJO BREISKOLL
Der Metabolist
Verdammt, wo bleibt Donn Yaradua?
Hope Tiranjaar hätte am liebsten laut geflucht. Sie mochte den Metabolisten nicht, aber im Augenblick brauchte sie ihn wirklich dringend. Er war ein ungehobelter Klotz, der den meisten Besatzungsmitgliedern mit einer Ruppigkeit begegnete, die ihresgleichen suchte. Nur mit Gucky kam der Mutant einigermaßen klar, und mit Farye Sepheroa. Für Rhodans Enkelin schien er sogar so etwas wie Zuneigung zu empfinden.
Wie dem auch sei: Die Chefin der Inneren Sicherheit hoffte, dass er die beiden Würmer aufhalten konnte.
Sie waren genauso in das Schiff eingedrungen wie der erste. Einen Moment lang war Hope verwirrt gewesen, hatte geglaubt, die Kreatur, die Rhodan entführt hatte, wäre unvermittelt zurückgekehrt, doch dann war ihr klar geworden, dass es sich um andere Exemplare derselben Gattung handelte. Der erste Angreifer war also kein Einzelfall gewesen, keine Abnormität der Natur, die es irgendwie in den Linearraum verschlagen hatte.
Hope beobachtete auf den Holos, wie ihre Leute versuchten, die beiden Kreaturen aufzuhalten. Vergeblich.
Die Bilder waren auf schreckliche Weise vertraut; sie glaubte, alle schon einmal gesehen zu haben. Frauen und Männer, die in schweren Kampfanzügen die Wesen angriffen, deren Waffen jedoch nicht die geringste Wirkung erzielten. Die Geschöpfe sogen die Energie einfach auf.
Zumindest hatten die Besatzungsmitglieder gelernt, dass sie sich nicht in unmittelbare Nähe der Kreaturen begeben durften. So hielten sich die Verluste zumindest in Grenzen.
Aber Hope musste trotzdem hilflos mit ansehen, wie eine Elitesoldatin einem der Geschöpfe zu nah kam, während sie mit dem Thermostrahler Dauerfeuer gab. Der Wurm sog die glutheißen Strahlen fast begierig auf, und dann zuckte einer seiner Greifarme vor, durchdrang den Schutzschirm der Soldatin, als wäre er gar nicht vorhanden, und zog sie zu sich heran.
Diese Kreaturen gehen viel rücksichtsloser vor als die erste!, dachte Hope. Der Eindruck einer Schonung kam nicht auf. Die Wesen waren extrem gefährlich.
Der zweite Wurm machte gezielt Jagd auf Menschen. Er setzte den Raumsoldaten nach, die sich in seine Nähe wagten, wälzte mit brachialer Gewalt durch die Gänge, desintegrierte Zwischenwände und Armaturen, Einrichtungsgegenstände und Aggregate, ließ niemals ab von dem Ziel, das er einmal ins Auge gefasst hatte.
Und doch mussten sie und ihre Leute sich diesen beiden Kreaturen zum Kampf stellen!
»Wir haben neue Informationen über die beiden Geschöpfe«, meldete sich OXFORD über Helmfunk. Diesmal ließ die Bordpositronik sich nicht erst auffordern, ihre Erkenntnisse weiterzugeben. »Das eine Wesen zielt zweifellos auf das Lineartriebwerk. Das andere scheint kein fest umrissenes Ziel zu haben, sondern erzeugt lediglich jede Menge Chaos.«
»Heißt das, dass die Kreaturen einen genau definierten Auftrag haben?«
»Den Anschein hat es.«
»Sind diese Kreaturen intelligent und zielbewusst, oder werden sie gesteuert?« Die Sicherheitschefin stellte sich diese Frage nicht zum ersten Mal, aber eine Antwort hatte sie noch immer nicht bekommen.
»Ich gehe mittlerweile davon aus, dass sie gesteuert werden«, antwortete die Bordpositronik. »Dafür spricht zumindest das völlig unterschiedliche Verhalten. Wären sie instinktgetrieben, würden sie ein ähnliches Verhalten zeigen. So etwas ist nicht natürlich. Offenbar agieren sie, um einen klaren Auftrag zu befolgen.«
»Wie sieht der aus?«, fragte die Sicherheitschefin.
»Darüber liegen noch keine Informationen vor.«
»Ein erfolgreicher Angriff auf das Lineartriebwerk wäre für die BJO mittelfristig lebensgefährlich«, murmelte Hope wie zu sich selbst. »Deshalb müssen wir diese Kreatur zuerst aufhalten. OXFORD, ich warte darauf, dass sich Donn Yaradua bei mir meldet. Weißt du, wo er sich gerade aufhält? Ich habe ihn schon vor geraumer Zeit gerufen.«
»Er ist auf dem Weg in die Zentrale.«
»Er braucht aber verdammt lang ...«
Wie aufs Wort öffnete sich das Schott, und der Metabolist kam herein. Er war fast zwei Meter groß und trug sein braunes Haar kurz geschoren. Trotz seiner erstaunlichen Fähigkeit wirkte er eher unauffällig.
Hope Tiranjaar hütete sich, ihm irgendwelche Vorwürfe zu machen. Das hätte wahrscheinlich zu längeren Wortgefechten geführt, und dafür hatten sie nun wirklich keine Zeit.
»Du kommst spät«, sagte sie lediglich.
»Diese Kreatur ist völlig fremdartig«, überging Yaradua den schwachen Vorwurf. »Wenn ich meine Metabolistengabe gegen sie einsetzen soll, muss ich so nah wie möglich an sie heran.«
»Wir gehen gemeinsam in den Einsatz«, entschied Hope Tiranjaar.
Donn Yaradua betrachtete sie skeptisch.
Begeistert wirkt er nicht gerade, dachte die Sicherheitschefin.
*
Die Luft knisterte vor elektrischen Entladungen, als Hope Tiranjaar und Donn Yaradua sich in die vorderste Front der Elitesoldaten einreihten. Oder aber, das Geräusch ging von dem Wurm aus, der weiterhin die meisten Schüsse absorbierte, die auf ihn abgegeben wurden.
Die anderen, die fehlgingen, richteten einen beträchtliche