Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1). Perry RhodanЧитать онлайн книгу.
geprägten Zellaktivator.«
»Einen ... was?«
»Das hatte bislang keine nachweisbaren Auswirkungen«, sagte Farye fest. »Gilt die Unschuldsvermutung bei Unsterblichen nicht mehr?«
Rhodan seufzte. »Wir werden herausfinden, was aus ihm geworden ist. Selbstverständlich will ich so schnell wie möglich Kontakt mit der Liga Freier Galaktiker im Ephelegonsystem aufnehmen. Möchte Reginald treffen, mit ihm reden und sehen, was es mit dem Giganten und seinem unzerstörbaren Leib auf sich hat, der laut Zemina Paath seine Zentralgalaktische Festung behütet. Doch all dies darf ich nicht unvorbereitet tun. Zunächst will, nein: muss ich mir eine eigene, unvoreingenommene Meinung bilden, um mir einen unverstellten Blick auf die Verhältnisse zu bewahren.«
Rhodan sah in die Runde, schaute jedem Einzelnen kurz in die Augen, als wollte er ihn auf das einschwören, was er vorhatte. Denn dass er etwas vorhatte, bezweifelte Osmund keine Sekunde. Rhodan würde das neue Spezialteam der BJO BREISKOLL kaum versammeln, um es zu beschwichtigen, weil es nichts zu tun gab. Oder doch?
Nein, um nichts zu tun, hätten sie genauso gut auf der RAS TSCHUBAI bleiben können. Stattdessen hatte Farye Sepheroa die BJO als Kommando-Sondereinsatzschiff übernommen, mit regulärer Besatzung, aber ohne das bisherige Raumlandebataillon.
Vor ihrem Aufbruch nach Wanderer – vor ungefähr fünfhundert Jahren ... – hatte knapp über die Hälfte der Mannschaft die RAS verlassen, weil sie nicht das Risiko eingehen wollte, gar nicht oder erst Jahrzehnte oder Jahrhunderte nach ihrer eigenen Zeit zurückzukehren.
Osmund Solemani konnte es keinem verdenken. Auf jeden Fall machte der Personalschwund eine Neustrukturierung der Landetruppen nötig – und für die würden höchstens zwei der MARS-Kreuzer ausreichen, womit die BJO BREISKOLL abkömmlich war.
»So viele offene Fragen bedürfen einer Antwort«, fuhr Rhodan fort. »Wer sind die Cairaner? Mit welcher Legitimation handeln sie, auf welcher Machtbasis? Welche Ziele verfolgen sie?
Stimmt der erste Eindruck, den wir von ihnen gewonnen haben, oder schätzen wir sie womöglich falsch ein? Weshalb scheinen sie sich ausgerechnet für Atlan und mich so zu interessieren? Wie ist die aktuelle Lage in der Milchstraße? Gibt es andere neue Parteien?
Was ist mit der Liga passiert, was mit den alten Verbündeten? Auf wen können wir zählen? Welche neuen Verbündeten würden sich anbieten, falls sich zeigt, dass wir gegen die Cairaner vorgehen müssen?
Wie lange hat der Weltenbrand nach der Löschung noch angehalten? Was ist mit der Eiris? Was mit ES? Ich könnte stundenlang so weitermachen.«
»Danke, dass du es uns ersparst«, sagte Sholotow Affatenga. Die Pralinenpyramide vor ihm war bereits zur Hälfte in seinem kleinen, aber korpulenten Leib verschwunden. »Für meine zarten Öhrchen klingt das alles sehr verständlich, aber auch sehr ... nun, passiv. Sind wir fürs Däumchendrehen nicht ein wenig überqualifiziert?«
»In der Tat, Tenga. Deshalb wird die Passivität bald ein Ende haben. Wie bekommen wir am einfachsten die Möglichkeit, Informationen zu sammeln? – Indem wir uns vor Ort umsehen, uns unter das Volk mischen, uns umhören. Und dazu bietet sich am 16. September eine ausgezeichnete Gelegenheit. Wir besuchen die Olubfaner.«
Und was hast du verloren?
Uns allen war bewusst, dass uns so etwas wie ein Zeitsprung bevorstehen könnte, nein, dass er uns sicher bevorstand. Aber fünfhundert Jahre? Damit habe ich nicht gerechnet.
Ich habe mir unsere Rückkehr anders vorgestellt, Osmund. Ruhmreicher, prunkvoller, mit einer Parade und Konfetti für die Helden, die den Weltenbrand gestoppt haben.
Und stattdessen? Niemand erinnert sich an uns kleine Lichter, an das Fußvolk des Unsterblichen. Selbst jemand wie Perry Rhodan ist in Vergessenheit geraten oder wird als Legende angesehen, als Lagerfeuergeschichte.
Was habe ich also verloren? Etwas, das ich zuvor gar nicht besessen, auf das ich aber gehofft hatte: die fünf Minuten Ruhm dafür, dass wir die Milchstraße, das Universum, die gesamte Existenz gerettet haben.
(Winston Duke, derzeit an Bord der BJO BREISKOLL)
2.
Die Heimat, so fern
Ein Alarmton dröhnte durch die GLUTOBAT III. Schneidend und durchdringend erreichte er sogar die entlegenste Ecke des Raumers.
Gleich darauf folgte der Schmerz, nicht minder schneidend und durchdringend. So sehr sich Ologbon bemühte, konnte er nicht verhindern, dass ihm ein tiefes Brummen über die Zupflippen kam. Er fühlte, wie sich die Tolnoten in seinen Hautfalten vor Unbehagen wanden, wie ihre Wurmkörper zitterten, wie sie sich in die Handflächen zurückzogen. Das lichte Haarbüschel auf Ologbons Schädel richtete sich auf, die Hautlappen vor der Riechspalte bebten. Er kniff die Augen zusammen und ...
... da war es auch schon wieder vorüber. Der Alarmton verstummte.
»Transition erfolgreich«, erfüllte stattdessen eine knarzig-blecherne Computerstimme die Zentrale des Raumers.
Routinemäßig startete Ologbon die üblichen Abläufe nach einem Sprung durch das Weltall.
Erster Schritt: die Lider schließen und zweimal tief durchatmen, bis der Schmerz abklang. Er wollte sich nicht vorstellen, welche Qualen eine ungeschützte Transition verursachen mochte – und tat es trotzdem.
Gerüchte erzählten von einem Sprungkoordinator, dessen Organoid im entscheidenden Moment ausgefallen war. Je nachdem, welcher Version man glaubte, hatte ihn der ungedämpfte Schock des Raumsprungs wahnsinnig gemacht oder sämtliche Tolnoten auf einen Schlag getötet und aus den Hautfalten in den Raumanzug fallen lassen oder ihn selbst umgebracht oder – besonders beliebt – sein Gehirn gebraten.
Ologbon glaubte keiner Version. Gerüchte, nichts weiter. Gruselgeschichten, die wichtigtuerische Sprungkoordinatoren erzählten, um die Fährnis ihrer Aufgabe zu betonen. Dabei lagen, wie jeder wusste, die wahren Gefahren woanders: draußen, jenseits der eigenen Raumerwände, in der Dunkelheit des Alls, in feindlichen Schiffen, die nach Beute suchten.
Außerdem: Würden ihnen ihre Gönner, die Cairaner, ein technisches Implantat ins Gehirn verpflanzen, wenn es nicht absolut zuverlässig wäre?
Na schön, weiter mit dem zweiten Schritt: die Lider wieder öffnen und sich einen raschen Überblick verschaffen.
Ologbon achtete nicht auf das wohlbekannte und schnell abklingende Pochen im Nacken, das sich immer einstellte, wenn das Organoid sein Schmerzempfinden dämpfte. Ausschaltete wäre ihm lieber gewesen, aber auch die Cairaner konnten keine Wunder wirken.
In der kritischen Phase nach dem Sprung kam es darauf an, sich von der Integrität des Raumers zu überzeugen. Die Stimme seines früheren Ausbilders hallte in seinem Hinterkopf wider: »Gönnt euch zwei Atemzüge, um zu euch zu kommen, keinesfalls länger! Wer unaufmerksam ist, übersieht Schäden am Schiff. Und Schäden am Schiff kosten Leben.«
Oder, wie es Onigboia, die zweite Sprungkoordinatorin an Bord, griffiger auszudrücken pflegte: Für den Augenblick zählte nur der Augenblick.
Die Visualsäule, das von einer kreisförmigen Konsole umgebene Herzstück der Zentrale, zeigte auf einem Rundummonitor die schematische Darstellung der GLUTOBAT III. Darin blinkten vereinzelte rote Wartungslichter in einem der Frachträume, in der Antriebssektion und in der Hyperfunkanlage. Nicht ungewöhnlich nach einer Transition, die Material und Technik stets aufs Äußerste strapazierte. Solange die Lichter nicht auf Blau umsprangen und dadurch ernsthafte Schäden anzeigten, bestand kein Grund zur Sorge.
Dritter Schritt: sich vom Wohlbefinden der Tolnoten überzeugen.
Er streckte den Arm nach der Konsole aus. Die Wurmkörper von acht Symbionten glitten fast komplett aus den Poren von Ologbons Handfläche und schoben die Regler für die Steuerung der Sensorwannen bis zum Anschlag, langsam und mit viel Feingefühl. Alles bestens, nur ein leichtes Zwicken in der Handwurzel zeigte ihm, dass eines der Wesen bald schwinden würde. Da seine letzte Kopplung gerade