Perry Rhodan 3055: Die VECU. Michael Marcus ThurnerЧитать онлайн книгу.
in einem zweiten Bild auf.
»Was gibt's?«
»Der mentale Druck wird stärker. Das Gefühl, mit flüssigem Metall ausgefüllt zu werden. Ich kann vorerst widerstehen. Aber ihr solltet euch um die anderen fünf Komponententräger kümmern. Besonders um Penelope.«
»Verstanden und danke. Die Mediker sind unterwegs.« Dou wischte durch die Luft, das Holo verschwand. »Los, los! Kümmert euch um die Leute.«
»Assid hätte sich gerührt, wenn ...«
»Vielleicht kann sie es nicht mehr, Thoveno. Da sitzt der Teil einer Superintelligenz in ihr und beherrscht sie womöglich. Schon vergessen?«
Der spindeldürre Ara erhob sich, rückte das rote Tuch auf seiner Stirn zurecht und stakste raschen Schritts davon.
Dou ließ Bilder aus den Kabinen der Komponententräger zuschalten: Tolot ging in seinem Zimmer auf und ab; die Phersunen schliefen; Shaupaard hielt die beiden Handpaare ineinander verschränkt und wirkte seltsam zufrieden; Assid saß ruhig auf einem Sessel und hielt die Augen geschlossen.
»Die biologischen Werte sind in Ordnung«, sagte Dou zu sich selbst. »Es ist alles bestens. Womöglich konzentriert sich die VECU auf Tolot. Schließlich ist er der stärkste Komponententräger. Sie will ihn für sich haben, seinen zweigeteilten Geist infiltrieren ...«
Dou stutzte und betrachtete nochmals das Bild aus Penelope Assids Kabine.
Sie atmete ruhig, der Puls war im Normbereich. Doch ihre Hände krampften sich um die Lehne des Sessels. So stark, dass die Haut um die Knöchel weiß anlief.
»Sie wird von der VECU ruhig gehalten!«, rief er und eilte Matho Thoveno hinterher.
Es waren nur wenige Meter bis zu der gesicherten Wohninsel. Medoroboter waren bereits in die Kabine vorgedrungen und kümmerten sich um die völlig verkrampft dasitzende Xenolinguistikerin. TARAS umringten den kleinen Komplex, ihre Waffen waren aktiviert.
»Die VECU erwacht«, sagte Dou. »Sie greift auf ihre Träger zu.«
»Tolot ist stabil.« Matho Thoveno tauchte neben ihm auf und betrachtete ein handgroßes Analysegerät. »Shaupaards Werte scheinen ebenfalls normal zu sein.«
Dou fühlte, dass es nicht so war. Er ahnte die Katastrophe, ohne sagen zu können, in welcher Form sie kommen würde.
»Höchste Abschirmung!«, befahl er einem seiner Leute. »Ich will mehrfach gestaffelte Schutzschirme. Sichert den Bereich so ab, dass er jederzeit aus der RAS TSCHUBAI gesprengt werden kann.«
»Das ist verrückt«, sagte Thoveno. »Selbst für einen Terranischstämmigen.«
»Ich bin Epsaler. Es ist Jahrtausende her, dass meine Vorfahren Terra verlassen haben.«
»Jaja, schon gut.« Thoveno packte seine schwebende Medotasche. »Wenn du erlaubst, kümmere ich mich selbst um meine Patienten. Vor allem um Assid. Ihr geht es am schlechtesten.«
»Betäub sie! Sorg dafür, dass sie schläft! Shaupaard und Tolot ebenfalls.«
»Einen Haluter kann man nicht einfach so ...«
»Es ist mir egal, wie du es anstellst! Hauptsache ist, dass die VECU nicht über ihre Körper verfügen kann.«
Ein Funkruf erreichte ihn. Er stammte von Marli Willka, der Xenotechnologin.
»Ist es wichtig?«, fragte Onker Dou. »Die VECU macht sich immer deutlicher bemerkbar.«
»Genau deswegen melde ich mich bei dir. Es gibt Hinweise darauf, dass die punktuelle Peak-Strahlung im Bereich der Quartiere drastisch zunimmt. Sie konzentriert sich vor allem auf einen der Komponententräger.«
»Das wissen wir längst. Thoveno kümmert sich um Penelope.«
»Dann schätzt ihr die Lage falsch ein. Die Messungen zeigen, dass die VECU es zuerst bei Icho und dann bei Penelope probiert hat und sich nun um Shaupaard kümmert.«
Dou unterdrückte einen Fluch. »Er ist von allen Trägern der bereitwilligste. Er wird sich der VECU öffnen. Richtig?«
»Richtig.«
Er brach die Unterhaltung ab, änderte den Funkkanal und wandte sich an seine Einsatzkräfte. »Shaupaard betäuben!«, befahl er.
War es richtig, was Dou tat? Schließlich handelte es sich bei der VECU um eine mögliche Verbündete. Um jemanden, der die Lage in Ancaisin stabilisieren und den Kampf gegen die Kandidatin Phaatom aufnehmen würde, bevor sie sich in eine Materiesenke verwandelte.
»Lasst es bleiben!«, hörte Onker Dou eine Stimme, die über alle Funkkanäle zu hören war. »Mein Parolgeber darf nicht angegriffen werden.«
Es war Bru Shaupaards Stimme. Dennoch klang sie anders. Verändert. Die Schutzschirme rings um den isolierten Kabinentrakt erloschen, ein einzelnes Wesen trat daraus hervor: Bru Shaupaard.
Er ging mit federnden Schritten und schien dabei den Boden kaum zu berühren. Seine vier Hände vollführten sonderbare Gesten, als dirigierte er eine Gruppe unsichtbarer Musiker. Über seinem Kopf flimmerte die Luft, Goldfunken entstanden und vergingen gleich wieder.
Die TARAS richteten ihre Strahler auf den Cairaner. Der machte eine knappe Handbewegung – und die Kampfroboter sackten zu Boden.
»Ich danke euch für eure Unterstützung«, sagte die VECU durch den Cairaner. »Vor allem aber danke ich euch dafür, dass ihr mir dieses Schiff zur Verfügung stellt.«
*
Alarm erklang.
ANANSI tat, was vom Zentralrechner eines Raumschiffes in einem solchen Fall erwartet wurde. Gewiss wusste man in der Zentrale bereits Bescheid, was an Bord geschah.
Holonder würde sich mit Magebe Lenski besprechen, mit seiner Ersten Offizierin. Mit Luetyens und anderen Entscheidungsträgern an Bord des Schiffs. Die Posbis, die meist still blieben und sich kaum einmal in strategische Belange einmischten, würden in die Gespräche miteinbezogen werden. Das militärische Führungspersonal. Womöglich spezielle Einsatzkräfte wie Tenga, der Siganese.
Onker Dou aber war vor Ort. Er stand dem Vertreter der VECU gegenüber.
»Was ist ein Parolgeber?«, fragte er Bru Shaupaard und trat näher auf den Cairaner zu.
»Ein Titel«, antwortete Shaupaard bereitwillig. »Eine Ehrerbietung. Eine Prägnanz. Oder bloß das Wort für meinen Vertreter an Bord dieses Schiffs.«
»Du vertrittst die VECU?«
»Ich bin sie, sie ist ich.«
»Was willst du von uns? Was erwartest du?«
»Vor allem anderen muss ich dieses Schiff und seine Funktionalität erforschen. Es ist primitiv, aber interessant. Wenn ich ein wenig mehr Zeit und Kraft hätte, würde ich es nach meinem Geschmack umformen.«
»Du gibst zu, dass du geschwächt bist. Wir sollten über eine Partnerschaft reden. Wie wir dir am besten helfen können ...«
Bunte Lichter irrlichterten über Shaupaards Gesicht. Der Cairaner hatte seine Mimik für eine Weile nicht unter Kontrolle. Dann lachte er plötzlich kurz auf. »Eine Partnerschaft?«
»Überzeug uns von deinem Vorhaben, dann sind wir zu einer Zusammenarbeit bereit.« Onker Dou sagte, was ihm einfiel, während er sich gedanklich mit Notfallszenarien beschäftigte.
»Ich habe keine Zeit für weitere Unterhaltungen.« Shaupaard zeichnete Bilder in die Luft. »Die Übernahme der RAS TSCHUBAI vollzieht sich gerade. Du und alle anderen Bordmitglieder seid von euren Aufgaben entbunden.«
»Was hast du vor?«
»Ich tue, was zu tun ist«, antwortete Shaupaard kryptisch.
Alle Beleuchtungskörper im Raum flackerten und erloschen dann ganz. Nur rötliches Notlicht blieb.
Shaupaard wirkte mit einem aus sich selbst