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Mission SOL 2020 / 1: Ritter des Chaos. Kai HirdtЧитать онлайн книгу.

Mission SOL 2020 / 1: Ritter des Chaos - Kai Hirdt


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sollte. Sie musste nun ihr Ultimatum stellen. Die Stimme BARILS hatte ihr eindeutige Anweisungen gegeben.

      Alles in ihr sträubte sich dagegen. Wenn die Truvaud kapitulierten, wäre A-Kuatond ganz um ihre Schlacht gebracht. Aber sie hatte keine Wahl. Sie präsentierte sich in der ganzen Macht und Kraft einer Kriegerin der Zentrifaal: die Krallen der rechten Hand offen sichtbar, der Muskellappen der linken zur Faust zusammengezogen, das Haupt mit dem schwarzen Augenband hoch erhoben.

      »Truvaud.« Sie sprach sachlich, ohne jedes Pathos. »Ihr werdet geerntet. Fügt euch, dann wird das Ende leicht. Kämpft, und ihr werdet das gleiche Leid erfahren, das ihr über drei Völker Yahounas gebracht habt und heute über das vierte bringen wolltet. Egal wie ihr euch entscheidet, das Ergebnis wird dasselbe sein. BARIL wird eure Schreckensherrschaft beenden, hier und heute.«

      Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Alle gut eintausend Kampfschiffe der Truvaud ignorierten die wehrlosen Skiw und warfen sich auf den einen, großen Gegner.

      A-Kuatond stieß einen Triumphschrei aus. Die Schlacht mochte kurz werden, aber sie fand statt!

      BARILS Ritterin gab den Befehl zum Split. Ihre Schlachtspitze teilte sich: Aus dem gleichseitigen Tetraeder wurden vier Vierflächner von halber Höhe und zwei Pyramiden mit quadratischer Basis, die Quapyrspitzen. Die vier neuen Tetraeder teilten sich auf dieselbe Weise, und so wurden aus sechs Einheiten schon 26.

      Bei Split-3 waren es dann 106 Raumschiffe, danach 426. In der folgenden Stufe hatte A-Kuatond die zuvor eine große Schlachtspitze in 682 unterschiedlich große Quapyrs und 1024 kleine Tetraeder verwandelt, von denen es jeder einzelne dem Format nach mit den Einheiten der Truvaud aufnehmen konnte – bei erheblich besserer Offensiv- und Defensivbewaffnung.

      Die Truvaud waren in kürzester Zeit von Angreifern zu Verteidigern geworden. Feuerlohen strahlten auf, wenn eins ihrer Schiffe explodierte; nur einen Augenblick lang, bis der Sauerstoff der detonierenden Einheit verbraucht war. Doch das Geschehen wiederholte sich so häufig, dass es in der heißen Zone taghell blieb.

      »Sie kapitulieren«, berichtete Udimor. »Bedingungslos. Sie erwarten deine Befehle.«

      »Was?«, brüllte A-Kuatond auf. »Schon? Diese Feiglinge! Diese ehr- und rückgratlosen Verbrecher!«

      »Sie tun genau, was du von ihnen verlangt hast«, gab Udimor zu bedenken.

      Erneut ballte A-Kuatond die Lappenhand zur Faust. Ihr Orbiter hatte recht.

      Sie wollte weiterkämpfen, doch BARILS Stimme war deutlich gewesen. Sie sollte möglichst viele Truvaud ernten. Das war nicht möglich, wenn sie alle in der Raumschlacht starben.

      »Weise ihnen eine Landezone auf dem vierten Planeten zu. Nahe der Kolonie der Skiw. Aber nicht so nah, dass sie mit einer dummen Heldentat Schaden anrichten können. Alle Truvaud haben ihre Schiffe zu verlassen und sammeln sich unter freiem Himmel.«

      »Sie werden versuchen, uns zu betrügen«, warnte Udimor. »Einige werden an Bord ihrer Raumschiffe bleiben, sich verstecken und einen Gegenschlag vorbereiten.«

      »Und wir werden sie ausfindig machen«, versetzte A-Kuatond. »Jeden Einzelnen von ihnen. Und dann ...«

      Sie zeigte ihre glänzenden Krallen.

      *

      Wenn eintausend Raumfahrzeuge dicht an dicht landeten, benötigten sie nicht viel Fläche. Die Flotte der Truvaud, die eine ganze Zivilisation hatte ausrotten sollen, fand vollständig auf einer kleinen Ozeaninsel Platz, die Kalphatt Udimor ausgewählt hatte. A-Kuatond hatte die Schlachtspitze in den Zustand Split-1 zurückbefohlen: sechs Großschiffe. Das reichte, um Fluchtversuche zu unterbinden und die Ernte einzufahren.

      A-Kuatond landete mit einem Tetraeder. Ein weiterer holte einige Hundertschaften Skiw aus dem nahe gelegenen Kuppelhabitat, die das überraschende Ende des Truvaudfeldzugs mitverfolgen und künftig BARIL lobpreisen sollten. Die anderen beiden Vierflächner sicherten den Luftraum.

      Die zwei Quapyrs projizierten gemeinsam das Portal auf einen frei gebliebenen Platz im Zentrum des improvisierten Landefelds. Der gleißende Energiebogen reichte weit in den Himmel, hoch und breit genug, dass die Truvaud hätten hindurchfliegen können. Doch das war nicht vorgesehen. Sie würden das Portal zu Fuß durchschreiten, mit in Demut geneigten Häuptern.

      A-Kuatond missfiel der Ernteplan. Ein geschlagener Gegner war gut. Der Sieger hatte Ruhm errungen, und der Unterlegene mochte aus der Niederlage lernen, gestärkt zurückkehren und einen noch würdigeren Kampf liefern.

      Ein vernichteter Gegner tat nichts von alledem. Doch BARILS Stimme hatte diesen Einwand einfach weggewischt. Das Ende der Truvaud war beschlossen.

      A-Kuatond selbst würde die wenigen Individuen ernten, die sich ins Skiwsystem gewagt hatten. Die Truvaud hegten wohl die irre Hoffnung, der Rest ihres Volkes könnte verschont bleiben. Im Moment der Landung hatten sie die Positroniken all ihrer Schiffe zerstört, um die Lage ihrer anderen Welten zu verbergen.

      Doch die waren längst bekannt. A-Kuatonds Ordensbrüder und -schwestern widmeten sich bereits den ausgebluteten Welten der Marrab, Kefinga und Kussu. Die Stimme selbst kümmerte sich um Truv, die Heimatwelt dieser Geißel des Lebens.

      Interessiert beäugte A-Kuatond den ersten Truvaud, den sie leibhaftig und nicht nur auf Hologrammen sah. Ihrem Orbiter war es in kürzester Zeit gelungen, Errirare ausfindig zu machen, den sogenannten Torrov, den Kommandanten der Eroberungsflotte.

      Der Truvaud wirkte kaum wie ein intelligentes Wesen: ein gedrungener Vierbeiner mit borstigem, braunem Fell und Hauern, die aus dem Unterkiefer emporragten, vorspringender Schnauze und roten Augen mit winzigen Pupillen. Er sah aus wie ein wildes Tier.

      Passend, befand A-Kuatond. So verhielten sich die Truvaud schließlich auch. Nur dass sie überlichtschnelle Raumschiffe und Energiewaffen nutzten, um ihre animalischen Triebe auszuleben.

      Sie hatte es den Skiw überlassen, den Torrov zu verhaften. Die Geretteten sollten die Gnade, die BARIL ihnen erwies, in vollen Zügen genießen. Das schloss die Möglichkeit ein, den besiegten Feind zu demütigen.

      Die Skiw kosteten die Gelegenheit aus: Vier große, violette Kopffüßler auf hohen, schlanken Extremitäten führten Errirare zu A-Kuatond. Einer riss an der Kette um dessen Hals, die anderen richteten einen Schockstrahler auf den Torrov.

      »Sie warten nur darauf, dass er auszubrechen versucht«, informierte Udimor. »Sie brennen darauf, ihm Schmerzen zuzufügen.«

      Diesen Gefallen tat Errirare ihnen jedoch nicht. Widerwillig, aber ohne aktives Aufbegehren ließ er sich der Siegerin vorführen.

      »Das Universum strebt nach Gleichgewicht.« Fast beiläufig legte sie dem Verlierer diese allgültige Wahrheit dar. »Wer Leid verbreitet, wird Leid erfahren.«

      »Warum tut ihr uns das an?«, klagte der Torrov.

      »Nicht wir«, erwiderte A-Kuatond. »Ihr selbst habt die Schuld angehäuft. Wir sorgen nur für den Ausgleich.«

      »Tötet uns nicht!«, bettelte der Torrov. »Wir haben einen Fehler gemacht, einen furchtbaren Fehler! Wir werden es wiedergutmachen, aber tötet uns ni...!«

      Mit der Geste eines Krallenfingers schnitt A-Kuatond ihm das Wort ab. »Das würde mich interessieren«, sagte sie kühl. »Wie willst du drei Völker ins Leben zurückholen, die ihr ausgerottet habt?« Sie hob den Kopf des Torrov, indem sie eine messerscharfe Kralle unter sein Kinn platzierte und sanft nach oben zog.

      Errirare antwortete nicht.

      »Das dachte ich mir.« A-Kuatond rückte ein wenig beiseite, sodass der Torrov das Portal hinter ihr sehen konnte. »Ihr werdet ins Nichts gehen. Alle.«

      »Vier«, unterbrach ihr Orbiter. »Er hat für einen winzigen Moment daran gedacht – sie haben vier Völker ausgerottet. Es gibt eine Truvaudkolonie, von der wir noch nichts wissen.«

      A-Kuatonds Zorn brach sich Bahn. Mit der Linken griff sie Errirare an der Brust, hob ihn in die Höhe, legte die Krallen der Rechten unter sein Kinn.

      »Wo?«,


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