Planetenroman 87 + 88: Sohn der Sonne / Zwischen den Wirklichkeiten. H. G. FrancisЧитать онлайн книгу.
entkommen. Die Täter haben einen Doppelgänger – eine Art Bio-Roboter – ausgeschaltet.«
Wenn Alkman überrascht war, zeigte er es nicht.
»Die hiesige Polizei wird sich darum kümmern«, erwiderte er. »Ich weiß wirklich nicht, warum Sie mir das melden. Wir haben mit einem Positronikgeschäft nichts zu tun. Aber Ihre Erregung ist mir verständlich. Sie sollten sich in die Hände eines Arztes begeben. Wahrscheinlich haben Sie einen Schock.«
Sinclair Marout Kennons linkes Lid zuckte. Alkman wusste ebenso wie er, dass mit Hilfe der Kreditkarte ein integrierter siganesischer Mikrozerhacker zwischengeschaltet worden war, der dafür sorgte, dass das Gespräch nicht abgehört werden konnte.
Warum tat Alkman so, als ginge ihn der Vorfall nichts an?
Irgendjemand ist bei ihm, beantwortete er sich diese Frage selbst.
»Aber wenn Sie meinen, mit mir sprechen zu müssen, stehe ich Ihnen natürlich zur Verfügung«, fuhr Alkman fort. Er lächelte flüchtig. »Schließlich bin ich ebenso von der Erde wie Sie. Kommen Sie also ruhig zu mir.«
Es passte nicht zusammen. Irgendetwas stimmte nicht mit Alkman.
»Eine gute Idee«, erwiderte Kennon und schaltete ab. Er dachte nicht daran, zu Alkman zu fliegen, nahm sich aber vor, das Zentralbüro zu überprüfen, sofern ihm dazu noch Zeit vor dem Start in den Weltraum blieb. Er tippte einen neuen Kode in den Steuercomputer des Gleiters ein und landete wenig später auf dem Dach eines Hochhauses, das am Rand einer Schlucht errichtet worden war.
Von hier aus reichte der Blick weit über das Land, bis hin zu den strahlend blauen Kristallwäldern im Norden, die in seltsam schimmerndem Glanz lagen, so als ob sich in ihnen das erste Licht eines heraufziehenden Tages sammelte. Doch es war nicht das Licht der Sonne, das den Kristallwald leuchten ließ, denn die Sonne stand hoch im Zenit. Kennon hatte gehört, dass Pflanzen den eigenartigen Effekt hervorriefen, hatte jedoch noch keine Zeit gefunden, sich näher damit zu befassen.
Wird wohl auch nichts mehr werden, dachte er, als er den Gleiter verließ. Es wird so sein wie auf vielen Planeten. Es gibt ungeheuer viel zu sehen, aber es fehlt die Zeit, sich ausreichend mit diesen Dingen zu beschäftigen.
Hinter einem Aufbau trat die gedrungene Gestalt eines Springers hervor, der einen Energiestrahler in der Hand hielt, und aus einem geparkten Gleiter stieg ein Akone aus, der eine zierliche Pneuprest aus dem Gürtel zog, eine Waffe, mit der sich über kurze Distanz tödliche Giftpfeile verschießen ließen.
Kennon schlug die Tür seiner Maschine zu und versuchte, wieder zu starten, doch der Antigrav reagierte nicht auf die positronischen Impulse des Steuercomputers, und in einem Display erschien die Aufforderung: Kreditkarte einschieben!
Die Karte steckte bis zum Anschlag im Lesegerät, und sie war in Ordnung. Der Gleiter hätte starten müssen.
Eine Falle!, erkannte der Kosmokriminalist. Sie haben mir eine Falle gestellt, und ich bin hineingetappt. Sie haben beobachtet, dass ich dem Anschlag entgangen bin, und jetzt wollen sie nachholen, was sie vorhin versäumt haben.
Er zog seinen Energiestrahler aus dem Gürtel und wollte ihn entsichern. Im gleichen Moment bemerkte er das winzige, rote Licht über dem Griff, das ihm anzeigte, dass die Waffe nicht geladen war. Die Nuklearbatterie fehlte!
Gehetzt blickte der Terraner sich um. Die beiden Männer schritten langsam auf ihn zu, als wüssten sie genau, dass er ihnen nicht mehr entkommen konnte.
Ich habe den Strahler heute morgen überprüft, erinnerte Kennon sich. Er war in Ordnung.
Er öffnete die Energiekammer und bemerkte Staub darin.
Das ist es also!, durchfuhr es ihn. Das USO-Büro auf Yerkres hat mir eine Batterie gegeben, die nach einer vorgegebenen Zeit zu Staub zerfällt. Dort wusste man also schon, dass etwas gegen mich im Gange war.
Die Augen des hünenhaften Springers waren kalt wie die gläsernen Linsen eines Roboters. Der Galaktische Händler war nur noch etwa fünf Schritte von Kennon entfernt. Er lächelte herablassend. Neben dem Gleiter tauchte der Akone auf. Er griff nach der Tür, um sie aufzuziehen.
Sinclair Marout Kennon blickte ihn mit wässrigen Augen an. Er wusste, dass er verloren hatte und nichts mehr tun konnte.
Der Tod war ihm sicher.
Das war's, dachte er eigentümlich gleichgültig. Nicht einmal bei einem großen Einsatz gescheitert, sondern auf einem unwichtigen Planeten in irgendeinem noch unwichtigeren Winkel schlicht beseitigt.
Gründe für einen derartigen Anschlag gab es genug. Wenn seine Feinde wussten, dass er USO-Spezialist war, dann war das Motiv klar – Rache für irgendetwas, was er bei irgendeinem seiner zahlreichen Einsätze für die United Stars Organisation getan hatte.
Der Akone zog die Tür auf.
»Wir haben uns tatsächlich täuschen lassen«, sagte er leidenschaftslos, »aber jetzt können wir den kleinen Fehler ja korrigieren.«
Er hob die Waffe und zielte auf das Herz des ungestalten Terraners.
Hinter dem Aufbau kam eine zierliche, silbrig-grün schimmernde Gestalt hervor. Sie rannte einige Meter weit auf Kennon, den Springer und den Akonen zu, blieb dann stehen, zielte mit einem Energiestrahler, den sie in der Rechten hielt, und stützte den Arm mit der Linken ab. Dann schoss ein nadelfeiner Energiestrahl auf den Akonen zu und tötete ihn.
Aufschreiend fuhr der Springer herum. Er riss seinen Energiestrahler hoch, kam jedoch nicht mehr zum Schuss. Die geschuppte Tikalerin war schneller.
»Los doch!«, schrie sie Kennon zu. »Wie lange wollen Sie noch warten? Im Haus sind noch mehr. Sie bringen Sie um, wenn wir nicht sofort verschwinden!«
2.
»Ich muss ein Telekomgespräch führen«, sagte der Kosmokriminalist. »Es ist dringend. Sehr dringend sogar. Können Sie mir das ermöglichen, ohne dass wir die Behörden einschalten?«
Tarish'a'tkur blickte ihn forschend an. Ihre Augen waren dunkel und voller Geheimnisse. Selbstbewusst saß sie ihm in einem weich gepolsterten Schalensessel gegenüber. Sie befanden sich in einer kleinen Wohnung in einem Hochhaus am nördlichen Rand der Stadt, nur etwa hundert Kilometer vom nächsten Raumhafen entfernt. Hierher hatte die Tikalerin ihn gebracht, nachdem sie ihn vor dem Mordkommando gerettet hatte.
»Mit wem wollen Sie sprechen?«
»Mit dem besten Freund, den ich habe. Mit Ronald Tekener.«
»Was wollen Sie von ihm?«
»Sie fragen, Tarish'a'tkur, dabei sollten Sie mir lieber einiges erklären. Wieso waren Sie in dem Positronikladen, nachdem dort die Schießerei stattgefunden hatte? Wieso haben Sie mir auf dem Dach geholfen? Weshalb sind Sie mir gefolgt? Und woher wussten Sie, wohin ich fliegen würde? Sie konnten noch nicht einmal ahnen, dass ich hilflos sein würde.«
»Ronald Tekener. Hört sich gut an.« Sie lächelte und zeigte dabei zwei Reihen schneeweißer Zähne. »Möchten Sie etwas trinken oder essen?«
»Warum weichen Sie mir aus?«
»Weil das Leben zu kurz für so viele Fragen ist«, entgegnete sie geheimnisvoll.
»Ich verstehe Sie nicht.«
Sie erhob sich und ging mit anmutigen Bewegungen zu einer Bar, die in die Wand eingelassen war. Sie wählte ein blaues, klares Getränk und brachte ihm einen einheimischen Wein, als sei sie ganz sicher, dass er ihn und nichts anderes haben wollte.
»Wer versteht schon den anderen?«, erwiderte sie. »Das ist es doch, wodurch alles so schwierig wird.«
»Das hilft mir nicht weiter.« Er stand ärgerlich auf. »Sie müssen schon offener zu mir sein.«
Sie kam zu ihm und setzte sich neben ihn auf ein Kissen.
»Ich habe Kopf und Kragen riskiert, um Sie zu retten. Schon vergessen?«
»Das