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Perry Rhodan Neo 215: Botschafter des Imperiums. Rüdiger SchäferЧитать онлайн книгу.

Perry Rhodan Neo 215: Botschafter des Imperiums - Rüdiger Schäfer


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ewige Verdammnis bedeuten konnte. Doch was auch immer geschah: Die Familie stand über allem! Man demütigte ein Mitglied des eigenen Hauses nicht grundlos vor anderen.

      Die VETRONA brüllte auf wie ein verwundetes Tier. Aus ihren Eingeweiden drang ein unheilvolles Grollen. Dazu kam ein enervierendes Prasseln, als werfe jemand Steine gegen die Außenhülle des Frachters. Im nächsten Augenblick wurde Tamanur bewusst, dass dieser Vergleich der Wahrheit sehr nahe kam.

      »Der Schutzschirm ist in über zwanzig Sektoren ausgefallen!«, meldete Tarena. »Bei allen Marktschreiern und ehrbaren Kaufleuten: Da draußen regnet es ultrahochverdichteten Kohlenstoff ...«

      »Diamanten?«, vergewisserte sich die Matriarchin ungläubig.

      »Diamanten«, bestätigte ihre Schwiegertochter. »Wir fliegen durch einen Schauer aus bis zu faustgroßen Edelsteinbrocken. Sie schlagen mit mehreren Tausend Stundenkilometern auf den Rumpf. Das gibt ein paar ziemlich hässliche Beulen. Außerdem durchfliegen wir gerade eine ziemlich heftige Sturmzone. Die Windgeschwindigkeiten betragen hier über zweitausend Stundenkilometer.«

      »Schirm in Flugrichtung verstärken!«, wies die Matriarchin an.

      »Ist längst geschehen.« Tarena blieb trotz der prekären Situation überraschend gelassen. »Ich fliege nicht erst seit gestern.«

      Patralis ignorierte diese Respektlosigkeit, denn gerade verkündete Selim, dass die Vorbereitungen für die Nottransition abgeschlossen waren.

      Tamanur leckte sich über die aufgesprungenen Lippen. So ging es also zu Ende. Er hatte nicht wirklich Angst vor dem Sterben; es quälte ihn nur, dass er seine Mission nicht hatte abschließen können. Er hatte vor Emthon V. versagt. Das würden die Sternengötter nach dem letzten Übergang nicht gerade zu seinem Vorteil auslegen.

      »Nur Mut, Helon!«, rief ihm Patralis zu. »Noch sind wir nicht tot.«

      Tamanur ärgerte sich über sich selbst. Offenbar war ihm sein Gemütszustand deutlich anzusehen. An seinen Tarnnamen – Helon da Sofukar – hatte er sich längst gewöhnt, sodass er ohne Verzögerung reagierte. »Wenn wir unser Schicksal in die Hände der Götter gelegt haben, ist es sowohl für Furcht als auch für Heldentum zu spät«, sagte er.

      »Das liebe ich an euch Arkoniden«, gab die Matriarchin spöttisch zurück. »Ihr habt für jede Lebenssituation den passenden Spruch parat ...«

      Die weiteren Ereignisse ließen weder Patralis noch Tamanur Zeit, ihren Dialog zu vertiefen. Die Kräfte, die bereits damit begonnen hatten, den Frachter auseinanderzunehmen, griffen nun auch auf die Zentrale über. Nur wenige Meter vor dem Arkoniden schoss eine Stichflamme aus einer der Steuerkonsolen und traf eine Mehandor mitten im Gesicht. Ihre Haare gingen in Flammen auf; die graublaue Uniform an Brust und Schultern brannte zwar nicht, warf aber urplötzlich Blasen und färbte sich dunkelbraun. All das geschah so schnell, dass die bedauernswerte Frau nicht mal mehr einen Schrei ausstoßen konnte. Mit von der Hitze entstelltem Gesicht kippte sie einfach zur Seite und blieb reglos am Boden liegen.

      »Jeder bleibt, wo er ist, und erfüllt seine Aufgabe!«, rief Patralis warnend. »Um alles andere kümmern sich die Roboter.«

      Tatsächlich war eine der in der Zentrale stationierten Maschinen binnen Sekunden zur Stelle und schaffte die tote Mehandor weg. Ein junger Mann der Bereitschaft nahm ihre Stelle ein und überprüfte vorsichtig die noch immer rauchende Konsole.

      »Sprungsequenz wird eingeleitet in ... drei ... zwei ... eins ... jetzt!«

      Ein greller Blitz blendete Tamanur. Danach sah er einen Moment lang nur bunte Schemen, die vor ihm einen wilden Tanz aufführten. Als es dunkel wurde, glaubte er zunächst, sein Augenlicht verloren zu haben. Doch einen Atemzug später zuckten weitere Lichtblitze durch die Zentrale und verwandelten das Chaos ringsum in eine Abfolge zittriger Bilder und Bewegungen.

      Tamanur verspürte einen mörderischen Druck auf seiner Brustplatte. Das Atmen fiel ihm schwer, weil sich die Luft anscheinend in eine Art Gelee verwandelt hatte. Das Gefühl des Erstickens befeuerte seine ohnehin schon vorhandene Panik weiter. Warum hatte er nicht versucht, diesen Irrsinn zu verhindern?

      Weil Patralis dich nur ausgelacht hätte, gab er sich selbst die Antwort auf seine Frage. Er war nichts weiter als ein Passagier auf einem Frachtschiff. Er saß überhaupt nur deshalb in der Zentrale, weil er die Matriarchin für seinen Platz an Bord der VETRONA überaus großzügig entlohnt hatte. Die alte Schachtel hatte sehr schnell mitbekommen, dass er verzweifelt und dass Geld das geringste seiner Probleme gewesen war.

      Eine Reihe weiterer Explosionen ließ Tamanur zusammenzucken. Dicker, schwarzer Rauch waberte durch den Raum. Die Notsysteme schafften es offenbar nicht, den Qualm schnell genug abzusaugen. Er hörte würgendes Husten, Schreie, dazwischen weitere Detonationen und die wütenden Befehle der Sippenchefin.

      Das große Außenbeobachtungsbild zeigte einige milchige Flecken. Wahrscheinlich waren ein paar der Holoprojektoren ausgefallen oder arbeiteten nicht mehr einwandfrei. Tamanur erkannte eine Landschaft aus glitzernden Eisflächen, die in zartem Pink schimmerten. Dazwischen erstreckten sich diverse Gebiete aus hellem Braun. Die VETRONA flog aktuell hoch genug, dass er die Krümmung des Horizonts deutlich sehen konnte. Das war somit keinesfalls mehr Neptun. Dieser Eisbrocken da vorn war deutlich kleiner. Es musste einer der Monde des Gasplaneten sein.

      Die im Holo eingeblendeten astrophysikalischen Daten nahm der Arkonide eher unbewusst in sich auf. Er hatte nahezu die Hälfte seines Lebens an Bord von Raumschiffen verbracht; da geschah so etwas ganz automatisch.

      »Triton«, las er den terranischen Namen des Trabanten. Noch ein Wassergott. Wie für so viele Kulturen spielte das Leben spendende Nass auch für die Menschen eine beherrschende Rolle. Triton war mit 2700 Kilometern Durchmesser fast so groß wie der Mond, der um die Erde kreiste, hatte aber noch fünfzehn Brüder – zwei davon hatten die Terraner erst nach dem Kontakt mit den Arkoniden entdeckt. Tamanur hatte während des Flugs aus reiner Langeweile in den Datenbanken gestöbert. Bis in die Gegenwart hinein waren die Menschen noch immer dabei, ihr Heimatsystem mit der überlegenen Technik des Großen Imperiums zu vermessen. Und dabei erlebten sie fast wöchentlich neue Überraschungen.

      Tritons Atmosphäre bestand zum größten Teil aus Stickstoff – und die Temperaturen, die nur 35 Grad über dem absoluten Nullpunkt lagen, bewirkten, dass dieser Stickstoff als Frost auf der Oberfläche kondensierte. Die pinkfarbenen Ablagerungen dazwischen waren Methan, das sich unter der Sonneneinstrahlung chemisch veränderte.

      Die Nottransition der VETRONA musste somit gelungen sein. Doch anscheinend war die Besatzung vom Regen direkt in die Traufe gelangt. Statt sich in den freien Raum zu katapultieren, war man nur von einer Atmosphäre in die nächste gesprungen.

      Der Frachter stürzte der Mondoberfläche aus Eis und Stein fast senkrecht entgegen. Das Panoramaholo ließ einige große Felsbrüche erkennen, welche die Landschaft wie offene Wunden durchzogen. Geysirartige Eruptionen schleuderten Stickstoff und dunkle Staubpartikel kilometerhoch in die trübe Atmosphäre.

      »Wir müssen abbremsen!« Patralis sprach wieder einmal das Offensichtliche aus. »Wenn wir mit diesem Tempo aufschlagen, werden wir in Atome zerfetzt.«

      Eine, höchstens zwei Minuten blieben ihnen noch, schätzte Tamanur. Selbst wenn die Impulsdüsen des Raumschiffs für diese Zeit mit voller Leistung feuerten, würde das nicht ausreichen, um auf ein erträgliches Maß abzubremsen. Es war vorbei. Wahrscheinlich hatten die Terraner noch nicht einmal gemerkt, dass die VETRONA in ihrem System eingetroffen war. Das Einzige, was von Tamanur da Gonozal und seiner Mission übrig bleiben würde, war ein tiefer Krater auf einem unbedeutenden Eismond.

      Es tut mir unendlich leid, Eure millionenäugige, allessehende, alleswissende Erhabenheit, dachte er bedrückt. Mein Leben ist ein viel zu geringer Preis, den ich für mein Versagen entrichten muss ...

      Die Bilder des Außenbeobachtungsholos flackerten, erloschen und stabilisierten sich wieder. Tamanur atmete tief ein und wieder aus. In den letzten Sekunden seines Lebens wollte er in sich ruhen. Dagor half ihm dabei. Trenim ter Thakaba. Akzeptiere das Unausweichliche. Wenngleich ihn seine Studien nur bis zum Laktroten geführt hatten,


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