Perry Rhodan 1479: Prophet des Todes. H.G. FrancisЧитать онлайн книгу.
an. Sie führten ein Doppelleben, bei dem sie einen ständigen Kampf gegen die geheimnisvolle Macht führten, die sich in der Milchstraße breitgemacht hatte. Ihr Kampf allerdings beschränkte sich auf die Klon-Fabrik am Südpol, denn durch sie repräsentierte sich die Macht auf Siga.
Dafür stand den Widdern allerdings ein beträchtliches Waffenarsenal zur Verfügung, zu denen auch U-Boote der Zwei-Meter-Superklasse und Giga-Raumfähren mit Durchmessern von beachtlichen drei Metern gehörten.
Clare Thous Gedanken kehrten zu Donan Cruish zurück, der bei dem Angriff der Klon-Siganesen den Tod gefunden hatte.
Der Verlust würde die Widerstandsorganisation hart treffen, sie vielleicht sogar paralysieren, denn Donan war seit Jahren derjenige gewesen, der trotz seines hohen Alters mit immer neuen Ideen überrascht hatte. Niemand verstand es so gut wie er, andere zu motivieren. So hatte die Organisation mit seiner Hilfe manches Stimmungstief überwunden.
Sie blieb stehen und sah sich um. Jetzt fiel ihr auf, dass der Raum eigentlich nur eine dicke Matratze enthielt, auf der sie gelegen hatte, der Syntro und einige weitere Dinge, die zur medizinischen Versorgung geeignet waren. Dazu waren einige Geräte enthalten, die der körperlichen Ertüchtigung dienten. Verwundert fragte sie sich, ob Dorta Mara Gewichte stemmte, um sich fit zu halten.
Durch einen schmalen Spalt trat sie in eine benachbarte Grotte, die mit Hilfe von Desintegratoren aus dem Fels geschnitten war und weitgehend glatte Wände aus naturgewachsenem Stein hatte. Um einen flachen, mit Leder bezogenen Tisch standen drei gepolsterte Sessel, von denen jedoch nur einer Spuren der Benutzung aufwies. Auf dem Tisch lagen Dutzende von Büchern und Videoscheiben. An den Wänden reihten sich mehrere niedrige Schränke aneinander. Über ihnen an der Wand leuchteten mächtige Blumensträuße, die kunstvoll zusammengestellt und auf nicht erkennbare Weise befestigt worden waren. Ihnen gegenüber erhob sich eine Videowand aus insgesamt 24 Monitoren.
»Wie ein Studio«, sagte Clare Thou verwundert.
Die alte Frau schien hier einen großen Teil ihrer Zeit zu verbringen, um zu lesen oder Filme zu sehen.
In einer Nische fand sie sechs große Kühlkammern mit allen Nahrungsmitteln und Getränken, wie sie die anderen Siganesen auch hatten. Sie waren der Beweis dafür, dass es seit Jahren eine enge Verbindung zwischen den subsiganesischen Anlagen und der Eremitin geben musste. Irgend jemand versorgte sie mit allem, was sie benötigte.
Während Clare Thou eine Flasche mit einem Erfrischungsgetränk aus dem Kühlschrank nahm und öffnete, fragte sie sich verblüfft, warum man die Existenz der Alten leugnete.
Welches Geheimnis umgab Dorta Mara? Warum lebte sie in diesem recht komfortabel eingerichteten Versteck?
Sie entdeckte einen weiteren Durchgang und wollte gerade weitergehen, als die Alte plötzlich auftauchte. Lautlos trat sie ein. Clare Thou bemerkte sie erst, als sie unmittelbar hinter ihr stand. Erschrocken fuhr sie herum.
»Habe ich dich erschreckt?«, fragte Dorta mit einem eigenartigen Lächeln.
»Das kann man wohl sagen«, seufzte Clare Thou. »Ich habe dich nicht gehört.«
Sie erinnerte sich an Donan Cruish.
»Was hast du herausgefunden?«
Die Alte schüttelte den Kopf. Sie drehte sich um und ließ sich in den Sessel sinken, den sie offenbar stets benutzte.
»Ich habe die Stelle gesehen, die du meinst«, berichtete sie. »Die Energiestrahlen haben den Fels glutflüssig werden lassen und verschmolzen. Von der Felsspalte, die da früher einmal war, ist nichts mehr zu sehen. Sie ist zum Grab von Donan geworden.«
Sie wischte sich einige Tränen aus den Augenwinkeln, und ihre Lippen zuckten heftig, dass sie außerstande war, weiterzusprechen. Auch Clare Thou begriff jetzt in ganzer Konsequenz, was geschehen war. Sie konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten. Ihre ganze innere Anspannung entlud sich in einem Weinkrampf, aus dem sie sich erst lösen konnte, als die Alte sie behutsam in ihre Arme zog.
»Wir können es nicht ändern«, sagte Dorta Mara. »Donan Cruish war ein großartiger Mensch und ein noch besserer Anführer. Aber er war alt. 694 Jahre, um genau zu sein. Sein Leben neigte sich ohnehin dem Ende zu. Eigentlich musste er täglich damit rechnen, dass es vorbei war.«
Das war nur ein geringer Trost für die junge Siganesin. Donan Cruish war ihr wie ein Unsterblicher vorgekommen. Nie hatte sie einen Gedanken daran verschwendet, dass er einmal nicht mehr sein könnte. Er war zu einer Institution geworden, an der sich alle orientierten.
»Vielleicht tröstet es dich, dass er sehr schnell gestorben ist«, bemerkte Dorta Mara. »Er hat nichts gemerkt.«
Sie führte die junge Siganesin in die Höhle zurück, in der sie aufgewacht war, und von dort in eine Grotte, die von einem riesigen Bett nahezu ausgefüllt war. Daran schloss sich ein Badezimmer an, das jeglichen denkbaren Komfort enthielt.
»Vielleicht hast du noch immer die Nase voll vom Wasser«, versuchte Dorta Mara zu scherzen. »Aber es tut dennoch gut, sich ein wenig zu erfrischen.«
Clare Thou war augenblicklich klar, dass die Alte dieses Höhlensystem nicht allein angelegt und eingerichtet haben konnte. Dazu hatte sie Hilfe benötigt.
»Wer bist du?«, fragte sie.
»Warum willst du das wissen?«
»Ich muss es wissen. Bisher habe ich dich für eine Legende gehalten. Ich habe nie geglaubt, dass es dich wirklich gibt. Warum lebst du hier? Wer versorgt dich? Und was tust du hier? Warum bist du so alt? Wieso war Donan Cruish so alt? Warum wurden Siganesen früher so viel älter als heute?«
»Das sind viele Fragen auf einmal«, erwiderte die Alte freundlich. »Aber ich will sie dir beantworten. Ich mache uns erst etwas zu essen. Danach können wir ein wenig miteinander plaudern.«
»Du willst mir dein Geheimnis verraten?«
»Warum nicht!«
Mit einem rätselhaften Lächeln schloss die Alte die Tür und ließ Clare Thou mit sich und ihren Gedanken allein.
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