Perry Rhodan 26: Kontrollstation Modul (Silberband). Clark DarltonЧитать онлайн книгу.
Auch dort blieb es still.
Die Nacht, dachte Redhorse, hat nichts von ihrem Mysterium verloren. Er dachte an seine Vorfahren, die die Götter der Dunkelheit gefürchtet und mit Opfergaben zu versöhnen versucht hatten. Über Jahrhunderte hinweg hatte sich diese Furcht im Innern des Menschen erhalten.
Redhorse blickte auf die Uhr an seinem Handgelenk und sah, dass seine Wachzeit vorüber war. Nun war Brazos Surfat an der Reihe. Der Korporal würde bestimmt nicht freiwillig aus der Jet kommen, um Redhorse abzulösen.
Redhorse ging zur SJ-4C hinüber und kletterte in die Kommandokanzel. Die Männer schliefen. Mister Jefferson röchelte und wimmerte angstvoll. Offenbar hatte er unangenehme Träume. Redhorse warf einen Blick unter den Kartentisch. Im schwachen Licht der Kontrollbeleuchtung war die Kiste kaum zu erkennen, die Jefferson als Behausung diente. Trotzdem konnte Redhorse die zusammengerollte Gestalt des Pelztieres sehen.
Redhorse ging zu Surfats Lager und rüttelte den schlafenden Mann an der Schulter.
Der Korporal fuhr hoch und griff nach dem Strahler, der neben ihm am Boden lag.
»Wollen Sie mich erschießen?«, fragte Redhorse.
Surfat gab ein paar unmissverständliche Geräusche von sich, dann richtete er sich umständlich auf.
»Zeit für die Ablösung«, sagte Redhorse. »Beeilen Sie sich, dass Sie ins Freie kommen.«
»Wie können Sie nur so unmenschlich sein und einen schlafenden Menschen mitten in der Nacht wecken?«, beklagte sich Surfat. »Ich dachte, die Zeit, da die Indianer ihre Gefangenen gefoltert haben, wäre längst vorüber.«
Er wich zurück, als Redhorse auf ihn zuging. Stöhnend und keuchend verschwand er aus der Kommandokanzel.
Redhorse ließ sich auf Surfats Lager nieder. Er hörte die Atemgeräusche der anderen Männer. Mister Jefferson winselte leise. Der Captain schloss die Augen. Die Nacht schien ruhig zu verlaufen.
Fauchend entlud sich vor der Space-Jet Surfats Kombistrahler.
»Alarm!«, schrie Redhorse, griff nach seiner Waffe und jagte mit langen Schritten zur Schleuse. Hinter ihm erhoben sich die Männer schlaftrunken von ihren Plätzen.
Redhorse sprang aus der Schleuse und versuchte, irgend etwas zu erkennen.
Da wurde die Nacht von einem Flammenblitz erhellt. Hinter dem Blitz sah Redhorse Surfats massigen Körper. Er drehte den Kopf und erblickte undeutlich das, worauf der Korporal schoss.
Redhorse hielt den Atem an.
Vom Sumpf herüber kam etwas auf die Space-Jet zugekrochen, das wie eine Riesenschlange aussah.
Als Redhorse weiterrannte, erklang im Wald wieder der eigenartige Gesang. Diesmal erschien er Redhorse lauter. Es hörte sich an, als heulte ein Rudel Kojoten. Redhorse erschauerte. Gilliam und Bradon verließen lärmend die Space-Jet. Gleich darauf folgte Doutreval.
»Hierher, Captain!«, schrie Surfat.
4.
Acht der neun Space-Jets befanden sich auf dem Rückflug. Von ihren Kommandanten trafen kurz hintereinander per Richtfunk Botschaften an Bord der im Leerraum wartenden terranischen Schiffe ein. Die Nachrichten der Offiziere glichen einander verblüffend. Die acht Mannschaften hatten je eine Sonne mit einem Reflektorfeld gefunden, ohne Hinweise auf die eigentliche Station entdecken zu können.
Perry Rhodan und die Offiziere der CREST II hatten sich in der Zentrale des Flaggschiffes versammelt, um die Lage zu besprechen. Atlan, der an Bord der IMPERATOR weilte, verfolgte die Besprechung über die Bildschirme.
»Von Redhorse haben wir noch keine Nachricht«, sagte Rhodan. »Er ist offenbar am weitesten in die kleine Galaxis eingedrungen. Die Funkgespräche, die er mit verschiedenen Space-Jet-Kommandanten führte, lassen dies vermuten.«
»Captain Redhorse führte das letzte Gespräch über Hyperfunk mit Captain Kagato«, sagte Oberst Rudo. Seine dröhnende Stimme schien innerhalb der Zentrale einen Widerhall zu erzeugen. »Kagato berichtete uns, dass Redhorse ein System von drei Riesensonnen gefunden hätte. Die Konstellation scheint nicht auf natürlichem Wege entstanden zu sein. Kagato schätzt die ungefähre Entfernung dieses Systems zu unserem Standort im Leerraum auf knapp 2500 Lichtjahre. Redhorse kann also Andro-Beta noch nicht wieder verlassen haben.«
»Es sähe Redhorse ähnlich, auf eigene Faust etwas zu unternehmen«, klang Atlans Stimme in den Empfängern auf.
Rhodan unterdrückte ein Lächeln. Atlan konnte sich nicht an die eigenmächtigen Handlungen terranischer Raumfahrer gewöhnen. Obwohl er einsah, dass gerade diese Eigenmächtigkeiten es waren, die den Terranern oft in gefährlichen Situationen halfen, war ihm eine solche Mentalität unbegreiflich.
»Ich habe ausdrücklich befohlen, dass die Jets umkehren müssen, wenn sie ihr Ziel erreicht und identifiziert haben«, erinnerte Rhodan den Arkoniden.
»Captain Redhorse wird bestimmt einen Grund finden, diese Identifikation auszudehnen, besonders dann, wenn er Grund zur Annahme hat, den richtigen Sender gefunden zu haben.«
Das konnte Rhodan nicht bestreiten. Er hoffte jedoch, dass sich Redhorse nicht auf riskante Abenteuer einließ. Der Cheyenne war ein Draufgänger, aber er besaß ein ausgeprägtes Verantwortungsgefühl. Trotzdem konnte die SJ-4C in Schwierigkeiten verwickelt werden.
»Wir wollen abwarten«, sagte Rhodan. »Es kann noch einige Zeit dauern, bis wir Nachricht von Redhorse erhalten.«
»Wir sollten die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass die neunte Space-Jet nicht mehr zurückkehrt«, sagte Oberstleutnant Huise, der Erste Offizier der CREST II.
Nach diesen Worten sah Rhodan in verschiedenen Gesichtern Bestürzung. Huise hatte das ausgesprochen, was die meisten der Raumfahrer glaubten. Wenn man neun Space-Jets in eine Galaxis entsandte, die sich im Aufruhr befand, dann musste man damit rechnen, dass mindestens eine davon verlorenging.
Doch Rhodan glaubte nicht an den Tod Redhorses und dessen Mannschaft.
»Warten wir ab, bis die acht Space-Jets wieder in ihren Hangars stehen. Bis zu diesem Zeitpunkt hat sich Redhorse vielleicht schon gemeldet.«
Rhodan spürte, dass er die Männer nicht überzeugen konnte. Sie waren zur Aufgabe ihres Stützpunktes innerhalb Andro-Betas gezwungen worden. Es sah jetzt so aus, als hätte das Solare Imperium seine vorgeschobene Basis endgültig verloren.
Innerhalb der kleinen Galaxis tobten die Mobys. Brutal führten sie die Befehle der Meister der Insel aus. Wie unmenschlich mussten jene sein, die die Mobys als Wächter ausgewählt hatten. Sämtliche Wachstationen und Fallen deuteten immer wieder auf die unvorstellbare Grausamkeit hin.
Rhodans Gesichtsausdruck veränderte sich unmerklich. Wer ihn gut kannte, sah jetzt feste Entschlossenheit in seinem Gesicht.
Sie hatten weder aufgegeben noch die Hoffnung verloren.
Sie waren lediglich einen Schritt zurückgegangen.
Und irgendwann, dachte Rhodan überzeugt, würden sie wieder einen Schritt nach vorn tun. Einen großen Schritt.
Bis nach Andromeda.
Die Nacht war erfüllt von Kampflärm, vom Gesang der Unsichtbaren, vom Zischen und Fauchen der Kombistrahler und den Schreien der Männer, die sich durch Zurufe zu verständigen suchten. Nichts mehr erinnerte an die friedvolle Stille, die hier noch vor Minuten geherrscht hatte.
Don Redhorse stand bei Brazos Surfat und feuerte auf das Monstrum. Gilliam, Doutreval und Bradon waren auf der anderen Seite der Space-Jet. Dort hörte man das Tosen ihrer Waffen, sah die gelben Flammenspeere die Dunkelheit spalten und auf den Angreifer zuschießen.
Das Untier hatte seinen Vormarsch eingestellt. Es gab ab und zu ein dumpfes Stöhnen von sich. Sein mächtiger Schwanz peitschte die Erde und wirbelte Moos und Schlammbatzen durch die Luft. Die Haut des Sumpfbewohners erwies sich gegen den Strahlenbeschuss erstaunlich widerstandsfähig, außerdem schien der Gegner der Terraner