Perry Rhodan 120: Die Cyber-Brutzellen (Silberband). Clark DarltonЧитать онлайн книгу.
gehe hinein«, sagte er, bevor er den Helm schloss.
Er hob das Auge des Kosmokratenroboters Laire, schaute hindurch ... und war von einer Sekunde zur nächsten verschwunden. Dieses Auge, gerade eine Handspanne lang und nicht mehr als knapp zehn Zentimeter durchmessend, war ein perfektes technisches Hilfsmittel. Es erlaubte Perry Rhodan den distanzlosen Schritt, den zeitlosen Wechsel von einem Ort zum anderen im Einflussbereich der Kosmischen Hanse.
Adelaie Bletz blickte verwirrt in die Runde. Schließlich erläuterte ihr Verta Cholm, welche Funktion das hochtechnische Auge hatte.
»Ich habe zu Hause auf Volar einiges davon gehört«, bemerkte Adelaie zögernd. »Glauben wollte ich das aber nie.«
Rhodan kehrte schon nach knapp zwei Minuten zurück. Er öffnete den Helm.
»Ich benötige ein Rastermikroskop, das nicht auf positronischer Basis arbeitet«, sagte er.
Boulmeester gab die Bitte weiter. »Was geht in dem Labor vor, Perry?«, fragte er dann.
»Sämtliche positronischen Elemente sind zerstört. Du kannst ebenso gut sagen, sie wurden zerfressen oder zersetzt.«
Boulmeester dachte an die verschwundene Brutzelle. »Die Cyber-Brutzellen tun so etwas nicht«, widersprach er.
»Sie bauen sinnvoll um«, bestätigte Rhodan. »Deshalb vermute ich, dass die Polizeizellen nicht so leblos sind, wie Franzlin vermutet. Sie könnten die Ursache dieser Zerstörung sein.«
Mit dem Rastermikroskop und einem Behälter zur Aufbewahrung von Brutzellen begab sich Rhodan erneut ins Labor. Diesmal dauerte sein Aufenthalt länger.
Als er zurückkam, wirkte er ernst. »Wie ich vermutet habe: Die Polizeizellen haben sich selbstständig gemacht und alles Positronische zerstört. Und sie vermehren sich bereits, das Labor ist von ihnen verseucht. Einige habe ich für Untersuchungszwecke mitgebracht.«
Er reichte Franzlin den Behälter. »Die fehlentwickelten Zellen sind vorerst isoliert, dank der automatischen Schutzeinrichtungen können sie nicht nach draußen«, sagte er dazu. »Ihr müsst alles desintegrieren, damit keine Zelle überlebt.«
»Einen Moment bitte.« Adelaie drängte sich nach vorn. »Perry, wieso kannst du sicher sein, dass du selbst jetzt oder meinetwegen auch schon vorhin aus dem Labor keine Zellen mit nach draußen gebracht hast? Womöglich toben diese Winzlinge schon durch das Institut und befallen weitere Positroniken.«
Rhodan blickte die junge Frau freundlich an. »Deine Überlegung ist prinzipiell richtig«, bestätigte er. »Ich vermute aber, du weißt nicht, dass ich nur das mitnehmen kann, was ich mitnehmen will, sobald ich mich mit dem Auge bewege. Die von dir vermutete Gefahr besteht also in keiner Weise.«
Der Rest des Tages verging mit der Beseitigung der ausgebrochenen Polizeizellen. Marcel Boulmeester leitete die Aktion selbst. Rings um das Labor ließ er hochenergetische Schirmfelder errichten, danach wurde eine Robotfräse angesetzt, die über keine positronischen Bauteile verfügte.
Schließlich wurde das Labor in eine Gluthölle verwandelt, in der jede ungeschützte Materie verbrannte. Die Arbeiten nahmen Boulmeester so in Anspruch, dass er die verschwundene Cyber-Brutzelle völlig vergaß.
Am Abend meldete ihm einer von Franzlins Mitarbeitern, dass es dem Leitenden Wissenschaftler gelungen sei, eine neue Generation von Polizeizellen zu erzeugen.
Das bedrohliche Experiment mit den Winzlingen ging weiter.
Mortimer Skand hatte seinen freien Tag auf dem südamerikanischen Kontinent verbracht. Erst am späten Abend kehrte er über den öffentlichen Transmitter nach Terrania zurück.
Adelaie war nicht da, wahrscheinlich arbeitete sie noch mit Boulmeester. Skand überlegte, ob er sich falsch verhielt. Nicht gerade zwangsläufig musste zwischen Adelaie und ihm alles so weitergehen, wie es im Urlaub begonnen hatte.
Es war schon spät, als die junge Frau endlich kam. »Ich muss mit dir reden, Mortimer«, sagte sie ernst. »Es geht um Marcel.«
»Er hat dir den Kopf verdreht?«
Sie stutzte, dann lachte sie laut auf. »Er ist plötzlich so anders, wirkt wie verändert.«
»Na und?« Skand konnte seinen Unmut nicht verbergen, vielleicht wollte er das auch gar nicht.
»Du hast noch keine Ahnung, was heute im Institut vorgefallen ist.« Adelaie berichtete von dem Ausbruch der Polizeizellen und von Rhodans Eingreifen.
»... bis zum frühen Nachmittag leitete Marcel die Aktion selbst, dann zog er sich in sein Büro zurück und war nicht einmal zu sprechen, als mehrere Assistenten ihm neue Erkenntnisse vorlegen wollten. Bevor du jetzt behauptest, er wäre nur müde: das war er nicht. Er wollte heute Abend mit uns beiden auf die Ausstellung alter galaktischer Zahlungsmittel gehen. Als er endlich aus seinem Büro kam, verrichtete er im Labor nur unwichtige Dinge. Schon da erschien er mir eher fahrig, und als wir das Institut verließen, verabschiedete er sich ziemlich schroff von mir. Ich fragte ihn nach dem Treffpunkt für heute Abend, er blickte mich nur fragend an. Schließlich gestand er ein, dass er nicht wisse, wovon ich rede. Ich sage dir, Mortimer, da stimmt etwas nicht.«
»Du phantasierst.« Skand schüttelte den Kopf. »Der Chef hat gelegentlich seltsame Anwandlungen. An deiner Stelle würde ich mir darüber nicht den Kopf zerbrechen.«
»Ruf ihn wenigstens an und mach dir selbst ein Bild«, bat Adelaie.
»Ich verspreche mir nichts davon. Aber wenn du meinst, dir zuliebe ...«
Skand wählte den Anschluss der Privatwohnung seines Chefs. Er erhielt die Aufforderung, eine Nachricht zu hinterlassen, da der Angerufene nicht anwesend und auch über Armband nicht erreichbar sei.
»Er hat eindeutig erwähnt, dass er den Abend zu Hause verbringen wird«, sagte Adelaie.
Skand versuchte es im Forschungsinstitut und erhielt die Auskunft, dass der Chef bis Mitternacht im Jagdklub und danach in seiner Wohnung zu erreichen sei. Lächelnd wandte er sich an Adelaie. »Wahrscheinlich hatte er die Verabredung in seinem Klub übersehen, und es war es ihm peinlich, dir deshalb abzusagen. In so einem Fall verhält man sich schon eigenartig.«
Adelaie schwieg eine Weile. Schließlich gab sie sich einen Ruck. »Mortimer, hast du Lust, mit mir in die Ausstellung galaktischer Zahlungsmittel zu gehen?«
»Eine Viertelstunde mit der Rohrbahn«, sinnierte er. »Das schaffen wir rechtzeitig, und vielleicht machen wir anschließend ein wenig Sightseeing. Ganz in der Nähe ist das Hauptquartier der Hanse.«
Als sie eine halbe Stunde später die Ausstellungshalle betraten, blieb Adelaie schon nach wenigen Metern wie angewurzelt stehen. Sie packte Mortimer am Arm. Mit der anderen Hand deutete sie auf eine Gruppe von Menschen. Einer davon war Marcel Boulmeester.
2.
Quiupu verzichtete darauf, seinen Lockvogel ein zweites Mal über das Lüftungssystem einzuschleusen, diesmal wählte er den direkten Weg ins Forschungsinstitut. Schon an der ersten Eingangskontrolle wurde er freundlich, aber sehr bestimmt darauf hingewiesen, dass er nicht zutrittsberechtigt sei.
»Ich möchte nichts weiter als einen kurzen Informationsbesuch«, sagte er schrill. »Perry Rhodan garantiert für mich.«
Quiupu wusste nicht, dass spontan eine Alarmverbindung zum HQ Hanse geschaltet wurde und die dortige Zentralpositronik ihn identifizierte. Das Eingangstor glitt geräuschlos vor ihm auf.
»Du kannst passieren, Quiupu.« Ein Roboter trat auf ihn zu und führte ihn.
Die fünf winzigen Glasperlen, die ihr Äußeres stetig der Umgebung anpassten, blieben unsichtbar. Die Spionsonden waren Meisterwerke siganesischer Technik, sie wählten ihre Position so, dass sie nur durch einen unglücklichen Zufall in Quiupus Blickwinkel geraten konnten. Natürlich war das Institut gegen solche Minispione gesichert, auf Anweisung der Liga Freier Terraner waren die entsprechenden Sensoren jedoch desaktiviert worden.
Quiupu besichtigte