Perry Rhodan 1880: Die Dscherro. Ernst VlcekЧитать онлайн книгу.
ich vor allem von den Lufteinheiten tragen lassen«, erläuterte Cistolo Khan abschließend. »Wie stark und technisch hochstehend der Feind im Faktorelement auch sein mag, einem geballten Angriff aus der Luft wird er nicht standhalten können.«
»Weiß man bereits mehr über diesen Feind?«, wollte die Erste Terranerin wissen.
»Sicher ist nur, dass es sich um keine Nonggo handelt«, antwortete Cistolo Khan. »Nach einander stark widersprechenden Aussagen soll es sich um irgendwelche Humanoide handeln, die offenbar mächtige Hörner auf der Stirn tragen. Weiß der Teufel, welche Hölle des Universums diese Horde ausgespuckt hat. Genaueres werde ich aber erst nach der Auswertung des Bildmaterials wissen, das die Reporterin Clara Mendoza gemacht hat. Man konnte bisher nicht viel erkennen, aber wir hoffen, durch die Infrarot-Aufnahmen der Kamera mehr herausarbeiten zu können.«
»Du bist dir doch darüber klar, dass die Fremden einige hundert terranische Geiseln in ihrer Gewalt haben und du nichts unternehmen darfst, was ihr Leben gefährden könnte«, ermahnte Paola Daschmagan.
»Das ist der einzige Grund, der mich abwarten lässt«, sagte Cistolo Khan grollend. »Die Fremden haben nicht nur Diplomaten und die Soldaten in ihrer Gewalt. Ich bin inzwischen sicher, dass die Meldung über Phantome in Terrania kein bloßes Gerücht ist. Die Fremden müssen tatsächlich unsichtbar durch Terrania gegeistert sein, die Lage erkundet und Privatpersonen verschleppt haben.«
»Wie viele mögen es sein?«
»Das lässt sich nicht genau sagen, weil auch zu anderen Zeiten Personen immer wieder spurlos verschwinden. Doch nach NATHANS Hochrechnung könnten mehr als 500 Personen von den Fremden entführt worden sein.«
»Wie schrecklich!«
»Wenigstens wird die Einkesselung des Faktorelements verhindern, dass die Fremden weiterhin ungehindert nach Terrania einfallen können. Da schlüpft nicht einmal mehr eine Maus unbemerkt durch. Gibt es sonst noch etwas zu besprechen, Paola? Wenn nicht, möchte ich mich wieder den militärischen Notwendigkeiten zuwenden.«
»Das ist eigentlich alles«, sagte die Erste Terranerin und fügte noch hinzu: »Bei allem, was du tust, Khan, vergiss bitte nicht die bedauernswerten Menschen im Faktorelement.«
2.
Es herrschte eine eigenartige Atmosphäre in der Burg.
Zum einen waren die Dscherro siegestrunken, weil sie die Terraner in deren eigenen Stadt bereits seit drei Tagen an der Nase herumführten, ohne dass die Weichhäute auch nur einen von ihnen so richtig zu sehen, geschweige denn zu fassen bekommen hatten. Im Gegenzug hatten die Dscherro bis jetzt bereits über tausend Gefangene gemacht.
Andererseits mussten sich die Dscherro ernsthaft Gedanken über ihre Zukunft machen. Sie waren von Thorrim, wo sie mit den feigen Thorrimern leichtes Spiel gehabt hatten, mitsamt ihrer Burg in einen unbekannten Teil des Universums verschlagen worden. Dies völlig unerwartet und ohne Vorwarnung. Von einem Moment zum anderen. Hier sahen sie sich den mächtigen Terranern in deren ureigensten Domäne gegenüber.
60.000 Dscherro gegen ein hochtechnisiertes Milliardenvolk! Das musste auch die harten Dscherro-Kämpfer irritieren, das war nicht mit den üblichen Einsätzen vergleichbar.
Doch die Dscherro hatten sich dieser neuen Situation schnell angepasst und das Beste daraus gemacht. Zuerst hatten sie ihre Burg und die Umgebung innerhalb des Faktorelements abgesichert, dann waren sie, mit aller zur Gebote stehenden Vorsicht, auf Erkundung gegangen. Und dabei waren sie auf ein Schatzkästchen sondergleichen gestoßen: auf eine Megalopolis mit vielen Millionen verletzlichen Bewohnern – und mit einer unglaublichen Fülle von faszinierender Technik.
In unzähligen heimlichen Einsätzen waren die Gegebenheiten in dieser Megalopolis, deren Name Terrania war, ausgekundschaftet worden. Und was dabei herauskam, musste das Herz eines jeden Dscherro höher schlagen lassen. Diese Stadt mit ihren wohlbehüteten und darum so verletzlichen Bewohnern war eine wahre Schatztruhe. Diese Fundgrube schrie förmlich danach, geplündert zu werden.
Doch es zeigte sich, dass die Führungsspitze nicht dachte. Der Wankelmut des Taka und seiner Berater übertrug sich auf alle Bereiche der Burg.
Fellokk begegnete dieser Atmosphäre der Unschlüssigkeit und der daraus resultierenden Ungewissheit auf Schritt und Tritt. Wer ihn jedoch um seine Meinung fragte, bekam von ihm eine klare Antwort. Denn es gab nur einen Ausweg aus dieser Misere: Man musste den dscherroeigenen Weg konsequent beschreiten, wie man ihn in der Heimat DaGlausch seit Hunderten und Tausenden von Jahren erfolgreich praktizierte.
Diese Meinung vertrat Fellokk vom ersten Augenblick an. Doch wurde sie nicht von allen geteilt.
Nach der Rückkehr in die Burg führte Fellokks erster Weg zu den Kerkern, um dort die beiden Gefangenen abzuliefern. Er hatte Schickor und Konnack mit der Begründung entlassen, dass sie sich von den vorangegangenen Strapazen entspannen sollten. Tatsächlich wollte er jedoch mit Onkerk, dem Serofen für Rechtsprechung, unter vier Augen reden, um von ihm die Absichten des Taka zu erfahren.
Fellokk bekam es zuerst mit dem Kerkermeister Chlenakk zu tun. Er war 30 Jahre jung und hatte den Ruf, überaus brutal und grausam mit Gefangenen umzugehen, mit der Methode der »strengen« Befragung jedoch auch außerordentlich erfolgreich zu sein. Das hatte sich schon auf Thorrim gezeigt, und darum ließ Onkerk ihm bei der Wahl seiner Mittel freie Hand.
Wann immer Fellokk ihm bisher begegnet war, trug Chlenakk bunte Kleider. Sein Stirnhorn war ähnlich gedreht wie das von Fellokk, nur etwas kürzer. Sie waren bisher immer recht gut miteinander ausgekommen.
»Sind diese beiden Terraner etwas Besonderes?«, erkundigte sich Chlenakk, als er den Mann und die Frau, beide noch immer bewegungsunfähig, in Empfang nahm.
Fellokk erklärte ihm die Umstände, unter denen er sie entführt hatte. Nachdem er geendet hatte, sagte Chlenakk nachdenklich:
»Ich habe von so einem Ritus noch nicht gehört. Aber keine Sorge, sie werden mir verraten, was er zu bedeuten hat. Ich werde dich über das Ergebnis meiner Befragung informieren, wenn du es wünschst, Fellokk.«
Der Krieger winkte nachlässig ab.
»Eigentlich wollte ich zu Onkerk und von ihm hören, ob bereits Entscheidungen über unsere Zukunft gefallen sind«, sagte Fellokk. »Die Terraner werden uns nicht mehr viel Zeit lassen – jetzt, nachdem sie eine kleine Armee verloren haben.«
»Ich weiß«, sagte Chlenakk und zog dabei den Unterkiefer ein, so dass die vier Reißzähne gegen die Oberlippe drückten. »Doch im Vertrauen, Fellokk, ich glaube nicht, dass Onkerk für dich der richtige Ansprechpartner ist.«
»Ich habe dich nicht um deine Meinung gefragt, Chlenakk«, sagte Fellokk zurechtweisend. »Wo finde ich Onkerk? Ich möchte ihn sprechen.«
Chlenakk ließ ergeben den Unterkiefer sinken.
»Du bist ein großer Krieger, Fellokk, und wirst auch von allen sehr geachtet, obwohl du keine politische Macht besitzt«, sagte er dann langsam. »Doch lass dir von einem Freund etwas sagen. Du vertrittst, seit wir in Terrania gelandet sind, eine Meinung, die von einigen missbilligt wird. So auch von Onkerk. Er wäre im Moment kein guter Gesprächspartner für dich.«
Fellokk betrachtete Chlenakk misstrauisch und fragte dann: »Was für eine Meinung vertrete ich denn?«
»Nun, du machst kein Hehl daraus, dass du den Kampf willst«, antwortete Chlenakk. »Du sagst es jedem, der es hören will, und etliche Dscherro sind deiner Ansicht. So auch ich. Onkerk gehört jedoch zur anderen Seite.«
»Und wer von der Führungsschicht bläst mit Onkerk ins selbe Horn?«
»Ich bin bei den Gesprächen der Serofen nicht dabei«, wich Chlenakk aus, »und kann darum nicht über ihre Standpunkte urteilen. Doch jeder weiß, dass Onkerk stets derselben Meinung wie der Taka ist. Also kann man davon ausgehen, dass Taka Poulones eine friedliche Lösung anstrebt.«
Fellokk spürte bei diesen Worten, wie seinen Körper eine Hitzewelle durchraste.
»Du