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Perry Rhodan 3053: Mars. Christian MontillonЧитать онлайн книгу.

Perry Rhodan 3053: Mars - Christian Montillon


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wie ich bin, sobald ich ins Schwärmen gerate oder mich etwas überwältigt.

      Ich glaube, die Menschheit dieses Zwillingsuniversums hat den Schock über die Zerstörung des Pluto verarbeitet, indem sie den Wiederaufbau plante – dieses Wunder, das ich immer noch vor mir sehe, wenn ich die Augen schließe.

      Sie haben die Planetentrümmer zusammengefügt, jedoch nicht zu der ursprünglichen Kugelgestalt, sondern zu einem gedehnten Oval. Ein Netz aus gewaltigen Stangen verbindet die Bruchstücke, Hunderte von Metern dick. Ein Netz umschlingt das ganze Kunstwerk – anders kann ich es nicht nennen, Mésren. Aus der Ferne sieht es filigran aus, als könnte ein Kind in den Maschen klettern, aber sie umfassen viele Kilometer.

      Nähert man sich, erscheint das Gewirr der Stäbe und Pfeiler plötzlich in einer geheimnisvollen Ordnung und bildet zwei sich kreuzende Hauptlinien, die alles zusammenhalten. Wo die Linien sich treffen, liegt das Institut zur Erforschung des Dyoversums in einem Quader aus rot leuchtendem Kristall. So mag einst der Kern des Pluto geglüht haben, der längst in der Kälte des Weltraums erloschen ist.

      Das Leuchten ist eigentümlich schön, es verwirrt die Sinne. Ich weiß nicht, was genau die Faszination bewirkt, aber der Anblick hat mich bis ins Innerste getroffen und erschüttert. Es ist Mahnmal der Katastrophe und Signal für einen optimistischen Aufbruch zugleich.

      In diesem Institut sitze ich nun, in einem schmucklosen, einfachen Raum, der ebenso gut auf Terra liegen könnte oder auf einer beliebigen anderen Welt. Das Wunder umgibt mich, bloß vermag ich es nicht zu sehen, weil ich zwischen diesen vier Wänden eingesperrt bin.

      Versteh mich nicht falsch, Bruder, ich kann jederzeit gehen, niemand hält mich gefangen. Der Blick auf das Ganze jedoch bleibt mir verwehrt, solange ich meinen Blickwinkel nicht grundlegend wechsle, indem ich in ein Raumfahrzeug steige und mich weit genug entferne.

      Leider habe ich nicht die Zeit, mehr zu schreiben – schon wieder nicht. Sichu Dorksteiger wird jeden Moment kommen, um mich abzuholen. Die Idee, dass ich sie hierher begleite, kam übrigens von ihr.

      Ist das nicht verrückt? Erst wählt Perry Rhodan mich für sein Einsatzteam aus, dann ruft mich die Chefwissenschaftlerin der Liga an ihre Seite. Und das nach all den Jahren, in denen man mich und mein Fachgebiet eher belächelt hat.

      Vielleicht war die Entdeckung des Dyoversums nötig und die eines siamesischen Zwillings unseres Universums, damit die Allgemeinheit begreift, dass die Vergleichende Geschichtswissenschaft Sinn ergibt. Ich meine ... sogar du hast mich jahrelang ausgelacht. Nicht dass ich es dir übel nehme. Längst nicht mehr! Ich habe dir vergeben.

      Und nun bin ausgerechnet ich der, der ganz vorne mit dabei ist, einst selbst ein siamesischer Zwilling. Oder bin ich das immer noch? Hat sich an der Verbindung zwischen dir und mir etwas geändert, nur weil es die Operation gab und du gestorben bist?

      Ich bin gespannt, wohin mich mein Weg führt. Mittlerweile rechne ich mit allem. Vielleicht kommt es am Ende so weit, dass ich einer Superintelligenz gegenüberstehe oder in den Schlund eines Kosmonukleotids schaue und sich mir der Urgrund der Schöpfung offenbart.

      Ich vermisse dich, Mésren.

      Oft glaube ich, ich müsste nur den Arm ausstrecken, um dich zu berühren, wie es dreißig Jahre lang war. In solchen Momenten spielt es keine Rolle, ob ich allein in meinem Zimmer bin oder umgeben von einem Dutzend Menschen. Dann bin ich einsam, auf eine Weise, die fast niemand verstehen kann.

      1.

      12. November 2046 NGZ

      Was Perry Rhodan erlebte

      Die Umgebung verschwand, als Iwán Mulholland teleportierte. Da Körperkontakt bestand, nahm der Mutant, der sowohl Mann als auch Frau war, Perry Rhodan mit sich. Der unterirdische Hochsicherheitsraum in der Maurits-Vingaden-Klinik blieb zurück, und mit ihm der tote Topsider, Farye Sepheroa und die anderen.

      Mulholland und Rhodan erreichten nicht sofort ihr Ziel wie bei einer normalen Teleportation. Iwán war Schmerzensteleporter – er versetzte sich, indem er ein fremdartiges Gefilde durchwanderte, für eine quälende Zeit, bis er ins Standarduniversum zurückkehrte.

      Rhodan hatte bereits den Mausbiber Gucky bei einer solchen Schmerzensteleportation begleitet; aber als Passagier von Iwán Mulholland fühlte es sich anders an.

      Er sah selbstverständlich nichts, weil er sich in einem Zustand befand, der einer Bewusstlosigkeit glich. Nur seine Gedankenwelt blieb aktiv.

      Wohin bringst du uns, Iwán?

      Siehst du es nicht?, fragte Mulholland.

      Rhodan teilte ihm mit, dass er blind war, taub und stumm. Nur seine Gedanken verbanden ihn mit der Außenwelt, und das auch nur, weil es mit dem Mutanten jemanden gab, der sie auffing und antwortete.

      Er war bereits einmal mit Iwán schmerzensteleportiert – im Heimatuniversum. Damals hatte er den Eindruck gehabt, neben dem Mutanten durch eine graue Welt herzugehen und gleichzeitig getragen zu werden. Letzten Endes glich offenbar keine Schmerzensteleportation einer anderen – möglicherweise kam es darauf an, in welchem kosmischen Gefilde die Versetzung stattfand. Schließlich hatte es Rhodan nie zuvor in diesem Zwillingsteil des Dyoversums erlebt oder davon gehört.

      Der Transmitter hat Palotta mit dem Suspensionsalkoven und den TARAS versetzt. Ich folge ihnen.

      Wie kannst du das?

      Die Energie der Transmitterverbindung wabert auf der anderen Seite der Ebene, hinter meinem Zielpunkt. Dort, wo der Ausgang liegt, den ich erreichen muss. Ich eile dorthin.

      Aber verlierst du diesen Blick nicht?, fragte Rhodan. Palotta hat doch sein Ziel inzwischen erreicht.

      Jede Schmerzensteleportation nahm exakt zwei Minuten und neun Sekunden in Anspruch, egal wie lange der Teleporter diese Zeitspanne auf seinem Weg durch die Zerozone subjektiv empfand – sogar, wenn er sich gefühlt für Stunden durch die fremde Landschaft schleppte. Ein Transmittervorgang hingegen geschah nahezu in Nullzeit.

      Wir werden einhundertneunundzwanzig Sekunden nach ihm ankommen, ja, sendete Iwán einen Gedanken. Weshalb sollte mich das daran hindern, ihm dorthin zu folgen?

      In dieser Vorstellung lag eine solche Unbekümmertheit, dass Rhodan nur staunen konnte. Der Mutant betrachtete offenbar Dinge als selbstverständlich, die Rhodan nicht für möglich gehalten hätte. Wie genau sahen seine Fähigkeiten aus?

      Er gab einige Rätsel auf – unter anderem die Frage, warum er zwischen den Geschlechtern changierte und Männer ihn meist als männlich, Frauen eher als weiblich wahrnahmen – als Iwán oder als Iwa, je nachdem. Auch in der Eigenwahrnehmung hatte er keine festgelegte sexuelle Identität; er bezeichnete sich als es.

      Aber – und das war momentan viel wichtiger – was würde geschehen, wenn sie ihr Ziel erreichten?

      Der Verräter Gorin Palotta, ein TLD-Agent, hatte sie alle überrascht und Chaos in der Klinik angezettelt, in der Homer G. Adams in einem Alkoven in Suspension lag. Von Palotta kontrollierte Kampfroboter waren eingedrungen, hatten einen Transmitter rund um den Suspensionsalkoven errichtet – und diesen samt des Verräters und dreier TARA-C-Roboter abgestrahlt.

      Sobald Iwán und Rhodan ebenfalls am Ziel ankamen, wo immer es liegen mochte, würden genau diese Gegner angreifen. Dank der SERUN-Kampfanzüge konnten die beiden einen offenen Kampf sogar gewinnen. Falls nicht weitere Feinde warteten. Und falls Palotta nicht erneut den Supsensionsalkoven mit dem entmaterialisierten Homer G. Adams als Geisel nutzte.

      Zu viel Unsicherheit.

      Ganz zu schweigen von den Sorgen, die Rhodan plagten, weil die anderen in der Klinik zurückgeblieben waren, in der – sofern die Worte des Verräters stimmten – sämtliche Maschinen Amok liefen. Andererseits konnten sich seine Enkelin, Rico und die TLD-Agenten durchaus selbst schützen.

      Siehst du, wohin der Transmitter Palotta gebracht hat?, fragte er in Gedanken. Seinen Mund vermochte er nicht zu bewegen. Er spürte nicht einmal, dass er überhaupt einen Mund hatte.

      Nein.


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