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Fettnäpfchenführer Ostfriesland. Sylvie GühmannЧитать онлайн книгу.

Fettnäpfchenführer Ostfriesland - Sylvie Gühmann


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geben und ab zur Teetied. Wie sagt der Ostfriese so schön: Abwarten und Tee trinken. Bis der Tee getrunken ist, hat der Wind die Wolken bestimmt wieder gedreht.

      9

       DER WOLF IMSCHAFSPELZ

       VOM VIELLEICHT GRÖSSTENOSTFRIESENSCHERZ: DEMOSTFRIESENNERZ

      Sonja sieht misstrauisch nach draußen. Die Sonne ist seit einer halben Stunde nicht mehr zu sehen, verschwunden hinter ostfriesischen Wolken. Gut, dass heute Morgen noch Sonne angekündigt war und Sonja zwar Gummistiefel mit in die Redaktion genommen hat, aber keine regenfeste Jacke. Sich eine vernünftige Regenjacke zuzulegen hat sie gestern nach Redaktionsschluss nicht mehr geschafft.

      Sie seufzt. Immerhin der Tee von Grietje hatte nach dem verregneten Termin gutgetan. Vielleicht steigt sie doch noch von Kaffee auf Tee um. So langsam kommt sie auf den Geschmack. Die schwarze Teeblatt-Mischung macht fast genauso wach wie Kaffee, und die hübschen Sahnewölkchen sind auch nicht zu verachten. Wenn da nur nicht die ganzen Regeln wären. Allerdings gibt die Forschung den Ostfriesen recht. Irgendwo hat sie mal eine Studie gelesen, in der Forscher der Frage nachgegangen sind, wieso Menschen im asiatischen Raum so alt werden. Tatsächlich verwiesen die Wissenschaftler am Ende auf die mehrmalige halbstündige Auszeit am Tag, die sich die Menschen für die Teetradition nahmen. Kein Wunder also, dass die Ostfriesen auf ihren Tee so versessen sind, vor allem wenn man bedenkt, dass sie sich nach den Regenschauern ja auch wieder aufwärmen müssen, denkt sie. Wieder geht ihr Blick zum Fenster.

      »Wat starrste denn so missmutig aus dem Fenster, mien Leev? Kommt heute ’ne neue Folge?« Grietje schmunzelt.

      »Nee, wohl eher eine Wiederholung, so wie das da draußen aussieht. Sag mir bitte, dass das nicht immer so ist.« Seufzend sieht sie zu ihrer Kollegin hoch, die sie nur ernst ansieht: »Doch, das ist 24/7 so. Das hört nie auf.«

      Sonja stöhnt. »Ehrlich jetzt?« Sichtbar erschüttert schaut sie nach draußen. »Das ist ja genauso schlimm wie in Skandinavien, wo es immer dunkel ist. Gibt es hier auch so hohe Suizidraten wie dort? Ich hätte auf meine Eltern hören sollen, die haben mir schon beim Umzug erzählt, dass mir die Sonne fehlen wird.«

      »Ach, Sonja.« Grietje kichert. »Ich mach doch nur Spaß. Du bist aber auch gutgläubig. Ganz so wild ist es nicht – die meisten Leute übertreiben. So schnell, wie der Regen kommt, verschwindet er oft auch wieder. Und der Wind hat auch seine guten Seiten.«

      Immer stärker treibt der Wind draußen sein Unwesen und zerrt an den Ästen des noch blätterlosen Gebüschs am Fenster. »Ach Grietje, ich habe heute keine regenfeste Jacke mit und irgendwie die Befürchtung, dass ich da wieder raus muss.« Im Terminkalender hat sie schon einen Außentermin entdeckt. Wieder wandert ihr Blick zum Fenster. »Mach dir mal keinen Kopp, den Termin zur Spargelernte übernehme ich, wenn du dafür aufhörst, so mordlüstern zu gucken. Manchmal scheint in Ostfriesland übrigens auch die Sonne.« Grietje gluckst.

      »Grietje, du bist ein Engel. Ich bestelle mir auch gleich eine Regenjacke. Ihr müsst ja Spezialisten auf dem Gebiet sein – hast du irgendwelche Empfehlungen?«

      »Hol dir einen Ostfriesennerz, Sonja! Den kannst du bei Wind und Wetter tragen. So einen hatte mein Urgroßvater schon auf seinem Kutter«, mischt sich Dieter ein, der auf dem Weg von der Teeküche zum Schreibtisch ist.

      »Ostfriesennerz? Nee, so was trage ich nicht. Das geht ja mal gar nicht.«

      »Wat, wieso geht das nicht? Das geht ganz gut, sag ich dir!« Dieter kratzt sich am Kopf. »Der wird gerade wieder richtig up to date.«

      »Pelz zu tragen kann gar nicht up to date sein, das ist einfach nur grausam! Und noch dazu heutzutage einfach nur unnötig. Es gibt so viele Möglichkeiten sich warmzuhalten, da muss man sich doch nicht vorsintflutlich wie ein Neandertaler den Pelz umhängen. Außerdem habe ich mal eine Reportage über Nerzfarmen gesehen, glaube mir, danach bist du auch meiner Meinung.« Sonja rümpft die Nase.

      Dieter und Grietje gucken sich an, einen Moment herrscht Stille. Dann gibt es kein Halten mehr.

      »Ostfriesennerz und Pelz, ich werd nich mehr.« Dieter japst.

      Grietje, bemüht, das Missverständnis aufzuklären, versucht ernst zu bleiben. »Ostfriesennerz wird auf keiner Nerzfarm hergestellt.« Dann bricht sie ein. »Wo es in Ostfriesland ja auch so viele Nerze gibt!«

      Verwirrt blickt Sonja beide an. »Jesses, was hab ich jetzt schon wieder falsch gemacht?«

      »Jesses! Hier heißt das Jasses.« Dieter kichert immer noch. »Sonja, Ostfriesennerz ist kein echter Nerz. Du kannst ihn also guten Gewissens tragen.«

      »Also Kunstpelz? Damit könnte ich leben.« Sonja zuckt mit den Schultern. »Nur, wie soll das den Regen abhalten?«

      »Nee, Sonja, auch kein Kunstpelz. Dieter, stell dir ’nen ostfriesischen Fischer auf’m Kutter im Kunstpelz vor.« Grietje wischt sich eine Träne aus dem Augenwinkel, bevor beide wieder losjohlen.

      »Alles klar, kein Problem, lacht ruhig noch ein bisschen. Tut einfach so, als wäre ich nicht da. Ich frage unterdessen jemand anderen, was es damit auf sich hat.« Sonja schnauft beleidigt und schiebt noch nach: »Der arme Max kriegt am Wochenende einen Kulturschock, wenn er zu Besuch kommt.«

      Doch die beiden anderen hören gar nicht mehr zu – sie prusten wieder los.

       Wat’n Mallöör

      Spätestens seit Otto Waalkes den quietschgelben Regenmantel in sein Witze-Repertoire übernahm, ist die Jacke Kult. Der Name des Kleidungsstücks aber ist doppelt irreführend. Zum einen besteht der Mantel nicht aus Nerz, sondern aus einem Stoffgemisch, das sich aus Viskose und mit PVC überzogener Baumwolle zusammensetzt. So kommt weder Wasser noch Luft durch die Jacke. Zweitens stammt das Kleidungsstück auch nicht aus Ostfriesland, wie der Name vermuten lässt, sondern aus der dänischen Stadt Hörve. Dort gründete Jan Nielsson 1958 ein Bekleidungsunternehmen namens Jeantex, das sich auf wetterfeste Kleidung spezialisierte. 1965 gelang es ihm, eine gelbe Öljacke herzustellen – auch wenn diese wenig mit Öl gemein hatte, sondern aus dem bereits oben erwähnten Stoffgemisch bestand. Aufgrund der hohen Nachfrage, die vor allem aus Deutschland kam, wurde die Fabrik nahe der Hauptstadt Kopenhagen bald zu klein. Daraufhin verlagerte man den Sitz nach Hamburg, wo Jeantex auch heute noch zu finden ist.

      Letzten Endes war es die Wind- und Wasserfestigkeit, die das Produkt für die Seefahrt und damit auch für Ostfriesland so attraktiv machte. Die Farbe Gelb, eine Signalfarbe in dem für die Region so typischen Nebel, hat sich durchgesetzt. Wie die Bezeichnung Friesennerz allerdings zustande kam, lässt sich nicht mehr nachvollziehen – vielleicht entstand sie durch einen der berühmten Ostfriesenwitze.

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