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Fettnäpfchenführer Island. Marc HerbrechterЧитать онлайн книгу.

Fettnäpfchenführer Island - Marc Herbrechter


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       MAX WILL TELEFONIEREN

      Inzwischen ist Max nun schon etwas über zwei Wochen als Tauch-Guide auf der kleinen Insel im Nordatlantik und hat genug vom Kistenschleppen, vom Lebenretten und vom Einschlafen auf dem Beifahrersitz während der Heimfahrt. Da kommt es ihm gerade recht, dass ein Teil der Ausbildung daraus besteht, das Backoffice im Tauchladen kennenzulernen. Das bedeutet Telefonsupport, Buchhaltung, Planung und alles, was mit Organisation zu tun hat.

      Für Max ein leichter Job, da er aus der IT-Branche kommt und strukturiertes Arbeiten kennt. Nicht, dass er es mit Strukturen hätte, aber immerhin kennt er sie.

      Maria aus der Buchhaltung zeigt Max, wie eine Tour geplant wird – von der ersten Buchung über die Koordination mit den Guides bis hin zur Abrechnung mit den Kooperationspartnern.

      Maria und Max hatten einander sofort ins Herz geschlossen: Beide sind echte Lebemänner beziehungsweise Lebefrauen. Oder so. Die Enddreißigerin besitzt die Art von Humor, die Max zu schätzen weiß: niveauflexibel und kindisch, außerdem schwarz und sarkastisch. Alles in einem perfekten Gleichgewicht und gepaart mit einer engelsgleichen Aura, sodass Maria selbst mit den versautesten Limericks davonkommt. Sie ist ureingeborene Isländerin, durch und durch.

      Max kennt die meisten Schritte, die Maria erklärt, denn er hat sie ja wochenlang selbst durchgeführt. Die andere Seite des Unternehmens hat er sich jedoch bei Weitem nicht so komplex vorgestellt. Alles, was er bisher gemacht hat, wurde um ein Vielfaches einfacher durch die gute Vorarbeit und Koordination hier im Backoffice. Nun soll Max für Ende der Woche seine erste Tour planen. Maria und die anderen Teammitglieder im Büro stehen ihm zur Seite, was auch dringend nötig ist, denn Max hat viele, viele Fragen: Wo kann ich sehen, ob ein Gast schon bezahlt hat? Wo wird angezeigt, wo die Gäste übernachten? Kann ich die Größe für den Taucheranzug auch direkt in der Buchung sehen oder muss ich dazu in die Konversation mit dem Kunden?

      Ganz schön anstrengend, aber gegen Mittag ist Max auf einem guten Weg und fühlt sich nicht mehr komplett nutzlos. Das Team geht gemeinsam zum Mittagessen, und Max schließt sich an. Normalerweise bringen die Kollegen sich Essen selbst mit und machen es in der Küche warm, doch heute haben alle Lust, auswärts essen zu gehen. Es geht zum Coocoo’s Nest, das zu den hübschesten Restaurants der Stadt zählt und direkt am alten Hafen liegt. Hier gibt es für die Leute in der Gegend einen relativ günstigen Mittagstisch, den man sich zumindest ab und zu leisten kann. Ansonsten bleiben Restaurantbesuche in Reykjavík einfach aufgrund der hohen Kosten eher für spezielle Ereignisse vorbehalten.

      Aber heute ist ja ein besonderes Ereignis: Es gibt ein neues Teammitglied zu begrüßen, wenn auch nur auf Zeit. Bislang bestand das Office-Team ausschließlich aus Frauen. Eine ungewohnte Situation für Max, denn das Guide-Team besteht fast ausschließlich aus Männern. Aber Max fühlt sich eigentlich ganz wohl so als Hahn im Korb. Jetzt gilt es nur, sich nicht lächerlich zu machen und die ihm aufgetragenen Arbeiten mit größtmöglicher Kompetenz und Souveränität zu erledigen.

      Nach dem Mittagessen geht es zurück in den Tauchladen. Es müssen nur noch die Kleidergrößen der Tourteilnehmer aufgeschrieben werden, damit die Guides die passenden Taucheranzüge einpacken können. Eine Größe nach der anderen tippt Max in die Excel-Tabelle, die für die Guides erstellt und ausgedruckt wird. Bei einer Dame fehlt die Angabe jedoch, und er kann sie auch in der Korrespondenz nicht finden. Er macht erst mal mit den anderen Teilnehmern weiter, bis das Dokument komplett ausgefüllt ist. Dann zurück zu der Dame unbekannter Größe. Max sucht erneut überall, kann aber nichts finden. Bis auf den Namen und die E-Mail-Adresse hat er keine weiteren Daten. Die Tour findet schon in wenigen Tagen statt, und Max weiß, dass eine Nachfrage per E-Mail eventuell nicht rasch genug beantwortet wird. Er schreibt trotzdem eine, den Versuch ist es wert. Aber was, wenn keine Antwort kommt?

      Erst mal einen Kaffee, das bringt die Gehirnzellen in Wallung. Auf dem Weg in die große Küche denkt Max daran, dass dieses kleine Problem seine tadellose Bilanz dahinraffen könnte, und beschließt, dieses Problem allein zu lösen. Keine Hilfe, kein Nachfragen. Selbst ist der Mann!

      Auf dem Rückweg zu seinem Platz fällt Max ein großes weißes Buch mit der Aufschrift »Ja« auf. Mit Kugelschreiber hat jemand einen großen Telefonhörer auf das Deckblatt gemalt. Bingo – er wird Frau Thorsdottir einfach im Telefonbuch suchen und anrufen. Easy!

      Er legt sich also das Buch zurecht und sucht den passenden Ortsteil heraus. Die Dame kommt aus Kópavogur, denn sie hat ihre Buchungsanfrage mit »Beste Grüße aus Kópavogur« beendet. Wie ihm das alles zufliegt, ein Träumchen.

      Doch den Namen Thorsdottir kann Max einfach nicht finden. Er sucht in verschiedenen Orten, unter verschiedenen Postleitzahlen und wird einfach nicht fündig. Irgendwann legt er das Buch frustriert zu Seite und öffnet Google. Er sucht nach dem Namen, dann nach dem Namen plus Kópavogur. Dasselbe macht er bei Facebook und stellt resigniert fest: Entweder es werden gar keine oder mehrere Ergebnisse angezeigt. So wird er da nicht weiterkommen, schießt es ihm durch den Kopf, und er lässt sich in seinen Stuhl zurücksinken. In der Spiegelung seines Computerbildschirms sieht er, dass seine Kollegin Maria mit ihrem großen Kaffeebecher in der Hand und einem noch größeren Grinsen im Gesicht hinter ihm steht – und das offenbar schon eine ganze Weile. Max will sich ruckartig wieder aufsetzen, rutscht dabei mit den Füßen ab und landet mit dem gesamten Körper unter dem großen Tisch vor sich. Maria lacht lauthals los, verschüttet dabei ihren Kaffee, und Max bekommt die heiße Brühe direkt ins Gesicht.

       Was ist diesmal schiefgelaufen?

      Max hätte sich rutschfeste Schuhe oder einen Hut anziehen sollen, dann wäre er nicht ausgerutscht, oder zumindest wäre kein heißer Kaffee in seinem Gesicht gelandet. Aber warum stand Maria überhaupt hinter ihm, grinsend, aber ohne etwas zu sagen?

      Max ging, wie er es von zu Hause kannte, davon aus, dass das Telefonbuch nach Nachnamen sortiert ist. Er blätterte also zu Kópavogur und dann zum Buchstaben T wie Thorsdottir. Er wurde nicht fündig, weil das isländische Telefonbuch nun mal nicht so funktioniert. Es ist nach Vornamen sortiert, und entsprechend hätte er seine Suche bei A wie Anna starten sollen.

      Das Namenssystem in Island basiert gänzlich auf Vornamen, wobei der Nachname nichts anderes ist als der Vorname des Vaters oder der Mutter mit der Endung -son oder -dottir, also Sohn oder Tochter. Üblicherweise wird der Name des Vaters für den Nachnamen genutzt, der Name der Mutter kann jedoch ebenso zum Einsatz kommen.

      Am Beispiel der Kundin Anna Thorsdottir sieht man also: Anna ist die Tochter von Thor. Max hätte sie direkt am Anfang der Namensliste des Ortes Kópavogur gefunden und damit auch ihre Telefonnummer.

      Auf gleichem Wege hätte Max übrigens auch die Telefonnummer des Präsidenten von Island finden können: Sie steht ebenfalls im Telefonbuch.

       Was können Sie besser machen?

      Vor allem im Ausland treffen Isländer mitunter auf Unverständnis, wenn die Kinder nicht denselben Nachnamen wie ihre Eltern haben. Mit Ihrem Wissen können Sie nun vielleicht einmal eine Situation aufklären, in der jemand dieser Fehlannahme aufsitzt.

      Auch gut zu wissen: In Island wird niemand mit Herr Thorsson angesprochen, sondern eher beim Vornamen. Das heißt aber nicht, dass es kein Sie gibt. In einer Unterhaltung würde man heraushören, in welchem Verhältnis die Personen zueinander stehen und ob – nach unseren Kategorien – ein Du oder ein Sie verwendet wird. Sprechen Sie also mit einem Isländer, auch auf Englisch, versuchen Sie ein bisschen die Situation zu lesen: Befinden Sie sich in einem privaten und freundschaftlichen Setting oder ist es eher formell? Dem Guide auf dem Weg zum Wasserfall würde man üblicherweise eher mit einem Du begegnen als der Beraterin in der Bank oder dem Arzt im Krankenhaus.

      7

       KOSTSPIELIGER KATER

      


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