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Fettnäpfchenführer Südafrika. Elena BeisЧитать онлайн книгу.

Fettnäpfchenführer Südafrika - Elena Beis


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Mama und einen Mann mit Tata, Vater, an. Sisi, Bhuti, Mama und Tata gehören fest zum südafrikanischen Slang und kreieren eine freundliche Zusammengehörigkeitsatmosphäre im südafrikanischen Alltag.)

      »Bitte kauf mir etwas zu essen, Sisi. Sisi, bitte!«

      Der Kleine hat Silvie in weniger als zehn Sekunden weichgekocht. Silvie fischt eine Münze aus ihrer Hosentasche und steckt sie dem Jungen zu. Der Kleine flitzt mit dem Geld davon – und fast zeitgleich stürmen zwei andere Straßenjungs auf Simon und Silvie zu. Oh nee! Hat sie ja fast befürchtet, dass DAS jetzt als Nächstes kommt.

      »Sisi! Sisi! Bitte hilf uns.« – »Bitte, Sisi!« – »Bitte Sisi, wir wollen Brot kaufen.«

      Warum haben sich die Jungs alle ausgerechnet auf SIE so eingeschossen? Es laufen hier so viele Menschen kreuz und quer. Dabei hasst sie es, so bedrängt zu werden.

      (Apropos: Die meisten Straßenjungs leben seit Jahren auf der Long Street und erspähen einen neuen Touristen in town sofort. Die bevorzugte Zielgruppe der Jungs sind weibliche Touristinnen mit Mutterinstinkt, weil die am schnellsten ein paar Münzen ›für Essen‹ herauskramen.)

      Die Passanten schauen Silvie beim Vorbeigehen halb schmunzelnd, halb mitleidig an, und Simon steht da auch nur ganz hilflos daneben.

      »BITTE Sisi, wir haben Hunger!«

      »Ach, komm. Jetzt hast du dem einen schon etwas gegeben, jetzt gib den beiden hier halt auch etwas.«

      Das Wort ›Hunger‹ aktiviert offensichtlich auch bei Simon gleich das schlechte Gewissen.

      Silvie drückt beiden jeweils eine kleine Münze in die Hand und verschwindet mit Simon so schnell sie kann in das nächstliegende Geschäft.

      »Komm, lass uns hier kurz verstecken. Nicht, dass wir gleich die komplette Bande an der Backe haben.«

      »Aber müssen wir ausgerechnet in ein Glasperlengeschäft? Lass uns doch schnell in den Surf-Laden da vorne reinschauen ...«

      Nach zehn Minuten muss Silvie ihren Freund aus dem Geschäft herauszerren, denn der ist kurz davor, ein Surfboard zu kaufen und ihren Sightseeing-Plänen ein abruptes Ende zu setzen. Bloß nicht! Silvie drängt ihn weiter. Die Long Street führt wohl noch an einem großen panafrikanischen Markt vorbei, den sie noch unbedingt besichtigen will.

      »Total schön, deine Schuhe.«

      Silvie schaut auf ihre Füße. DIE zerfetzten Dinger ...?!

      »Kann ich dich etwas fragen, Sisi?«

      Die junge Frau mit dem vergammelten Outfit und abgebrannten Zigarettenstummel in der Hand erzählt eine langwierige Geschichte darüber, wie sie von einem weit entfernten Ort namens Atlantis nach Kapstadt gekommen sei, um für ihre schwerkranke Mutter Medikamente zu besorgen (gibt es in Atlantis keine Apotheken?), der boyfriend sie aber ausgeraubt habe, mit einer anderen durchgebrannt sei (der offen gestanden glaubwürdigste Teil der Story), sie jetzt aber dringend Geld brauche, um ihre Kinder zu Hause in Atlantis (war das nicht eben noch die Mutter?) zu versorgen.

      »Kannst du mir bitte schnell mit R50 aushelfen?«

      »R50?!« – Schon ganz schön unverschämt, nach so viel Geld zu fragen, zudem eh klar ist, dass sie einen totalen Schwachsinn erzählt und mit dem Geld ihre Mittagsration an Drogen aufstellen will.

      »Nein, sorry.«

      »Dann gib mir bitte, was du entbehren kannst.«

      »NEIN.«

      Silvies Mitleid schlägt langsam aber sicher in völlige Genervtheit um. Dass man hier auch keine zehn Schritte machen kann, ohne mit den Existenzproblemen wildfremder Menschen konfrontiert zu werden und sich auch noch rechtfertigen und schuldig fühlen muss, wenn man kein Geld herausrücken will!

      Höchste Zeit für eine Verschnaufpause! Silvie lässt die drogenabhängige Dame stehen und steuert mit Simon geradewegs in das gegenüberliegende Öko-Café mit der offenen Seite zur Long Street zu. Von hier aus kann man das Treiben auf der Long Street unbehelligt beobachten – das perfekte Plätzchen für einen Kaffee! Die beiden gehen hinein.

      Simon inspiziert hinten die Kuchentheke, und Silvie vorne am Tisch die Getränkekarte. Als sie sie weglegt, realisiert sie, dass ein Jugendlicher ohne Vorderzähne und komisch verdrehten Augen auf der Straße vor ihrem Tisch stehen geblieben ist und sie eindringlich anstarrt.

      Unheimlich.

       ZAHNLÜCKEN

      Sich die vier vorderen Zähne ziehen zu lassen oder gar selbst zu ziehen, gilt unter vielen Farbigen in Kapstadt als total hip und stolze Demonstration der eigenen Herkunft. Manche behaupten, man hätte ein schöneres Lächeln ohne Vorderzähne. Oftmals sieht der Plan vor, die gezogenen Zähne später mit Goldzähnen zu ersetzen. Da sich die meisten die Goldzähne dann aber doch nicht leisten können, bleiben die Zahnlücken leer. Unter Gangstern gelten selbst gezogene Vorderzähne als bestandene Mutprobe, und vorderzahn-lose farbige Mädchen behaupten, man könne ohne Vorderzähne besser knutschen. So nennt man die Zahnlücke im Kapstädter Farbigen-Slang pession gep.

       DROGEN

      Drogenabhängigkeit ist in Kapstadt ein großes Problem. Am weitesten verbreitet ist es, Klebstoff zu schnüffeln und TIK (Metamphetamin oder Crystal Meth) einzunehmen. TIK ist billig, einfach herzustellen und hat sich in nur wenigen Jahren wie eine Epidemie in den Kapstädter Ghettos ausgebreitet. Kapstadt hat die höchste Anzahl an TIK-Abhängigen weltweit. Die Droge besteht aus Batteriesäure, Rattengift, Scheuermilch, zerriebenem Toilettenduftstein und ähnlich unappetitlichen Zutaten. TIK wirkt stark anregend und aggressionsfördernd und trägt zweifelsohne zu den hohen Kriminalitätsraten in Südafrika bei. Das Suchtpotenzial von TIK liegt bei fast 100 Prozent nach dem ersten Konsum und die körperlichen Folgen sind verheerend.

      »Etwas Kleingeld bitte!«

      Oh, nein, jetzt wird sie sogar angebettelt, wenn sie sich in einem Café verschanzt.

      »Nein.« – »Sisi, bitte! Etwas Geld.« – »Nein, tut mir leid.« – »Ein bisschen Kleingeld, Sisi« – »Nein!« – »Ich habe Hunger, Sisi.« – »Nein.« – »Sisi!«– Keine Reaktion – »Sisi! Sisi!« – ... – »Sisi bitte! Etwas Geld.« – »Nein.« – »Sisi!« – ...

      Silvie wird es jetzt langsam echt zu bunt: »Ich habe NEIN gesagt. Zieh Leine!«

      Das Pärchen vom Nachbarstisch schaut ganz betroffen zu Silvie auf, die süße Hippie-Kellnerin mit den langen Rastas auch, und sogar der ›Public Security‹-Wächter, der im Übrigen die ganze Zeit völlig tatenlos auf dem Bürgersteig vor dem Café steht, dreht sich zu ihr um. Der Junge macht sich endlich vom Acker – und Silvie versteht nicht, was sie falsch gemacht hat.

      (Apropos: Egal wie genervt man ist, man sollte immer höflich und respektvoll bleiben. Südafrikaner reagieren meistens mit einem freundlichen »No, thank you«, »Sorry, brother« oder »Next time, sister«, wenn sie aufdringlichen Händlern oder Bettlern nichts geben möchten. Mit diesen Sätzen wird man in der Regel auch am schnellsten in Ruhe gelassen. Manche Touristen fallen in Südafrika dadurch auf, dass sie Bettler mürrisch anfahren oder mit Nichtachtung strafen, was in der Regel eine weitaus längere Diskussion nach sich zieht als eine kurze, freundliche Absage. Ein unfreundlicher oder verachtender Umgangston kommt in einem Land, in dem so überproportional viele Menschen um ihre Existenz kämpfen, und einem Land, in dem man so ausgesprochen viel Wert auf Freundlichkeit legt, nicht gut an. Außerdem provoziert man damit Aggressionen und potenziell gefährliche Situationen heraus – man weiß ja nie, mit wem man es zu tun hat.)

      Na ja, was soll’s. Die Latte macchiato auf dem Nachbartisch sieht sehr verführerisch aus. Silvie will eine für sich bestellen, aber die Kellnerin behauptet ganz kategorisch, sie servieren keine »Latte makkatos« – bis Silvie schließlich auf das Kaffeeglas ihrer Nachbarin zeigt ...

      »Ah.


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