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Fettnäpfchenführer Brasilien. Nina BüttnerЧитать онлайн книгу.

Fettnäpfchenführer Brasilien - Nina Büttner


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klare Verhältnisse mag, kann auch einfach nachfragen: Wie ist es hier üblich? Gerne erklären sich Brasilianer dann zur größten Küssernation Lateinamerikas, schimpfen auf die paulistas, die Bewohner São Paulos, die sich mit nur einem Kuss begrüßen, oder umgekehrt schimpfen die paulistas über die Hinterwäldler, die nichts anderes zu tun haben, als sich den ganzen Tag – viermal pro Begrüßung – zu küssen.

      Und bei den Taxis? Kaum ein Tourist schafft es, so günstige Preise auszuhandeln wie Einheimische. Daran kann man nicht viel ändern – und im Vergleich zu anderen Ländern Lateinamerikas passieren in Brasilien ernsthafte Abzocken beim Taxifahren äußerst selten.

      Wenn Sie schließlich vor einem Haus stehen, klatschen Sie kräftig in die Hände und rufen den Namen einer der Bewohner – anders als bei einer anonymen Klingel wissen die Bewohner dann gleich, dass dort jemand ist, den sie kennen.

      3

       LINDA SPRICHTEINE FASTVERGESSENESPRACHE

       WIE LEICHT MAN SICH IN SCHMIERGELDZAHLUNGEN VERWICKELT

      Trotz ihrer Müdigkeit will Linda ihren Gastgebern weiter Gesellschaft leisten, auch um sich an die Zeitverschiebung anzupassen. Also bleibt sie in ihrem Sessel vor dem Fernseher hocken, Marcelo und Patrícia sitzen Arm in Arm auf dem Sofa und wirken ganz entspannt. Die Abendnachrichten laufen, und Linda versucht etwas zu verstehen. Doch dieses Portugiesisch klingt schon beim ersten Eindruck so völlig anders als das Portugiesisch, das Lindas Lehrerin in der Volkshochschule sprach. Als sie vor einigen Monaten zum ersten Mal den Unterricht besuchte, war sie erstaunt über den gedrungenen und nasalen Klang dieser Sprache, die sich so grundlegend vom ratternden Spanisch unterscheidet und ihr fast asiatisch vorkam. Die Moderatorin der Nachrichten dagegen spricht ein offenes, wenn auch ähnlich wie Lindas Lehrerin leicht nasales Portugiesisch. Es plätschert so dahin in einer angenehmen Melodie und erinnert Linda an einen Fluss in den Tropen, während sie beim Spanischen immer einen Reiter in der Wüste vor Augen hat, beim Portugiesisch ihrer Volkshochschullehrerin eine mittelalterliche chinesische Spelunke. Die kam aus Portugal. So sehr Linda sich über den schönen Klang des brasilianischen Portugiesisch freut, so verunsichert ist sie doch, weil sie kaum etwas versteht. Na ja, eigentlich versteht sie gar nichts.

      Die Nachrichten dauern ganz schön lange, Linda hat schon drei Werbeunterbrechungen gezählt. Von den Werbeclips wird ihr fast schwindelig, so bunt, schnell und laut sind sie. In den meisten tanzen leicht bekleidete Frauen, und Männer trinken Bier. Jetzt redet wieder die Moderatorin, die nervös von einer Seite zur anderen geht, mal fährt die Kamera ganz nah an ihr Gesicht, mal sieht man ihren ganzen Körper und ihr etwas schräges Kostümchen. Sie deutet auf den riesigen Bildschirm im Studio, und eine Reportage beginnt, die wiederum eine junge Frau zeigt, der die Kamera in eine Schule folgt. Diese wird offensichtlich von den Schülerinnen bestreikt, das Wort greve fällt häufig. Als dann Schüler interviewt werden und Linda wieder nichts versteht, versucht sie ein erstes Gespräch auf Portugiesisch zu beginnen. Sie will sich erkundigen, ob man hier Schulgeld bezahlt, und fragt: »Vocês pagam propina na escola?«

      Patrícia und Marcelo schauen sie einen Moment irritiert an, dann verneinen sie ihre Frage entschieden und wirken ein bisschen eingeschnappt. Patrícia sagt etwas, von dem Linda nur das Wort proibído – verboten versteht. Natürlich kann man Schulgeld kontrovers diskutieren, aber dass man gleich so entsetzt reagieren muss!

      Linda schaut verunsichert wieder auf den Bildschirm. Es werden gerade Bilder von einem Fußballspiel gezeigt. Sie nimmt einen erneuten Anlauf im Konversationstraining: »O guarda-redes é muito bom«, will sie den Torwart als sehr gut bewerten.

      Wieder schauen sich ihre Gastgeber perplex an. Diesmal müssen sie aber lachen. Marcelo fängt sich als Erster wieder: »Hattest du einen Portugiesischlehrer aus Portugal?«

      Linda nickt.

      Patrícia wechselt das Thema: »Wir haben dir gar nichts angeboten! Möchtest du etwas? Ein Bier?«

      »Tu tens água?« – Hast du Wasser?, macht Linda einen nächsten Anlauf auf Portugiesisch. Dabei zieht sie das s in tens zu einem sch, wie ihre Portugiesischlehrerin es ihr beigebracht hat. Diesmal schmunzelt das Ehepaar.

      »Ja, komm ich zeige dir, wo bei uns das Wasser steht«, antwortet Patrícia und geht vor in die Küche.

       PORTUGUÊS DO BRASIL

      Seit Brasiliens Kolonialisierung haben sich das brasilianische und das europäische Portugiesisch so unterschiedlich entwickelt, dass sich die beiden Varianten stärker voneinander unterscheiden als das amerikanische vom britischen Englisch. In Brasilien haben vor allem der Einfluss des afrikanischen Yoruba und zumindest einige der 1.500 indigenen Sprachen auf brasilianischem Terrain für die Modifizierung der Sprache gesorgt. Mit den europäischen Einwanderern im 19. Jahrhundert kamen dann vornehmlich italienische Nuancen hinzu, und heute sind englische Wörter in aller Munde. Die brasilianische Variante des Portugiesischen ist weltweit mit Abstand die meist gesprochene.

      Während sich die Schriftsprache beider Länder auf den ersten Blick nur unwesentlich unterscheidet, finden sich enorme Unterschiede in der gesprochenen Sprache. Neben einigen lexikalischen Eigenheiten (so z. B. das Wort bicha, das in Portugal die Schlange, in der man sich anstellt, bezeichnet; in Brasilien hingegen ist es eine abwertende Bezeichnung für einen Homosexuellen) dürfen Sie sich auf grammatikalische Vereinfachungen in Brasilien freuen:

       Die zweite Konjugation fällt im Singular und im Plural weg:Beispiel: Beim Verb falar (sprechen) heißt es statt tu falas (du sprichst), lediglich você fala. Statt tu wird also você verwendet und das Verb wird wie die 3. Person Singular (ela fala – sie spricht) konjugiert. Selbst in den Regionen, in denen tu gebraucht wird, konjugiert man es vereinfacht wie mit você: tu fala. Analog dazu heißt es im Plural statt vós falais (ihr sprecht) vocês falam, was wie die 3. Person Plural (eles falam – sie sprechen) konjugiert wird.

       Statt nós (wir) wird häufig der Ausdruck a gente (wörtlich: die Leute) verwendet, was die Vereinfachung mit sich bringt, dass dann das Verb statt in der 1. Person Plural wie in der 3. Person Singular konjugiert wird: Statt nós falamos (wir sprechen), lässt sich sagen: a gente fala.

      Am auffälligsten sind die Unterschiede zwischen dem europäischen und brasilianischen Portugiesisch aber in der Aussprache:

       Ein l am Ende des Wortes oder nach einem Vokal und vor einem Konsonanten wird wie u ausgesprochen. Brasil spricht sich »Brasiu« und die Bonbons der Marke Halls sprechen sich wie das deutsche Wort »Haus«.

       Am Ende eines Wortes klingt das e wie ein i und das o wie ein u. Livre (frei) hört sich wie »livri« an und fogo (Feuer) wie »fogu«.

       Ein -de oder -te am Wortende wird wie -dschi bzw. -tschi ausgesprochen. Beispiele: saudade (Sehnsucht) spricht sich also »saudadschi« und noite (Nacht) »noitschi«.

      Wo zu viele Konsonanten auf einmal auftreten, werden zusätzliche Vokale gesprochen:

      Am Wortende: Hiphop wird »Hipihopi« gesprochen.

      Am Wortanfang: Vor den Namen des Hundes Snoopy wird ein i gehaucht, er wird also zu »Isnoopy«.

      Zwischen Konsonanten: Das Wort advogado (Rechtsanwalt) wird manchmal »adevogado« ausgesprochen.

      Wenn Sie verschiedene Regionen Brasiliens bereisen und sich intensiver mit dem Portugiesischen beschäftigen, werden Ihnen möglicherweise regionale Dialekte auffallen. Die Eigenarten fallen zwar dezenter aus als im Deutschen, auf sie zu achten ist aber dennoch wertvoll, wenn Sie die Menschen verstehen wollen. Beispielsweise ist dem Dialekt nordestino im Nordosten eine typische Satzmelodie eigen, auch werden die Wörter dort breiter gesprochen.

      Das rund um das Landesinnere von São Paulo gesprochene


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