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Fettnäpfchenführer Vietnam. David Frogier de PonlevoyЧитать онлайн книгу.

Fettnäpfchenführer Vietnam - David Frogier de Ponlevoy


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anderem die Zahlen Zwei und Acht (die Glückstelefonnummer 0988888888 wurde für unglaublich viel Geld an einen reichen Vietnamesen verkauft), die Farbe Rot, eine Schlange auf der Straße und mit dem rechten Fuß zuerst aus dem Haus zu treten.

      Laut Wikipedia wird die Bezeichnung Aberglaube »abwertend auf Glaubensformen und religiöse Praktiken angewandt, die nicht den eigenen, meist orthodoxen Lehrmeinungen entsprechen. Er wird im allgemeinen Sprachgebrauch mit Unvernunft und Unwissenschaftlichkeit gleichgesetzt.« Wahnsinnig sensibel hat sich Nina ihrer Kollegin Phương gegenüber offenkundig nicht verhalten. Fragen zur Spiritualität sind jedoch nicht tabu, und es ist interessant und aufschlussreich, sich von vietnamesischen Freunden die unterschiedlichen Bräuche und Praktiken erklären zu lassen. Dies funktioniert dann am besten, wenn sie sich nicht belächelt fühlen.

       JINGLE BELLS IM JULI – VIETNAM IM WEIHNACHTSDEKO-RAUSCH

      Knallrote Nikolauskostüme, glitzernde Weihnachtskugeln, blinkende Sterne, Krippen, Plastiktannen und Styropor-Kunstschnee, und durch die Shopping-Malls schallt die Pop-Version von Jingle Bells – von Jahr zu Jahr wird Weihnachten in Vietnam rauschender, lauter und kitschiger gefeiert. Und dies, obwohl der christliche Festtag hier überhaupt nicht im Kalender steht und die Christen im Land nur eine kleine Minderheit ausmachen. In manchen Cafés hängt der Weihnachtsschmuck gar ganzjährig. Und auch Weihnachtslieder dudeln gelegentlich im Juli noch aus den Boxen.

      Wie kommt’s? Eine Ladenbesitzerin an der Hang-Ma-Straße in Hanoi, wo sich ein Deko-Geschäft an das andere reiht und im Dezember überall Weihnachtsschmuck verkauft wird, erklärte, die Menschen in Vietnam hätten einfach Spaß an der fröhlichen Deko. Mit Religion habe das nichts zu tun. In der Hang-Ma-Straße gibt es überdies auch vor Halloween und vor dem Valentinstag allen nur erdenklichen Schmuck zu kaufen, den man für diese importierten Feste brauchen könnte.

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       RUNTER KOMMEN SIE NICHT ALLE

      »Wenn der Verkäufer dir einen Preis nennt, halbiere ihn und nimm das als Verhandlungsbasis.« So stand es im Reiseführer. So hat es auch Nina Florian erzählt. Man will sich ja, auch wenn man Tourist im Land ist, nicht völlig blamieren. Vor einem Geschäft gleich neben der Straße, die er gestern überquert hat, lässt sich Florian von Nina absetzen, um einen kleinen Tagesrucksack zu kaufen.

      In dem engen Laden stapeln sich Taschen, Rucksäcke und Koffer bis an die Decke. An die meisten kommt Florian gar nicht heran. Er zeigt auf einen Rucksack und dreht sich zu der Verkäuferin, die in einer Ecke steht und auf einem kleinen Fernseher gerade einen Film verfolgt. »Wie viel kostet der denn?« Die Verkäuferin schaut hoch, mustert kurz Florian, dann den Rucksack. »500«, antwortet sie.

      500 ... was? Dong? Oder 500.000 Dong? Oder 500 Dollar? Florian rechnet: 500.000 Dong, das wären ungefähr 20 Euro als Einstiegspreis. Davon dann die Hälfte ...? In Deutschland müsste er für einen solchen Markenrucksack sicherlich 40 bis 50 Euro hinlegen. Mindestens. Also vielleicht doch eher Dollar? »Dong oder Dollar?«, fragt er. Die Verkäuferin schaut ihn an. »Dollar«, antwortet sie. Florian schluckt. Hatte er doch befürchtet: ein Wucherpreis! Und das alles bestimmt nur, weil er Ausländer ist.

      Nein, da will er lieber gar nicht erst handeln. Florian dreht sich wortlos um und verlässt den Laden fluchtartig. Die Frau ruft ihm noch etwas hinterher, das Florian nicht versteht. Nächster Taschenladen eben. Gibt ja zum Glück so viele hier.

       DEIN KONKURRENT, DER NACHBAR

      In der Hanoier Altstadt reihen sich auffällig viele Läden mit dem exakt gleichen Angebot in denselben Straßen. Es gibt also eine »Kleiderstraße«, eine »Computerstraße« oder eine »Briefkastenstraße«. Das hat historische Gründe, weil schon vor Jahrhunderten die Bewohner verschiedener Handwerksdörfer gemeinsam in die Hauptstadt zogen und sich dort niederließen. Aber nicht nur dort wohnen heute Konkurrenten nebeneinander. In zahlreichen vietnamesischen Städten ist es üblich, bestimmte Waren direkt in einer Reihe von Läden zu verkaufen. Für die Verkäufer hat das durchaus Vorteile: Die Kunden wissen genau, wo sie zu finden sind, das kann sich tatsächlich auszahlen. Manchmal arbeiten einige dieser Konkurrenten auch zusammen, zum Beispiel bei der Bestellung von Rohstoffen oder Materialien.

      Diesmal wird er sofort freundlich begrüßt, eine Frau drängt ihn förmlich in ihren Laden, deutet auf verschiedene Modelle, holt mit einer Stange einen Rucksack nach dem anderen vom Haken und drückt sie ihm in die Hand.

      Florian schwitzt. Er stolpert zwei Schritte rückwärts. »Dieser da. Was kostet der denn?«, fragt er schließlich, halb zwischen zwei Koffern eingequetscht.

      Die Verkäuferin streckt ihm einen Taschenrechner entgegen: »800.000 Dong«.

      Florian holt tief Luft. »400.000!«, erwidert er. Die Verkäuferin schüttelt den Kopf und tippt: »750.000.«

      »450.000«, sagt er. »700.000«, tippt sie.

      »500.000.«

      »650.000. Where you from?«

      »Was? Ach so. Germany. 550.000.«

      »Beautiful. 600.000.«

      »550.000!«

      »600.000!«

      Florian schwitzt noch mehr. Wie viel ist das jetzt eigentlich? Allein diese galaktisch hohen Zahlen machen den Vergleich so unglaublich kompliziert. Etwa 25 Euro müssten das sein. Eigentlich ein fairer Preis für einen Rucksack, denkt er. Er willigt ein, wirft den Rucksack wie ein erlegtes Tier über die Schulter und stolziert aus dem Laden.

      »Du, ich hab heute wie ein Boss gefeilscht«, erzählt er Nina eine Stunde später beim Kaffee. »Die sind ja hier total krass drauf. Man hat die ganze Zeit das Gefühl, dass die dich taxieren und glauben, dir quillt das Geld aus den Taschen. Außerdem sind die Händler hier alle irgendwie so muffelig. Oder sie finden immer alles beautiful! Verhandeln hab ich mir irgendwie romantischer vorgestellt. Mehr wie in diesen Geschichten aus Arabien, wo man dann laut klagt, dass der Onkel gestern seine Kamelherde verloren hat, und so.«

      »Wasserbüffelherde würde hier tendenziell etwas glaubwürdiger rüberkommen«, grinst Nina. »Du schaust zu viele komische Filme, Flo. Welchen Schnäppchenpreis hat denn nun der Boss für den Rucksack erzielt?«

      »600.000 Dong«

      »Waas? 600.000?! Haha, du Anfänger! Ich hab so ’nen Rucksack vor zwei Monaten auf läppische 350.000 Dong heruntergehandelt«, sagt Nina.

      Nina überschätzt sich ja gerne ein bisschen, denkt Florian. »Ich bin sicher, Phương hätte sich über dich totgelacht, weil sie nur 150.000 Dong bezahlt hätte!«, schleudert er ihr entgegen.

      Nina zuckt mit den Schultern: »Ich fand, 350.000 Dong ist ein fairer Preis, da hab ich dann drauf bestanden. Alles andere ist mir egal.«

      Florian gibt ein Schnauben von sich. »Und weißt du was?«, sagt er. »Zehn Minuten, nachdem ich den Laden verlassen hab, klemmte der Reißverschluss!«

       Wie Sie das Spiel des Feilschens spielen

      Zwei Dinge passieren Ausländern in Vietnam beim Einkaufen besonders häufig: Entweder sie zahlen Mondpreise, die jenseits der Realität sind, oder sie nehmen die Einladung zum Handeln so ernst, dass sie dabei verkrampfen, noch um kleinste Beträge feilschen und am Ende trotzdem unzufrieden sind, weil sie spüren, dass sie mehr gezahlt haben als die Einheimischen. Und seien es auch nur umgerechnet 50 Cent, es geht dann für sie »ums Prinzip«.

      Beides hat damit zu tun, dass es gerade für Mitteleuropäer oft schwer ist, die Grundhaltung der Vietnamesen beim Handeln zu verstehen. Handeln gleicht einem Spiel, einem »Ich versuche es mal, vielleicht klappt es ja«-Gedanken.


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