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Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Lenelotte MöllerЧитать онлайн книгу.

Widerstand gegen den Nationalsozialismus - Lenelotte Möller


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wenn ein Kriegsteilnehmer zu Ihnen spricht, damit wir sehen, ob Sie es wagen können, einem Kriegsteilnehmer ins Auge zu schauen.

      (Zurufe des Abgeordneten Dr. Goebbels)

      Um Ausreden sind Sie niemals verlegen gewesen; das wissen wir. Aber damit ist auch das Urteil gesprochen, daß Sie wieder einmal das Weite suchen. […]

      Als Herr Dr. Goebbels noch gemeinsam mit mir am Fuße des Heidelberger Schlosses im selben Kolleg saß, […] studierte Herr Dr. Goebbels die Romantik. Er hat seine Doktordissertation über die Romantik geschrieben. […] Ich glaube, es wäre besser gewesen, wenn Herr Dr. Goebbels damals nicht die Romantik, sondern Nationalökonomie studiert hätte. Dann wüsste er heute, dass es Unsinn ist, wenn er uns weismachen will, man könne eine wirtschaftliche Katastrophe, wie sie der Weltkrieg angerichtet hat, mit dem Hokuspokus beheben, wie ihn die Nationalsozialisten betreiben.

      (Zustimmung bei den Sozialdemokraten]

      Sie machen Ihr Hakenkreuz auf jeden Bierfilz und auf jeden Türpfosten. Sie heben beschwörend die Hände. Glauben Sie (zu den Nationalsozialisten), dass Sie damit die bösen Geister der Wirtschaftskrise in Deutschland bannen können? […]

      Mit solchen Kunststückchen werden Sie in Deutschland nichts ändern, mit derartigen Naturheilverfahren, wie sie Herr Hitler in Deutschland eingeführt hat, ist nichts zu machen, und mit solchen Beschwörungsformeln, ob sie nun heißen »Heil Hitler!« oder »Juda verrecke!« ist in Deutschland keinem Arbeitslosen Lohn und Arbeit zu bringen. […]

       Protokolle des Reichstags:

       http://www.reichstagsprotokolle.de/Blatt2_w5_bsb00000128_00748.html bis

       http://www.reichstagsprotokolle.de/Blatt2_w5_bsb00000128_00751.html, (13.06.2013)

      Schon 1933 wurde Mierendorff im Konzentrationslager Osthofen und später in anderen Lagern sowie im Gefängnis der Geheimen Staatspolizei in Berlin inhaftiert. Nach seiner Entlassung war er bei der Braunkohle- und Benzin-AG Berlin tätig und nahm Kontakt zu Adolf Reichwein, Helmut James Graf von Moltke und Wilhelm Canaris auf und spielte eine Rolle im Kreisauer Kreis. Im Juni 1943 rief Mierendorff in der in einer Grundsatzerklärung, die später in der Literatur über den Widerstand oft als »Sozialistische Aktion« bezeichnet wird, zum Zusammenschluss aller gegen den Nationalsozialismus eingestellten Gruppierungen auf. Im Dezember desselben Jahres starb er bei einem Luftangriff.

      Quellen und Literatur: Carlo Mierendorff: Gesicht und Charakter der Nationalsozialistischen Bewegung. In: Die Gesellschaft 7 (1930), S. 489–504; Ger van Roon: Neuordnung im Widerstand: Der Kreisauer Kreis innerhalb der deutschen Widerstandsbewegung, München 1967; Richard Albrecht: Der militante Sozialdemokrat. Carlo Mierendorff 1897 bis 1943. Berlin 1987

       Wilhelm Leuschner

      Wilhelm Leuschner, Jahrgang 1890, aus Bayreuth absolvierte eine Lehre als Holzbildhauer und besuchte nach seinen Wanderjahren die Kunstgewerbeschule in Nürnberg. Bereits Mitglied der SPD kämpfte er nach seiner Einberufung im Ersten Weltkrieg an beiden Fronten. Nach dem Krieg setzte er seine politische Arbeit fort und wurde 1924 Landtagsabgeordneter in Hessen, 1928 Innenminister. Schon in dieser Zeit gehörten die beiden späteren Widerstandskämpfer Ludwig Schwamb (1890–1945) und Carlo Mierendorff zu seinen Vertrauten. In seinem Amt bekämpfte er insbesondere die NSDAP, deren Wesen er vor der Öffentlichkeit entlarven wollte. Dazu nutzte er 1931 die Gelegenheit, die bei einer Hausdurchsuchung gefundenen Umsturzpläne einer NS-Gruppe, die sogenannten Boxheimer Dokumente, an die Presse zur Veröffentlichung weiterzureichen. Als Innenminister musste Leuschner nach der Gleichschaltung zwar zurücktreten, doch verweigerte er als stellvertretender Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes entschieden die Zusammenarbeit mit den Nationalsozialisten bis zu seiner Verhaftung im Mai 1933. Nach etwa einem Jahr Haft im Konzentrationslager wurde er entlassen und leitete ab 1936 eine Firma in Berlin-Kreuzberg, die Bierzapfhähne herstellte. Hier bildete er ein Zentrum illegaler Gewerkschaftsarbeit im ganzen Reich. Seine Verbindungen reichten auch in den Kreisauer Kreis und in den Goerdeler-Kreis. Im Falle eines gelungenen Umsturzes wäre er als Vizekanzler in Frage gekommen. Nach dem Scheitern des Attentats vom 20. Juli wurde er verfolgt und seine Frau in Haft genommen. Darauf stellte er sich der Polizei. Vor dem Volksgerichtshof von Roland Freisler zum Tode verurteilt, wurde Wilhelm Leuschner in Berlin-Plötzensee am 29. September 1944 hingerichtet.

      Literatur: Axel Ulrich: Wilhelm Leuschner – ein deutscher Widerstandskämpfer. Für Freiheit und Recht, Einheit der Demokraten und eine soziale Republik. Wiesbaden 2012

       Julius Leber

      1891 in Biesheim im Elsass geboren, absolvierte Leber zuerst eine Ausbildung zum Kaufmann in Breisach, entschloss sich aber dann zum weiteren Schulbesuch in Freiburg, den er durch Nachhilfe und Zeitungsartikel finanzierte. Ab 1913 studierte Julius Leber Nationalökonomie und Geschichte, spätestens in diesem Jahr trat er in die SPD ein. 1914 meldete er sich als Kriegsfreiwilliger. Er wurde zweimal verwundet, blieb aber dennoch – inzwischen Leutnant – nach dem Krieg bei der Reichswehr, schied allerdings nach dem Kapp-Putsch 1920 aus Protest gegen die republikfeindliche Haltung des Militärs aus und setzte sein Studium fort.

      Im folgenden Jahr wurde er Chefredakteur des »Lübecker Volksboten« und Mitglied der Lübecker Bürgerschaft, 1924 auch des Reichstags (jeweils bis 1933). Wie schon in seinem vorherigen Beruf gehörte er zu den Verteidigern der Weimarer Republik und unterstützte entschieden die Politik Friedrich Eberts.

      Auch arbeitete Leber im Reichsbanner und der Eisernen Front mit, weshalb er bereits am 31. Januar 1933 Ziel eines Mordanschlages und im Februar verhaftet wurde. Nach seiner Freilassung, die durch Arbeiterproteste in Lübeck bewirkt wurde, gelang ihm zwar die Wiederwahl in den Reichstag im März, doch wurde er auf dem Weg zur Abstimmung über das Ermächtigungsgesetz festgenommen. Bis 1937 zunächst 20 Monate inhaftiert dann in »Schutzhaft« genommen, sammelte er von diesem Jahr an wieder Sozialdemokraten um sich, die die NS-Herrschaft bekämpfen wollten. Selbst ehemaliger Reichswehrangehöriger, findet Leber nach Kriegsbeginn aber über die Parteigrenzen hinaus Kontakt zu Claus Schenk von Stauffenberg, zum Kreisauer Kreis und zum Goerdeler-Kreis. Wie Wilhelm Leuschner stand auch er für eine Regierung nach dem Sturz Hitlers zur Verfügung, und zwar als Innenminister. Doch kurz vor Ausführung des Attentats wurde Leber von einem Kontaktmann verraten und verhaftet. Vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt, wurde er am 5. Januar in Plötzensee hingerichtet.

      Literatur: Dorothea Beck: Julius Leber. Sozialdemokrat zwischen Reform und Widerstand. Berlin (Diss.) 1983; dies.: Leber, Julius. In: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 18f.

       Der Internationale Sozialistische Kampfbund

      Der Internationale Sozialistische Kampfbund (ISK) hatte sich 1925 unter Führung von Leonard Nelson und Minna Specht von der SPD abgespalten. Er wandte sich einerseits entschieden gegen den Nationalsozialismus, war aber andererseits nicht unbedingt Verteidiger der Weimarer Verfassung. Der ISK verstand sich nicht als Partei und strebte nicht nach einer hohen Mitgliederzahl. Vielmehr wollte er eine überschaubare Gruppe mit gut geschulten und zuverlässigen Mitarbeitern bleiben. Zu diesem Zweck stellte er Bedingungen an: gewerkschaftliches Engagement, einkommensabhängiger, aber hoher Beitrag sowie Ansprüche an die Lebensgestaltung, etwa der Verzicht auf Alkohol, Nikotin und Fleisch. Nelson hatte vorwiegend junge Mitglieder um sich versammelt.

      In seinem Verlag »Öffentliches Leben« brachte nicht nur die Hauptwerke der Leitfigur Nelson heraus, sondern auch die Tageszeitung »Der Funke« unter dem Chefredakteur Willi Eichler. Der Aufruf »Dringender Appell« vom Juli 1932 fordert den Zusammenhalt der linken Parteien gegen die NSDAP:

      


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