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Wachtmeister Studer. Friedrich GlauserЧитать онлайн книгу.

Wachtmeister Studer - Friedrich  Glauser


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zugestimmt. Der habe betont, es handle sich um einen Mord, und das sei Murmann merkwürdig vorgekommen. Er für sein Teil sei sicher, dass Witschi sich umgebracht habe …

      »Nicht gut möglich«, sagte Studer. »Der Assistent im Gerichtsmedizinischen hat’s mir vordemonstriert. Es müssten Pulverspuren vorhanden sein. Zugegeben, der Witschi hatte lange Arme, aber stell’ dir einmal vor, wie er hätte die Waffe halten müssen …« Er trat ins Lampenlicht, nahm den Browning vom Tisch, prüfte, ob er gesichert sei (das Magazin war zwar leer, aber … ) und hob ihn dann … Studer versuchte jene Stellung nachzuahmen, die ihm der italienische Assistent vordemonstriert hatte. Da sein Arm ziemlich dick war, gelang es ihm nicht.

      Murmann schüttelte den Kopf. Witschi sei gelenkig gewesen, so dass eine Möglichkeit immerhin vorhanden sei …

      »Erzähl’ weiter!« unterbrach ihn Studer.

      – Es sei nicht mehr viel zu erzählen. Auf Befehl des Statthalters habe er, Murmann, am Nachmittag noch die Arbeiter vom Ellenberger einem Verhör unterworfen. Aber es sei nichts dabei herausgekommen. Er sei dann zu den Witschis gegangen, habe aber nur den Sohn daheim angetroffen. Der habe nichts sagen wollen … Schließlich habe der Armin gemeint, er habe gehört, der Vater sei im Wald ermordet worden, aber das sei Sache der Polizei.

      »Nun bin ich doch stutzig geworden. Ich hab’ doch am Morgen extra den Fotografen hinaufgeschickt, damit er die Familie auf den Todesfall vorbereite … Und denk’ dir, da sagt mir der Bursch, es sei eigentlich ein Glück, dass der Vater tot sei, sonst hätt’ man ihn doch in der nächsten Zeit administrativ versorgt …«

      »Und die dreihundert Franken?«

      »Ich bin dann zum Bahnhofkiosk gegangen und hab’ die Frau Witschi ausgefragt. Die hat mir erzählt, ihr Mann habe am Morgen hundertfünfzig Franken mitgenommen. Ich hab’ wissen wollen, warum er so viel Geld mitgenommen hat. Aber sie hat nur immer behauptet, ihr Mann habe das Geld gebraucht. Sonst hat sie nichts sagen wollen. Und dann hat die Frau Witschi weiter gesagt – genau wie ihr Sohn –, mit ihrem Mann sei es nicht mehr zum Aushalten gewesen, er habe immer mehr und mehr gesoffen, und der Aeschbacher habe gemeint, man müsse ihn versorgen. Sie habe dem Wendelin kein Geld mehr gegeben, aber der Ellenberger, der habe immer ausgeholfen, sich Schuldscheine ausstellen lassen … ja, hab’ ich gemeint, aber die hundertfünfzig Franken, die der Witschi mit auf die Reise genommen habe, woher denn die seien? Da hat sie gemerkt, dass sie sich widersprochen hat, hat zuerst etwas gestottert, der Mann habe sie notwendig gebraucht, und darum habe sie ihm das letzte Geld gegeben, dann hat sie nichts mehr sagen wollen …«

      Du meinst also, der Witschi hat die dreihundert Franken für irgendetwas gebraucht?«

      »Ja, schau, das wär’ dann ganz einfach. Der Witschi erschießt sich im Wald. Er hat den Schlumpf an die gleiche Stelle bestellt, sagen wir um elf Uhr. Der Schlumpf muss den Browning holen, denn wenn die Waffe neben der Leiche bleibt, wird niemand an einen Mord glauben. Der Schlumpf soll die Waffe beiseite schaffen und, wenn es nötig ist, sich anklagen lassen, dafür bekommt er dreihundert Franken und dann wird ihm versprochen, er darf die Sonja heiraten, wenn die Untersuchung niedergeschlagen worden ist … Das wird man ihm mundgerecht gemacht haben, der gute Tschalpi hat sich das einreden lassen und jetzt steckt er im Dreck …«

      »Und du meinst, er darf nichts sagen?«

      »Natürlich, sonst reißt er die Sonja in die Geschichte hinein …«

      »Du, Murmann … Oder nein, sag mir zuerst, wer hat dir gemeldet, dass der Schlumpf im ›Bären‹ eine Hunderternote gewechselt hat?«

      »Das kann ich dir nicht einmal sagen. Ich hab’ an dem Abend da nebenan meinen Rapport geschrieben. Da hat das Telefon geläutet, ich hab’ den Hörer abgenommen, mich gemeldet, aber der andere hat seinen Namen nicht gesagt, nur ganz schnell gemeldet: ›Der Schlumpf hat im ›Bären‹ einen Hunderter gewechselt‹, und wie ich gefragt hab’, wer dort ist, hat es geknackt, der andere hat schon eingehängt gehabt …«

      »Und was hast du dann gemacht?«

      »Ich hab’ nicht pressiert, hab’ meinen Rapport fertig geschrieben, dann um Mitternacht hab’ ich die Runde gemacht durch alle Wirtschaften. Im ›Bären‹ hab’ ich den Wirt beiseite genommen und ihn gefragt, ob das wahr sei, dass der Schlumpf eine Hunderternote gewechselt habe.›Ja‹, hat er Wirt gesagt. ›Heut’ abend, so um neun Uhr. Der Schlumpf hat einen halben Liter Roten bestellt, dann einen Kognak getrunken, nachher zwei große Bier, und auf das Ganze noch einen Kognak! …‹ Mich hat’s gewundert, dass der Schlumpf so viel getrunken hat, und ich habe den Wirt gefragt, ob der Schlumpf immer so saufe? Nein, hat der Wirt gesagt, sonst nicht, und ihn habe es auch gewundert. Vielleicht, hat der Wirt gemeint, müsse der Schlumpf die Sonja aufgeben, jetzt, wo der Vater tot sei … Ich hab’ dann noch telefoniert, ob ich den Schlumpf verhaften soll, und der Statthalter hat mir den Befehl gegeben … Aber wie ich dann am Morgen den Burschen hab’ holen wollen, war er fort. Dann hab’ ich an die Polizeidirektion telefoniert …«

      »Ja«, sagte Studer, »und dann durfte ich am Freitag den Schlumpf verhaften … Und das Zimmer vom Schlumpf, das hast du durchsucht? Und dort etwas gefunden?«

      Murmann schüttelte seinen breiten Schädel.

      »Nichts«, sagte er. »Wenigstens nichts Belastendes.« »Waren Bücher im Zimmer?«

      Murmann nickte.

      »Was für Bücher?«

      »Ah, weißt du, so Heftli mit bunten Titeln: ›In Liebe vereint‹ und ›Unschuldig schuldig‹ …«

      »Bist du sicher, dass eins so geheißen hat?«

      »›Unschuldig schuldig‹? Ja, ganz sicher. Und dann waren da noch so Detektivgeschichten. ›John Kling‹ heißen sie, glaub’ ich. Weißt, so richtige Räuberromane …«

      »Ja«, sagte Studer, »ich weiß …«

      Er stand schon lange wieder im Schatten, beim Fenster. Jetzt drehte er sich um. Vorn auf der Landstraße rasten die Autos vorbei. Und nachdem Studer den Schein von drei Wagen hatte vorbeihuschen sehen, fragte er leise, ohne sich umzuwenden:

      »Der Aeschbacher, der hat doch auch einen Wagen?«

      »Ja«, sagte Murmann. »Du meinst wegen der Geschichte mit dem Cottereau? Aber da irrst du dich … Der Ellenberger hat mich doch nach dem Unfall geholt, damals, wie er mit dem Cottereau angefahren worden ist, bös hat der Alte ausgesehen. Ich hab’ natürlich sofort den Gemeindepräsidenten angeläutet und der ist mit seinem Wagen gekommen. Er hat sogar noch den Gerber mitgebracht, den Coiffeurgehilfen, weißt du, der hat sein Motorrad mitgenommen. Und ich bin mit Aeschbacher gefahren. Wir haben den Cottereau die ganze Nacht auf den Straßen gesucht. Vorher hab’ ich sogar noch in Bern angeläutet, sie sollen auf Strolchenfahrer aufpassen. Aber es ist nichts dabei herausgekommen. Wo hast du den Cottereau gefunden?«

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