Die wichtigsten Musiker im Portrait. Peter Paul KasparЧитать онлайн книгу.
80 Manuel de Falla (1876–1946)
81 Ottorini Respighi (1879–1936)
83 Igor Strawinsky (1882–1971)
85 Anton von Webern (1883–1945)
88 Sergej Prokofjew (1891–1953)
89 Arthur Honegger (1892–1955)
92 George Gershwin (1898–1937)
93 Francis Poulenc (1899–1963)
96 Dimitrij Schostakowitsch (1906–1975)
97 Olivier Messiaen (1908–1992)
98 Benjamin Britten (1913–1976)
99 Leonard Bernstein (1918–1990)
(Von der Renaissance bis zur Moderne)
1 Ein Gesang in vielen Stimmen
5 Viele Wege ins »Wohinauchimmer«
I
MUSIK DER GATTUNGEN
VON DER SONATE BIS ZUM ORATORIUM
Am Anfang der Musik steht das musikalische Staunen. Man stelle sich eine Welt ohne jeglichen Schmuck vor – vielleicht eine Szene aus der Urzeit des Menschen. Man ist auf die Sicherung der lebensnotwendigen Dinge beschränkt: Nahrung, Schutz vor Kälte, Nässe und äußeren Gefahren. Und da – inmitten des täglichen Überlebenskampfs – tritt etwas völlig Unnötiges und dennoch Erfreuliches auf: ein unerwarteter Klang – vielleicht der Gesang der Vögel in der Morgendämmerung, vielleicht nur der Klang einer Tonschale, an die ein Löffel schlug, oder ein spielendes Kind, das vor sich hin summte oder sang. Man horchte, hob den Kopf – vielleicht ein kurzes Lächeln, weil das Schöne in eine nüchterne und auf das Notwendige beschränkte Welt hineindrang. So – oder so ähnlich – kann man sich die Anfänge der Musik vorstellen.
Das Staunen in der Musik zeigt die Überraschung, dass es abseits des Nützlichen und Notwendigen eine Welt äußerer und innerer Erfahrung gibt, die das Leben erhellen und bereichern kann: die Erfahrung des Schönen und des Sinnvollen, etwas das unser Leben erhellen und in schweren Zeiten Trost schenken kann. Ähnlich wie in der Welt der Klänge gibt es auch in der Welt der Bilder dieses Staunen – etwa den »Trost der Bäume« (Günter Eich), den »erhebenden« Blick zum Himmel, die malerische Welt der Blumen und Blüten. Die Geschichte der Künste, die Dichtungen der Völker, die Mythen der Religionen – sie bezeugen, dass es jenseits des Zweckhaften und Nützlichen auch die andere Welt des Sinnvollen gibt. Nicht zuletzt in der Liebe.
Wahrscheinlich sind solche rückblickenden Fantasien in unserer Zeit gar nicht so leicht nachzuvollziehen. Denn wir haben Kunst und Kunstfertiges in jeder Menge und häufig sogar bis zum Überdruss um uns. In der Bilderflut, dem Wortschwall und der Musikberieselung der Gegenwart kann man sich das Staunen eher als Reaktion auf eine plötzliche Stille vorstellen. Auf jeden Fall verliert Musik – wie jede Kunst – ihren Zauber, wenn sie kein Staunen mehr erweckt. Vom Verlust dieses Staunens sind vor allem zwei Menschengruppen besonders bedroht: jene Menschen, die einer Dauerbeschallung – freiwillig oder unfreiwillig – ausgesetzt sind, und die Berufsmusiker. Sowohl der unbewusste als auch der bewusste Überfluss kann uns beschädigen.
Hinter uns liegt eine lange Geschichte der Klänge: von den frühesten Klangerfahrungen der Urzeit, die wir bestenfalls erahnen können, über die nur in Umrissen bekannte Musik der Antike, über die wenigstens bruchstückhaft in unsere Gegenwart herübergerettete Musik des Mittelalters – bis zu dem Schatz der neuzeitlichen Musik, der uns in Aufführungen und auf Tonträgern allgemein zugänglich ist. Jede Wiedergabe von Musik – außer der Uraufführung und der Improvisation – ist ein Rekonstruktionsversuch. Das gilt vor allem für die Musik des Mittelalters, auch für den gregorianischen Choral, aber umso weniger, je mehr wir uns der Gegenwart nähern. Die sogenannte Originalklangbewegung setzte etwa um 1600 ein und hat uns viele Erkenntnisse gebracht, wie und unter welchen Umständen Musik ursprünglich erklang.
Die primäre Art der Musik ist jedoch nicht die Reproduktion, sondern die Produktion – also entweder überhaupt die