Einfach Shakespeare. William ShakespeareЧитать онлайн книгу.
du bist eine Schalkheit, seh ich,
Worin der list’ge Feind gar mächtig ist.
Wie leicht wird’s hübschen Gleißnern nicht, ihr Bild
Der Weiber weichen Herzen einzuprägen!
Nicht wir sind schuld, ach! Unsre Schwäch’ allein:
Wie wir gemacht sind, müssen wir ja sein.
Wie soll das gehen? Orsino liebt sie zärtlich;
Ich armes Ding bin gleich verliebt in ihn;
Und sie, Betrogne, scheint in mich vergafft.
Was soll draus werden? Bin ich Mann, so muß
Ich an der Liebe meines Herrn verzweifeln;
Und wenn ich Weib bin: lieber Himmel, ach!
Wie fruchtlos wird Olivia seufzen müssen!
O Zeit! Du selbst entwirre dies, nicht ich:
Ein zu verschlungner Knoten ist’s für mich.
(II, 2)
Und nicht bloß Trieb zu euch
Violas eineiiger Zwillingsbruder Sebastian hat den Schiffbruch ebenfalls überlebt, aber Viola weiß nichts davon. Sebastian wird von dem Seemann Antonio gerettet. Antonio fühlt sich trotz der kurzen Zeit, die er Sebastian kennt, so sehr zu ihm hingezogen, dass er ihm nach Illyrien folgt, obwohl er mit Orsino wegen eines Kampfes auf See verfeindet ist und es daher für ihn sehr gefährlich ist, illyrischen Boden zu betreten.
ANTONIO
Mög’ aller Götter Milde dich geleiten!
Ich hab’ am Hof Orsinos viele Feinde,
Sonst ging ich nächstens hin, dich dort zu sehn.
Doch mag’s drum sein! Du liegst mir so am Herzen,
Ich will zu dir und mit Gefahren scherzen.
(II, 1)
SEBASTIAN
Es war mein Wille nicht, euch zu beschweren,
Doch da ihr aus der Müh’ euch Freude macht,
Will ich nicht weiter schmälen.
ANTONIO
Ich konnt’ euch so nicht lassen; mein Verlangen,
Scharf wie geschliffner Stahl, hat mich gespornt:
Und nicht bloß Trieb zu euch (obschon genug,
Um mich auf einen längern Weg zu ziehn,)
Auch Kümmernis, wie eure Reise ginge,
Da ihr dies Land nicht kennt, das einem Fremden,
Der führerlos und freundlos, oft sich rauh
Und unwirtbar erzeigt. Bei diesen Gründen
Der Furcht ist meine will’ge Liebe euch
So eher nachgeeilt.
SEBASTIAN
Mein güt’ger Freund,
Ich kann euch nichts als Dank hierauf erwidern,
Und Dank, und immer Dank; oft werden Dienste
Mit so verrufner Münze abgefertigt:
Doch wär’ mein Gut gediegen wie mein Sinn,
Ihr fändet bessern Lohn.
(III, 3)
Antonio leiht Sebastian seinen Geldbeutel, da Sebastian nach dem Schiffbruch mittellos ist. Später verwechselt Antonio Viola in ihrer Verkleidung als Cesario mit ihrem Zwillingsbruder Sebastian und bewahrt sie vor einem Duell mit Junker Andreas, einem Hausgast Olivias. Antonio wird daraufhin verhaftet und bittet Viola/Cesario, ihm den geliehenen Geldbeutel zurückzugeben. Viola hat natürlich keine Ahnung, wovon er redet – für sie ist es ja ihre erste Begegnung.
ANTONIO
Nun bringt die Not mich meinen Beutel wieder
Von euch zu fordern; und es schmerzt mich mehr
Um das, was ich nun nicht für euch vermag,
Als was mich selbst betrifft. Ihr steht erstaunt,
Doch seid getrost. [...]
Ich muß um etwas von dem Geld euch bitten.
VIOLA
Von welchem Gelde, Herr?
Der Güte wegen, die ihr mir erwiesen,
Und dann durch eure jetz’ge Not bewegt,
Will ich aus meinen schmalen, armen Mitteln
Euch etwas borgen: meine Hab’ ist klein,
Doch will ich teilen, was ich bei mir trage:
Da! Meine halbe Barschaft.
ANTONIO
Leugnet ihr mir ab?
Ist’s möglich, braucht denn mein Verdienst um euch
Der Überredung! Versucht mein Elend nicht,
Es möchte sonst so tief herab mich setzen,
Daß ich euch die Gefälligkeiten vorhielt,
Die ich für euch gehabt.
VIOLA
Ich weiß von keiner,
Und kenn euch nicht von Stimme noch Gesicht.
Ich hasse Undank mehr an einem Menschen
Als Lügen, Hoffahrt, laute Trunkenheit,
Als jedes Laster, dessen starkes Gift
Das schwache Blut bewohnt. [...]
ANTONIO
Sebastian, du entehrest edle Züge.
(III, 5)
Junker Andreas und Olivias Vetter Tobias verwechseln wenig später Sebastian mit Viola/Cesario und attackieren den nichtsahnenden Zwilling. Olivia, die Sebastian ebenfalls für ihren geliebten Cesario hält, geht dazwischen und entschuldigt sich für Tobias und Andreas. Wenig später macht sie Sebastian einen Heiratsantrag. Er ist natürlich komplett verwirrt, nimmt den Antrag aber ohne zu zögern an.
OLIVIA, zu Sebastian, den sie für Cesario hält
Ich bitt’ dich, lieber Freund,
Gib deiner Weisheit, nicht dem Zorn, Gehör
Bei diesem wilden ungerechten Ausfall
Auf deine Ruh. [...] Verwünscht sei er von mir,
Eins meiner Herzen kränkt’ er ja in dir.
SEBASTIAN
Wo weht dies her? Wie dünkt es meinem Gaum?
Bin ich im Wahnsinn, oder ist’s ein Traum?
Tauch meinen Sinn in Lethe, Phantasie!
Soll ich so träumen, gern erwach ich nie.
(IV, 1)
SEBASTIAN
Dies ist die Luft, dies ist die lichte Sonne,
Dies Kleinod gab sie mir, ich fühl’, ich seh’ es;
Und ob mich schon Bezauberung umstrickt,
Ist’s doch kein Wahnsinn. Wo ist wohl Antonio?
Ich konnt’ ihn nicht im Elefanten finden.
Doch war er da; man gab mir den Bescheid,