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Sophienlust Staffel 15 – Familienroman. Susanne SvanbergЧитать онлайн книгу.

Sophienlust Staffel 15 – Familienroman - Susanne Svanberg


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sind sie in den Wald gelaufen.«

      Es dauerte eine Weile, bis die Kinder in dem weitläufigen Freigehege die Füchse aufgestöbert hatten. Schließlich aber konstatierten sie befriedigt, dass alle drei noch da waren. Den Igel Mumps fanden sie allerdings nicht, doch Andrea meinte: »Mumps verkriecht sich gern bei Tag. Er kommt erst gegen Abend wieder zum Vorschein.«

      Die Kinder nahmen diese Erklärung zur Kenntnis. Als aber Nick mit viel Mühe den großen Stein, unter dem sich gewöhnlich die Ringelnatter Olga aufhielt, aufhob, erwartete ihn eine Enttäuschung. Der Platz unter dem Stein war leer.

      »Wieso ist Olga nicht mehr da?«, fragte Heidi. »Hat sie sich woanders versteckt?«

      »Nein, das glaube ich nicht«, erwiderte Andrea. »Sie scheint sich nicht mehr innerhalb unseres Geheges aufzuhalten. Ich habe sie schon seit Tagen nicht mehr zu Gesicht bekommen.«

      »Dann ist sie also fort?«

      »Ja, sie wird sich wohl in der Freiheit einen neuen Platz gesucht haben.«

      »Schade.«

      Evi war bei diesem Gespräch nicht recht mitgekommen, denn sie hatte Olga nie gesehen. Darum wollte sie jetzt wissen: »Wer ist das, Olga?«

      »Eine Ringelnatter. Sie lag immer unter diesem Stein da.«

      Mit dieser Auskunft war Evi nicht gedient. »Wie sieht eine Ringelnatter aus?«, fragte sie weiter. »Wie ein Käfer?«, vermutete sie.

      »Ach, Evi, du Dummchen«, erwiderte Nick lachend. »Eine Ringelnatter ist eine Schlange.«

      »Eine Schlange?« Evi überlegte. »Mein Vati hat einmal gesagt, dass es im Wald Schlangen gibt. Man muss aufpassen, dass man nicht darauf tritt. Sonst beißen sie, und man muss sterben. Ich bin froh, dass Olga nicht mehr da ist.«

      »Aber nein, Olga war doch keine Giftschlange. Ringelnattern haben keine Giftzähne, sie sind vollkommen harmlos«, erklärte Pünktchen.

      Evi ließ sich jedoch nicht überzeugen. Sie empfand keine Trauer über Olgas Verschwinden.

      Auch die anderen Kinder vergaßen Olga bald, denn es trat ein Ereignis ein, das die Aufmerksamkeit aller auf sich zog.

      Peterle hatte sich auf dem Boden krabbelnd wieder zu Evi gesellt und sich an ihrer Hand hochgezogen. Sie war nach ihm das kleinste aller Kinder und außerdem diejenige, die sich in letzter Zeit am meisten mit ihm beschäftigt hatte. Deshalb wich er kaum von ihrer Seite und hatte sich auch jetzt wieder fest an ihre Hand geklammert.

      Andrea bemerkte das, und ein kleines bisschen Eifersucht stieg in ihr auf. »Na, Peterle, zu mir kommst du gar nicht mehr?«, rief sie dem Kleinen zu. »Ich bin wohl überflüssig geworden?«

      Als Peter diese Worte hörte, drehte er sich zu seiner Mutter um, zog seine Hand aus Evis Hand und machte ein paar tollpatschige Schritte in Andrea’s Richtung.

      Andrea war niedergekniet und hatte ihre Arme weit ausgestreckt. »Komm zu mir her, Peterle«, lockte sie. »Nicht fallen! Geh nur schön weiter.«

      Peter zögerte. Sein eigenes Wagnis, aufrecht zu gehen, erschien ihm plötzlich höchst gefährlich. Er war schon drauf und dran, sich wieder ins Gras plumpsen zu lassen, als Andrea sagte: »Lauf doch her zu mir. Du brauchst keine Angst zu haben. Ich fange dich auf.«

      Peterle marschierte nun auf seine Mutter zu. Er stolperte zwar, aber es gelang ihm, sich aufrecht zu halten, bis er sicher in Andrea’s Armen gelandet war.

      Andrea fing ihn auf und bedeckte sein Gesicht mit Küssen. »Na, siehst du, du hast es geschafft«, freute sie sich. Dann blickte sie sich nach Henrik um und meinte triumphierend: »Hast du es gesehen? Peter kann laufen, allein, ohne dass er sich irgendwie festhält.«

      Henrik gab zu, seinem Neffen Unrecht getan zu haben.

      Peterles Vater wurde herbeigeholt, um die Neuigkeit zu erfahren.

      »Ist das wirklich wahr? Peter kann laufen?«, fragte Hans-Joachim skeptisch.

      »Natürlich ist es wahr. Alle haben es gesehen«, erwiderte Andrea. »Peter hat sich von Evis Hand losgemacht und ist zu mir herübermarschiert.«

      »Na ja, das war vielleicht ein Schritt.«

      »Nein, es waren mindestens drei Meter«, entgegnete Andrea.

      »Mehr noch«, sagte Pünktchen. »Ich glaube, es waren vier Meter.«

      »Nein, fünf.«

      »Wenn ihr euch so weiter steigert, wird es bald ein Kilometer sein, den Peterle laufend zurückgelegt hat«, meinte Hans-Joachim lachend und sagte dann zu seinem Sohn: »Erzähl mir, wie es wirklich gewesen ist.«

      »Papa«, erwiderte Peter.

      »Ja, ich bin dein Papa. Nun zeig auch mir, wie du laufen kannst.«

      Doch Peterle war vorerst nicht dazu zu bewegen, das Kunststück zu wiederholen.

      »Ich merke schon, ihr habt alle miteinander geschwindelt«, sagte Hans-Joachim schließlich.

      Irgendwie schien Peterle den Sinn dieser Worte, die deutlich den Unglauben seines Vaters ausdrückten, zu begreifen. Jedenfalls stapfte er schwankend auf Hans-Joachim zu. Diesmal waren es nur vier kleine Schritte, aber er legte sie ohne jede Hilfe zurück.

      »Hurra!«, rief Henrik, »jetzt hat er es dir bewiesen.«

      Alle lachten und freuten sich und lobten Peterle.

      *

      Die Nachforschungen der Polizei nach Evis Anverwandten hatte noch immer kein Ergebnis gebracht. Der freundliche Wachtmeister Kirsche aus Wildmoos war eines Tages im Haus der Familie von Lehn aufgekreuzt, um seinerseits zu versuchen, von Evi einen Hinweis zu erlangen. Aber auch seine Bemühungen blieben ohne Erfolg. Evi erzählte bereitwillig, jedoch ein wenig verworren, über das Leben, das sie früher bei ihrem Vati im Wald geführt hatte. Leider konnte niemand mit ihren Beschreibungen etwas anfangen. Nicht einmal der Beruf ihres Vaters ließ sich eruieren. Nur dass er nicht mehr richtig gehen konnte, betonte Evi immer wieder.

      Wachtmeister Kirsch verabschiedete sich seufzend, und Betti atmete auf, als er endlich ging. Sie fand, dass er Evi nur unnötig in Aufregung versetzt hatte, was aber nicht ganz stimmte. Im Grunde genommen war Betti nur jeglichem Versuch, Evis Identität festzustellen, feindlich gesinnt. Allmählich festigte sich in ihr das Gefühl, dass Evi zu ihr gehörte. Sie wollte das Kind nicht mehr hergeben. Endlich hatte sie einen Menschen, der auf sie, und zwar hauptsächlich auf sie, angewiesen war.

      Evi gab die Zuneigung, die das Hausmädchen für sie empfand, reichlich an Betti zurück. Bei Helmut Koster war das dagegen nicht der Fall.

      Einige Tage hindurch war Betti ihrem Verlobten aus dem Weg gegangen. Da beide aber im gleichen Haus, beziehungsweise Betti im Wohnhaus und Helmut nicht weit davon im Tierheim, wohnten, war ein Ausweichen auf die Dauer nicht möglich.

      Eines Abends, als Betti nach dem Abspülen das Geschirr in die Schränke einordnete, betrat Helmut Koster pfeifend die Küche und lud Betti zu einem Spaziergang ein.

      Betti war darüber nicht erfreut, denn sie war mit sich selbst noch nicht ins Reine gekommen. Deshalb suchte sie nach einer Ausrede und stotterte: »Ich weiß nicht … Evi …«

      »Musst du immer nur an das Kind denken? Wo ist Evi eigentlich? Ich sehe sie nirgends. Sie hängt doch sonst immer an deiner Kittelfalte.«

      »Du redest nicht sehr freundlich …«

      »Entschuldige, ich habe es nicht so gemeint. Aber wo ist Evi wirklich?«

      »Sie schläft bereits. Sie hat am Nachmittag lange mit Peter im Garten herumgetollt, sodass sie kaum noch die Augen offenhalten konnte. Deshalb habe ich beide Kinder heute zeitiger als sonst zu Bett gebracht.«

      »Na, dann hast du wenigstens Zeit für mich.«

      Dagegen konnte Betti nichts mehr einwenden. Außerdem gestand sie sich ein, dass sie Helmut wirklich sehr vernachlässigt hatte. Im


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