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Sophienlust Bestseller Staffel 1 – Familienroman. Marietta BremЧитать онлайн книгу.

Sophienlust Bestseller Staffel 1 – Familienroman - Marietta Brem


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      »Das ist nicht wahr, Peter, und du weißt es auch«, tadelte das Mädchen sanft. »Dein Vati muß den ganzen Tag arbeiten, und deshalb hat er verständlicherweise keine Zeit für dich. Du wärest zu Hause immer allein, und niemand würde für dich sorgen. Da hast du es doch hier in Sophienlust viel besser. Oder meinst du nicht auch?«

      Der Junge schüttelte den Kopf. »Es ist ja schön hier, das stimmt schon. Aber bei meinem Vati ist es trotzdem viel schöner. Ich könnte selbst kochen und putzen, dann wären wir wieder eine richtige Familie. Aber er will das nicht.«

      Sabine fühlte, daß der Junge sich langsam beruhigte. »Meinst du, dein Vati ist glücklich ohne dich? Er vermißt dich bestimmt genauso sehr wie du ihn. Aber er weiß, daß es für euch beide der einzige Weg ist, also fügt er sich. Und du mußt eben auch versuchen, dich damit abzufinden, so wie wir alle«, murmelte Sabine und dachte voll Wehmut an ihren toten Geliebten.

      »Du hast gut reden, Sabine. Du bist gern und freiwillig hier. Wenn es dir nicht mehr gefällt, dann kannst du gehen. Aber ich muß bleiben. Ich habe keine Mutti mehr. Sie kommt nie wieder, und mein Vati kommt auch nur zu Besuch.«

      »Ich habe auch einen Menschen verloren, Peterle«, sagte Sabine sanft und wunderte sich, daß sie darüber sprechen konnte. »Ich habe den Mann verloren, den ich von Herzen liebe. Er ist tot. Und das Kind, das ich in einigen Monaten bekommen werde, hat von Anfang an keinen Vater. Du

      siehst, andere Leute sind auch traurig.«

      »Ist das wirklich wahr?« Der Junge blickte sie mit seinem tränenüberströmten Gesicht an. »Und ich dachte, alle hier wären glücklich, nur ich nicht.«

      »Du Dummerchen. Jeder Mensch hat Probleme und Kummer, mal mehr und mal weniger. Das wirst du auch noch lernen.« Zärtlich strich ihm die junge Frau durch das Haar.

      »Wie ich sehe, geht es meinem Sohn besser als mir. Er hat einen Tröster, oder besser eine Trösterin gefunden, im Gegensatz zu mir.«

      Erschrocken drehte sich Sabine bei dem Klang der Männerstimme um. Sie hatte niemanden kommen hören. »Guten Abend, Herr... Eckstein«, grüßte sie dann verlegen. Sie wußte ja nicht, wieviel er von ihrer Unterhaltung mit seinem Sohn gehört hatte.

      »Guten Abend, Sabine. Ich bin ja so froh, daß Sie sich um meinen Sohn kümmern. Er hat es wirklich nicht leicht.« Dann wandte er sich Peter zu, der strahlend abwartete, bis ihn sein Vater begrüßte.

      »Wir... wir haben gebastelt, Vati. Einen wunderschönen Osterstrauß haben wir gemacht. Willst du ihn sehen, Vati?« fragte Peter eifrig.

      »Na ja, er ist noch nicht ganz fertig.« Sabine senkte verlegen den Kopf, und ihre langen, braunen Haare, die sie meist offen trug, fielen wie ein seidiger Vorhang nach vorne.

      Bewundernd schaute der Mann sie an. Ein beinahe zärtliches Gefühl strömte zu seinem Herzen. Sabine war ein bezauberndes Mädchen, fand er, nicht zuletzt, weil sie sich so besorgt seines Sohnes annahm, der oft von ihr erzählte.

      »Sollten wir nicht lieber hineingehen? Es ist ziemlich kalt und feucht hier draußen.« Sabine strich ihr Haar zurück und schaute den Mann mit neu gewonnener Sicherheit an. Hätte sie allerdings gewußt, was er gerade gedacht hatte, dann hätte sie bestimmt nicht so offen seinen Blick erwidert.

      »Das ist mir nur recht. Wissen Sie, Sabine, ich fürchte mich jedes Mal vor dem Feierabend. Seit mich meine Frau verlassen hat, kann ich ihn einfach nicht mehr genießen. Diese Einsamkeit in der Wohnung macht einen wahnsinnig.«

      »Ich kann Sie gut verstehen, Herr Eckstein. Auch ich weiß, was Einsamkeit bedeutet. Mein Verlobter kam wenige Wochen vor unserer Heirat durch einen Unfall ums Leben. Seitdem ist...« Sabine brach ab, weil ihr plötzlich bewußt wurde, daß sie sich einem Fremden anvertraute und ihm ihre Probleme erzählte.

      »Sie brauchen es mir nicht zu sagen, Sabine. Ich kann Sie auch so verstehen«, versuchte er unbeholfen, sie zu trösten. »Es ist immer schrecklich, wenn man einen geliebten Menschen verliert, auf welche Art auch immer. Den Schmerz kann erst die Zeit lindern.«

      »Sie haben recht«, sagte die Schwangere leise und ging neben dem Mann auf das Herrenhaus zu, dessen helle Fassaden in der Dämmerung nur noch schemenhaft zu erkennen waren.

      »Willst du schon einmal hineingehen, Peterle? Ich habe mit Sabine noch ein paar Worte zu reden«, sagte der Mann, als sie vor der breiten Freitreppe standen.

      Der Junge nickte. »Ich werde den anderen Kindern beim Bemalen der Eier helfen. Vielleicht haben wir dann den Strauß fertig, bis du hereinkommst. Du kommst doch noch zu mir, Vati?« fragte er plötzlich beinahe ängstlich.

      »Natürlich, Peter. Darum bin ich ja hier, nur wegen dir.«

      Nun war der Junge beruhigt. Beschwingt stürmte er die Treppe hinauf und war wenige Augenblicke später im Haus verschwunden.

      »Sie sind noch nicht lange in Sophienlust?« fragte er dann und schaute Sabine Kroff fragend an. Sie konnte es im Schein der altmodischen Laterne, die ganz in der Nähe sparsam ihr Licht verschenkte, erkennen.

      »Ich bin einen Tag weniger hier als Peter. Frau von Schoenecker hat mich...« Sabine zögerte. »Sie hat mich von der Straße aufgelesen«, bekannte sie dann, obwohl es nicht ganz der Wahrheit entsprach. Aber die junge Frau wußte nicht, was sie sonst hätte sagen sollen, ohne zuviel von ihrem Schicksal zu offenbaren.

      Volker Eckstein bemerkte das Zögern der jungen Frau an seiner Seite, und er respektierte es. Er konnte verstehen, daß man sein Herz nicht dem erstbesten ausschüttete.

      Ihm erging es meist ebenso, nur bei dieser blutjungen Sabine, da empfand er anders. Er hatte plötzlich das Gefühl, ihr seine Lebensgeschichte erzählen zu müssen. Aber er bezwang es.

      »Gehen wir auch hinein«, schlug er hastig vor, ehe er es sich wieder anders überlegte.

      Sabine stimmte zu, aber es tat ihr leid um den vertrauten Augenblick, der mit einem Mal wieder vorbei war.

      *

      Manfred Brecht fühlte sich nicht besonders wohl in seiner Haut. Er befand sich auf dem Weg zu Marga, die bereits ungeduldig auf ihn wartete. Er aber wäre die weite Strecke am liebsten zu Fuß gegangen, anstatt mit dem Auto zu fahren, weil ihm vor der Begegnung mit seiner Geliebten graute. Er liebte sie schon längst nicht mehr, und in einer ehrlichen Minute hatte er sich eingestanden, daß er nur Gefallen an Marga Eckstein gefunden hatte, weil sie verheiratet war. Seine Gefühle für sie waren in dem Moment gestorben, als sie ihren Mann und ihren Sohn verlassen hatte, denn sie zu heiraten, kam für ihn nicht in Betracht.

      Er hatte immer versucht, ihr klarzumachen, daß sie bei ihrer Familie bleiben und ihre Beziehung zueinander als schöne, aber vorübergehende Romanze betrachten sollte.

      Aber sie hatte ja nicht auf ihn hören wollen und sogar eine Scheidung von ihrem Mann angestrengt, obwohl dieser sich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt hatte. Und nun lag die schwierige Aufgabe vor ihm, ihr seinen Entschluß mitzuteilen, denn Marga drängte auf Heirat, sobald sie erst mal geschieden war.

      »Endlich, Manni. Ich dachte schon, du kommst gar nicht mehr.« Überschwenglich wurde er von der Frau begrüßt, die in einem eng anliegenden Modellkleid an der Wohnungstür stand.

      Ärgerlich verzog Manfred Brecht das Gesicht. Wie er das haßte, wenn sie ihn so plump vertraulich Manni nannte. Diese Koseform seines Vornamens war ihm schon immer ein Greuel gewesen.

      »Hallo, Marga. Entschuldige bitte, daß ich mich verspätet habe, aber es war so ein dichter Verkehr, daß ich höllisch aufpassen mußte, um nicht irgendeinen dieser Sonntagsfahrer auf die Hörner zu nehmen.« Er merkte selbst, daß diese Ausrede nicht den gewünschten Erfolg zeitigte.

      »Komm herein, Manni, und laß diese Ausflüchte. Wenn du mir schon nicht die Wahrheit sagen willst, dann sei lieber still. Übrigens, was machen wir heute?« Zärtlich schmeichelte sie sich an ihn und schnurrte wie ein Kätzchen, obwohl sie sich insgeheim dabei dumm und fast kindisch vorkam. Aber sie glaubte, daß das einfach sein mußte, wenn sie Manfred nicht verlieren wollte.

      »Ich


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