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Von der Kunst, ein Schriftsteller zu sein. Axel KlingenbergЧитать онлайн книгу.

Von der Kunst, ein Schriftsteller zu sein - Axel Klingenberg


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während Johann Heinrich Campe Schriftstellerei und schriftstellernals ›niedrige, aber deswegen noch nicht verwerfliche Wörter‹ ansah.«

      Ein redebedürftiger Schöngeist also, dessen Tätigkeit jedoch nicht unbedingt verwerflich ist. Na ja, das klingt ja nicht so toll.

      Aber wir wollten ja vorerst keine Schriftsteller mehr zu Wort kommen lassen. Was hat Wiki also noch zu sagen?

      »Autor ist jeder, der einen Text gleich welcher Art in welchem Medium auch immer veröffentlicht und dafür Urheberrechte geltend machen kann. Die rechtlich ebenso ungeschützte Bezeichnung Schriftsteller sucht hiervon eine Abgrenzung.«

      Rechtlich ungeschützt also. Hmm, dann kann sich ja wohl jeder Hanswurst Schriftsteller nennen, oder? Das erklärt ja einiges ... Im Gegensatz zum Fleischermeister z. B., dessen Handwerk ja völlig zu Recht vielerlei Vorschriften unterliegt und dessen Ausbildungsgang schon vorgeschrieben ist. Aber weiter im Text:

      »Autoren, die Wert darauf legen, als Schriftsteller bezeichnet zu werden, verbinden dies nicht selten mit einem Leistungsnachweis, der sich nach der Anzahl ihrer nicht im Selbst- oder Zuschussverlag veröffentlichten Bücher, der Höhe der jeweils verkauften Auflagen und der etwaig kritischen Aufnahme durch die Rezensenten bemisst. Unterstrichen wird dies auch noch durch die Option, seinen Lebensunterhalt ausschließlich durch Buchveröffentlichungen zu bestreiten.«

      Tatsächlich nähern wir uns nun wohl mit großen Schritten einer vernünftig klingenden Definition von Schriftsteller: Man schreibt. Man wird veröffentlicht. Das Veröffentlichte wird gekauft und für gut befunden. Und man lebt von den Erlösen aus den Verkäufen. Aber hier kommt auch gleich die unumgängliche Einschränkung: »Dies wird zuweilen auch mit der Selbstbezeichnung Freier Schriftsteller kenntlich gemacht – obgleich, von sehr wenigen Ausnahmen abgesehen, auch sie nur selten allein von den aus Buchveröffentlichungen erwirtschafteten Tantiemen leben können, sondern sich und ihre weitere Arbeit an den Manuskripten durch Lesungen, Vorträge, Anträge für Stipendien und andere immerhin der Literatur nahe Arbeiten finanzieren müssen.«

      Und wie viele Schriftsteller gibt es so?

      »Angesichts des Gefälles zwischen dem hohem Anspruch und der Lebenswirklichkeit dürften sich nach der engsten Definition in Deutschland bestenfalls hundert von mehreren tausend in Schriftstellerverbänden organisierten Autoren als Schriftsteller bezeichnen.« So, das saß!

      Halten wir auch das noch einmal fest:

      1 Schriftsteller darf sich jeder nennen.

      2 Die meisten, die sich Schriftsteller nennen, sind – in einem engeren Sinne – gar keine, sondern lediglich Autoren.

      3 Schriftsteller gibt es daher kaum.

      Wir werden auf den nächsten Seiten auf diese Problematiken noch näher einzugehen wissen.

      Wenden wir aber unsere Blicke von diesem Trauerbild ab und der Frage zu, warum einer eigentlich Schriftsteller werden möchte.

      WARUM MAN SCHRIFTSTELLER WIRD

      »Eine unglückliche Kindheit ist Voraussetzung dafür, Schriftsteller zu werden.«

      Ernest Hemingway

      Frau von Ebner-Eschenbach (das war die mit dem leidenden Hund und dem schreibenden Gott) wies ja schon im letzten Kapitel darauf hin, dass eine kaputte Kindheit eine gute Motivation oder Inspiration sein kann, den Beruf des Schriftstellers erfolgreich auszuüben. Sie selbst hatte das zweifelhafte Glück, in den Genuss einer solchen gekommen zu sein: Ihre Mutter starb bei ihrer Geburt und auch ihre gar nicht so böse Stiefmutter verlor sie in ihrem siebten Lebensjahre. Weitere Beispiele gefällig? Bitte sehr: Selma Lagerlöf wurde mit einem Hüftleiden geboren und sah sich aufgrund des daraus resultierenden Außenseitertums zur Schriftstellerin prädestiniert. Infolgedessen schrieb sie das nicht unerfolgreiche Buch »Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen«. Auch Gerhart Hauptmann fühlte sich zurückgesetzt und litt unter der Besserbehandlung der adligen Mitschüler. Er rächte sich mit der Erfindung des Naturalismus. Hermann Hesse wusste ebenfalls aus seiner schlimmen Schulzeit und dem darauf folgenden Aufenthalt in einer Nervenheilanstalt literarisches Kapital zu schlagen und feierte mit seinen Jugendromanen »Peter Camenzind« und »Unterm Rad« seine ersten großen Erfolge. Knut Hamsun schoss jedoch in Sachen unglückliches Kind sicherlich den Vogel ab. Seine Eltern gaben ihn nämlich als Pfand für ihre Schulden auf den Pfarrhof seines Onkels, wo man ihn zwang, tagaus, tagein christliche Texte vorzulesen.

      »Und wie sieht es bei Ihnen aus, Herr Klingenberg?«, werden Sie jetzt sicherlich völlig zu Recht fragen. »Wie unglücklich waren Sie eigentlich?« Nun, um ehrlich zu sein, bin ich nur deshalb Schriftsteller geworden, weil ich nicht Fußball spielen konnte. Darin war mein nur wenig älterer Cousin wesentlich besser – ich musste mir also etwas suchen, worin ich ihn übertrumpfen konnte. Ich widmete mich also der Schriftstellerei und orientierte mich in meinen ersten Werken an meiner Lieblingsbuchreihe »Burg Schreckenstein«. Auch mein Versuch, eine Karriere als Shouter einer Punkband zu starten, endete schon nach dem allerersten Vorsingen. Selbst für diese Musikrichtung klang meine Stimme zu scheußlich ...

      Aber ist das tatsächlich die Regel? Schafft Leiden Leistung? Gibt es darüber überhaupt empirische Erhebungen? Wurden schon Steuergelder in angemessener Höhe verschwendet, um herauszufinden, ob aus metaphernhaften Hunden gottgleiche Autoren werden?

      Ich selbst kenne keine diesbezügliche Untersuchung, muss also weiter auf dem glitschglatten Feld der fundierten Spekulation umherschliddern.

      Oder verschieben wir die Beantwortung dieser Frage doch einfach noch ein bisschen nach hinten und schauen, ob es noch andere Motivationen gibt, sein Leben dem literarischen Schreiben zu widmen.

      These 1: »Solange ein Mensch ein Buch schreibt, kann er nicht unglücklich sein«, behauptet Jean Paul, wogegen ich auch gar nicht opponieren möchte. Aber gibt es nicht auch glückliche Fleischermeister? Oder ausgelassene Fahrlehrer? Gelassene Bäckereifachverkäuferinnen? Lässige Bademeister (gerade die, gerade die!)? Kann also nicht auch ein anderes Gewerk glücklich machen? Das ist zumindest stark zu vermuten.

      These 2: »Neun Zehntel unserer ganzen jetzigen Literatur haben keinen anderen Zweck, als dem Publiko einige Taler aus der Tasche zu spielen: dazu haben sich Autor, Verleger und Rezensent fest verschworen«, sagt Schopenhauer, dessen Vorstellung es also war, dass der Schriftsteller den festen Willen hat, sein Dasein auf der Welt damit zu verbringen, den Lesewütigen ein paar Kopeken aus dem Geldbeutel zu leiern. Was aber tut das zehnte Zehntel? Das lehnt sich in den für Philosophen reservierten Ohrensessel zurück und schreibt »Die Welt als Wille und Vorstellung«. Das liest zwar niemand (außer ein paar Zwangsimmatrikulierten) und verdienen lässt sich damit auch nichts, aber wenn man – so wie Schopi – noch damit beschäftigt ist, Vatis Erbe durchzubringen, muss man das ja auch nicht.

      Ich sehe mich tatsächlich kaum imstande, dem verehrten Herrn Philosophen an dieser Stelle zu widersprechen. Auch heute will man vor allem Geld damit verdienen, wenn man schreibt und veröffentlicht und eben all das tut, was ein Schriftsteller so den lieben langen Tag treibt. Vielleicht will man damit auch sein vorheriges Dasein als Hund kompensieren, aber auch wenn man das nicht täte, käme man nicht umhin, bei seinem Leben als Schriftsteller den schnöden Mammon nicht zu verachten, denn sonst fehlten einem die nötigen Valuta und man müsste einem anständigen Brotberuf nachgehen – womit wir wieder bei den Fleischern, Soldaten, Fahrlehrern, Bademeistern und Bäckereifachverkäuferinnen wären.

      These 3: »Herr Klingenberg, sind Gewinnstreben und Ihre Kindheit in der norddeutschen Tiefebene wirklich die einzigen Gründe, warum Sie Schriftsteller geworden sind?«, möchte ich gerne einmal in einem Interview gefragt werden. »Nein«, werde ich dann lachend antworten, »der eigentliche Grund ist der, dass es so verdammt viel Spaß macht zu schreiben. Man setzt sich an den Rechner. Man ringt um die ersten Wörter. Man überlegt, man probiert aus. Nein, so geht’s nicht.

      So auch nicht. Aber so! Man hat den Einstieg gefunden. Endlich! Dann ist man drin im Text und hat einen Flow. Der Text wächst und wächst und wächst bis zu seinem wohlverdienten Ende. Das ist eine


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