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Die Katze. Mark FuehrhandЧитать онлайн книгу.

Die Katze - Mark Fuehrhand


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war jemand zu Hause – und wenn dieser Jemand nicht öffnete, dann war er ziemlich sicher alleine und mit anderen Dingen beschäftigt. Lisa stellte sich den Schrecken vor, den dieser Jemand nun haben musste, als die Klingel unerwartet und sehr ungelegen ertönte. In ihr selbst brach sich ein Gefühl bahn, das sie noch nicht kannte, ein Überlegenheitsgefühl, das durch das unbeantwortete Klingeln wuchs, ganz langsam und dann immer mehr. Voller Genuss klingelte sie noch einmal. Und dann noch einmal, ganz lange. Und noch einmal, sie klingelte sich in einen Rausch. Ja, wer mochte das wohl so unerwartet und hartnäckig sein? Ahnst du schon, dass ich komme? Er konnte es natürlich nicht ahnen.

      Es war dunkel genug. Lisa sah sich um, nahm ihre Tasche und huschte über den Gartenzaun. Der Rausch war schnell verflogen, da es nun ernst wurde, aber sie beruhigte sich, denn es war alles wie erwartet. Sie hatte sich mit Google Earth einen Überblick über das Grundstück und die Umgebung verschafft. Im Schutze des Schattens zog sie ihren Catsuit an. Zum Catsuit gehörte eine Latexmaske mit Katzenohren daran, die sie sich über den Kopf zog.

      Hinter dem Haus war die Terrasse. Im Wohnzimmer brannte eine funzelige Kerze. Ohne Zögern trat Lisa vor die gläserne Terrassentür. Drinnen nahm sie eine Bewegung wahr. Ihr Herz tat einen Sprung vor Schreck und vor Freude. Es war wirklich alles so, wie sie es erwartet hatte.

      Er hatte sich auf einem Bürostuhl fixiert und starrte mit weit aufgerissenen Augen zu ihr herüber. Er war nackt. Seine Füße waren sauber unter dem Stuhl verschnürt, so dass er den Boden nicht berühren konnte. Den Oberkörper und die Beine hatte er mit vielen Seilen am Stuhl festgebunden. Auch die Arme waren am Stuhl festgebunden, und die Handgelenke hatte er hinter seinem Rücken und hinter der Lehne in Handschellen gesteckt: Eine einfache Methode, die Selbstfesselung so zu vollenden, dass er sich nicht mehr befreien konnte. Außerdem hatte er sich geknebelt, was die Sache absolut perfekt machte. Sicherlich hätte er auch ohne Knebel nicht gleich um Hilfe geschrien, denn wer will schon in einer so peinlichen, selbst verschuldeten Lage von den Nachbarn vorgefunden werden? Aber mit Knebel war es besser; sie musste nicht mit ihm reden, und er würde sie später nicht anhand ihrer Stimme identifizieren können.

      Lisa grinste, als sie durch die Glastür seinen hilflosen Blick sah. Sie hatte längere Zeit geübt, Türen zu öffnen, und für den Fall, dass es nicht gelang, hatte sie einen Glasschneider in der Werkzeugtasche. Voller Vergnügen zeigte sie dem Mann den Glasschneider. Er wurde noch unruhiger. Sie setzte den Glasschneider auf das Glas und demonstrierte, wie er zu bedienen war. Der Mann begann, an seinen Fesseln zu zerren – erfolglos, denn er hatte bei der Selbstfesselung ganze Arbeit geleistet. Keine Angst, murmelte Lisa vor sich hin. Wir wollen es erst mit den Schlüsseln versuchen. Vielleicht können wir deine Scheibe retten. Sie zog die gebogenen Eisen aus der Tasche, was den gefesselten Mann aber nicht beruhigte. Immer heftiger zerrte er an den Seilen, um sich zu befreien. Vergeblich. Es gelang ihm nicht einmal, auf seinem Drehstuhl davonzurollen. Zu gut hatte er sich die Beine hoch gebunden.

      Es dauerte nicht lange, und Lisa stand vor ihm.

      Na, mein Süßer, dachte sie, wie willst du denn da herauskommen? Einen Plan musste er ja haben. Und der Plan würde nicht darin bestehen zu warten, bis die Ehefrau und die Kinder vom Besuch der Großeltern zurückkamen, zu dem sie wahrscheinlich aufgebrochen waren. Suchend sah sie sich um, konnte aber nichts entdecken.

      Langsam beugte sie sich vor und sah dem Mann tief in die Augen. Er hatte Schweißperlen auf der Stirn. Unstet wanderten seine Augen hin und her, aufwärts und abwärts. Alles klar. Sie wusste genug. Ein neckendes Lächeln spielte über ihren Mund, als sie sich langsam aufrichtete. Je weiter sie ihren Kopf hob, umso größer wurde das Entsetzen des Mannes. Denn da oben hing er – an der Lampe. Aha, dachte Lisa: die Eismethode. Er hatte den Schlüssel zusammen mit einem Seil eingefroren und an die Lampe gehängt. Das Eis würde tauen, und der Schlüssel würde herunterfallen – in zwei bis drei Stunden. Und da der Mann mit dem Drehstuhl direkt unter dem Kronleuchter saß, würde ihm der Schlüssel in den Schoß fallen. Durch ein paar Verrenkungen würde er mit den Händen drankommen und sich befreien können. Genüsslich sah sich Lisa den Schlüssel an und streckte langsam ihre Hand danach aus.

      Der Mann geriet in Panik, als sie den Schlüssel abhängte und in ihre Werkzeugtasche steckte. Er zerrte noch verzweifelter an seinen Fesseln und gab unverständliche Laute von sich. Der Speichel tropfte ihm neben dem Knebel aus dem Mund.

      Oh, was haben wir denn da?, dachte Lisa, als sie das steif erigierte Glied des Mannes bemerkte. Das war doch eben noch nicht da? Langsam ging sie in die Hocke und betrachtete seinen erheblichen Schwengel aus der Nähe. Gefallen dir Angst und Hilflosigkeit?, dachte Lisa. Haben die den kleinen Kerl so wachsen lassen? Aber, aber, warum sich denn gleich so aufregen? Lisa konnte es nicht lassen und streckte die Hand aus, um das feuchte Ding zu berühren. Der Mann gab ein leise geknebeltes Stöhnen von sich. Seine sinnlosen Befreiungsversuche wurden weniger. Langsam und vorsichtig schob sie mit zwei Fingern die Vorhaut einmal rauf und einmal runter. Das Stöhnen verstärkte sich daraufhin. Lisa hatte Spaß daran, diesen Vorgang zu wiederholen. Die Anspannung des Mannes in seinen Seilen schien unübertrefflich, aber Lisa hatte das Gefühl, dass noch mehr ging. Sie machte mit den Fingern einen Ring und umfasste das geile Glied. Einmal noch sehr, sehr langsam rauf und runter. Dann … ließ sie vorsichtig los, bevor etwas passieren konnte. Sie war ja nicht zum Vergnügen hier – zumindest nicht zu seinem Vergnügen.

      Der Mann wusste nicht, wie ihm geschah, als sie den Schlüssel mit dem angefrorenen Band zurück an die Lampe hängte. Er machte sich nun wohl Hoffnung auf ein gütliches Ende. Dann begann sie, die Wohnung zu erkunden und nach Wertgegenständen zu suchen. Hinter sich hörte sie unverständliche Flüche aus dem geknebelten Mund.

      Nach einer Weile hatte Lisa gefunden, was sie suchte. Ihr erster völlig beabsichtigter und gut geplanter Konflikt mit dem Gesetz schien ein voller Erfolg zu werden. Er würde ihr einen längeren Urlaub an einem einsamen Strand auf den Malediven bescheren.

      Noch einmal ging sie zurück ins Wohnzimmer. Sie kramte in ihrem Seesack und zeigte dem Mann genüsslich all die schönen Dinge, die sie in seinem Haus gefunden hatte. Besonders unglücklich schaute er, als er den Schmuck seiner Frau zum letzten Mal zu sehen bekam. Da würde er sich eine schöne Geschichte ausdenken müssen. Vielleicht würde Lisa darin vorkommen.

      Sie fasste mit den Händen auf die Lehnen des Bürostuhls und beugte sich noch einmal so weit vor, dass sie dem Mann tief in die Augen sehen konnte. So verharrte sie für einen Moment, horchte in sich hinein, spürte, wie das starke Gefühl zurückkam, das so neu für sie war, ließ es wachsen. Dann …

      … genoss sie es, wie seine Augen sich weiteten, während sie den Stuhl ein kleines Stückchen zurück schob, so dass er sich nicht mehr unter der Lampe befand. Ja, in einer Stunde würde der Schlüssel direkt vor dem Mann auf den Boden fallen … Ja, das war bösartig, aber es machte ihr solchen Spaß! Dumm für ihn, dass er seine Füße so festgebunden hatte, dass sie nicht bis zum Boden reichten. Dadurch war es unmöglich, den Drehstuhl umzuwerfen, um noch an den Schlüssel zu kommen. Hach ja, was für ein Pech!

      Ohne weiteres drehte sie sich um, nahm den Seesack und ihre Werkzeugtasche und verließ das Haus.

      Wer weiß, wann seine Familie zurückkehren würde …

      Aber sie war ja kein Unmensch. Vielleicht würde sie ihm den Pizzaservice schicken – wenn sie Lust hatte.

      Natascha kreuzte auf ihrem Roller durch die sonntäglich ruhigen Straßen des Frankfurter Westends und rätselte über die Geheimnisse der hier ansässigen, gut verdienenden gehobenen Mittelschicht: Was konnte man sich denken, wenn eine Frauenstimme eine Pizza »Domina extra scharf« mit Bedienservice bestellte? Hatte diese Frau Erwartungen? Wollte sie dominieren oder dominiert werden? War es wirklich eine Frau? Die Stimme klang verfremdet wie die eines Teenagers im Stimmbruch.

      Egal, bald würde Natascha es erfahren.

      Zum wiederholten Male beglückwünschte sie sich, mit ihren Freundinnen diesen Pizzaservice hochgezogen zu haben. Es war so einfach: Man brachte die Pizza in einem Lack-, Leder- oder Latexanzug, und schon konnte man ein Drittel mehr verlangen und bekam auch noch mehr Trinkgeld. Der Bedienservice setzte dem Ganzen die Krone auf: Für dreißig Euro blieb


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