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Irland - Tückische Insel. Ralf SotscheckЧитать онлайн книгу.

Irland - Tückische Insel - Ralf Sotscheck


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mitbrachte. Kinder haben ein sicheres Gespür dafür, wie sie mit geringstem Aufwand die größtmögliche Wirkung erzielen. Die Kleine beförderte mit einem Fußtritt den Besen zur Seite, der die gesamte Schrankkonstruktion vorübergehend halten sollte. Und so brach alles zusammen und begrub den tischlernden Vater unter sich. In den Trümmern der Küche fand ich die Telefonnummer des fahrbaren Mittagstischs.

      Manche Menschen werden aus Schaden klug. Ich gehöre leider nicht dazu. Eigentlich hatte ich nach all den Verwüstungen das Haus zur »No Go Area« für Handwerker erklärt. Ein paar Knoblauchzehen und eine Gießkanne voller Weihwasser sollten sie abwehren, denn Dublins Handwerker saugen ihre Opfer bis aufs Blut aus und richten ihr Werk der Vernichtung mit Vorliebe nach Einbruch der Dunkelheit an. Ich bin fest davon überzeugt, dass der Dubliner Schriftsteller Bram Stoker durch die Vorfahren meiner Handwerker zu seinem Dracula-Roman inspiriert worden ist.

      Doch dann ließ meine Wachsamkeit einen Moment nach, weil ich meinen Nachbarn erspähte, der auf der Motorhaube seines Autos stand und durch ein Fernglas sein Dach beobachtete. Oben kletterten zwei Männer herum und machten besorgte Gesichter. »Wir machen die Regenrinnen sauber«, erklärte einer von ihnen. »Das solltest du auch machen lassen, verstopfte Regenrinnen können böse Folgen haben.« Er kam die Leiter herunter und zeigte mir das Foto einer Ruinenlandschaft. »Daran sollen verstopfte Regenrinnen schuld sein?« fragte ich ungläubig, und er nickte bedeutsam. Inzwischen weiß ich, warum mir das Foto bekannt vorkam: Es war eine Aufnahme von Coventry nach dem Luftangriff der Nazis.

      Jedenfalls willigte ich in die Reinigung der Dachrinnen ein, weil mir schon schwindlig wird, wenn ich auf einen Hocker steigen muss, um eine Glühbirne auszuwechseln. Damit sie an die hintere Dachrinne gelangen konnten, mussten die beiden Männer ihre Leiter durch das Haus zum Hintereingang tragen und dabei drei Ecken bewältigen. Das ging erwartungsgemäß schief: An der ersten fegten sie einen Blumentopf vom Regal, bei der zweiten zogen sie eine Furche in die Wand, und an der dritten Ecke musste ein Bilderrahmen dran glauben.

      »Glücklicherweise haben sie beim Säubern der Regenrinnen bemerkt, dass zahlreiche Dachziegel lose waren«, erklärte mein Nachbar mir. »Sie haben die Ziegel festzementiert.« Offenbar ist das Problem weiter verbreitet, als man annimmt – die beiden Handwerker diagnostizierten auch bei mir lose Ziegel. Zum Beweis schwenkten sie ein paar davon durch die Luft und malten in düsteren Farben ein Bild der Zerstörung, das der Regen anrichten würde, falls ich den Schaden nicht umgehend reparieren ließe.

      Das klingelnde Telefon hielt mich davon ab, einen weiteren Fehler zu begehen. Der irische Kollege am anderen Ende, dem ich von der verblüffenden Zerstörungskraft ungewarteter Regenrinnen erzählte, sagte, es sei doch ein Segen, wenn man seriöse Handwerker kennen würde. »Die unseriösen«, so fügte er unter Hinweis auf eine Fernsehdokumentation hinzu, »reißen dabei nämlich gleich noch ein paar Dachziegel heraus und erzählen ihren naiven Opfern, man müsse die Ziegel sofort einzementieren, um das Unheil abzuwenden.«

      Vor Baumchirurgen warnte er mich leider nicht. Die Trauerweide vor dem Haus sei in erbarmungswürdigem Zustand, sagte der fremde junge Mann mitfühlend – viel zu dichte Äste, sie könne ja gar nicht atmen. Dann malte auch er ein Bild des Schreckens. Das gehört offensichtlich zur Grundausbildung für Handwerker. Über kurz oder lang werde der Baum umfallen und das Dach abdecken, sagte er. Oder, wenn er in die andere Richtung stürze, werde er eine Gruppe Schulkinder unter sich begraben. Möglicherweise knicke er auch zur Seite und verwandele den nagelneuen Kleinwagen der Nachbarn in einen Schrotthaufen. Egal, welches der drei Katastrophenszenarien eintrete, die Kosten würden mich jedenfalls unweigerlich in den Ruin treiben, ganz zu schweigen von der Gefängnisstrafe für kriminelle Vernachlässigung eines Baumes. Wer hätte gedacht, dass das harmlos scheinende Gewächs im Vorgarten in Wahrheit eine heimtückische Zeitbombe ist?

      Dankbar nahm ich das Angebot der Baumrettung an, zumal der nette Herr nur 50 Euro Aufwandsentschädigung für seine Bemühungen haben wollte. Zufällig hatte er seine Kettensäge dabei. Er borgte sich meine Leiter und begann, im Baumwipfel herumzufuhrwerken. Ast um Ast fiel zu Boden, der Kettensägenbotaniker schien in einen Harzrausch zu geraten. Nach zwanzig Minuten war er fertig. Ich hatte natürlich angenommen, er würde die amputierten Äste mitnehmen, aber er dachte gar nicht daran. Für die Entsorgung musste ich einen Müllcontainer mieten. Kosten: hundert Euro am Tag.

      Die beiden Fahrer, die das Stahlungetüm anlieferten, lachten sich schlapp beim Anblick des Baums, der wie ein begossener Pudel aussah. Hieß der Experte vielleicht Aengus, fragten sie. Nun ja, sein Akzent deutete auf diesen urschottischen Namen hin. Er sei bekannt, klärten mich die beiden Containerfahrer auf: Er habe bereits ganze Dubliner Straßenzüge in baumfreie Zonen verwandelt. Ich habe den Knoblauch und das Weihwasser inzwischen durch eine Selbstschuss­anlage und zwei Fangeisen ersetzt.

      Seit die Handwerker Hausverbot hatten, lebten wir ruhig und zufrieden, ohne zu ahnen, dass die Saboteure im Blaumann einen Gegenschlag ausheckten, bei dem sie nicht mal das Haus betreten mussten. Es war an einem Freitag abend. Im Fernsehen kündigte der »Masked Magician« an, dass er den Zaubertrick mit der schwebenden Jungfrau enthüllen werde. Die Dame lag quer in der Luft, als es einen Knall gab, gefolgt von Stille und Dunkelheit. Waren das die Kollegen des Zauberers, die den Trickverrat verhindern wollten? Weit gefehlt, es waren die Klotzköpfe von der Stromgesellschaft, die das Hauptkabel bei Wartungsarbeiten sauber durchtrennt hatten, und weil ihnen das nicht genügte, musste das Fernsehkabel gleich mit dran glauben. Das ganze Viertel lag in Finsternis.

      Inzwischen hatte auch die Einbruchsalarmanlage – wir wohnen in einer miesen Gegend – gemerkt, dass der Saft weg war. Dank eingebauter Batterie schnarrte sie nun alle zwei Minuten mit Roboterstimme: »Störung! Stromausfall um 20 Uhr vier.« Als ob das nicht nervtötend genug wäre, schickte die Sirene hoch oben an der Wand jedesmal zwei schrille Pfeiftöne hinterher. Ich montierte das quiekende Gerät ab und warf es in den Nachbarsgarten.

      Dreieinhalb Stunden lang informierte uns der Alarmroboter im Zweiminutentakt, dass der Strom ausgefallen war, dann fügte er plötzlich hinzu: »Jetzt okay.« Das Licht ging wieder an, der Fernseher erst zwei Stunden später, aber da war der Zauberer längst im Bett, vermutlich mit der schwebenden Jungfrau, und wie der Trick funktioniert, werde ich nie erfahren.

      Schlimmer war, dass beim Einschalten des Stroms in der Telefonzentrale die Sicherungen explodierten und zwei Dutzend Leitungen lahmgelegt wurden, darunter natürlich auch unsere. Der Notdienst, den ich per Handy anrief, erklärte, dass man im Notfall zwar Anrufe entgegennehme, aber an die Reparatur sei erst am Montag zu denken. Bis dahin würde er alle Anrufe aufs Handy umleiten. Montag rief er im Morgengrauen an. Ob ich es selbst sei, wollte der vermeintliche Kommunikationswiederhersteller wissen, und als ich bejahte, freute er sich: »Dann ist ja alles in Ordnung.« Gar nicht wahr, entgegnete ich, er selbst habe doch die Anrufe aufs Handy umgeleitet. Jetzt fiel es ihm wieder ein. Nach vier Hausbesuchen und einem Kabelsalat drehte der Alarmroboter vollends durch und rief hysterisch nach seinen Sensoren, die an diversen Fenstern angebracht sind.

      Das Kabel zum Haus sei tadellos, sagte der Störungsdienstler, alles andere sei mein Problem. Das Telefon funktionierte dann wochenlang nur in eine Richtung einwandfrei. Ich wurde heiser, weil ich immer ins Telefon brüllen musste, und halb taub, weil meine Gesprächspartner irrtümlich annahmen, sie müssten auch brüllen.

      Als meine Leitung angeblich repariert war, hatte ich ein Meeresrauschen im Hörer, das der Kommunikation nicht gerade förderlich war. Schlimmer noch war, dass sich das Telefon bei dieser Episode offenbar in die Alarmanlage verliebt hatte. Wenn der eingebaute Anrufbeantworter sich einschaltete, fiel ihm die Alarmanlage beim ersten Satz ins Wort und rief mit Roboterstimme: »Bitte gib das Passwort ein.« Dann redete wieder der Anrufbeantworter. So unterhielten sie sich eine Weile und vernachlässigten dabei ihre eigentlichen Pflichten.

      Der kugelrunde Telecom-Mechaniker rückte zuversichtlich mit einer Art Schuhkarton an, den er über der Scheuerleiste an die Wand schraubte. »Israelische Ware«, meinte er, »was Besseres ist nicht auf dem Markt. Deine Gesprächspartner werden denken, sie sitzen bei dir auf dem Schoß.« Dann sang er einen grauenhaften Schlager – bis er die Leitung testete. »Das ist vollkommen unmöglich«, stöhnte er. »Alle Testgeräte geben grünes Licht, die Leitung ist also theoretisch perfekt.« Praktisch aber nicht. »Hat jemand das Haus mit


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