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Reisch un berümp!. Reiner HänschЧитать онлайн книгу.

Reisch un berümp! - Reiner Hänsch


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Ja, ja ...“, versichere ich ihm.

      „Und sag’ nicht ’Ja, ja’, das heißt …“

      Aber ich weiß ja schon, was das heißt.

      Kopfschüttelnd entfernt sich Westermann von meinem Platz, fasst sich kurz an den Pickel und setzt dann die Betrachtungen über die Landwirtschaft in der Niederrheinischen Tiefebene fort. Sehr interessant. Ab und zu zuckt das rechte Auge.

      Manchmal denke ich, vielleicht meint der Westermann es ja wirklich gut mit mir, aber ich mache es ihm nicht einfach. Den Rest der Stunde verbringe ich damit, sehr interessiert auszusehen, immer in Herrn Westermanns Richtung zu blicken, oft zu nicken und krampfhaft darüber nachzudenken, wie mein trauriges Leben denn jetzt weitergehen soll. Dann rettet mich der Gong in die Pause.

      „Hallo, Abi“, begrüße ich den einen meiner beiden besten Freunde, der eigentlich Abdullah heißt. Abdullah ist fast sechzehn und in meiner Parallelklasse auf dem Heinrich-Lübke-Gymnasium. Er hat halt mal ’ne Ehrenrunde gedreht. Was soll’s? Abi hat eben gewissenhaft den Lernstoff vertieft!

      Abdullah ist Türke, aber in Köln-Kalk geboren und wohnt seit drei Jahren hier in Jückerath. Er spricht wie Frau Dröge-S. voll den Kölner Slang mit „misch“ und „disch“ und dem „janz dicken, breiten L“. Türkisch kann er natürlich auch. Er ist schließlich der Sohn von Herrn Cengiz, dem stolzen Besitzer der Döner-Bude ’Kebap-Lüxüs’ gleich neben der Post.

      Und Abdullah ist genau so, wie man es praktisch bei seinem Namen schon fast hören kann: leider einigermaßen dick, also … sagen wir mal, korpulent. Sein Ernährungsplan wird natürlich hauptsächlich aus den Spezialitäten der Döner-Bude zusammengestellt. Vielleicht gibt’s ja auch schon zum Frühstück Döner mit der fetten weißen Spezialsoße, die wirklich unheimlich lecker ist. Bei den anderen heißt er wegen seines beachtlichen Umfangs nur der Doppel-Whopper.

      Aber wenn er das hört, wird er wahnsinnig wütend und sieht dann allerdings auch echt gefährlich aus. Dann zittert und bebt sein gewaltiger Körper, sodass die rundum angebrachte Fettschicht ein wenig wabbelt, dann fletscht er die Zähne und brüllt wie ein Nilpferd, das einen besonders schlechten Tag hat, weil der Wärter das Fressen noch nicht gebracht hat und keiner darf ihm dann zu nahe kommen. Dabei ist Abdullah lammfromm und würde natürlich nie jemandem etwas tun. Abi ist ein super Typ!

      Jetzt verschlingt er gerade kräftig kauend irgendetwas, das wie ein erkaltetes Dönerbrötchen aussieht.

      „Isst du das kalt?“, frage ich ihn entsetzt.

      „Ja, wieso denn nisch? Läcker!“, mumpft er zurück und kaut andächtig weiter.

      Na gut.

      Ich erzähle ihm dann, was vorgestern alles so passiert ist, als ich so arglos in der trügerischen Ruhe und Sicherheit von Jückerath herumstiefelte, und er hört sehr interessiert zu und ab und zu entfährt ihm ein sehr empörtes ’Boah!’

      „Die Dräcksäcke!“, sagt er dann abschließend. „Dat jibbt Rache! Dat Jeld holen wir uns zurück.“

      „Ich glaube, Rexona hat’s schon ausgegeben“, sage ich schulterzuckend und reichlich ratlos und Abi beißt erst mal wieder in sein Brötchen.

      „Na, ihr Versager!“

      Oh, der hat uns gerade noch gefehlt. Ruckartig schießen unsere Köpfe herum und beinahe hätte Abdullah sofort ohne Einschalten des Gehirns erst mal zugehauen und vielleicht hinterher die Lage geklärt. Ich kann ihn gerade noch bremsen.

      „Was willst du, von Stetten?“, knurre ich den Störenfried an.

      Laurenz von Stetten ist eine Klasse über uns und der ekligste aller ekligen Fatzkes. Er ist der Sohn von Herrmann von Stetten, Chef der von Stetten-Markenwerbung Werbeagentur. Schwerreich und schwer blöd. Arrogant und überheblich. Unsere gegenseitige Abneigung ist jahrhundertealt.

      Laurenz, wie immer umgeben von einer ganzen Meute seines schleimigen Hofstaats, schleudert effektvoll eine lange blonde Locke aus seiner blassen Stirn und grinst uns voll provo an.

      Und dieser Laurenz hat leider auch eine Band.

      Er ist der Sänger und Boss der ’Plastic Poppers’. Ja, so heißen sie. Meine Verachtung dafür. Was für ein unterirdisch bekloppter Name! Und sein alter Herr hat den Jungs mal eben so ganz nebenbei teure Instrumente und sogar richtige Verstärker gekauft. Einfach so. Das ist schon ziemlich ungerecht. Die blöden Poppers haben gar nichts dafür getan, während unsereins Zeitungen austragen muss oder niedere Arbeiten an Tankstellen verrichten muss.

      Jaa, gut, ich geb’s zu, die Poppers beherrschen ihre Instrumente ganz ordentlich, aber es kommt nur so ’n luschiges Schubi-du-Zeugs dabei heraus. Das ist kein richtiger Rock. Und wie affig und schmierig der blöde von Stetten dazu immer über die Bühne gockelt … wie so ’n Gummi-Elvis biegt er sich und hält das für ganz besonders cool … naja, aber was rede ich? Im Grunde bin ich ja vielleicht nur neidisch … denn die Mädchen stehen sehr drauf. Ich nicht.

      Von Stetten ist ein reicher, blonder Blödmann, und ich kann ihn einfach nicht leiden!

      Er kommt noch näher.

      „Hab gehört, du bist ’n ganz toller Pianist, Heisterkamp!“, näselt er mich provozierend grinsend an, rückt ganz nahe an mich ran und alle anderen stehen erwartungsvoll um uns herum. Kommt mal alle her! Es gibt sicher wieder was richtig Tolles zu sehen! Die zwei Kontrahenten betreten soeben die Bühne: Laurenz von Stetten, genannt der „Üble Baron of Lacoste“ gegen Till Heisterkamp, den „Gemeinen King of Second-Hand“! Runde Eins!

      „Woher willst ’n das wissen?“, gebe ich ihm gereizt zurück.

      „Ach, man hört so Einiges. Den ’Fröhlichen Landmann’ sollst du ja ganz besonders gut draufhaben.“ Dabei dreht er sich grinsend zu seinen Fans um und wartet auf den unverdienten Beifall, der natürlich auch prompt kommt.

      Er hat mich also spielen hören.

      Ob er was mit dem Ronny Rexona-Überfall zu tun hat, geht mir plötzlich so durch den Kopf? Ich würde es ihm glatt zutrauen.

      „Musst mal richtige Musik machen, Heisterkamp. Nicht Klimper-Klavier. Wie öde! So mit elektrischen Gitarren und Schlagzeug und so. Wenn du nicht aussehen würdest wie ein Penner, könntest du ja mal bei uns vorbeikommen.“

      Und dann schaut er missbilligend an mir herunter bis zur ausgebeulten Cordhose und den ausgelatschten Turnschuhen, verzieht angewidert die Mundwinkel und sagt: „Aber so geht das nicht.“

      „Dann sieht er zu Abdullah rüber und schüttelt den Kopf.

      „Nein, der Doppel-Whopper darf leider auch nicht bei uns rein. Der kommt ja auch gar nicht durch die Tür. Ha, ha, ha!“

      Oh, oh, das hätte er vielleicht lieber nicht sagen sollen. Abdullah hat seine Dönermahlzeit längst hinter sich, schon einmal gerülpst und atmet jetzt ganz tief ein. Er bläst sich langsam auf und wird noch dreimal dicker und gewaltiger, als er sowieso schon ist. Oh, Abi, brems’ dich, ehe es zu spät ist … !

      Zu spät.

      „Jetzt pass ma’ jut auf, du schleimigen Oberfatzke“, walzt Abdullah ganz breit und wütend aus seinem rheinischen Sprechorgan raus und ein paar feuchte Krümel vom Döner-Brötchen fliegen mit, sodass Laurenz erschrocken ausweichen muss.

      „WIR … nä“, macht er unbeirrt weiter und holt noch tiefer Luft, „WIR haben sällber ’ne Bänd. Zu öjsch kommen wir janz bestimmt nisch, ihr Lackaffen-Popper! Wir sin’ doch wieso zehnmal bässer alls ihr!“

      Jetzt war’s also raus, unser eigentlich großes, absolutes Top-Secret-Geheimnis.

      „Sie haben selber ’ne Band! Ach, guck mal an.“ Da ist der feine Laurenz wohl für einen Moment echt von den weißen Socken und dreht sich mit hochgezogenen Augenbrauen zu seinen ebenfalls staunenden Fans um.

      „Ja, … was macht ihr denn so für Musik? Rock?“, hat er sich schnell wieder gefangen. „Nein, wartet, ich kann’s mir schon


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