Intention. Lynne McTaggartЧитать онлайн книгу.
sollte.
Gary wusste, dass die Ausrichtung (also in welche Richtung man die Zimmerantenne auf dem Fernseher drehte) die Klarheit des Bildes bestimmte. Sein Vater hatte ihm erklärt, dass Fernsehgeräte von etwas Unsichtbarem, das den Radiowellen ähnlich ist, versorgt werden, etwas, was durch die Luft schwirrt und irgendwie in ein Bild übersetzt wird. Gary hatte bereits einige elementare Experimente durchgeführt: Wenn man irgendwo zwischen der Antenne und dem Fernseher stand, konnte man das Bild verschwinden lassen. Wenn man die Antenne auf eine bestimmte Art berührte, wurde das Bild schärfer.
Eines Tages schraubte Gary aus einer Laune heraus die Antenne ab und hielt seinen Finger an den Antennenanschluss. Was nur Flimmern und Rauschen auf dem Bildschirm gewesen war, wurde wieder zu einem richtigen Bild. Mit seinen sieben Jahren hatte er gleich begriffen, dass er etwas Außergewöhnliches über den Menschen beobachtet hatte: Sein Körper wirkte wie eine Fernsehantenne, er empfing diese unsichtbare Information. Das probierte er auch mit einem Radio aus, er ersetzte die Antenne durch seinen Finger – und es passierte das Gleiche. Etwas am Menschen ähnelte den Zimmerantennen, die sein Fernsehbild herzustellen vermochten. Auch er selbst war also ein Empfänger unsichtbarer Informationen und in der Lage, Signale aufzunehmen, die weit über Zeit und Raum hinweg gesendet werden.
Bis er 15 Jahre alt war, konnte er sich nicht vorstellen, woraus diese Signale bestehen. Er hatte E-Gitarre spielen gelernt und hatte sich oft gefragt, mit welchen unsichtbaren Einflüssen dieses Instrument die verschiedenen Sounds erzeugen konnte. Er konnte die gleiche Note spielen, das mittlere C, und mehr Höhen oder mehr Bässe mit hineinbringen, je nachdem, in welche Richtung er den Knopf drehte. Wie konnte eine einzelne Note so unterschiedlich klingen? Für ein naturwissenschaftliches (schulisches) Projekt hatte er seine Musik mehrspurig aufgenommen und dann eine Firma im Einzugsgebiet von New York ausfindig gemacht, einige hundert Kilometer von seinem Wohnort West Babylon entfernt, mit deren Apparaten sich Klangzusammensetzungen analysieren ließen.
Als er seine Aufnahmen in den Apparat einspielte, zerlegte dieser die Töne in ihre Grundschwingungen. Jeder Ton wurde angezeigt in Form mehrerer „Schnörkel“ auf dem Schirm der Kathodenstrahlröhre vor ihm – ein komplexer Mix aus Hunderten von Frequenzen, die wiederum eine Mischung der Obertöne darstellten, die sich beim Aufdrehen der Höhen oder Bässe leicht änderte. Er wusste, dass diese Frequenzen Wellen waren, die auf dem Monitor als liegendes S oder als Sinuskurven dargestellt wurden, wie ein sich schlängelndes Springseil, das man an beiden Enden festhält; auch wusste er, dass diese Frequenzen regelmäßige Oszillationen oder Schwingungen aufweisen, ähnlich wie die Wellen am Long Island Sound. Immer wenn er sprach, erzeugte er mit seiner Stimme ähnliche Wellen, das wusste er. Er erinnerte sich an seine frühen Experimente mit dem Fernseher und fragte sich, ob in ihm ein Energiefeld pulsiere, das den Schallwellen verwandt ist.1
Garys Kindheitsexperimente waren vielleicht primitiv, aber er war bereits über den entscheidenden Mechanismus von Intention oder Absicht gestolpert: Etwas von der Art unserer Gedanken strahlte ständig aus, ähnlich einem Fernsehsender.
Als Erwachsener sprühte Schwartz immer noch vor Enthusiasmus; mittlerweile fand er ein Ventil in der Psychophysiologie, damals eine neue Wissenschaft darüber, wie der Geist auf den Körper einwirkt. Als er eine Stelle an der University of Arizona annahm, die für ihre Forschungsfreiheit bekannt ist, war er von Biofeedback fasziniert und von den Möglichkeiten, wie der Geist den Blutdruck und verschiedene Erkrankungen regulieren konnte – und davon, wie kraftvoll sich verschiedenartige Gedanken auf den Körper auswirken können.2
An einem Wochenende im Jahr 1994 hörte er bei einer Konferenz über die Beziehung zwischen Liebe und Energie einen Vortrag des Physikers Elmer Green, eines der Pioniere des Biofeedbacks. Green interessierte sich, wie Schwartz, immer mehr für die Energie, die der Geist aussendet. Um sie genauer zu untersuchen, hatte er beschlossen, Fernheiler zu beobachten und herauszufinden, ob sie während des Heilens mehr elektrische Energie aussandten als gewöhnlich.
Green berichtete in seinem Vortrag davon, dass er einen Raum ausgestattet hatte, dessen vier Wände und Decke vollständig mit Kupfer ausgekleidet und an leistungsfähige Elektroenzephalogramm-(EEG)-Verstärker angeschlossen waren, mit denen man die Gehirnaktivität misst. Normalerweise ist ein EEG-Verstärker mit einer Elektrodenkappe verbunden, die einzelne elektrische Impulse aufnimmt. Die Kappe setzt man auf und die elektrische Aktivität, die die Kanäle ableiten, wird mit dem Verstärker dargestellt. EEG-Verstärker sind außerordentlich empfindlich und können die winzigsten Regungen aufnehmen – sogar ein millionstel Volt.
Bei der Fernheilung, so vermutete Green, ist das Signal elektrisch und strahlt von den Händen des Heilers aus. Statt mit einer Kappe schloss er die EEG-Verstärker an die Kupferwand an. Diese funktionierte wie eine gigantische Antenne und mit ihr ließ sich die von den Heilern ausgehende elektrische Aktivität noch deutlicher messen; auch konnte Green sie aus fünf Richtungen aufnehmen.
Wenn ein Heiler gerade heilte, stellte Green fest, dass die EEG-Verstärker das oft als einen enormen Anstieg der elektrostatischen Aufladung verzeichneten – so wie sich elektrische Ladung ansammelt und entlädt, wenn man mit den Füßen über einen neuen Teppich streift und dann eine Türklinke aus Metall berührt.3
In den Anfängen seiner Experimente mit der Kupferwand stand Green vor einem riesigen Problem. Wann immer ein Heiler nur einen Finger hin- und herbewegte, zeichneten die EEG-Verstärker Muster auf. Er musste eine Methode finden, die eigentliche Heilwirkung von diesem elektrostatischen Grundrauschen zu unterscheiden. Das gelang in seinen Augen nur, wenn seine Heiler vollkommen ruhig blieben, während sie Heilenergie aussandten.
Schwartz lauschte gebannt und der Vortrag faszinierte ihn immer mehr. Green ließ nach Schwartz’ Ansicht den interessantesten Teil seiner Daten außen vor: Der Lärm, das Grundrauschen des einen, ist das Signal des anderen. Erzeugt Bewegung, selbst die Physiologie des Atems, ein so starkes elektromagnetisches Signal, dass es von einer Kupferwand empfangen werden kann? Könnte es sein, dass Menschen Signale nicht nur empfangen, sondern auch aussenden?
Es ergab absolut Sinn, dass wir Energie aussenden. Zahlreiche Untersuchungen belegen bereits, dass alles lebende Gewebe elektrische Ladungen trägt. Wenn man diese Ladungen in den dreidimensionalen Raum brachte, dann entstand ein elektromagnetisches Feld, das sich mit Lichtgeschwindigkeit bewegt. Die Mechanismen für das Aussenden von Energie waren klar; unklar war allerdings, in welchem Maß wir durch einfache Bewegungen elektromagnetische Felder aussenden und ob andere Lebewesen unsere Energie aufnehmen.
Es juckte Schwartz in den Fingern, das selbst zu testen. Nach der Konferenz erkundigte er sich bei Green, wie diese Kupferwand herzustellen sei. Er eilte in einen Baumarkt, der zwar keine Kupfer-, dafür aber Aluminiumabschirmungen hatte, die ebenfalls als Behelfsantenne dienen konnten. Er kaufte einige Kanthölzer, legte sie auf Glasbausteine, damit sie keinen Bodenkontakt hatten, und baute mit ihnen eine „Wand“ auf. Danach schloss er die Wand an einen EEG-Verstärker an und begann mit der Wirkung seiner Hände herumzuexperimentieren, indem er sie über dem Verstärker hin- und herbewegte. Wie er vermutet hatte, zeichnete dieser die Bewegungen auf. Seine Handbewegungen erzeugten Signale.4
Schwartz begann, diese Erscheinungen seinen Studenten in seinem Büro an der Uni zu demonstrieren, wo er mithilfe einer Einstein-Büste die dramatische Wirkung noch steigerte. Dabei benutzte er eine EEG-Kappe mit Dutzenden von Elektroden: Wenn sie keine Gehirnsignale ableitet (wie bei der Einstein-Büste), zeigt sich nur das Grundrauschen des Verstärkers.
Während der Experimente setzte Schwartz der Einstein-Büste die Kappe auf und schaltete nur einen einzigen Elektrodenkanal ganz oben auf der Kappe ein. Dann führte er seine Hand über Einsteins Kopf. Als ob der bedeutende Denker plötzlich einen Moment der Erleuchtung erlebte, regte sich etwas im Verstärker und er wies eine elektromagnetische Welle nach. Doch das Signal, so erklärte Schwartz seinen Studenten, sei keine plötzliche Gehirnwelle, die die leblose Statue ausstieß – sondern nur die Aufzeichnung des elektromagnetischen Feldes, das er mit seiner Handbewegung erzeuge. Es erschien unbestreitbar: Sein Körper sandte mit jedem einzelnen Zucken seiner Hand ein Signal aus.
Schwartz wurde kreativer in seinen Experimenten. Wenn er die gleiche Geste etwa einen Meter entfernt ausführte,