Ecce Homo. Friedrich NietzscheЧитать онлайн книгу.
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Friedrich Nietzsche
Ecce homo
Wie man wird, was man ist
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Impressum
ISBN 978-3-940621-29-0
E-Book: Satzweiss.com Print Web Software Gmbh
Digitalisat basiert auf der Ausgabe von 1923 aus der Bibliothek des Vergangenheitsverlags; bibliografische Angaben:
Nietzsche, Friedrich, Ecce Homo, in: Nietzsches Werke. Klassiker-Ausgabe, Achter Band, Leipzig 1923, S. 305-433.
Digitalisierung: Vergangenheitsverlag. Bearbeitung: Dr. Alexander Schug
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Einleitung: Nietzsche’s Ecce Homo – Worum es geht…
Einleitung: Nietzsche’s Ecce Homo – Worum es geht…
„Ecce homo. Wie man wird, was man ist“ ist vor allem eine autobiografische Schrift, die Nietzsche von 1888 bis zu seinem Zusammenbruch Anfang 1889 aufschrieb und zum ersten Mal 1908 posthum veröffentlicht wurde.
Rückblickend deutet Nietzsche in Ecce homo seine philosophischen Schriften. Dabei beschreibt er sich selbst und seine Gedanken als schicksalhafte Ereignisse von weltbewegender Größe. Im Vordergrund stehen in dem Buch besonders die Kritik am Christentum und die angekündigte „Umwertung aller Werte“, ein von Nietzsche 1886 geprägtes Schlagwort, das seitdem wiederholt in seinen Schriften auftauchte und bereits die revolutionäre Kraft seiner Gedanken ankündigte.
Es gibt Zweifel daran, wie glaubwürdig Nietzsches autobiografische Darstellungen in Ecce Homo sind bzw. inwiefern sein geistiger Zustand bereits das klare, logische Denken und die Erinnerungskraft einschränkten. Dennoch sind Nietzsches Selbstdeutungen in dem vorliegenden Text oft als Ausgangspunkt für weitere biografische und philosophische Deutungen seines Werks genommen worden. Ecce Homo ist das letzte größere Werk Nietzsches – und nimmt dadurch eine Sonderstellung ein. Es ist sozusagen die letzte Adresse an die Außenwelt bevor der zum Zeitpunkt des Verfassens von Ecce Homo nur 45-jährige Nietzsche psychisch so schwer erkrankt, dass eine weitere wissenschaftlich-schriftstellerische Beschäftigung unmöglich wird.
Kurzbiografie von Friedrich Nietzsche
Kurzbiografie von Friedrich Nietzsche
Friedrich Wilhelm Nietzsche war ein Altphilologe und Philosoph, der 1844 in Röcken (heute Sachsen-Anhalt) geboren wurde und am 25. August 1900 in Weimar starb. Nietzsche war Sohn eines lutherischen Pfarrers. Bereits mit zehn Jahren verfasste er seine ersten Texte. Nach Besuch der Landesschule Pforta studierte er zunächst in Bonn Theologie und alte Sprachen (1864), dann folgte er seinem Lehrer F. W. Ritschl nach Leipzig (1865). Auf dessen Empfehlung hin erhielt er 1869 eine Professur für klassische Philologie in Basel (Antrittsrede über »Homer und die klassische Philologie«) und wurde »sine examine«, d. h. ohne eine Doktorarbeit verfassen zu müssen, in Abwesenheit (»in absentia«) promoviert. Von großem Einfluss wurde die Bekanntschaft mit dem Komponisten Richard Wagner, den er erstmals 1868 in Leipzig kennenlernte. Die schnell geschlossene Freundschaft schlug seit 1876 in Ablehnung und schließlich in Gegnerschaft um. Die Beziehung trug aber zur Herausbildung von Nietzsches eigener Position bei. Seit 1871 verschlimmerte sich Nietzsches Gesundheitszustand. 1879 war er gezwungen, sein Lehramt in Basel aufzugeben. Die nächsten zehn Jahre lebte er als freier Schriftsteller an wechselnden Orten (u. a. in Sils-Maria, Genua, Rapallo, Nizza).
Die letzten Jahre seines Schaffens waren geprägt von einer emsigen Produktivität, aber auch von einer zuweilen bis ins Extrem gesteigerten Selbststilisierung und einem Sendungsbewusstsein, das unschwer als ein Ausdruck der Überkompensation seiner tatsächlichen Einsamkeit und Resonanzlosigkeit verstanden werden kann. Es lag aber vielleicht auch schon der Schatten des in den Januartagen des Jahres 1889 einsetzenden physischen Zusammenbruchs über den 1888 beendeten Schriften Nietzsches: Im August schloss er seine Arbeit an den »Dionysos-Dithyramben« und am »Fall Wagner« ab, im September folgten die »Götzendämmerung« und der »Antichrist«, im November »Ecce homo« und im Dezember schließlich seine erneute Auseinandersetzung mit Richard Wagner in »Nietzsche contra Wagner«. Der Ausbruch seiner Geistesgestörtheit zu Beginn des Jahres 1889 beendete zehn Jahre eines unermüdlichen Wirkens von Nietzsche als freiem Schriftsteller im Anschluss an die Aufgabe seiner Baseler Professur. Bis zu seinem Tod am 25. August 1900 in Weimar verblieb Nietzsche in einem Zustand progressiver Umnachtung, ohne noch selbst das im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts allmählich einsetzende Interesse an seiner Philosophie zur Kenntnis nehmen zu können.
Nietzsche übte großen Einfluss auf die Literatur (u. a. R. M. Rilke, H. von Hofmannsthal, K. Kraus, R. Musil, S. Zweig, H. Mann, T. Mann, G. Benn, E. Jünger), die Philosophie (u. a. M. Heidegger, K. Jaspers, T. W. Adorno), Soziologie und Psychologie aus. Von den Nationalsozialisten wurden v. a. seine Gedanken vom »Willen zur Macht«, der »Herrenmoral« und der »blonden Bestie« missbräuchlich aufgegriffen und in propagandistischer Weise politisiert (u. a. A. Baeumler, A. Rosenberg). Aufgrund dieser Wirkungsgeschichte wurde Nietzsches Werk in der DDR bis Mitte der 1980er-Jahre totgeschwiegen. Über Deutschland hinaus hat Nietzsche am stärksten in Frankreich gewirkt: in der Literatur u. a. auf A. Gide und A. Camus, in der Philosophie auf G. Bataille, J. P. Sartre und Strömungen des Strukturalismus und so genannten Poststrukturalismus (u. a. M. Foucault, G. Deleuze und J. Derrida).
Primär- und Sekundärliteratur zu Nietzsche
Primär- und Sekundärliteratur zu Nietzsche
Frühe Schriften. 1854-69, hg. v. H. J. Mette u. a., 5 Bde. (1933-40; Nachdruck 1994);
Werke. Kritische Gesamtausgabe, begründet von G. Colli u. M. Montinari, weitergeführt v. V. Gerhardt u. a., auf zahlreiche Bde. berechnet (1967 ff.);
Briefwechsel. Kritische Gesamtausgabe, begründet von G. Colli u. M. Montinari, weitergeführt von N. Miller u. a., 24 Bde. in 3 Abteilungen (1975-2004);
Sämtliche Werke. Kritische Studienausgabe, hg. v. G. Colli u. M. Montinari, 15 Bde. (Neuausgabe 1999);
Naake, Erhard, Nietzsche und Weimar. Werk und Wirkung im 20. Jahrhundert, Köln 2000.
Taureck, Bernhard H. F., Nietzsche und der Faschismus, Ein Politikum, Leipzig 2000.
Vorwort.
[307] Vorwort.
1.
In Voraussicht, dass ich über Kurzem mit der schwersten Forderung an die Menschheit herantreten muss, die je an sie gestellt wurde, scheint es mir unerlässlich, zu sagen, wer ich bin. Im Grunde dürfte man's wissen: denn ich habe mich nicht „unbezeugt gelassen". Das Mißverhältniß aber zwischen der Größe meiner Aufgabe und der Kleinheit meiner Zeitgenossen ist darin zum Ausdruck gekommen, dass man mich weder gehört, noch auch nur gesehn hat. Ich lebe auf meinen eignen Credit hin, es ist vielleicht bloß ein Vorurtheil, daß ich lebe?... Ich brauche nur irgend einen „Gebildeten" zu sprechen, der im Sommer ins Oberengadin kommt, um mich zu überzeugen, dass ich nicht lebe ... Unter diesen Umständen giebt es eine Pflicht, gegen die im Grunde meine Gewohnheit, noch mehr der Stolz meiner Instinkte revoltirt, nämlich zu sagen: Hört mich! denn ich bin der und der. Verwechselt mich vor Allem nicht!
2.