Эротические рассказы

Meister Autor. Wilhelm RaabeЧитать онлайн книгу.

Meister Autor - Wilhelm  Raabe


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seinem Sitz und nahm eine Handvoll feuchtsaftigen Mooses und einiges Blätterwerk, das er dem Boden im Sich-Aufrichten entrissen hatte, mit sich in die Höhe und behielt es während der folgenden Unterhaltung, wie eine Art Trost- und Stärkungsmittel im Verdruß, in der geballten Rechten. Widerwillig reichte er die Linke unsrem freundlichen Fröhlichkeitsordner und brummte:

      »Richtig, da sind die Herrschaften. Na, der Alte wird sich denn ja wohl auch freuen, und wenn ihr die Alte dazu in guter Laune trefft, so soll es mir angenehm sein. Lustig, Trudchen, sieh doch die Damen nicht so dumm an! Lauf vorauf und bereite sie auf die Ehre und das Vergnügen vor, auf daß ihnen der freudige Schrecken an der Gesundheit keinen Schaden tut.«

      Daß dieser Empfang sehr höflich gewesen sei, konnte die Gesellschaft nicht finden. Aber unser Führer hatte uns bereits darauf vorbereitet, und so nahmen wir mit ziemlich gutem Humor den Gruß des Alten hin.

      »Seien Sie nicht zu grob, Kunemund,« sagte der Herr von Müller lachend.

       »Daß Sie sich über unseren Besuch freuen, weiß ich ja doch zu genau. Fräulein Julie, Fräulein Minna, laufen sie dreist mit dem Kinde voran! Wir kommen im feierlichen Zuge augenblicklich nach und haben doch noch unsern Spaß heute.«

      Gertrud Tofote sah sich noch einmal einen langen Augenblick hindurch die Gesellschaft an; dann drehte sie sich auf den Hacken, tat einen Sprung über den Bach und schoß wie die Lieblichste der Elfen durch den Wald davon; und selbst die jüngsten Damen unserer Gesellschaft, die hinter ihr drein liefen, gaben es bald auf, gleichen Schritt mit ihr zu halten, oder sie nur im Gesicht zu behalten. Wir älteres Volk setzten uns schwerfällig von neuem in Bewegung, den Meister Autor Kunemund in unserer Mitte.

      Wir können es nicht genug wiederholen, daß der Elm ein Musterforst ist. Auf den Wanderversammlungen der grünröckigen Herren pflegt viel von ihm die Rede zu sein. Seine Kultur ist durch die fachwissenschaftlichen Blätter weit über die Grenzen Deutschlands berühmt geworden, und seine Bäume bekommen ihre Blätter trotz alledem in jedem neuen Frühjahre wieder. Sie bleiben auch gewöhnlich bis in den Herbst hinein grün, »was eigentlich ein Wunder ist«, wie der Meister Autor sagte, nachdem er und ich bessere Bekannte geworden waren und gegeneinander nur selten noch ein Blatt vor den Mund nahmen; — großer Gott, wie geistreich man doch auf solch einer Vergnügungsfahrt ins Grüne und Blaue hinein wird! Selbst wenn man Jahre lang nachher darüber schreibt, ist das Salz davon noch nicht dumm geworden, welches ohne allen Zweifel ein Wunder ist. — Wir zogen also durch diesen im Quincunx gepflanzten Musterforst der Amtswohnung des Försters Arend Tofote zu, und der Dachshund watschelte uns voran, von Zeit zu Zeit stehen bleibend und seine Verwunderung über uns durch ein bedenkliches Hauptschütteln und einen fragenden Blick auf seinen Herrn kundgebend. Der Herr selber aber ging mit uns, wie gesagt, und hatte sich, wahrscheinlich um seinen Jubel zu verbeißen, sein Moosbüschel in den Mund gestopft. Seine Schuhe trug er jetzo an den Füßen, aber den linken Strumpf anzuziehen, hatte er in der Hast und Aufregung vergessen und trug ihn zusammengeballt in der Faust. Wir gingen fröhlich ihm nach und um ihn her; sämtliche gelehrte Stände gegen wärtig und vorhanden. So kamen wir beim Försterhause an, und der Leiter unserer Vergnügungspartie stellte uns dem Förster vor, und der Förster Arend Tofote erschien hierbei als der Verlegenste seines ganzen Haushaltes. Nichtsdestoweniger war er aber gern bereit, zu unserer Lust beizutragen, was ihm nur irgend möglich war. Mit Speisen und Getränken wartete er nach besten Kräften auf und jagte die Alte, d. h. seine alte Haushälterin, und sein junges Kind nicht wenig. Unsere Damen waren natürlich entzückt über das Kind und die Verpflegung, und bei den Herren wachten Hunger und Durst merkwürdig lebendig von neuem auf. Es wurde sehr behaglich, sehr gemütlich; und unsere Gemütlichkeit erlitt auch dann kaum einen Abbruch, als das liebe, einfache Waldkind, die Gertrude, ihrerseits gleichfalls ihr möglichstes zu derselben beitragen wollte, und plötzlich und unvermutet ihre Spielgenossen auf uns los ließ. Wie wir über das stille Haus im Walde gekommen waren, so kamen die guten Kameraden über uns. Zwei reizende, schneeweiße Ferkelchen, zwei muntere, doch etwas mutwillige Ziegen, deren eine den jungen Herrn von Müller und Fräulein Amalie durch zwei unvermutete Kopfstöße von hinten beinahe zum Fall auf die Nasen gebracht hätte — erheiterten die Gesellschaft sehr. Weniger vermochte das ein etwas stachlichter Igel, den Amalias Mama auf ihrem Stuhle fand, als sie sich aus Schreck über die Gefahr der Tochter ein wenig hastig auf ihm niederließ. Sie kreischte laut auf, und mehrere Damen versetzten sich ganz in ihre Situation und schrieen hell auf. Der Zwischenfall wäre sicherlich noch länger und lebhafter besprochen worden, wenn er nicht sofort durch einen zweiten abgelöst worden wäre. Diesmal war die Reihe an der Geistlichkeit. Mit einem Schreckensruf fuhr der Herr Pastor zusammen und empor. Unter seinem Stuhle hatte es sich plötzlich geregt, und weich und verstohlen hatte es sich zwischen seinen Schenkeln emporgeschoben: es war aber nur Meister Reinecke der Fuchs, und zwar der zivilisierte, der gezähmte Fuchs, der einen günstigen Augenblick benutzte, um die Kirche zu kränken und dem geistlichen Herrn zierlich, aber ungeladen, ein delikates Stück Schinken vom Teller zu nehmen. Das Verbrechen war begangen, das Sakrilegium vollendet wie geplant, und frivolerweise lachte die Gesellschaft ebenso herzlich über das Gesicht des Herrn Pastors wie über den schlauen Dieb und seinen eiligen Rückzug mit der guten Beute.

      Noch einiges andere Getier erlaubte sich seinen Spaß mit uns; aber im ganzen fanden wir uns doch harmlos genug darein und waren recht vergnügt. Wir fingen sogar an, von neuem zu singen, und zwar wiederum allerhand Volkslieder, wie sie jetzt gedruckt in den Büchern stehen und meistens reizend von den geschicktesten und naivsten Künstlern mit den hübschesten Holzschnittillustrationen verziert werden. Wir konnten wirklich noch ohne Noten singen, und es klang wiederum recht gut — sogar sehr gut — im Walde. Herrn Kunemund bekam ich an diesem Tage nicht mehr zu Gesichte; doch die Gesellschaft vermißte ihn durchaus nicht, und so sehe ich keinen Grund dafür, weshalb gerade ich mich an dieser Stelle über sein Verschwinden wundern sollte.

       Inhaltsverzeichnis

      Am Spätnachmittag zogen wir wieder ab, wie wir gekommen waren. Daß ein jeder Teilnehmer an der fröhlichen Fahrt ins Grüne ihrer mit Vergnügen gedachte, steht zu hoffen; was mich persönlich anbetrifft, so war ich am Spätabend herzlich froh, alles vollendet zu haben und wieder zu Hause zu sein. Die Lust des Tages war mir doch ein wenig auf die Nerven gefallen, und es bedurfte längerer Zeit, ehe ich mich so weit erholt hatte, um an den Meister Kunemund, den Förster Arend Tofote, sein Försterhaus und sein Töchterlein ohne Widerwillen denken zu können. —

      Wie gesagt, ich heiße von Schmidt, habe außerdem den Bergbau studiert, wurde für längere Jugendjahre durch ein schlagendes Wetter an meiner Gesundheit geschädigt, erholte mich, verließ den Staatsdienst und bin jetzt meines Zeichens ein beschäftigungsloser Liebhaber wohlfeiler ästhetischer Genüsse. Recht niedliche Novellen aus meiner Feder sind in verschiedenen Blättern abgedruckt worden. Einige wurden mir auch als unbrauchbar zurückgesendet; ich halte dieselben für die bessern Erzeugnisse meines Geistes und benutze diese Gelegenheit, um sie den verehrlichen Redaktionen nochmals zur Verfügung zu stellen. Mein Vater war ein wohlhabender Domänenpächter, der das Glück hatte, fast ein Menschenalter hindurch lauter »gute Jahre« zu haben. Er starb als ein, nach deutschen Verhältnissen, wohlhabender Mann, und ich bin sein einziger Erbe, und er starb früh genug, um mir auf meinem Lebensgange und bei meinen Liebhabereien nicht hindernd in den Weg treten zu können. Natürlich verwendete ich auch das Försterhaus in Elm novellistisch; jedoch ohne viel Freude an der Leistung zu erleben. Sie schien sich auf keine Weise von meinem Schreibepult trennen zu können; mit überraschender Schnelligkeit langte sie von jedem Ausflug in die Welt wieder zu Hause an. Kaum daß ich sie glücklich wie aus der Seele so vom Halse losgeworden zu sein glaubte, war sie in ihrer ganzen tauigen, waldduftigen Frische wieder da. Ja, die waldfrischesten, tauduftigsten Redaktoren und Redaktionen schickten sie mir umgehend wieder zu. Eine ganze Literatur von Begleitschreiben sammelte sich um das unglückselige Kunstwerk an, bis ich zuletzt wütend den Deckel des Pultes über ihm zuschlug, den Kasten verschloß und den Schlüssel verlor. Nachher hatte ich Ruhe. —

      Ich hatte Ruhe durch den Winter, und im nächsten Frühjahre stattete ich dem Förster Tofote, dem Herrn


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