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Blutige Straßen. Kerrie DrobanЧитать онлайн книгу.

Blutige Straßen - Kerrie Droban


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Seine Augen funkelten gierig. Dann bot er Bird eine Sicherheit bzw. einen Vorschuss an, den dieser benötigte. „Du erledigst das für mich, und ich werde dich entlohnen.“

      Die Hölle wirst du, dachte Bird. Seine Gedanken drehten sich wie ein Karussell. Scheiße – er hatte Smitty sogar davon überzeugt, dass er ein Auftragskiller war. Doch das wahre Schauspiel stand noch bevor. Irgendwie musste er Smitty klarmachen, dass momentan alles viel zu heiß war, dass sie warten müssten. Im Gegensatz zu den anderen angeblichen Morden – die er mit dem ATF sorgfältig inszeniert hatte – konnte Bird hier die Opfer nicht ansprechen, ihnen verraten, dass es heute ihr Glückstag sei, und ihren Killer (also ihn selbst) verhaften lassen. Verdammt, das hätte die ganze Operation auffliegen lassen. Stattdessen lullte er Smitty ein, versicherte ihm, die Schulden auf jeden Fall einzutreiben, aber erst, wenn es halbwegs sicher sei.

      Smitty nickte: „Die Cops haben ein Auge auf dich geworfen.“

      Bird unterdrückte ein Grinsen. Die Hampelmänner der örtlichen Polizei hatten damit begonnen, seine Anwesenheit in Bullhead City zu hinterfragen. Sie waren sogar so weit gegangen, Flyer mit seiner Visage zu drucken und sie während der Einsatzbesprechungen unter den Beamten zu verteilen. Die Cops von Beefs Task-Force legten noch einen drauf und beauftragten die „Dorfpolypen“, den Burschen doch genauer unter die Lupe zu nehmen.

      Gut! Bird beabsichtigte, das Misstrauen der Cops zu seinem Vorteil zu nutzen. Wenn die Cops ihn schon beobachteten, würden sie gleichzeitig ein Auge auf Rudy werfen, speziell, wenn er ihnen dazu einen Anlass böte. Allerdings musste er sich keine große Mühe geben, denn Rudy hatte schon sein eigenes Grab ausgehoben. Ärgerlicherweise durfte Bird Rudy nicht zu kurz an die Leine nehmen, denn sonst hätte er den Verdacht der Hells Angels auf sich gezogen. Unmöglich, ihn wegen des Drogenkonsums, der Sauferei oder des beschissenen Verhaltens anzupfeifen, denn Rudy war ein Biker und in seiner Rolle musste er das große Arschloch spielen.

      „Du erhältst die Befehle von mir, nicht anders herum“, rieb er ihm deshalb unter die Nase. „Ich sage dir, wenn du pissen oder nach Hause gehen darfst. Erinnere dich immer daran. Vielleicht siehst du dann noch in diesem Leben das Tageslicht.“

      „Wir müssen ihn da rausholen“, entschied Beef kurz darauf bei einem Treffen im Hauptquartier. Sie brauchten hier keinen beschissenen Informanten, von dem sie wussten, dass er Dreck am Stecken hatte. Obwohl sein Einsatz bei der Infiltration der Biker wichtig gewesen war, leistete er für die Operation momentan keinen sinnvollen Beitrag. Ihn von dem Posten zu entfernen, stellte sie aber vor ein schwieriges Problem. Die Agenten konnten dafür keine örtlichen Cops einsetzen, wenn sie ihnen nicht bedingungslos trauten oder sie gut kannten. Der Problemfall Rudy musste mit Samthandschuhen behandelt werden. Falls der Informant zwitscherte, um seinen miesen Arsch zu retten, würde er sie alle in die Scheiße reiten.

      „Es muss völlig unauffällig wirken“, mahnte Bird zur Vorsicht, wohlwissend, dass er durch Rudys Abzug automatisch den formellen Status des Club-Präsidenten innehaben würde – eine Rolle, die ihm den Respekt und sogar die Sympathie der Hells Angels einbrächte.

      Letztendlich fällte das ATF die Entscheidung, Rudy aufgrund der ursprünglichen Anklage wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz einzubuchten, durch den sie auf ihn aufmerksam geworden waren: Ein brütend heißer Morgen in Bullhead City. Die Solos fuhren in Viererformation an begehrter erster Stelle hinter den Hells Angels. Sie befanden sich auf dem Weg zu einer Beerdigung des Spartan Motorcycle Clubs. Plötzlich tauchte ein Hubschrauber am Himmel auf. Nachdem die Cops einen anonymen Tipp erhalten hatten, dass Rudy total breit sei, hatten sie ein SWAT-Team zusammengestellt. Die Männer am Boden hielten den Tross an und kreisten Rudy mit im Anschlag gehaltenen Maschinengewehren ein. Das Spezialkommando trug die volle Einsatzausrüstung: Helme, kugelsichere Westen, Schilder und Waffen. Bird war sich sicher, dass keiner der SWAT-Leute auch nur ahnte, dass er sich unter Kollegen befand. Sie hatten den Befehl erhalten, nur Rudy festzunehmen. Trotzdem steckten Bird und sein Team in ihrer Rolle als Informanten in einer ähnlich heiklen Situation. Bird erkannte das Aufblitzen von Panik in Rudys Gesicht, als dieser ihn vorwurfsvoll anblickte. Bird stellte sich in dem Augenblick die Frage, wer denn hier wohl wen verraten hatte.

      Rudy wurde unter den aufmerksamen Blicken der Hells Angels verhaftet und mit Handschellen gefesselt. Nur wenige Wochen, nachdem ihn die Cops angehalten und wegen des Besitzes von Zubehör zum Drogenkonsum hochgenommen hatte, wurde er erneut verhaftet – diesmal aufgrund von Verstößen gegen das Waffen- und Betäubungsmittelgesetz. Mildernde Umstände? Fehlanzeige, denn die Cops fanden in seinem Stiefelabsatz nicht unerhebliche Mengen von Methamphetamin.

      Später stellten die Medien die Verhaftung Rudys als Kontrollverlust des ATF dar. Niemand lobte die Agenten dafür, dass sie einen ausgetüftelten Plan in die Realität umgesetzt hatten.

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