Эротические рассказы

Nixentod. Thomas L. ViernauЧитать онлайн книгу.

Nixentod - Thomas L. Viernau


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erstaunlicherweise wurde er mit solchen Begegnungen ziemlich allein gelassen. Mit ein paar seiner engeren Mitarbeiter hatte er sich schon des Öfteren darüber unterhalten, wie man es am besten den Angehörigen beibrachte. Voßwinkel war der Meinung, dass es immer am besten sei, nicht lange um den heißen Brei herum zu reden, sondern direkt und in klaren Sätzen zur Sache zu kommen. Das hatte er inzwischen auch als die gangbarste Methode akzeptiert.

      Die Schwestern reagierten erstaunlich gefasst auf die Nachricht. Sie waren mehr daran interessiert, wo ihre Mutter abgeblieben war. Linthdorf glaubte aus den kurzen Telefongesprächen herauszuhören, dass die vier Schwestern zu ihrer in Berlin lebenden jüngsten Schwester ein eher angespanntes Verhältnis hatten. Er bat sie allesamt nach Berlin, um die Leiche zu identifizieren und sich um die Formalitäten zur Beerdigung zu kümmern. Bei der Gelegenheit wollte er sie auch noch einmal zum Vorleben ihrer Schwester befragen.

      Auch das Ausbleiben der Mutter nahm immer mysteriösere Züge an. Linthdorf war inzwischen überzeugt, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen dem gewaltsamen Tod in der Oder, dem Verschwinden der Mutter und des Lebenspartners der Brakel gab. Vielleicht könnten die Geschwister da etwas Licht hineinbringen.

      Der Tag plätscherte mit wenig befriedigenden Arbeiten weiter dahin.

      Am späten Nachmittag traf sich Linthdorf noch mit seinem Chef. Der wollte natürlich auch Ergebnisse sehen. Kriminaloberrat Dr. Nägelein war ein pedantischer Mensch, stets korrekt im grauen Anzug und dezenter Krawatte auftretend. Ein exakt gezogener Seitenscheitel verlieh ihm ein ausgesprochen strenges Aussehen, vergleichbar mit den UFA-Stars in den alten Schwarz-Weiß-Filmen aus den dreißiger Jahren. Ähnlich war auch seine Sprache.

      So etwas von emotionslos schnarrend und hölzern, als ob er Dienstanweisungen auswendig gelernt hatte. Linthdorf versuchte sich Nägelein als Privatmenschen vorzustellen. Es gelang nicht. Er blieb ein Mann ohne Eigenschaften.

      Draußen am Wannsee sollte er mit Familie eine nette Villa besitzen. Keiner der Mitarbeiter hatte jemals ein Familienmitglied zu Gesicht bekommen und auch um die Villa rankten sich inzwischen zahlreiche Gerüchte, da die Anschrift von Nägelein bewusst verheimlicht wurde. Das Treffen mit ihm fiel dementsprechend wieder sehr unterkühlt aus.

      Es dauerte nur knapp zehn Minuten. Linthdorf konnte sich glücklich schätzen, dass er immerhin so viel Zeit für die »Audienz« bekam. Nägelein hob nur einmal kurz die linke Augenbraue, als Linthdorf ihm von dem Erfolg bei der Klärung der Identität berichtete. Diese Regung war als Lob aufzufassen.

      Mit schleppender Stimme wies Nägelein noch mal darauf hin, bei den Ermittlungen in Berlin doch bitte die Dienstwege einzuhalten und nicht auf eigene Faust zu ermitteln, man lebe ja schließlich in einem zivilisierten Lande und nicht im rechtsfreien Raum.

      Als rechtsfreien Raum titulierte Nägelein immer die alte DDR. Damals, als er seinen Dienst im neugeschaffenen Land Brandenburg antrat, rümpfte er über die heimischen Mitarbeiter nur die Nase und teilte ihnen bei seiner Antrittsrede mit, dass die Zustände in dem rechtsfreien Raum nun ein Ende haben sollten und dass sich doch alle, die hier noch weiterarbeiten wollten, sich entsprechend mit den Gesetzen der Bundesrepublik anfreunden sollten. Nach und nach dünnte er den alten Personalstamm aus, so dass nur noch ein kläglicher Rest ehemaliger Ostdeutscher übrigblieb.

      Linthdorf war einer dieser letzten Mohikaner. Er hatte das ungute Gefühl, dass auch er zu den hier noch zu entfernenden Leuten gehörte. Allerdings konnte Nägelein auf ihn nur schwer verzichten. Das über viele Jahre aufgebaute Netzwerk von Verbindungen und die Ortskenntnisse Linthdorfs, der wahrscheinlich ganz Brandenburg als Landkarte im Kopf gespeichert hatte, machten ihn für die Arbeit unentbehrlich.

      Linthdorf schaute etwas irritiert an Nägelein vorbei. Etwas Ungewöhnliches befand sich hier im Dienstzimmer. Eine große, glitzernde Narrenkappe war sorgfältig auf dem Regal aufgestellt.

      Nägelein registrierte den Blick, räusperte sich: »Ja, man muss ja auch etwas für die Kultur tun. Ich bin Mitglied im Potsdamer Karnevalsverein, und wir haben am Rosenmontag unser große Festsitzung mit anschließender Feier.« Linthdorf stellte sich seinen Chef als Ausbund an Fröhlichkeit vor. Wieder ein Bild, das nicht passen wollte. Wenn alle Mitglieder des Karnevalsvereins solche Typen waren, dann konnte man sich ja auf wahre Spaßtiraden und ursprünglich deftigen Humor freuen.

      Ihm war dieser verordnete Humor sowieso suspekt. Für ihn verbarg sich hinter diesem Hang zur Kostümierung und derben Vergnügungen nur ein psychisches Problem der Beteiligten. Endlich mal unerkannt Dinge sagen, die man sich sonst nicht zu sagen traute, und ohne die üblichen Verklemmungen Frauen anbaggern, die man sonst nur höflich grüßte.

      Im Übrigen fand er auch, dass dieses laute Karnevalstreiben vielleicht ganz gut in den rheinischen Gefilden aufgehoben war und nicht unbedingt hierher ins nüchterne, preußisch geprägte Brandenburg exportiert werden sollte. Aber im Zuge der Hauptstadtverlegung von Bonn nach Berlin waren tausende rheinischer und schwäbischer Frohnaturen mit an die Spree gezogen, die natürlich auch ihre eigenartigen Bräuche mitbrachten. In Berlin gab es neuerdings sogar eine Karnevalsparade mit Prinzen und Funkenmariechen, die am Brandenburger Tor defilierten.

      Für Linthdorf ein Gipfel der Geschmacklosigkeit, er floh vor all solchen neuen Großveranstaltungen.

      Mit einem leicht ironischen Unterton verabschiedete er sich von Nägelein: »Na denn noch viel Spaß ...«, nickte dabei vielsagend Richtung Narrenkappe und stand geräuschvoll auf, baute sich in aller Seelenruhe zu seiner vollen Größe auf und ging, den Kopf einziehend, aus dem Dienstzimmer. Nägelein schaute ihm verdutzt nach, wusste nicht, ob das mit dem Spaß ernst gemeint war oder nicht.

      Undines Tod

      Eine Anzeige im »Havelkurier«

      

       Großer Faschingsball im »Alten Fährhaus« Plaue:

       Zu Samstag, den 4. Februar, laden wir zum diesjährigen Großen Faschingsball ein. Ab 18 Uhr erwartet Sie ein buntes Programm mit den Karnevalisten des Plauer FV, des KC Kirchmöser und den Brandenburger Havelnarren. Für musikalische Unterhaltung sorgen die »Swingenden Luchgeister« und die Blaskapelle Rathenow. Höhepunkt des Abends werden unsere große Nixenversteigerung und das mitternächtliche Feuerwerk an der Havel sein. Einlass nur in Kostüm!

       Telefonische Voranmeldungen täglich von 9.00 bis 19.00 Uhr unter 03381-3043498

       Preis inkl. Abendessen (Buffet) und einer Flasche Wein Ihrer Wahl 39,- €

       Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

      Zauberspruch

      Wassernixe, du musst sterben

       In dem tiefen Wasserloch!

       Wassernixe, bist getroffen?

       Wassernixe, lebst du noch?

      Im Norden von Berlin

      Donnerstag, 2. Februar 2006

      Ein kalter Wind pfiff durch die Vorstadtstraßen. Feiner Eisregen hatte eingesetzt. Die Frau versuchte vergeblich, sich gegen diesen Eisregen zu schützen. Die modische Baskenmütze hatte sie tief ins Gesicht gezogen und die pelzbesetzte Kapuze ihres Mantels mit einem Schal festgezogen.

      Sie stand da am Straßenrand mit zwei Rollkoffern und schien auf jemanden zu warten. Immer wieder schaute sie zu der Kurve am Ende der Straße. Aber es tat sich nichts. Langsam ergriff sie eine Unruhe. Nervös blickte sie immer wieder auf ihre Armbanduhr. Die Zeit schien ihr davonzulaufen. Sie nestelte an ihrer Umhängetasche herum, förderte ein Lederetui zutage, das sie mühsam aufknöpfte.

      Endlich hatte sie das Handy griffbereit. Mit zitternden Fingern tippte sie eine Nummernfolge ein, wartete, fluchte.

      Ein


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