Porto MM-City Reiseführer Michael Müller Verlag. Michael MüllerЧитать онлайн книгу.
Fremdkörper in der Stadt. Auf dem Rasen, der fast schon unnatürlich gepflegt wirkt, treffen sich Studenten und Stadtbesucher zum Chillen unter den knorrigen Olivenbäumen, die hier eingepflanzt wurden. In der Passage darunter finden sich exklusive Modeboutiquen und das Café Costa, der Galão kostet hier stolze 2,75 € mit Selbstbedienung!
Anstehen vor dem Büchertraum
Buchhandlung Lello (Livraria Lello)
Eine Buchhandlung, die Eintritt verlangt - zu Recht: Die altehrwürdige Ausstattung mit gewundener Treppe, schwindelerregend hohen Regalen und dem farbigen Oberlicht ist eine einzigartige Sehenswürdigkeit! Besonders seit die Räumlichkeiten als Quelle der Inspiration für Joanne K. Rowlings Harry-Potter-Romane gelten - die schwingenden Treppen des Zauberinternats Hogwarts sollen hier ihr Vorbild haben -, bilden sich am Eingang der Buchhandlung lange Schlangen. Rowling lebte eine Zeitlang in der Stadt und unterrichtete dort Englisch.
Die Buchhandlung liegt 100 m unterhalb des Torre dos Clérigos in Richtung Innenstadt. Untergebracht ist sie in einem Gebäude mit auffälliger neugotischer Fassade. Als Livraria Lello wurde sie 1906 eröffnet, die namensgebende Familie betreibt die „Kathedrale des Buchhandels“ heute in der fünften Generation.
Tägl. 9.30-19 Uhr, Eintritt 5 €. Heute bezahlen täglich 1500 bis 3000 Besucher für das bibliophile Erlebnis. Tickets gibt es drei Häuser weiter oben an der Ecke, in einem speziellen Check-in. Eintrittspreis wird beim Einkauf angerechnet. Rua das Carmelitas 144.
In der berühmten Buchhandlung Lello
Fotografenkunst hinter Gittern
Centro Português de Fotografia
Für den weiteren Rundgang gehen wir den Berg wieder ganz nach oben und zweigen beim Jardim de Cordoaria nach Süden in die Rua São Bento da Vitória ab. Gleich an der Ecke steht ein palastartiges Gebäude, früher das Stadtgefängnis von Porto. Heute werden hier wechselnde Kunstausstellungen ausgerichtet, 2018 war eine umfangreiche Ausstellung zu der Malerin Frida Kahlo zu sehen. Dafür werden 8 € Eintritt verlangt. Für die unglaublich vielfältige Sammlung historischer Kameras und fotografischer Utensilien ist der Eintritt frei.
Die Granitfassade des einstigen Stadtgefängnisses zeigt sich mit massiv vergitterten Fensteröffnungen. In der untersten Etage waren die Gemeinschaftszellen, die nur durch eine Falltür vom Geschoss darüber zugänglich waren. Im obersten Stockwerk wohnten die Bessergestellten in Einzelzellen, teilweise hatten sie sogar Freigang. An den Innenhof war eine hölzerne Kapelle wie ein Balkon angebaut. So konnten die Delinquenten durch die Gitter hindurch an der Sonntagsmesse teilnehmen. Das Gefängnis wurde im April 1974, nur wenige Tage nach der Revolution, geschlossen.
Mo-Fr 10-18, Sa/So 15-19 Uhr. Largo Amor de Perdição, www.cpf.pt.
Der Platz vor dem Gefängnis wurde nach einem Roman des Dichters Camilo Castelo Branco benannt. 1861 saß er 14 Tage wegen Ehebruchs im Gefängnis und begann dort sein Hauptwerk „Amor de Perdição“ (Fatale Leidenschaft) zu schreiben. Ein fast schon anzügliches Denkmal dieser Leidenschaft aus Bronze ziert den Platz.
Blick hinter die Kulissen
Convento/Mosteiro de São Bento da Vitória
Ein paar Häuser weiter steht das ehemalige Kloster Convento de São Bento da Vitória. Das Gebäude ist heute eine Außenstelle des Nationaltheaters São João. Hier werden Kulissen gebaut und auch Proben abgehalten. Auf einer kleinen Bühne im Kreuzgang finden gelegentlich Aufführungen statt. Zu besichtigen ist das Gebäude nur im Rahmen einer etwa 30minütigen Führung (Mo-Sa 10.30 und 12.30 Uhr).
Rua de São Bento da Vitória 45.
Schöne Aussicht
Der Rua São Bento da Vitória folgen wir, bis sie einen Knick nach links macht. Genau dort erreicht man geradeaus einen staubigen, etwas vernachlässigten Aussichtspunkt, den Miradouro da Bataria da Vitória. Leider ist die dort wachsende Palme dem Palmrüsselkäfer zum Opfer gefallen, aber das Panorama der Altstadt ist großartig.
Wehrhafte Kirche
Igreja de Nossa Senhora da Vitória
In der frisch gekalkten Mauer der Kirche vor dem Aussichtspunkt ist sorgfältig eine Kanonenkugel konserviert. Hier befand sich eine wichtige Verteidigungsstellung der liberalen Kräfte um König Dom Pedro, die sich im Sommer 1833 gegen die angreifenden Truppen von Miguel auf der anderen Flussseite zur Wehr setzten. Die Kirche ist meist verschlossen.
„Guck, da geht die Sonne unter!“
Passeio und Parque das Virtudes
Wir folgen der Rua da Vitória weiter nach unten und erreichen den Passeio das Virtudes (Weg der Tugenden). Hier trifft man sich besonders am Abend, um den Sonnenuntergang zu genießen. Man kann dann auf einer der wenigen Bänke sitzen oder es sich auf dem gepflegten Rasen des baumbestandenen Grünstreifens bequem machen. Eine mit Eisenzaun bewehrte Balustrade sichert nicht nur vor ungewollten Abstürzen: Besonders im 19. Jh. war dies ein beliebter Ort, um seinem Leben ein Ende zu bereiten.
An der Straßenecke gibt es eine Bar sowie ein Restaurant, das berühmt war für seinen Reis mit Bohnen, als Beilage zu Fisch oder Fleischgerichten. Doch nur noch selten sieht man Essensgäste im musealen Speiseraum mit Fernseher, der sich an den Barraum anschließt. Vielleicht ist das den dubiosen Dealern geschuldet, die sich an der Bar nebenan herumtreiben und gewisse Rauchwaren anbieten?
Hier in den Gassen sieht man immer wieder Marterstöcke in den Hauswänden, ein besonders auffälliger ist sogar in Giebelhöhe angebracht. Etwas barock mutet die Capela de Nossa Senhora da Silva in der Rua dos Caldeireiros 104 an. Sie ist die Schutzheilige der Schwangeren - ein paar Almosen in den Schlitz der sauber polierten Messingtafel geworfen, verhindern pränatales Unheil, heißt es.
Unterhalb des Parque das Virtudes folgen wir der schmalen Rua São Pedro de Miragaia hinunter zum Fluss.
Einst das jüdische Viertel
Miragaia
Das einstige jüdische Viertel (→ Jüdische Gemeinde(n)) liegt etwas außerhalb der ursprünglichen Stadtmauern am Fluss und ist heute das vielleicht traditionellste Viertel von Porto. In den Tascas sitzen die Nachbarn noch ungestört beisammen, und wie seit Jahrhunderten flattert am Sonntag die Wäsche zum Trocknen auf den Balkonen. Der Name „Mir a Gaia“, „Schau auf Gaia“, entstammt einer Zeit, als das mächtige Gebäude der Alfândega (Zoll) noch nicht die Sicht versperrte.
Rua de Miragaia.
Miragaia - „schau auf Gaia“
Zoll im Fluss
Alfândega / Centro de Congressos da Alfândega
Der neoklassizistische „Zollpalast“ aus der Mitte des 19. Jh. wurde auf Holzpfeilern in den Fluss gestellt. In den Hallen im Erdgeschoss wurden die Waren, die ins Land kamen oder verschifft wurden, zwischengelagert. Im Boden sieht man noch die Schienen, auf denen die Waggons rangierten. Im ersten Obergeschoss ist noch einiges an Büroausstattung aus einer Zeit zu sehen, als die Buchhalter noch mit Ärmelschonern an ihrem Schreibtisch arbeiteten. Heute dient das Gebäude in der Hauptsache als Veranstaltungsort für Kongresse.
Rua