Laszive Landhausriten. Thomas NeumeierЧитать онлайн книгу.
überschlagenden Tempo. Leo wusste dennoch, dass er seinem ekstatischen Höhepunkt nicht mehr fern war. Um ihn wenigstens noch ein wenig hinauszuzögern, verweigerte er sich sowohl Blick- als auch Hautkontakt zu ihren herrlich hüpfenden Brüsten.
Sie war es, die seine Hände wieder an sich führte. Als Leo spürte, dass seine Ejakulation nicht mehr aufzuhalten war, fuhr er hoch, schlang beide Arme um sie und unterstützte ihren bewährten Reitrhythmus mit zusätzlichen Stößen. Seine Hände gruben sich in ihren festen Hintern, während er kam. Dann presste er sie fest an sich und ließ seine Ekstase ausklingen. Ob auch sie gekommen war, wusste er nicht.
Schwer atmend und schwitzend klammerten sich die beiden aneinander. In ihrer Nachbarschaft hielt das sexuelle Austoben an. Allmählich kehrte Leos Verstand zurück und ließ ihn die Situation aus rationeller Warte betrachten. Für einen Moment schauderte er, als er sich bewusst machte, was hier gerade geschehen war. Im nächsten Moment erfüllte es ihn mit ungeahnter Wonne und Zufriedenheit. Vor diesem Abend war es ihm unvorstellbar, gar undenkbar gewesen, den Liebesakt in Gegenwart Dritter zu vollziehen. Nun aber war genau das passiert - noch dazu mit einer Partnerin, von der er nicht einmal den Namen kannte.
Die Rothaarige löste sich von seinem Oberkörper und schaute ihm in die Augen.
»Du bist ein sehr ungestümer Stürmer«, bemerkte sie mit einem undefinierbaren Lächeln, das es Leo schwer machte, zu entscheiden, ob er das Gesagte als Kompliment oder Kritik nehmen sollte.
»Ich bin etwas aus der Übung«, keuchte er zur Antwort, womit er ihr ein süßes Grinsen entlockte.
»Wenn du jetzt deine Hände von meinem Hintern nimmst, werde ich absteigen«, meinte sie und gab ihm ein flüchtiges Küsschen auf die Nase.
Leo gehorchte, worauf sie das Angedrohte wahrmachte und damit seinen Penis aus ihrer Vagina befreite. Ein unerwartetes Gefühl von Blöße stellte sich in Leo ein. Er drehte sich zur Seite und machte sich daran, das Präservativ abzustreifen. Die Rothaarige ging ihm dabei zur Hand.
»Wohin damit?«, fragte Leo von der augenblicklichen Situation überfordert.
»Ich entsorge es«, antwortete die Rote beruhigend, stand auf und marschierte davon.
Leo sah ihr hinterher, fühlte sich alleingelassen und fürchtete, sie würde nicht wiederkommen.
Doch sie kam wieder und legte sich zu ihm. Mit einer Hand befühlte sie seine Brust, die andere wühlte in seinem Haar. Leo schaute ihr ins Antlitz und versuchte zu ergründen, was sie nun von ihm erwartete. Hatte ihr gemeinsamer Liebesakt in diesem Gemäuer eine besondere Bedeutung? Waren Sie dadurch irgendeine rituelle Bindung eingegangen?
Leos Penis war noch nicht vollständig erschlafft, und er hatte das Bedürfnis, sich zu bedecken. Er fühlt sich plötzlich preisgegeben und bloßgestellt, ein Gefühl, das sich schon kurz nach seiner Ejakulation angebahnt hatte. Da seine Robe nicht zur Verfügung stand, zog er die seiner Partnerin über sich. Die aber schob sie wieder fort und erklärte sein Glied ohne ein Wort zu verlieren zu ihrem Spielzeug.
So betörend schön und sinnlich diese Frau auch war, Leo hoffte inständig, dass sie nicht noch eine weitere Runde verlangte. Er schaute sich um. Überall um sie herum wurde gevögelt, zügellos, hemmungslos. Manche taten es zu dritt, bei anderen Gruppen hatte sich ein ganzes Knäuel ergeben, das sich über- und nebeneinander in verschiedensten Stellungen befriedigte. Es gab jedoch nicht nur aktive Akteure, wie Leo bemerkte. Im Dämmerlicht rund um das purpurne Gelage zeichneten sich Beobachter ab. Sie trugen nach wie vor ihre Roben. Ihre vollständig verhüllten Körper gegenüber dem anderen Extrem all der öffentlich zelebrierten Sexualität setzte der Obszönität die Krone auf. Leos Gefühl, hier preisgegeben auf einem Präsentierteller zu liegen, nahm angesichts der stillen Zuschauer noch zu.
»Hör mal, können wir woanders hingehen?«, trug er seiner Gespielin an.
»Hast du Durst?«, entgegnete sie.
»Ja, das habe ich«, sagte Leo.
»Tja, ich könnte ebenfalls etwas vertragen«, erwog sie schulterzuckend. »Also los, gehen wir nach oben!«
Sie sprang auf und zog auch Leo auf die Beine. Ihr ruheloses, ungestümes Wesen gefiel ihm. Er sträubte sich ihrer sanften Gewalt erst, als er realisierte, dass sie im Begriff waren, ihre Roben zurückzulassen.
»Warte! Warte mal!«, wandte er ein. »Was ist mit unseren Kutten?«
»Sind nur unnötiger Ballast«, erwiderte sie und zog ihn weiter. Leo ließ es sich gefallen. Außerhalb des purpurnen Lichts, wo er sich nicht länger im Fokus der Robenvoyeure befand, fühlte er sich gleich wohler. Sein Blick fiel zum Podium. Die Schauspieler hatten inzwischen voneinander abgelassen. Es war leer. Alle sexuellen Aktivitäten konzentrierten sich auf das Purpurgelage.
Wie groß der Saal war, konnte Leo noch immer nicht ermessen, da die schummrigen Lichtverhältnisse nur bedingt Einblicke gewährten. Im Zwielicht nahe des Podiums entdeckte er Vogelfrau und Vogelmann offenbar in ein Gespräch vertieft. Die weiteren Gestalten in absehbarer Nähe waren vermutlich ihre Mitspieler.
In den uneinsichtigeren Bereichen des Kellersaals zeichneten sich vereinzelte Vermummte ab. Leo fragte sich, was deren Begehrlichkeiten hier waren. Konnte es ernsthaft Spaß machen oder Befriedigung bereiten, stumm aus den Schatten heraus zu beobachten, während andere sich ungeniert die Seele aus dem Leib vögelten? Ihm war das unbegreiflich.
Die Fantasie, Sandra könnte unter einer dieser Kapuzen stecken, erfuhr eine Fortsetzung in Leos Kopf. Der Gedanke, sie könnte aus nächster Nähe zugesehen haben, als er sich mit seiner hübschen Gespielin dem lüsternen Spektakel hingegeben hatte, jagte ihm ein Kribbeln durch den gesamten Körper.
Die Rothaarige fand den ungenügenden Lichtverhältnissen zum Trotz die Tür zum Kelleraufgang.
»Wohin gehen wir eigentlich?«, fragte Leo.
»Nehmen wir erstmal eine Dusche, dann trinken wir was«, schlug sie vor. »Oder was meinst du?«
»Klingt gut.«
War er bei seiner Ankunft in diesem Gebäude noch dankbar gewesen, sich unter der Robe verbergen zu können, empfand Leo es nunmehr erbaulich befreiend, auch ohne sie agieren zu können. Gänzlich unbekümmert durchmaß er mit seiner Begleiterin die leere Eingangshalle und strebte die breite Treppe zum ersten Stockwerk an. Die Vorstellung, im Adamskostüm ganz unbedarft und wie selbstverständlich Sandra über den Weg zu laufen, war überaus reizvoll. Weitere Heimlichkeit erachtete er als überflüssig. Ob er sich den Eintritt nun ergaunert hatte oder nicht, er war in diesen erotischen Kult aufgenommen worden, war Teil von ihm geworden. Sandra würden vermutlich vor Schreck die Augen ausfallen, sollte sie seine Anwesenheit bis dato noch nicht bemerkt haben.
Die einsehbaren Zimmer im Erdgeschoss dienten offensichtlich nur als provisorischer Kleiderhort für die Gäste. Jegliches Geschehen schien sich im Keller und in den Stockwerken abzuspielen. Im Erdgeschoss traf Leo daher nicht eine Menschenseele an.
Nackte, maskierte Grazien blickten von der Galerie auf Leo und seine Gespielin herab, während sie Stufe um Stufe erklommen. Seine vollkommene Blöße in Gegenwart des Unbekannten, des Verruchten verursachte in ihm ein wohliges Schaudern. Das anregende Räucherwerk im Keller und die okkult und lasziv angehauchte Steicher- und Harfenmusik, die unaufdringlich an seine Ohren drang, schienen ihn darin noch zu beflügeln.
Unter den Blicken der Maskendamen betrat er von der Rothaarigen geführt das erste Stockwerk. Entlang des breiten Mittelkorridors sah Leo sämtliche Türen geöffnet. Menschen, manche nackt, manche maskiert, manche in Handtüchern, manche in Roben, saßen einträchtig auf Couchfragmenten an den Seitenwänden oder standen in Grüppchen beieinander, führten Gespräche und nippten dabei an gefüllten Gläsern. Mit Bedacht auf sein eigenes, nicht unbedingt eindrucksvolles Erscheinungsbild war Leo sehr froh, dass an diesem Ort nicht nur Traumfrauen und Adoniskörper zugegen waren.
Seine Begleiterin führte Leo zunächst in ein weiß gefliestes Badezimmer, wo sie sich gemeinsam unter die Dusche begaben. In der benachbarten Badewanne saß ein anderes Pärchen und trank Champagner - vielleicht