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Maria Theresia. Katrin UnterreinerЧитать онлайн книгу.

Maria Theresia - Katrin Unterreiner


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mir bey und eben darumben die natürliche Weise damahls gehabte grosse Timiditaet (Ängstlichkeit) und Diffidenz (Mißtrauen), welche gedachte Unerfahrenheit zur Ursach hatte, die Auswahl deren so sehr benöthigten Ratschlägen und Informationen sehr erschwerete.“15

       Der Krönungszug Maria Theresias führte vom Platz Am Hof zum Stephansdom. Zeitgenössischer Kupferstich.

      Europas Mächte sahen ihre Chance gegen die mächtigen Habsburger gekommen. Preußen marschierte in Schlesien ein und Bayern, das die Pragmatische Sanktion nie anerkannt hatte, schloss sofort mit Preußen, Frankreich und Spanien ein Bündnis gegen Österreich, womit sich Maria Theresia nicht nur mit einem Krieg gegen Preußen um Schlesien, sondern mit einem Krieg gegen Europa um ihr gesamtes Erbe konfrontiert sah. In Ungarn wurde sie zwar zur Königin gekrönt, aber erst dank einer flammenden Rede, in der sie den ungarischen Reichstag um militärische Unterstützung bat, erreichte sie die Stellung eines ungarischen Aufgebots, ohne das sie im Erbfolgekrieg chancenlos gewesen wäre. Dennoch blieb die Situation im Land mehr als prekär und der Ausgang der Kriege und ihr Schicksal waren absolut ungewiss. Als Prag vom bayerischen Kurfürsten Karl I. erobert wurde und sich dieser am 19. Dezember 1741 zum böhmischen König krönen ließ, verloren sogar Maria Theresias Minister die Hoffnung und einige fielen ihr sogar – um ihre privaten Interessen zu schützen – in den Rücken: „Gesamte meine Ministri anstatt Muth Mir zuzusprechen, ließen solchen gänzlich sinken, und liessen nicht undeutlich sich verlautten, als ob sie alles für nicht viel weniger als desperat anseheten, ja es sucheten so gar einige sich zu retirieren (zurückzuziehen) und verlohren sich letztlich so weit, dass einige davon sich nicht gescheuet, die Erlaubnis von mir anzusuchen, dem Curfüsten nach seiner zu Prag vor sich gegangenen Crönung wegen ihrer in Böhmen liegenden Gütern schriftlich zu huldigen. Ich allein, ohne eytlen Ruhm zu melden, ware etwa die jenige, die unter allen diesen Drangsalen den meisten Mut annoch beybehielt …“16

      Als Karl kurz darauf sogar als Karl VII. zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gewählt wurde, huldigten ihm zahlreiche österreichische Städte und selbst in Wien schlug die Stimmung in der Bevölkerung zugunsten des neuen Wittelsbacherkaisers um, wie auch folgender Maueranschlag aus Wien belegt:

       Vivat!

       Der Kaiser ist tot,

       Wir bekommen jetzt großes Brot.

       Der Lothringer ist uns zu schlecht,

       Der Bayer ist uns eben recht.17

      Doch Maria Theresia zeigte gerade in dieser beinahe aussichtslosen Situation ihre Stärke. Unermüdlich und mit großem Zorn, als Frau nicht selbst ins Feld ziehen zu können, versuchte sie dafür „wenigstens“ ihre weiblichen Vorteile zu nutzen, um zumindest die Stimmung im Land zu bessern, und startete eine wohldurchdachte PR-Offensive: Sie zeigte sich strahlend schön, charmant und optimistisch in der Öffentlichkeit, pflegte ihr Image als unglückliches Opfer der europäischen Aggressoren, gab sich volksnah und aufgeschlossen, ließ jedermann zur Audienz vor und sorgte mit populären Sofortmaßnahmen für Stimmung. Grundnahrungsmittel wurden verbilligt und die Maßnahmen öffentlichkeitswirksam in den Zeitungen verlautbart: „Brot, Wein und Fleisch ist auf einen billigeren Preis gesetzt worden, welches bei den gegenwärtigen Zeiten starken Eindruck hat. Ferner haben Ihro Majestät den Schluß gefaßt, viel Wildpret fällen zu lassen … Die Klerisei (Kirche) und die weltlichen Herrschaften ist anbefohlen worden, ihre Kornspeicher zu öffnen und den Vorrat um einen billigen Preis abzustehen. Das Brot wird viel größer gebacken … zur Erleichterung des gemeinen Mannes (ist) die königliche Verfügung ergangen, daß das Rindfleisch, welches sonst in den Wintermonaten teurer geworden, um zwei Pfenninge unter dem bisherigen Preis … ausgehauen werden soll.“18 Der preußische Gesandte schilderte ihre Charmeoffensive folgendermaßen: „Bei ihrer Thronbesteigung fand sie das Geheimnis, sich die Liebe und Bewunderung aller Welt zu erringen. Ihr Geschlecht, ihre Schönheit, ihr Unglück trugen nicht wenig dazu bei, daß die Lobeserhebungen, an denen die vom Hofe besoldeten Journalisten nicht sparten, günstig aufgenommen wurden. Sie nahm sich in Acht und zeigte sich nur von der guten Seite, leutselig, fromm, freigebig, wohltätig, volkstümlich, mutig, hochherzig, gewann sie sich bald die Herzen der Untertanen, die sich die Regung der Zuneigung, welche sie anfangs für den verstorbenen Kaiser Karl VII., den ehemaligen Kurfürsten von Bayern, empfunden hatten, als Verbrechen vorwarfen … Sie gab jedem Audienz und las selbst die Bittschriften, kümmerte sich um die Rechtspflege, ließ sich die Regierungsgeschäfte angelegen sein, bedachte den einen mit guten Worten, den anderen mit einem Lächeln oder einer verbindlichen Wendung, machte ihre abschlägigen Antworten erträglich, gab großartige Versprechungen, trug äußerste Frömmigkeit zur Schau … liebte den Prunk, ließ Schauspiele aufführen … und beklagte sich über das Unglück, in das ihre Feinde sie gestürzt hätten, nannte sich untröstlich, wider ihren Willen gezwungen zu sein, ihre Widerwärtigkeiten mit ihren treuen Untertanen teilen zu müssen, versprach, bei Gelegenheit den Eifer eines jeden zu belohnen, versicherte Ungarn, ihre alten Vorrechte wiederherstellen und bestätigen und ihren alten Beschwerden abhelfen zu wollen, trug Geistesstärke zur Schau, bot ihrem Unglück Trotz und versuchte, durch ihren Mut ihren Untertaten solchen einzuflößen.“19

      Und tatsächlich: Die Stimmung schlug um, Zuversicht machte sich breit und die junge Königin festigte nicht nur im Land ihre Position, sondern gewann immer mehr Rückhalt und damit finanzielle Unterstützung, die für eine erfolgreiche Verteidigung ihres Reiches unerlässlich war. Podewils schilderte: „Man hörte Lobeserhebungen über diese Fürstin. Jeder erhob sie in die Wolken … Das Volk ertrug die Steuern, ohne zu murren. Die Großen schossen Geld vor, oft ohne darauf zu warten, daß man sie bat. Die Ungarn drängten sich, für sie zu kämpfen. Die Offiziere dienten mit Freuden zum halben Sold, da sie sie überzeugte, es sei nicht ihre Schuld, daß sie ihnen jetzt nicht mehr gebe. Jeder stand ihr voll Eifer bei und beeilte sich, sich für die beste aller Fürstinnen aufzuopfern. Man vergötterte sie. Alle Welt wollte ihr Bild haben. Niemals erschien sie in der Öffentlichkeit, ohne daß das Volk sie umdrängte.“20

       Neue Zuversicht machte sich breit: Maria Theresias Ritt auf den Pressburger Krönungshügel. Ölgemälde von Philipp Ferdinand von Hamilton.

      Maria Theresia überzeugte aber nicht nur mit Charme, Schönheit und guter Laune. Im Gegenteil, sie imponierte (vor allem auch den Männern) dadurch, dass sie sich selbst nicht schonte und man ihr auf Grund ihrer unprätentiösen Lebensführung, die Stärke und Kraft demonstrierte, diese auch im Handeln und Regieren zutraute. So verschaffte sie sich Respekt und Anerkennung, was gerade am Beginn ihrer Regierung absolut notwendig war, um überhaupt ernst genommen zu werden. Podewils schrieb erstaunt nach Berlin: „Es scheint, als sei sie ärgerlich, als Frau geboren zu sein. Sie nimmt keinerlei Rücksicht auf ihre Schönheit, setzt sich ohne Schonung den Unbilden der Witterung aus, ergeht sich mehrere Stunden in glühender Sonne und bei Kälte, die sie viel besser verträgt als Hitze.“21 Auch ihr Obersthofmeister Fürst Khevenhüller notierte bewundernd in seinem Tagebuch: „Da der liebe Gott sie mit einer für eine Frauenspersohn recht verwunderlichen Leichtigkeit, denen Fatiguen zu widerstehen, begabet hat, womit sie es villen Männern weit bevortut, aber auch eben von darummen auf ihre Gesundheit und gutte Leibes Constitution, was mann auch dargegen zu ihren eigenen Besten vorstellet, gar zu vill bauet und trauet …“22

       Der Kampf um das Erbe: die Belagerung Prags durch die Österreicher unter dem Oberbefehl Franz Stephans. Gemälde von A. Querfurt, 1742.

      Doch noch hing ihre Stellung am seidenen Faden – denn es gab keinen männlichen Erben und die Geschichte hatte deutlich gezeigt, dass die weibliche Erbfolge nicht reibungslos akzeptiert wurde. Erst die Geburt des heißersehnten Thronfolgers Joseph am 13. März 1741 ließ endgültig alle kritischen Stimmen verstummen und Maria Theresia hatte sich ihre unangefochtene Position als Monarchin


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