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100.000 km zwischen Anchorage, Neufundland, dem Pazifik und New Mexico - Teil 1. Erhard HeckmannЧитать онлайн книгу.

100.000 km zwischen Anchorage, Neufundland, dem Pazifik und New Mexico - Teil 1 - Erhard Heckmann


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und Glacier Bay Nationalpark oder der weltberühmten Inside Passage ins Schwärmen gerät.

      Großstädten im Osten, wie dem pulsierenden Toronto, faszinierendem Montreal oder dem französisch-charmanten Quebec stehen raue und karge Provinzen gegenüber wie Neufundland und Labrador. Während hier, zu Red Bay, der erste Industriekomplex Nordamerikas entstand, als baskische Walfänger das Öl für europäische Lampen produzierten, werden auf Cape Spear der Nordamerikanische Kontinent und Neufundlands ältester Leuchtturm von der Sonne zuerst begrüßt.

      Ständige Begleiter sind auch die Relikte und Geschichten der Goldgräber, Pioniere und Pelzhändler, auf deren Spuren sich noch heute wandern und fahren lässt. Während die Häuser aus Stroh und Erde zu L‘ Anse aux Meadows an der Nordwestspitze Neufundlands daran erinnern, dass die Vickinger schon 500 Jahre vor Columbus dort siedelten, ist auch der höchste Gezeitenunterschied der Welt in der kanadischen Bay of Fundy zu finden. Kanada ist aber auch Indianer- und Cowboyland. Auf den Top-Rodeos halten längst die Profis die Zügel in der Hand wenn es darum geht, die alltäglichen Cowboyarbeiten als Spitzensport zu betreiben, während die Ureinwohner im Gemisch der Völkerkulturen mehr oder weniger gut mitschwimmen.

      Im zweitgrößten Land der Erde lässt sich auch tagelang wandern ohne eine Menschenseele zu treffen. Auf ausgebauten Wegen, naturbelassenen Trails oder in der Wildnis. Kanada ist aber vor allem auch ein Land der Wohnmobile, Allradantriebler, Kanus, Wasserflugzeuge, Buschflieger und der Pferde. Und vielerorts geht ohne die letzten beiden gar nichts. Auch das haben wir auf beeindruckende Weise kennen gelernt.

      Schwarz- und Braunbären – seltener die weißen Kermodebären, die, wie die Grizzlies, zu den letzteren gehören und vornehmlich in der Nähe von Terrace, Kitimat und auf Princess Royal Island anzutreffen sind, Elche, Rentiere, Whapitihirsche, Pumas, Dickhornschafe und Bergziegen, Seelöwen, Buckelwale oder die schwarz-weißen Orkas sind faszinierende Vertreter einer Tierwelt, der auch die riesigen Kolonien der Meeresvögel nicht nachstehen. Zu Zehntausenden sind diese auf den Felsen zu Cape St. Mary in Neufundland oder zu Percé auf der Gaspé Halbinsel ganz besonders präsent, und die wunderschönen Tölpel dominieren die übrigen Arten. Auch Millionen Lachse vollenden auf dem Wege in ihre Geburtsgewässer einen ewigen Kreislauf körperlicher Höchstleistungen, um am Ende einer langen Reise für Nachwuchs zu sorgen und danach diese Welt zu verlassen.

      Zum reisen auf eigene Faust und abseits ausgetretener Pfade gehört allerdings eine gründliche Vorbereitung und mehr Urlaubszeit als nur 14 Tage. Es mag auch nicht jedermanns Geschmack sein, auf einer selbst erarbeiteten, persönlichen Wunschroute, allein durch das weite Land zu rollen, wie wir es tun oder eine solche überhaupt auszuarbeiten. Mit seinen vielen National- und Provinzparks und guten Straßen wird Kanada aber jederart „Fernwehherz“ gerecht, auch vorsichtigen Neulingen oder Pauschalreisenden. Wer aber ohne vorgebuchte Route reisen und als Individualist durch das Land rollen will, muss vorher wissen, was ihn erwartet und abschätzen, ob es das Richtige sein könnte. Abseits ausgetretener Pfade und tief im Hinterland muss auch das Englisch besser sein als „ein paar Touristen-Worte“.

      Die eigene Wunschroute – was für die eigenen Ohren gut klingt und das Herz hüpfen lässt – hängt lediglich von persönlichen Möglichkeiten und Prioritäten ab, als auch von der grundsätzliche Frage: „Wie will ich unterwegs sein?“ In der gegebenen Zeit so viel als möglich sehen ohne zu hetzen, oder kleinere Gebiete intensiver bereisen. Ich habe mich immer für ersteres entschieden, aber stets mit viel Zeit „für rechts und links“ und mehreren Reservetagen für Unerwartetes. Das Gefühl des „Abhakens“ hatte ich dabei nie, aber ich wäre oft gern noch geblieben. Mancherorts auch für immer.

      Die eigene Tour liefert ein guter Reiseführer mit seinen Routenvorschlägen. Sind diese durchgearbeitet, die persönlichen Wünsche zur Rundfahrt verknüpft, Kilometer kalkuliert, Unternehmungen und Reservetage (machen flexibel und lockern die Zeitdisziplin) hinzugerechnet, sind auch Dauer und Kosten des Vorhabens erkennbar. Wer mit 40-50 kmh kalkuliert, muss auf Aussichtspunkte und kleine Wanderabstecher nicht verzichten. Fahrten auf „Interstates“ oder Überbrückungsstrecken erlauben eine höhere Gangart, so dass auch ein Tagesprogramm von fünfhundert oder mehr Kilometer locker zu absolvieren ist. Für Nordamerika sollten drei bis vier Wochen aber das Minimum sein, denn das Land ist nördlich und südlich des 49. Breitengrades riesig und seine Naturschönheiten laden zum Verweilen ein und locken immer weiter weg.

      Letzte Frage: Sind Urlaubszeit und Reisebudget überhaupt mit der Wunschroute unter einen Hut zu bringen? Die Antwort ist oft eine Korrekture nach unten. Und nicht nur deswegen ist es eine gute Idee, neben einer „Kernroute“ kleine Zusatztouren zu etablieren. Das bietet außerdem die Möglichkeit unterwegs wegzulassen oder hinzuzufügen, wenn sich die Wirklichkeit anders darstellt als die Beschreibung erwarten ließ, oder das Wetter Geplantes verhindert.

      Auto und Zelt, Wohnmobil oder Luxuscamper? Billiger als Auto / Motel sind sie auf alle Fälle. Der eine oder andere mag bei dem Gedanken „Wohnmobil“ noch immer zögern, aber Nordamerika kennt weder die Enge Europas noch dauert es kaum länger als bis zur ersten Kaffeepause das Gefährt zu mögen und damit zu beginnen, vom skeptischen Neuling zum Fan zu mutieren. Ich als strikter Gegner war jedenfalls schnell davon überzeugt, dass es keine schönere Form gibt, um die Natur zu genießen und das Land zu erleben. Finanziell rechnet es sich sowieso, denn Auto und Motel erreichen inzwischen zusammen ähnliche Tagessätze. Höherem Benzinverbrauch stehen Komfort und eine sehr günstige Art des Verpflegens gegenüber, denn Angebot und Preise in den Supermärkten sind mehr als ein handfestes Argument wenn man einen Blick auf die Speisekarten der Restaurants wirft.

      Wer mit einem „RV“ – einem Recreational Vehicle, wie die Amerikaner das Wohnmobil nennen – reist, ist der Natur stets auch einen Schritt näher, flexibler und unterliegt nicht dem Zwang, am Abend die reservierte Unterkunft erreichen oder eine solche noch suchen zu müssen. Und dort, wo die Infrastruktur dünner wird, ist das Wohnmobil ohnehin der ungekrönte König. Mitentscheidend sind allerdings auch die Kilometer, denn jeder einzelne, der die meist zu niedrige Freigrenze überschreitet findet sich – im Gegensatz zum billigeren Auto – beim Wohnmobil auf der Rechnung wieder. Vor der Buchung heißt es somit „vergleichen“: Neben Mietpreisen gehören auch Freikilometer, Versicherung, Fahrbeschränkungen, Gebietsaufschläge, Erst- und Campingausrüstung, Einwegmieten, Langzeitdiscount, Preisnachlässe bei Anmietung an bestimmten Stationen, Übernahme- und Rückgabezeiten, Hotel- und Flughafentransfers und zweiter Fahrer auf den Prüfstand. Auch auf eine kluge Raumaufteilung, praktische und handliche Anordnungen und zusätzlichen Stauraum sollte man achten. Kompliziert ist das nicht, denn ein guter deutscher Reisekatalog – spezialisiert auf Nordamerika – listet seine Anbieter nicht nur auf, sondern stellt alle Details – auch Innenskizzen der Fahrzeuge mit Tag- und Nachtsituation – gegenüber und erleichtert damit die Auswahl ungemein.

      Wie dies und jenes zu handhaben oder wo zu finden ist, wird bei den meisten Großvermietern bei der Übergabe auch auf Deutsch erklärt. Einen prüfenden Blick verlangen nicht nur die Füllstände für Gas, Benzin und Motoröl, sondern auch Kratzer im Lack, Beulen oder Beschädigungen der Windschutzscheibe, denn Mängel müssen in den Mietvertrag und sind sie noch so klein! Zu prüfen ist auch der absolut feste Sitz der Herdabdeckung, Schranktüren und Schubkästen.

      Zwei Personen sind mit einem Fahrzeug für drei gut unterwegs, weil es bequemer ist. Als gute Alternative und wendige Lösung gelten auch die „Luxus“-Camper, zumal Modelle mit Alkovenbett den (einfachen) Umbau der Sitzecke für die Nacht nicht erfordern und zur Standardausrüstung ebenfalls alles Wichtige gehört. Wer aber wirklich „billig“ reisen möchte, der braucht zum Auto oder Motorrad ein Zelt.

      Fällt die Entscheidung jedoch zugunsten eines Wohnmobiles muss zeitig gebucht werden, um weder auf spürbare Frühbucherrabatte, niedrige „Flex-Raten“ (statt der Festpreise liegt hier die Auslastung der Flotte bei Buchung zu Grunde) noch günstige Flugpreise verzichten zu müssen. Das setzt allerdings eine „fertige Tour“ voraus, inklusive der eventuell eigenen Internetbuchungen bei Piloten, Bären-Guide oder Outfittern, denn viele Reisebüros können oder wollen diese Extras gar nicht erledigen, weil sie sich in der Regel vor Ort nur selten wirklich auskennen, und im Hinterland schon gar nicht.

      Die meisten Campingplätze liegen in schöner Landschaft und garantieren


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