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Die Politik und ihr Wahnsinn. Ralph LlewellynЧитать онлайн книгу.

Die Politik und ihr Wahnsinn - Ralph Llewellyn


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dort doch so viele schmutzige Dinge zu sehen gab. Er würde es nie verstehen.

      Er straffte die Schultern, schüttelte die unseligen Gedanken ab und versuchte, sich auf das zu konzentrieren, was ihn heute noch erwarten würde. Bald würden interessante Vorträge beginnen. Die Themen des Symposiums waren mannigfaltig und in manchen Teilen auch wichtig, um im Dschungel der Gesetze überleben zu können. Der Gesetzgeber hatte sich auf die Makler eingeschossen, angefangen vom Bestellerprinzip, das den Mangel an mietbaren Wohnungen weiter verschärfte, bis hin zu den größtenteils unnötigen Auflagen für Besichtigungen. Welcher Mietinteressent konnte schon verstehen, dass er seinen Personalausweis vorzeigen sollte, nur um eine Wohnung zu besichtigen, die er vielleicht mieten würde – oder auch nicht. Doch darum ging es der Politik nicht. Weil der damaligen Großen Koalition aus CDU und SPD gemeinsame inhaltliche Perspektiven fehlten, hatte man sich ein Opfer aus den Fingern gesogen: die Makler. Sicherlich hatten sie sich vorher wochenlang darüber Gedanken gemacht, wen oder was man angreifen könnte, um die Wähler hinter sich zu vereinen, ohne auf große Gegenwehr zu stoßen. Da Immobilienmakler kaum eine nennenswerte Lobby besaßen und zudem bei den meisten Menschen nicht überaus beliebt waren, hatte man schließlich etwas gefunden, auf dem man nun herumhacken konnte. Nicht dass es wichtigere Themen gegeben hätte, aber letztendlich ging es Politikern doch nur um die Wiederwahl. Eigentlich verständlich, wenn man bedachte, dass es in der freien Wirtschaft keine Verwendung für sie gab. Also blieb den Maklern nichts anderes übrig, als sich den neuen Gegebenheiten anzupassen und sich die neuen Auflagen einzuverleiben.

      Wieder seufzte Hans und richtete den Blick wehmütig zur Decke. Was hätte aus ihm alles werden können. Das Maklerdasein war nicht das, was er sich gewünscht hatte. Vielleicht sollte er sich Gedanken machen, ob es nicht doch etwas anderes gab, das er tun konnte.

      Für ihn sprach sicher seine Intelligenz, er war wortgewandt, zuverlässig und lernfähig. Das waren eindeutig Pluspunkte. Neutral bewertete er seine Ehrlichkeit, die ihm zugegebenermaßen nicht nur Vorteile einheimste. Auch konnte er seine Schmutzphobie nicht immer verbergen. Trotzdem stufte er diese Eigenschaften nicht im Bereich der seelischen Niederungen ein, sondern eben neutral. Wenn er es genau überlegte, konnte er beim besten Willen keine echten Minuspunkte finden, die erwähnenswert waren – abgesehen vielleicht von seinem Alter. Nicht jeder Arbeitgeber bewertete es als positiv, dass man schon jenseits der vierzig war, wenn auch nur knapp. Die Wirtschaft suchte junge Leute, nicht unbedingt Menschen mit Erfahrung und damit auch eigenen Ideen.

      Wenn er nur einen Weg fände, seine Schmutzphobie loszuwerden. Für ihn war sie einfach nur ein Bestandteil seines Wesens, für seine Umwelt jedoch musste sie seltsam anmuten. Vielleicht sollte er sie doch auf die Negativliste stellen. Obwohl Sauberkeit so wichtig war in dieser schmutzigen Welt voller Müll.

      „Oh Mann, du Arsch!“, hörte er plötzlich mitten in seine Gedanken hinein seinen Sitznachbarn fluchen. Empört rümpfte Hans die Nase und musterte ihn unauffällig. Ein sehr gut gekleideter Mann Mitte dreißig, der unter dem legeren Jackett ein eng anliegendes Poloshirt mit kleinen Glitzersteinen trug. Er fuchtelte aufgeregt mit seinem Handy herum und hämmerte wild auf das wehrlose Display ein, als ginge es um sein Leben, wobei er immer wieder unanständige Flüche ausstieß. Wem auch immer diese galten, der Betroffene konnte sie jedenfalls nicht hören. Hans jedoch war der arme Idiot, der daneben saß und alles über sich ergehen lassen musste.

      Schließlich wurde es Hans zu viel. „Kann ich Ihnen helfen? Haben Sie Probleme?“

      „Probleme?“, fragte der Fremde mit weinerlicher Stimme. „Probleme? Und ob ich die habe. Mein Lover will mich wegen eines alten Knackers verlassen. Können Sie sich so etwas vorstellen?“

      Hans schaute ihn nur geschockt an. Nein, das konnte er sich in der Tat nicht vorstellen, und ehrlich gesagt wollte er das auch gar nicht. Vergeblich versuchte er, seinen Stuhl etwas weiter wegzuschieben.

      „Ja genau, so ist das. Wegen eines Millionärs“, schimpfte sein Sitznachbar weiter. „Der kann dem kleinen Dreckarsch dann einen Analplug kaufen und dran lutschen.“

      Wieder verspürte Hans diesen fürchterlichen Würgereiz, der ihn bereits am Vormittag heimgesucht hatte. Sein Magen drehte sich um angesichts der Worte, die er da gerade hören musste. Was war das nur für eine Welt.

      „Oh, du Sohn einer versoffenen Hure. Dir gebe ich es jetzt!“ Der junge Mann machte seine Drohung wahr, indem er die Ruftaste drückte.

      Hans hoffte, dass der Angerufene nicht ans Telefon gehen würde, da er sich das dann folgende Gespräch vorstellen konnte. Sein Wunsch ging jedoch nicht in Erfüllung.

      „Tommy, was ist mit dir los? Ich liebe dich doch. Bitte verlass mich nicht!“ Sein Sitznachbar war nun wie verwandelt, scheinbar versuchte er zu retten, was zu retten war.

      Hans wollte die Augen von dem Geschehen abwenden, doch es gelang ihm nicht. Wie ein vor der Schlange erstarrtes Karnickel musste er dem Schauspiel zusehen.

      „Wie bitte? Ich habe nicht meinen Mann gestanden?“

      Nun drehten sich die Leute bereits nach ihnen um. Hans hob abwehrend die Hände, er hatte damit nichts zu tun.

      „Weißt du was? Steck deinen verfaulten Schwanz in den Bleistiftspitzer. Nimm den Alten, denn für mich bist du Geschichte!“

      Hans lief nun endgültig rot an. Schlimmer konnte es an diesem Tag wirklich nicht mehr kommen. Doch in diesem Punkt sollte er sich gewaltig irren.

      „Aber, aber, Frau Christ.“ Karl stöhnte, als sich Susanne langsam auf die Knie senkte und geschickt seine Hose öffnete. Sie wusste genau, wie sie sich Kunden fügsam machen konnte. Mit einem verführerisch naiven Augenaufschlag blickte sie kurz zu ihm auf, direkt in seine lüsternen Augen. Ja, so waren die Männer.

      Karl war verheiratet, besaß viele Immobilien und hatte stets neue Projekte am Laufen, sodass immer wieder eines seiner Objekte verkauft werden musste. An ihm hatte sie schon einiges verdient, aber das hatte auch seinen Preis: Sex. So manches Mal hatte sie sich gefragt, ob das nicht schon Prostitution war, was sie hier betrieb. Sie bekam etwas und gab dafür ihren Körper. Nicht jedem, aber zumindest denjenigen, die ihr gefielen. Ja, es hatte etwas Anrüchiges, aber sie ließ sich auch gut dafür bezahlen. Und wenn schon eine Nutte, dann wenigstens eine Edelnutte.

      Ein zufriedenes Lächeln huschte über ihre Lippen, als sie mit der Arbeit begann. Anders als sonst gab Karl diesmal kaum ein Stöhnen von sich, nur ab und zu ein leises Hauchen, doch sie hatte jetzt Wichtigeres tun, als darüber nachzudenken. Sie benötigte nur noch Karls Unterschrift unter den Maklervertrag, dann konnte sie sich endlich auf den Weg zu dieser blöden Maklerveranstaltung machen.

      Die Vorträge hielt sie nicht für wichtig, umso mehr jedoch das Netzwerken, für das solche Treffen die perfekte Gelegenheit waren. Das war letztendlich ihre Arbeit: Immobilienakquise und professionelle Vermarktung. Und genau dafür benötigte sie neue Kontakte und Informationen, die sie auf solchen Veranstaltungen fand. Mit Charme und weiblicher Überzeugungskraft erreichte sie, was viele ihrer männlichen Kollegen nicht hinbekamen.

      „Oh“, hauchte es nun zu ihr herab. Als sie aufschaute, war Karls Kopf nach hinten weggekippt. Er schien es in vollen Zügen zu genießen. Ein kleines Zucken und – nichts. Vergeblich wartete sie auf seine Erektion, anscheinend war er noch nicht am Ziel seiner Wünsche angekommen. Leider. Für gewöhnlich kam Karl schneller, heute aber machte er es ihr nicht so leicht. Verdammt, für diese blöde Wohnung musste sie sich wirklich anstrengen.

      Ein flüchtiger Seitenblick auf die Uhr mahnte sie zur Eile. Zumindest zur Nachmittagsveranstaltung wollte sie angekommen sein. Sie hatte noch gut drei Stunden Autobahnfahrt vor sich und benötigte ein wenig Zeit, um sich auf die Veranstaltung vorzubereiten. Duschen, Düfte, ein eng anliegendes Kostüm, Farbe im Gesicht und so weiter.

      Oh Karl, komm endlich, flehte sie stumm. Sie hatte fürwahr nicht den ganzen Tag Zeit für diese Spielchen und beschloss, nun all ihre Geschicke einzubringen. Sie kannte so manchen Dreh, um zu beschleunigen, was die Männer so sehr liebten. Der Typus Mann war eine sehr einfach konzipierte Kreatur,


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