Teppichboden - der textile Tausendsassa. Norbert ArnoldЧитать онлайн книгу.
der Boden neutralisiert, um die neue Beschichtung aufbringen zu können. Problemlos geschieht das jedoch nicht. Immerhin muss der unbeschichtete, pure Belag absolut trocken und sauber sein, da die nun aufgebrachte Beschichtungssubstanz den Schmutz sonst bis zur nächsten Grundreinigung versiegeln würde. Und ganz wichtig ist, dass die Beschichtung keinerlei Blasen beinhalten darf – ein nahezu unmögliches Unterfangen.
Während geschlossene Blasen „nur“ für unschöne Oberflächen sorgen, führen aufgeplatzte Blasen zusätzlich zu schlechteren Pflege- und Reinigungsergebnissen. Derart bearbeitete Flächen werden nach der Trocknung der Beschichtung mit durchschnittlich drei Opferschichten eingepflegt.
Nach ca. 40 bis 60 Minuten sind ca. zehn Quadratmeter komplett fertig. Davon einmal abgesehen, sind die kostenintensiven Pflege- und Reinigungsvorgänge den Auftraggebern oftmals zu teuer. Weil sie den Sinn einer Werterhaltung nicht erkennen, lehnen sie die entsprechenden Vorgänge ab und minimieren diese auf Kosten der Hygiene und eines erhöhten Verschleißes des Bodenbelages.
Im Verhältnis dazu sind die Kosten für die Unterhaltsreinigung bei Teppichboden (Bürststaubsaugen) eindeutig niedriger als bei Glattböden, die – wie beschrieben – nass gereinigt und/oder gebohnert und poliert werden müssen. Durch Zentralreinigungssysteme und Intervallreinigungen können diese Kosten nochmals zum Teil erheblich niedriger ausfallen. Bei Teppichböden ist selbst eine verhältnismäßig kompliziert anmutende Grundreinigung im Vergleich zur Glattbodenbehandlung geradezu ein Kinderspiel und bedarf nur eines Bruchteils an Zeit.
Sicher ist eine Fleckenbehandlung bei Teppichboden relativ aufwendig. Die Wischfähigkeit ist bei Teppichboden extrem eingeschränkt. Flecken lassen sich nicht einfach wegwischen wie bei Glattböden. Um eine großflächige Verschmutzung entfernen zu können, muss eine Maschine eingesetzt werden; die Flüssigkeit muss aufgesaugt werden. Eine Fleckentfernung (Detachur) lässt sich demnach nicht einfach durch Wischen durchführen, sondern je nach Größe der Verschmutzung mit Tupfbewegungen bis hin zum Maschineneinsatz. Allerdings sind mehr als 80 % der herkömmlichen Verunreinigungen wasserlöslich.
1.10 Nutzung
Gerne wird die Haltbarkeit von Glattbelägen geradezu übertrieben lang dargestellt. Teppichböden hingegen billigt man eher eine kurze Lebenszeit zu. Auch dieses Verhältnis wirkt bei genauem Hinsehen völlig verzerrt. Setzt man eine fach- und produktgerechte Pflege und Reinigung genauso voraus wie ein Austauschen beschädigter Stellen, hält ein Teppichboden mindestens ebenso lange wie ein Glattbelag. Das Problem ist demnach nicht der Belag selbst, sondern die Reinlichkeit seiner Eigentümer bzw. Reinigungskräfte.
Der vorherrschenden Meinung, dass vorab beschichtete, also bereits vom Hersteller versiegelte Glattbeläge keine Pflege benötigen, wird an dieser Stelle vehement widersprochen. Im Gegenteil; diese Ausrüstung verschleißt im Laufe der Nutzung und verleiht dem Glattbelag dadurch ein unschönes Aussehen. Ein derartig ausgerüsteter Belag kann aber nur höchst selten problemlos eingepflegt werden, da die industriell aufgebrachten Versiegelungen im Regelfall keine anderen auf sie aufgebrachten Substanzen akzeptieren. Aus diesem Grund muss die sogenannte Permanentversiegelung, wenn sie verschlissen ist, komplett entfernt werden, was zum Teil einen unglaublich großen Aufwand darstellt.
Aus diesem Grund kann der Glattboden auch in dieser Kategorie nicht wirklich punkten.
1.11 Die Vor- und Nachteile auf einen Blick
Fazit
Teppichböden haben sich seit Jahrzehnten bewährt, sie nehmen den Räumen die Nüchternheit, ohne die Sachlichkeit zu beeinträchtigen. Teppichböden schaffen eine komfortable, stilvolle Atmosphäre, bieten ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und ein Höchstmaß an Sicherheit. So tragen sie durch ihre physikalischen Vorzüge, wie die Schall absorbierende Wirkung und die Trittsicherheit, wesentlich zum Wohlbefinden und zum besseren Arbeitsklima bei.
Keine andere Bodenbelagsart kann sich mit den positiven Eigenschaften des Teppichbodens auch nur annähernd messen. Teppichboden vereinigt in sich alle die Vorteile, die andere Bodenbeläge für sich nur einzeln bieten, und das bei einer sehr geringen Anzahl von Nachteilen.
Die Behauptung, dass Glattbeläge – egal welcher Art – stärker belastbar, länger haltbar und besser zu reinigen sind als Teppichböden, können nur keramische Fliesen, Marmor, Granit und Gneis für sich geltend machen. Für alle anderen Glattbelagsarten gilt dies eindeutig nicht.
1.12 Vorurteile
Behauptung: „Teppichboden ist teuer!“
Im Verhältnis zu was? Für Parkett und Marmor wird z. B. viel mehr Geld ausgegeben, obwohl die Summe der Vorteile/Qualitäten von Teppichboden erheblich größer und daher der Nutzwert eindeutig höher ist.
Behauptung: „Teppichboden ist unhygienisch!“
Teppichboden wird zunehmend in Krankenhäusern und Seniorenzentren gelegt, weil dort unter anderem die hygienischen Fähigkeiten bekannt und geschätzt sind – vor allem wegen des extrem niedrigen Keimgehaltes in der Luft. Nicht das Produkt ist unhygienisch, sondern das Verhalten des Nutzers.
Behauptung: „Teppichboden ist schwer zu reinigen!“
Nur ungeeignete Maßnahmen (Reinigungsverfahren) sind wirkungslos. Bis auf sehr wenige Flecken gibt ein Teppichboden seine Verschmutzung ohne große Probleme frei. Im Übrigen sind mehr als 80 % aller Flecksubstanzen wasserlöslich.
Behauptung: „Schmutz lässt sich von Glattboden besser entfernen als von Teppichboden!“
Unter fachlichen Gesichtspunkten ist nicht einmal die Reinigungsgeschwindigkeit höher, da der Belag nach der Nassreinigung in der Realität noch trocken gewischt werden muss. Zudem findet eine wirkliche Reinigung von Glattboden auch nur beim Einsatz geeigneter Mittel statt.
Beispiel: Mit einem trockenen Tuch bekommt man auch von einem Glattbelag keinerlei eingetrocknete Flecksubstanzen entfernt.
Behauptung: „Aus Teppichboden emittieren Schadstoffe!“
Die Teppichboden-Industrie lässt ihre Produkte von unabhängigen Instituten untersuchen. Dabei unterliegen die Prüfungen erheblich schärferen Bestimmungen, als es die Gesetze vorschreiben. Die größten „Raumluftverpester“ sind der Mensch (z. B. Raucher) und Maschinen (z. B. Computer, Laserdrucker).
Übrigens: Durch die moderne wärmedämmende Bauweise ist die Luftwechselrate eindeutig zu niedrig. „Öfter Lüften“ lautet die Lösung.
Behauptung: „In Teppichboden leben Hausstaubmilben und anderes Mikro-Getier!“
Im Gegensatz zum Bett und der Bettwäsche sind in einem Teppichboden sowohl das warentypische Mikroklima als auch das fehlende Nahrungsangebot für ein Überleben jeglicher Mikrotierart völlig ungeeignet. Entsprechend gering ist das Aufkommen von Mikro-Lebewesen. Mit zunehmender Entfernung zum Bett nimmt beispielsweise die Anzahl der Hausstaubmilben extrem ab.
Behauptung: „Glattboden ist allergikerfreundlich – Teppichboden nicht!“
Aufgrund der Staubbindungskräfte ist es genau anders herum. Das Allergen gelangt vom Teppichboden gar nicht erst in die Atemluft. Auch der „Allergiker- und Asthmaverband, Mönchengladbach“ hat erkannt, dass es eine weit verbreitete Unsinnigkeit ist, Teppichböden aus Allergikerräumen zu entfernen.
Behauptung: „Glattböden wie Parkett, PVC und Linoleum halten länger als Teppichboden!“
Die Lebensdauer ist je nach Belagsqualität und Pflege absolut vergleichbar. Aber merkwürdigerweise akzeptiert