Karpfenkrieg. Werner RosenzweigЧитать онлайн книгу.
eingecremt, als die Haustürglocke anschlug. „Ich geh schnell runter“, rief sie ihrem Mann zu, den in der Duschkabine bereits das brausende, warme Wasser umtoste. Flugs wickelte sie sich das große blaue Badetuch um, hielt es über ihren drallen Brüsten zusammen, stieg in ihre Badelatschen und tippelte die Treppe in das Erdgeschoss hinunter. Es klingelte schon wieder. „Ja, ja“, rief sie, „ich komm ja scho.“ Wenige Augenblicke später öffnete sie die Haustüre. Es war nicht, wie vermutet, der Postbote. Draußen stand Jupp Hochleitner vor dem Hauseingang. „Jupp du bist es? So eine Überraschung. Mit dir hätt ich etz net grechnet. Was kann ich denn für dich tun?“
Jupp hatte die Situation sofort erfasst und stierte mit Interesse auf Gabi Habermann in ihrem blauen Badetuch. Sie verströmte einen herrlich frischen Fliederduft. Er genoss den Anblick. Nur das blaue Badetuch empfand er als störend.
„Der Sepp net do?“, drang seine Stimme krächzend an Gabis Ohr.
„Der steht grad unter der Dusche“, erhielt er zur Antwort. „Kummst halt später noch amol.“
Die junge Frau wollte gerade die Tür wieder schließen, als der Jupp seinen ganzen Mut zusammennahm. Er spürte Gefühle. „Du Gabi, hübsch schaust aus. Wenn du dei Badetuch falln lassen tätest, tätst du vo mir fünfhundert Euro kriegn.“
Gabi Habermann wusste im ersten Moment nicht, wie ihr geschah. Dieser alte Bock. Sollte sie einfach nur laut hinauslachen und Jupp ordentlich die Meinung sagen, oder sollte sie richtig böse mit ihm werden? Aber dann, schneller als sie ihre Gedanken sortieren konnte, griff Jupp in seine Hosentasche und holte fünf grüne Scheine hervor. Er rieb die fünf Hunderter zwischen Daumen und Zeigefinger hin und her. Die fünf Scheine waren nagelneu und knisterten verlockend. Meinte es der Jupp wirklich ehrlich? „Fünfhundert Euro“, wiederholte er. „Bloß kurz schaua“, meinte er und bekam dabei rote Ohren, „dann ghert des Geld dir.“ Gabi Habermann war verunsichert und kämpfte mit sich. Sie sah sich kurz um. Dann ließ sie mit einem Ruck ihr Badetuch auf den Boden gleiten. Jupp Hochleitner sprangen fast die Pupillen aus den Augen. Er klotzte sie von oben bis unten an, dann reichte er ihr die fünfhundert Euro, drehte sich um und schlich sich mit einem breiten Grinsen auf den Lippen davon. Schnell nahm Gabi ihr Badetuch wieder auf und verhüllte züchtig ihren nackten Luxuskörper. Was sie mit fünfhundert Euro alles machen konnte, überlegte sie sich auf dem Weg nach oben ins Badezimmer. Ihr Mann stand fertig geduscht vor dem Badezimmerspiegel und bürstete seine Haare. „Wer war es denn?“, fragte er neugierig.
„War bloß der alte Jupp Hochleitner, der Schlack. Wollte mit dir redn. Ich denk, der kummt später nochmals vorbei“, meinte Gabi.
„Der Sauhund“, regte sich Josef Habermann sichtlich auf, „und von den fünfhundert Euro, die er mir no schuldet, hat der Hundskrüppel überhaupt nix gsacht?“
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