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Hüter meines Herzens. Denise HunterЧитать онлайн книгу.

Hüter meines Herzens - Denise Hunter


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Box und führte ihn auf den Putzplatz. Der Atem des Pferdes stand neblig in der Luft, obwohl es fast Mittag war. Eine Wolkenbank schluckte das Sonnenlicht, und Tannenduft hing schwer in der Luft.

      Rango wieherte leise. Gestriegelt zu werden stand ganz weit oben auf der Liste dieses Pferdes, zusammen mit Fressen. Noah führte das Paint Horse in den Stand und ließ den Führstrick los. „Steh.“

      Alle Pferde auf der Sweetbriar Ranch waren darauf trainiert, stehen zu bleiben, wenn der Strick auf dem Boden hing. Rango allerdings war noch ziemlich neu und neigte nach wie vor dazu davonzuwandern.

      Er begann, das schwarzweiße Fell des Pferdes zu striegeln. „Bist ein bisschen in die Kletten geraten, was? Manchmal habe ich das Gefühl, du machst das mit Absicht, Großer.“

      Rango seufzte. Die restlichen elf Pferde waren bereits gefüttert, gestriegelt und auf der Weide. Wenn es noch kälter wurde, würde er ihnen die Decken auflegen müssen.

      Sein Telefon summte in seiner Hosentasche, und er schaute aufs Display. Endlich. Um Punkt zehn Uhr hatte er heute Morgen im Gericht angerufen und darauf gewartet, dass sie die Aktenlage überprüften und sich wieder bei ihm meldeten.

      „Mitchell hier.“

      „Hallo, Mr. Mitchell, hier spricht Cheryl vom Gericht.“

      „Hallo, Cheryl. Danke, dass Sie sich so schnell melden. Was haben Sie herausgefunden?“

      „Also, ich habe die Akten durchsucht und herausgefunden, dass Sie ganz recht hatten – Ihre Scheidung ist nie vollzogen worden. Ich fürchte, Sie sind immer noch verheiratet.“

      Sein Herzschlag hüpfte. „Immer noch verheiratet“, murmelte er sich selbst zu. Egal, wie oft er den Gedanken jetzt gedacht hatte, er schien nicht ganz bei ihm anzukommen.

      „Ich fürchte, so ist es. Das Verfahren ist immer noch in der Schwebe, das ist also gut. Es geht im Grunde nur darum, frischdatierte Papiere und die entsprechenden Unterschriften zu bekommen. Ihr nächster Schritt wäre, Ihren Anwalt zu kontaktieren.“

      „Das mache ich. Vielen Dank, Cheryl.“

      „Gern geschehen. Schönen Tag noch.“

      Noah verschwendete keine Zeit. Er bekam Joe an den Apparat, der ihm ein frischdatiertes Scheidungsurteil bis zum Ende des Tages versprach. Noah bedankte sich bei ihm und legte auf.

      Morgen würde er in die Stadt fahren, die Papiere abholen, sie unterschreiben, sie von Josephine unterzeichnen lassen und sie wieder abgeben.

      Nein, nicht morgen, dachte er, als er in Gedanken seinen Terminkalender durchging. Nachmittags traf er sich schon mit einem möglichen Einstaller, und dann kam der Chiropraktiker, der sich ein paar Pferde vornehmen sollte.

      Und am Mittwochnachmittag traf er sich mit Mary Beth, um die Zeitplanung für das Sommerlager durchzugehen. Außerdem zogen kalter Regen und Wind aus einer größeren Sturmfront auf das Gebiet zu. Er würde die Pferde einstallen müssen, bevor das Unwetter eintraf. Da würde er keine Zeit haben, ganz bis in die Stadt zu fahren. Sein Seufzen kam aus seinem tiefsten Inneren. Am Donnerstag hatte er, gesetzt den Fall, das Wetter machte mit, zwei Trailreitgruppen am Nachmittag.

      Er würde nicht vor Freitag vom Berg herunterkommen können. Eine komplizierte Gefühlsmischung überkam ihn. Es war so bizarr, daran zu denken, dass Josephine und er immer noch verheiratet waren.

      Aber nicht mehr lange. Wenn die Richter gnädig waren, würde nächste Woche alles vorbei sein. Außer der Steuergeschichte. Die würde er neu einreichen müssen, und dafür würde er Walts Hilfe brauchen. Das wurde ja alles immer besser hier.

      Er suchte die Nummer von Josephines Salon in seinem Handy und wählte sie, in der Hoffnung, sie wäre zu beschäftigt, um den Anruf entgegenzunehmen. Endlich lief einmal etwas so, wie er sich das wünschte. Ihre leise Stimme mit dem gedehnten Südstaatenakzent ertönte und gab Anweisungen zum Hinterlassen einer Nachricht. Seine Gedanken sprangen wieder zu dem Samstag zurück, als er sie in ihrem Geschäft konfrontiert hatte.

      Sie hatte sich kein bisschen verändert, weder im Aussehen noch in ihrer Art. Sie flirtete sich immer noch durchs Leben und trat dabei Herzen in den Dreck. Ein kleiner Teil seines Selbst – der Teil, der sich an ihr zartfühlendes Herz für die Bedürftigen erinnerte und an die rohe Verletzlichkeit, die sie so gut zu verstecken wusste – wehrte sich gegen den Gedanken. Aber er brachte diese Stimme zum Schweigen. Er wollte Josephine nicht mehr mögen.

      Ein Piepen erklang in seinem Ohr, und seine Kurzangebundenheit kam wie von selbst. „Ich bin’s. Ich habe gerade mit dem Gericht telefoniert, und es ist alles noch … offen. Joe stellt die Papiere neu aus. Ich schaffe es nicht vor Freitagnachmittag in die Stadt. Also musst du irgendwann diese Woche zu ihm hingehen und sie unterschreiben.“ Er legte auf, ohne sich weiter groß zu verabschieden.

      Rango drehte sich um und stupste ihn mit der Schnauze an. Noah nahm die Bürste zur Hand und fuhr damit über die Flanke des Pferdes. Er fragte sich, mit wie vielen Männern Josephine sich verabredet hatte, seitdem sie getrennter Wege gingen. Seitdem sie dachten, sie wären geschieden. Er sagte sich, dass es nicht von Bedeutung war. Sie gehörte nicht länger ihm, selbst wenn das Gesetz das anders sah.

      Aber er konnte nicht leugnen, dass sie seit Samstag aus seinen Gedanken nicht wegzukriegen war. Die Erinnerungen – so gute, so schlechte – waren näher an der Oberfläche, als ihm bewusst gewesen war. Das Ganze hatte die Vergangenheit aufgewirbelt. Und die Vergangenheit sollte auf jeden Fall besser begraben bleiben.

      Er sah zu den Dachbalken der Scheune hinauf, als könnte er direkt in den Himmel sehen.

       Was für ein mieser Trick ist das hier eigentlich?

      Josephine spielte die Nachricht ein drittes Mal in Folge ab. Draußen war es dunkel geworden. In ihrer verriegelten Ladentür hing das „Geschlossen“-Schild. Noah sprach durch den Telefonlautsprecher zu ihr. Seine Stimme war hart. Kalt.

      Sie hatte zwischen zwei Kunden gesehen, wie der Anruf reinkam. Sie hatte nichts weiter zu tun gehabt, als staubige Ecken zu fegen, aber sie brachte es nicht über sich, ans Telefon zu gehen. Stattdessen stand sie da wie versteinert, während er seine Informationen loswurde. Nur die Fakten, Ma’am, nichts als die Fakten.

      Die Nachricht kam zum Schluss; sie endete mit seiner kurzen Anweisung, die Papiere zu unterzeichnen.

      Immer noch verheiratet. Der Gedanke spielte grausam Katz und Maus mit ihrem Verstand, foppte sie. Verheiratet, geschieden, was machte das schon? Sie lebte ohnehin wie eine Nonne. Nicht, dass die Menschen in Copper Creek das glauben würden. Sie hatte ihre Lektion endlich gelernt.

      Die hätte sie schon vor Jahren lernen sollen. Warum um Himmels willen sie zugelassen hatte, dass Noah ihr etwas anderes weismachte, war reine Spekulation.

      Sie hatte ihn verletzt, und wofür? Scham, vertraut und verdient, überkam sie, und sie begrüßte sie. Vielleicht war sie kein faules Ei, wie ihr Vater sie genannt hatte, aber selbst nach einem Jahr Therapie traute sie sich nicht an eine neue Beziehung heran. Sie würde sich selbst niemandem mehr antun. Nie wieder.

      Zum hundertsten Mal wünschte sie sich, sie könnte in die Vergangenheit zurückreisen und Sawyer’s Construction beauftragen anstatt Noah. Das hätte ihnen beiden eine ganze Menge Ärger erspart.

      Sie versuchte, die Gedanken abzuschütteln, drehte die Lüftung herunter und machte sich auf den Weg in ihre stille Wohnung. Dort angekommen, stellte sie das Radio an, um die einsamen Ecken zu füllen.

      Sie musste Noah aus ihrem Kopf herauskriegen, aber er war wie eine Klette, die sich in einer Haarsträhne verfangen hatte. Sie zog ihren Terminkalender für Samstag heraus. Bewohnerinnen des Hope House, des lokalen Mädchenheims, kamen, um sich von ihr verwöhnen zu lassen, und das hatten sie auch verdient. Am Samstagabend sollte das Frühlingsfest der Highschool stattfinden, und sie hatte all ihre Stylisten einbestellt, die kostenlose Hochsteckfrisuren und Make-up machen würden. Sie hatte zwei Nagelpflegerinnen aus dem Umland aufgetan, die bereit


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