Das Leben ist ein Ponyhof. Anja LerzЧитать онлайн книгу.
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ANJA LERZ (Hrsg.)
Das Leben
ist ein
Ponyhof
Tierisch turbulente Geschichten
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
ISBN 978-3-86506-824-8
© 2015 by Joh. Brendow & Sohn Verlag GmbH, Moers
Einbandgestaltung: Brendow Verlag, Moers
Titelfoto: fotolia Rita Kochmarjora
Satz: Brendow Web & Print, Moers
1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2015
Inhalt
Annekatrin Warnke
Christiane Müller
„ICH … chrrrrrr … BIN … chhhrrrrrrr … DEINE … chhhrrrrrrrrr … KATZE!“
Heike Wendler
Rainer Buck
Julia Pfläging
Karin Ackermann-Stoletzky
Elizabeta Karlstetter
Karla Schniering
Happy End für Kurz vor Sieben und Co.
Albrecht Gralle
Karin Ackermann-Stoletzky
Marlis Büsching
Wenn schon kein Küken, dann doch ein Pferd!
Nicole Vogel
Inken Weiand
Claudia Althaus
Albrecht Gralle
„Wir wollen keine Haustiere!“
Annekatrin Warnke
Da waren der Gatte und ich uns ganz einig, als wir vor 30 Jahren sehr jung ins Eheleben starteten. Wir wussten damals noch nicht, dass manche hehren Grundsätze unterwegs versanden. Vor allem, weil Vieles ganz anders läuft, wenn man gemeinsam drei Kinder in die Welt gesetzt hat.
Also nicht, dass ich Tiere nicht mag! Wenn wir zum Beispiel auf dem Land spazieren gehen, müssen wir an jeder Pferdekoppel anhalten, damit ich die Pferdeflüsterin versuchen kann. Aber meine Kindheit hatte mir die Lust an eigenen Haustieren, für die man ständig verantwortlich ist, gründlich vermiest. Schuld daran war Flaps – ein weißer Zwergpudel, der in unsere Familie kam, als ich neun war. Alleine schon die Idee, sich ausgerechnet einen Zwergpudel anzuschaffen – in Weiß! Keine Ahnung, was meinen Paps damals geritten hat! Er hatte nämlich so ziemlich das Gegenteil dieses Minipudels mit in seine Ehe gebracht: Einen reinrassigen Schäferhund namens Rex. Der war gar nicht so begeistert, dass ich plötzlich als neues Mitglied in seinem „Rudel“ auftauchte. Solange ich in der Wiege lag, war meine Existenz für Rex ganz in Ordnung. Aber sobald ich laufen konnte, betrachtete er mich wohl als Konkurrenz. Anders ist es nicht zu erklären, dass er mich, wann immer er konnte, umgeworfen hat. Ich sehe mich heute noch auf meinen kurzen Beinchen die Außentreppe zum Balkon hoch rasen, um Rex das Balkontörchen vor der Nase zuzuschlagen. Diese Erinnerungen sprechen nicht gerade für die Fähigkeiten meines Papas in der Hundeerziehung. Obwohl Rex mir nie ernsthaft etwas getan hat, sollte er doch gelernt haben, dass man das Kind vom Rudelchef nicht einfach umwirft. Als ich vier war, kam mein kleiner Bruder zur Welt und das war meine Rettung. Mutter setzte sich durch und der Hund kam weg.
Knapp fünf Jahre später hatte ich dann diesen Pudel an der Backe. Natürlich hatte Papa den für uns gekauft und nicht, weil er unbedingt wieder einen Hund haben wollte … Und mein Bruder war zu klein, um Verantwortung zu übernehmen. Also blieb Vieles an mir hängen. Nach „Pudel“ sah Flaps übrigens nur aus, wenn er frisch vom Trimmen kam. Dann entsprach er mit seinem schicken weißen Krönchen ganz der Vorstellung, die man sich von seinem adeligen Stammbaum machte. Sein eingetragener Name lautete „Ferdinand Ludwig Anton“ und irgendetwas von und zu mit „P“ und „S“. Deswegen nannten wir ihn „Flaps“. Die weiße Pracht nach dem Trimmen hielt aber nicht mal einen Tag. In seinem Inneren war der Hund eben kein Pudel, sondern ein abenteuerlustiger Mischlingshund mit ADHS. Oder vielleicht lag es auch wieder daran, dass mein Papa keine Hunde erziehen konnte. Jedenfalls liebte dieses adelige Vieh nichts mehr, als im Dreck zu wühlen. Meistens sah er nicht weiß aus, sondern grau. Und er schlug Kapriolen vor Begeisterung, wenn wir Besuch bekamen. Sprang die Leute an, schleckte sie ab, kläffte quietschend vor Freude. Er war einfach nur peinlich! Am Schlimmsten war aber seine Abenteuerlust. Flaps hatte Spaß daran, abzuhauen. Keine Ahnung, wie er das immer wieder schaffte, aber er büxte ständig aus. Ich war zehn – und während andere Kinder fröhlich spielten, rannte ich durch unser Dorf am Rande des Sauerlandes und