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Der gute Mensch von Assuan. Peter S. KasparЧитать онлайн книгу.

Der gute Mensch von Assuan - Peter S. Kaspar


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in Europa, nahe des Goldstrandes in Bulgarien. Und selbst in der vornehmen Schweiz konnte er einen Ort mit 4 000 Einwohnern sein Eigen nennen.

      Die Maschine setzte sanft auf und Mansur sann noch immer über sein Imperium nach, das er in den letzten 25 Jahren aufgebaut hatte. Alles hatte hier in Berlin begonnen. Hier hatte er an der Technischen Universität studiert und hier waren die ersten Ideen entstanden. Es war ein wenig wie nach Hause kommen. In Schönefeld erwartete ihn auch nicht einer seiner Fahrer mit einer Dienstlimousine oder ein Fahrdienst. Wenn alles gut ging, dann würde da draußen sein alter Freund Roland Hektor warten, ein ehemaliger Kommilitone, den er viel zu selten traf. Sie waren früher oft gemeinsam um die Häuser gezogen, hatten an vielen Abenden an manchen Kneipentischen die Welt gerettet und sich natürlich ewige Freundschaft geschworen. Nach dem Studium hatte ihn Roland das eine oder andere Mal in El Quays besucht, doch bald waren die Besuche seltener geworden und hatten schließlich ganz aufgehört. Doch Mansur hatte Kontakt gehalten, etwas, das ihm grundsätzlich nicht leichtfiel. Und so waren sie Freunde geblieben, Freunde, die sich allerdings nur alle paar Jahre sahen.

      Roland hatte Karriere in der Senatsbauverwaltung gemacht, war verheiratet und hatte einen Sohn, der inzwischen seinerseits an der TU studierte. Mansur schüttelte den Kopf. Wie die Zeit vergeht, dachte er sich. Aber eigentlich war er mit Anfang 50 doch noch gar nicht so alt.

      Die Stewardess hatte die kurze Gangway heruntergelassen und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, als er die Maschine verließ. Nein, er war entschieden noch nicht zu alt.

      »Manni, Manni, hier!«, hörte Mansur rufen und begann, sich ein wenig fremdzuschämen. Er hatte es Roland nie ausreden können, ihn mit diesem Spitznamen zu rufen. Roland winkte aufgeregt, als Mansur vor den Flughafen trat und hilflos die Arme hob.

      »Alter, Mann, ey … hab’ ich dir nicht schon vor 20 Jahren gesagt, dass ich nicht Manfred heiße? Ich heiße Mansur, verdammt. Das heißt ›Der Sieger‹ – ach scheißegal.« Sie umarmten sich und ließen sich sekundenlang nicht los.

      »Hast du kein Gepäck?«, fragte Roland irritiert. Mansur deutete mit dem Kopf hinter sich. Dort stand frierend der Pilot der Gulfstream und zog einen großen und einen kleinen Hartschalenkoffer hinter sich her. Roland sah seinen Freund vorwurfsvoll an. »Das also ist aus der Weltrevolution geworden!«

      Mansur drehte sich um und wollte seinem Piloten die beiden Rollkoffer entwinden. Doch der wehrte sich wortreich und fast schon panisch. Er zuckte mit den Schultern. »Was soll schon aus der Weltrevolution werden, wenn sich das unterdrückte Proletariat mit Gewalt dagegen wehrt?«

      Wenig später standen sie vor Rolands Volvo, von dem Piloten misstrauisch beäugt. Der betrachtete den Wagen entschieden nicht als standesgemäßes Gefährt für seinen Herrn. Er lud die Koffer in den geräumigen Gepäckraum des Kombis und verabschiedete sich wortreich.

      »Sind deine Untergebenen alle so servil?«, fragte Roland eher neugierig als vorwurfsvoll.

      »Manchmal nervt es«, räumte Mansur ein, »aber das ist auch eine Frage der Mentalität. Der Raiis kommt eben knapp unterhalb von Allah.«

      »Dann stell doch Kopten ein«, schlug Roland vor und dachte, er habe eine scherzhafte Bemerkung gemacht.

      Doch Mansur antwortete ernst. »Meine Belegschaft in Ägypten besteht zu 80 Prozent aus Muslimen. Und was schreiben die Zeitungen? Ich würde nur Kopten einstellen. Da kannst du machen, was du willst.«

      »Ist es immer noch so schlimm?«

      »Was heißt schlimm? Es ist schon viel besser geworden. Aber weißt du, wir Kopten haben halt im Schnitt mehr Geld, vielleicht, weil wir fleißiger sind, vielleicht cleverer – aber vielleicht liegt es auch daran, dass wir seit 1 400 Jahren in unserem eigenen Heimatland in der Minderheit sind und uns eben immer behaupten müssen.«

      »Irgendwie kommt einem das doch bekannt vor.«

      Nun lachte Mansur. »Erzähl mir jetzt nichts von den Juden am Rhein. Darüber könnte ich inzwischen selbst Vorlesungen halten. Sag mir lieber, wie geht es eurem Flughafen?«

      Roland stöhnte auf. »Das willst du jetzt nicht wirklich wissen, oder?«

      Er war in der Senatsbauverwaltung zwar nicht direkt mit dem desaströsen Bau des neuen Hauptstadtflughafens beschäftigt. Aber jeder, der ihn kannte, ging wie selbstverständlich davon aus, dass er über alles genau Bescheid wusste.

      »Wenn du dich nicht so sträuben würdest, hättest du den Job haben können«, erklärte Roland vorwurfsvoll.

      Mansur lachte. »Soweit kommt’s noch. Ich habe mit meinem Gärtchen genügend zu tun. Aber im Land der Ingenieure und Erfinder sollte sich doch irgendjemand finden, der einen Flughafen bauen kann.«

      »Ich weiß nicht, vielleicht geht’s uns Deutschen ja wie euch Ägyptern.«

      »Wieso?«, fragte Mansur irritiert.

      »Na, ihr habt die Pyramiden gebaut und dann auch erst mal für mal ein paar Jahrtausende Pause gemacht.«

      Mansur lachte laut. »Das ist zwar historisch nicht ganz korrekt, trifft aber sicher den Kern der Sache.«

      Mansur hatte standesgemäß eine Suite im Adlon am Brandenburger Tor gebucht. Doch als sie sich ihrem Ziel näherten, waren die Straßen von der Polizei abgesperrt.

      Roland schlug sich vor der Stirn. »Verdammt, das hatte ich ganz vergessen. Heute ist ja Montag.«

      »Und montags komme ich nicht zu meinem Hotel?«, fragte Mansur irritiert.

      »Zurzeit eher nicht. Montags wird das Brandenburger Tor von Demonstranten und Gegendemonstranten belagert.«

      »Und? Wer gegen wen?«, fragte Mansur leicht belustigt.

      »Na ja, das ist mir jetzt ein wenig peinlich. Aber das sind diese Typen, die das Abendland vor einer Islamisierung retten wollen.«

      »PEGIDA? Sollten wir da nicht mitmarschieren? Also bei den Gegnern, meine ich?«

      Roland zuckte mit den Schultern. »Mir soll’s recht sein, ich war schon viel zu lange nicht mehr auf einer Demo. Aber ich dachte, dass du vielleicht erstmal etwas essen und trinken willst. So schnell wirst du nicht an die Hotelbar des Adlon kommen.«

      Mansur dachte nach und bekam dann plötzlich glänzende Augen. »Weißt Du, wie lange es her ist, dass ich eine Currywurst gegessen habe?«

      »Mansur Ghali, ein armer, aber ehrlicher Milliardär«, lachte Roland. »Dir kann geholfen werden.«

      Dadurch, dass viele Straßen gesperrt waren, wurde es zu einer kleinen Irrfahrt. So fanden sie sich plötzlich in der Alexandrinenstraße wieder, jener Ecke, die zwar den geografischen Mittelpunkt Berlins bildete, aber auch zu den ödesten der Stadt gehörte. Keine Kneipen, keine Läden, nichts, nur ein paar Hochhäuser.

      »Du weißt aber schon noch, wo wir sind?«, fragte Mansur zweifelnd.

      Roland drehte den Kopf zu ihm und sah ihn mitleidig an. Als er sich wieder der Fahrbahn zuwandte, sah er nur einen Schatten und trat im gleichen Moment mit aller Macht auf die Bremse.

      Ein dumpfer Knall.

      »Oh mein Gott«, rief Roland entsetzt. »Ich hab’ jemanden angefahren!«

      Der Wagen kam zum Stehen. Roland und Mansur rissen die Türen auf. Wenige Meter hinter dem Volvo, halb auf dem Bürgersteig, halb auf der Fahrbahn und direkt unter einer Straßenlaterne lag eine Gestalt. Blut färbte das Pflaster langsam rot. Noch ehe sie das Unfallopfer erreicht hatten, schien es sich zu berappeln. Es war ein junger Schwarzer, der sich nun stöhnend auf seine Arme stützte.

      Roland kniete sich neben ihn und fragte: »Alles okay?«

      Mansur, der sich von der anderen Seite über den Verletzten beugte, schüttelte den Kopf und brummte: »Reichlich intelligente Frage. Komm, wir müssen Polizei und Krankenwagen rufen.«

      Der junge Mann wurde beinahe panisch. »No police, no police, pas de police!«, schrie er in einem Mischmasch aus Englisch und Französisch.

      Mansur


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