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Spannende Kurzgeschichten für unterwegs. Renate SültzЧитать онлайн книгу.

Spannende Kurzgeschichten für unterwegs - Renate Sültz


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wieder mussten sie feststellen, dass sie im Aussehen nicht älter wurden. Sie entdeckten ständig neue Gemeinsamkeiten. Das Verlangen und die Liebe füreinander wurden immer intensiver und tiefer. Auch das Verlangen, gemeinsam in eine andere Welt zu gehen, wurde größer.

      Doch eines Abends, als sie in ihr Paradies eintauchen wollten, fanden sie ihr Zimmer nicht vor, sondern ein rotes Raumschiff auf einem riesigen Platz. Ein mit Glitzerstaub umhülltes Lichtwesen schwebte an einer Leiter herunter und sagte mit der Kraft seiner Gedanken: „Bitte kommt nach Hause, eure Zeit ist abgelaufen. Ihr habt gezeigt, was Liebe wirklich bedeutet, und habt es den anderen vorgelebt. Ihr habt es wirklich verdient, wieder in die Welt zu gehen, die eure Heimat ist.“

      Julia und Lukas waren glücklich und stiegen ins Raumschiff. Es startete und machte einen Satz hinauf, bis es verschwand.

      Wer nun annimmt, dass sie nie zurückkehrten, der irrt. Denn einmal im Jahr, im Spätsommer, gehen sie Arm in Arm auf der Erde spazieren und werden jedes Mal wegen ihres Aussehens bewundert. Außerdem wollen sie als Beschützer der Liebenden immer an Ort und Stelle sein, wenn sie gebraucht werden. Trotzdem sind sie jedes Mal froh, wieder zu ihrem Heimatplaneten fliegen zu können.

      AM RANDE DER VERZWEIFLUNG

      Lange Zeit, über Jahre hinweg, lief die große Firma von Hartmut Schulte sehr gut. Wurst und Fleischwaren bester Qualität wurden produziert und vertrieben. Die Abnehmer waren Großunternehmen sowie kleinere Firmen. Landesweit hatte Schulte einen Namen und seine Produkte waren einzigartig gut.

      Finanziell waren er und seine Frau gut abgesichert. Josefa Schulte half oft in der Firma mit. Abrechnungen und Buchführung waren ihre Stärke.

      Margot Braun, eine Nachbarin, freundete sich mit Josefa an. Sie bewohnten eine moderne Reihenhaussiedlung im teuersten Stadtteil von München. Außerdem hatten sie ein kostspieliges Hobby. Eine Jacht von erheblicher Größe konnten sie zu ihrem Eigentum zählen.

      Hartmut liebte Josefa sehr. Aber da war noch seine an Alzheimer erkrankte Mutter. Die Krankheit zog sich schon über viele Monate hin und wurde immer unerträglicher. Nach der Arbeit in der Firma kümmerte sich Josefa um Hartmuts Mutter. Nebenher jedoch musste die Firma laufen. Sämtliche Gedanken beider Eheleute kreisten nur um die kranke Frau.

      Eines Morgens schellte es an der Tür. Ein Einschreiben vom Gericht. Hartmut und Josefa wurden beschuldigt, aufbereitetes, altes Fleisch in den Handel gebracht zu haben.

      „Mein Gott!“, sagte Hartmut. „Wer behauptet denn so was? Ich kann nicht mehr! Noch ein paar Tage, dann kommen Kontrolleure, die alles unter die Lupe nehmen.“

      Josefa war entsetzt: „Wir haben immer nur das beste Fleisch verkauft und uns noch nie etwas zu Schulden kommen lassen.“

      „Nein, nie“, antwortete Hartmut.

      „Was machen wir denn jetzt?“

      „Nichts, Josefa. Wir können nur abwarten, wie das Ergebnis ausfällt. Dann wird sich alles klären, denn es ist ja nichts zu finden.“

      Am nächsten Tag meldete sich Margot Braun, die Nachbarin: „Josefa, hast du schon den Münchner Anzeiger gelesen? In Großbuchstaben wird auf der ersten Seite über euren Betrieb geschrieben. Aber ich würde dir raten, es dir nicht durchzulesen. Es ist schlimm genug, welche Lügen sie über euch verbreiten.“ „Schultes Wurst und Fleischwaren sind in der ganzen Welt bekannt. Vor allem die Güte und Qualität. Wenn sich nicht schnellstens alles aufklärt, werden wir ruiniert sein“, sagte Hartmut.

      „Aber wer will uns ruinieren und warum?“

      Margot verabschiedete sich mit einem Grinsen im Gesicht. „Ich muss wieder los“, meinte sie. „Macht euch mal keine Gedanken. Es wird schon wieder.“

      Die Erkrankung der Mutter nahm wieder neue Formen an. Josefa konnte nun nicht mehr in die Firma, sondern musste sich um die alte Frau kümmern. Dieses ständige Aufpassen, Beobachten und Wiederholen nervte gewaltig. Aber, ob sie wollte oder nicht, sie musste da durch. Hartmut und sie mussten sich wohl damit abfinden, dass sich nichts bessern würde.

      Derweil kümmerte sich Hartmut um die Kontrolleure, die doch tatsächlich schlechtes Fleisch gefunden hatten.

      Auch nicht etikettierte Ware fanden sie vor.

      „Herr Schulte, wir werden heute die Firma schließen müssen“, sagte der Beamte von der Lebensmittelkontrolle.

      „Aber das gibt es doch nicht. Ich beziehe mein Fleisch schon seit Jahren von Bauern aus der Region, habe mir mit meinem guten Ruf einen Namen gemacht und einiges aufgebaut. Nun bin ich ruiniert.“

      „Tut uns leid, aber wenn wir immer nur den Beteuerungen der Leute glauben würden, dann sähe es sehr schlecht aus für den Verbraucher.“

      Am anderen Tag beim Frühstück. Josefa und Hartmut weinten. Das hatten sie nicht verdient. Mit all ihrer Kraft und mit viel Liebe hatten sie die Firma aufgebaut. Und nun sollte alles umsonst gewesen sein? Wer nur hatte ihnen dieses Leid zugefügt und warum?

      Es gab keine Antwort auf ihre Fragen. In der Post fanden sich zahlreiche Briefe von zufriedenen Kunden, die ihnen Mut zusprachen und den beiden Unterstützung anboten. Im Falle einer Gerichtsverhandlung würden alle für die Firma Schulte aussagen.

      „Wie schön“, sagte Hartmut, „dass man uns nicht allein lässt.“

      Margot Braun stand wieder mal vor der Tür.

      „Hallo, Margot, können wir bitte ein anderes Mal miteinander sprechen? Du siehst ja, dass wir Probleme haben.“

      „Ja klar, sehe ich ein. Ich melde mich später wieder.“

      Josefa ging am darauffolgenden Tag mit Hartmuts Mutter spazieren. Mittlerweile musste sie mit dem Rollstuhl gefahren werden. Sie trafen ein paar neugierige Nachbarn, mit denen sich Margot Braun kurz zuvor unterhalten hatte. Alle schauten sie nur von der Seite an und machten einen großen Bogen um sie. So weit ist es nun gekommen, dachte Josefa und musste weinen.

      Plötzlich rannte Herr Lehnhoff von der anderen Seite herüber, kam zu ihr und sagte: „Frau Schulte, ich will ja niemanden verdächtigen, aber ich beobachtete neulich, wie Ihre Nachbarin mit ein paar Leuten durch den Lieferanteneingang Ihres Betriebes ging. Sie trugen alle weiße Kittel und weiße Hauben, sodass man sie nicht erkennen konnte. Man hätte denken können, sie gehörten zur Firma. Nur ich habe diese Frau erkannt“, sagte Lehnhoff. „Passen Sie bitte gut auf, Frau Schulte, sie ist auf all diejenigen aus der Umgebung neidisch, denen es finanziell gut geht. Denn soviel ich weiß, steht das Haus dieser Familie zur Versteigerung und muss in Kürze geräumt werden.“

      Josefa fiel es wie Schuppen von den Augen. „Ja, sicher“, sagte sie. „Jetzt, wenn ich darüber nachdenke, fallen mir einige Dinge ein, die darauf hinweisen, dass Sie recht haben. Ihre abgetragenen Sachen sind mir schon längst aufgefallen. Von den ungepflegten Haaren ganz zu schweigen. Aber auch, dass sie mich schon des Öfteren gefragt hat, ob ich ihr mit etwas Geld aushelfen könne.“ Franz Lehnhoff sagte: „Wenn ich Ihnen einen guten Rat geben darf, gehen Sie so schnell wie möglich zur Polizei und zeigen Sie diese Frau an. Ich werde auf jeden Fall als Zeuge aussagen.“

      „Ich danke Ihnen, Herr Lehnhoff, das werde ich umgehend tun.“

      Am Abend erzählte Josefa ihrem Mann davon. Erst ungläubig, aber dann sofort auf dem Sprung, sagte er: „Wir werden sie anzeigen und können nur hoffen, dass sich die ganze Angelegenheit zum Guten wendet. Hoffentlich hat Lehnhoff recht.“

      In der Hoffnung, aus dieser schmierigen Sache wieder herauszukommen und ihren guten Ruf retten zu können, zeigten sie Frau Braun an.

      Bei der Gerichtsverhandlung verstrickte sich Margot Braun in dumme Ausreden, kam damit aber nicht durch, da sich noch ein paar andere Zeugen gemeldet hatten, die ebenfalls alles beobachtet hatten.

      Hartmut und Josefa Schulte konnten die


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