Эротические рассказы

Viva la carpa! Als die Mafia den Aischgründer Spiegelkarpfen haben wollte. Werner RosenzweigЧитать онлайн книгу.

Viva la carpa! Als die Mafia den Aischgründer Spiegelkarpfen haben wollte - Werner Rosenzweig


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nun mehr Platz, um sich kräftig entwickeln zu können. Immer wieder wollten sie gewässert und feucht gehalten werden. Ein- bis zweimal pro Monat verlangten sie nach Universaldünger, um prächtig zu gedeihen. Das waren die Voraussetzungen, die beste Aussichten versprachen, dass sie sich kräftig entwickeln würden. Aber Wachstum würden die fünf aus Bogotá nicht unbegrenzt zulassen. Sobald die Kokasträucher eine Höhe von zwei Metern überschritten, würden sie abgeschnitten werden. Nur so waren pro Jahr bis zu drei Ernten möglich. Il Tedesco verfolgte die Arbeiten der fünf Südamerikaner mit Argusaugen. Immer wieder tauchte er unangemeldet auf und kontrollierte, ob die Arbeiten im Zeitplan lagen. Schluderei wollte er erst gar nicht aufkommen lassen.

      *

      »Schau mer vorbei, wenn der neue Italiener aufmacht?«, wollte die Retta von ihrer Freundin am Telefon wissen.

      »Was für a Italiener?«, schnaubte die Kunni zurück. »Wo vorbei?« Sie ärgerte sich, dass ihre Freundin offensichtlich schon wieder etwas wusste, was ihr entgangen war. Dass Retta sich dann auch noch genießerisch in Rätseln artikulierte, konnte sie sowieso nicht verputzen.

      »Hast wohl des Gemeindeblatt nunni glesen, Kunigunde Holzmann?«, reagierte die Retta halb vorwurfsvoll, halb belustigt. »Bist deiner Zeit hinten nach? Genau wie der Leitmayr?«, klang es schnippisch aus dem Telefonhörer. »Am Mittwoch, den dreiazwanzigstn September macht a neuer Italiener bei uns auf. Steht doch heut im Gemeindeblatt. Des Calabrese

      »Mein Gott«, stöhnte die Kunni, »des is ja erscht in fünf Wochn. Außerdem waßt du doch genau, dass des italienische Gefress net so mei Ding is. Pizza, Spaghetti, Risotto … also ich waß net so recht …«

      »Des wird a Edel-Italiener«, klärte die Retta sie auf, »Ossobuco, Seezungenfilet in Zitronensoße, Calamari vom Grill …«

      »Igitt, hör mer fei damit auf! Calamari! Na, frittierte Radiergummis moch ich fei net.«

      »Also, der Dirk hat mich eigladn«, fügte die Retta kokett hinzu und wartete auf Kunnis Reaktion.

      »Aha, seit ihr zwa etz doch so weit? Dann will er bestimmt was vo dir. Hastn gwieß scharf gmacht, den arma Kerl?«

      »Was haßt do armer Kerl?«, schnaubte die Retta durchs Telefon.

      »Na ja, der waß bestimmt net, was da auf ihn zukumma tät! Den müsst doch der Schloch treffn, wenn …«

      »Warum soll den der Schloch treffn?«

      »Etz geh, Retta. Sei doch ehrlich zu dir selber. Wenn du dei Reizwäsch ablegn tätst … der arme Dirk … der müsst doch mana, der Tod vo Forchheim steht vor ihm. A Biafra-Kind is gegn dich doch der reinste Fettsack. Selbst wenn der Dirk a ganze Großpackung vo seine blaue Pilln auf amol fressn tät, selbst dann tät sich do bei ihm wahrscheinli nix rührn …«

      Pause. Margarethe Bauer war für den Moment sprachlos und musste sich zuerst von den Worten ihrer Freundin erholen. Es hatte ihr regelrecht die Sprache verschlagen, was ansonsten äußerst selten vorkommt. Dann, nach weiteren Sekunden, stieß sie einen heftigen Schrei in den Telefonhörer: »K u n n i …« Aber Kunigunde Holzmann hatte genau auf diesen Moment gewartet und ließ ihrer Freundin nicht die geringste Chance, ließ diese erst gar nicht erneut zu Wort kommen. »Na danke. Da geh ich lieber nächste Wochn, am sechsazwanzigstn August, zur Eröffnung der Karpfenschmeckerwochen. Bin nämlich a eingladn.«

      »Wo gehst du hie?« Rettas Gedanken wirbelten soeben in einem heillosen Chaos durcheinander. Die Kunni hatte sie völlig aus der Fassung gebracht. Eigentlich wollte sie ihrer Freundin gehörig die Meinung sagen und ein paar neue Unfreundlichkeiten von sich geben, aber dann, innerhalb von Sekundenbruchteilen, gewann, wie immer, ihre Neugierde die Oberhand.

      »Zur Eröffnung der Karpfenschmeckerwochen 2015«, wiederholte die Kunni genüsslich. »Aber des wird dir bestimmt nix sagn! Schaust ja normalerweise, genau wie der Batic, net über dein Tellerrand drüber naus. Sacht dir der Landkreis Neustadt an der Aisch/​Bad Windsheim eigentlich was? Scho mal was davon ghört? Nu net, gell? Na ja, macht nix. Jedenfalls die liegen a im Aischgrund und züchtn a Karpfen. Und am sechsazwanzigstn August feiern die mit großn Brimborium die Auftaktveranstaltung zu ihren Karpfenschmeckerwochn. Mitn Landrat, Burchermaster, Vertreter der Karpfengastronomie und so weiter. Übrigens, die Aischgründer Karpfenkönigin, Katrin die Erste, is a mit dabei. In Adelsdorf«, setzte die Kunni noch hinzu.

      »Adelsdorf?«, spie die Retta erbost in den Telefonhörer, »Landkreis Neustadt an der Aisch? Hä? Spinnst etz? Liebe Kunni Holzmann, scheinst selber ka Ahnung von unserer Geometrie zu ham, genauso wie der Leitmayr!«

      »Geografie, Retta. Geografie haßt des«, stoppte sie die Kunni in ihrem Redeschwall.

      »Scheiß drauf«, reagierte die Retta erbost, »bist a net die Gscheiteste. Adelsdorf licht im Aischgrund, im Landkreis Höchstadt an der Aisch! Net im Landkreis Neustadt an der Aisch. Alte Dolln.«

      »Sach ich doch«, entgegnete die Kunni ruhig und voller Ironie, »Tellerrand, Batic. Der Apfel fällt net weit vom Stamm! Bled bleibt bled! Im Zenngrund gibts auch a Adelsdorf. Nu nix davon ghört, Margarethe Bauer, gell? Na ja, kann mer vo dir ja a net erwartn. Net weit vo Langazenn, bei Markt Erlbach. Is a Ortsteil von Neuhof.«

      Pause.

      »Wie kommstn da du dazu? Wer hatn dich denn dazu eingladn?« Kunni konnte am Telefonhörer regelrecht spüren, wie der Vulkan am anderen Ende der Leitung vor sich hin brodelte und nahe vor der Eruption stand.

      »Des werd ich dir altn Zuchtl grad noch auf die Nasn binden. Geh du lieber mit deim Lover zu dem Itaker. Mein Segen hast. Ich beneid dich net drum … Retta? … Retta? … Etz hats einfach aufglecht, die alte Dolln.« Kunigunde Holzmann grummelte vor sich hin. Ein ganz reines Gewissen hatte sie allerdings nicht. Sie war eben vielleicht doch ein bisschen zu weit gegangen. Vor etwa einem halben Jahr saßen sie beide zusammen, die Retta und sie, und studierten den Wochenendteil der Nordbayerischen Nachrichten. Kennst du deine Heimat?, stand dort in einer dicken Schlagzeile, direkt unter einem Bericht über den Aischgründer Spiegelkarpfen. Gewinnen Sie und lassen Sie sich anlässlich der 37. Karpfenschmeckerwochen verwöhnen. Die Retta hatte die elf Fragen, welche sich mit dem Aischgrund beschäftigten, beantwortet und das Lösungswort Steigerwald eingetragen. »Ich kann ihr doch net sagn, dass ich des Lösungswort, des wo sie da rausgfundn hat, an die Redaktion von dene Nordbayerischen Nachrichten gschickt und noch dazu den Hauptpreis gwunna hab«, sprach die Kunni zu sich selbst, »die springt mir mitn nackerten Orsch mittn ins Gsicht. Na, des kann ich net. Hätt sie die Lösung halt selber abgschickt. Selber schuld. Etz holt halt mich die Stretchlimousine am sechsazwanzigsten August ab. Und net die Retta. Die schaut mich nemmer an, wenn die des erfährt. Wurscht. Solls mit dem Dirk halt zu dem Italiener geh. Jeder wie ers verdient.«

      *

      Il Tedesco saß vor seinem großen Schreibtisch im Arbeitszimmer der alten Mühle. Die Uhr vor ihm zeigte zehn Minuten vor Mitternacht. Vor fünf Minuten hatte er noch mit Francesca telefoniert. »Arbeite nicht mehr so viel«, hatte sie ihm geraten, »bei uns ist alles okay. Die Buben freuen sich schon wieder auf zu Hause und von Papa soll ich dir schöne Grüße ausrichten.« Francescas Il Favorito starrte auf die Landkarte im Maßstab 1 : 50.000, welche er vor sich auf der Schreibtischplatte ausgebreitet hatte. Die Karte zeigte den Aischgrund, von der Quelle bis zur Mündung des kleinen Flusses. Im Norden reichte sie bis Bamberg, im Süden ging sie etwas über Erlangen hinaus. Die vielen schwarzen, roten, blauen, durchgezogenen, gestrichelten, dünnen und dicken Linien sahen aus wie ein Schnittmusterbogen und verschwammen vor seinen Augen. Er war müde, aber es half nichts, er musste da durch, musste und wollte sich einen groben Überblick verschaffen, in welchen Gegenden sich die größten Teichflächen befanden. Obwohl er in Franken geboren war, kannte er auch nicht alle landschaftlichen Details der Region. Er musste sich eine Strategie zurechtlegen, musste wissen, wo er anzusetzen hatte. Einmal klotzen ist besser als fünf Mal kleckern, sagte er sich. Dann markierte er die Gegenden, in denen angeblich Kormorane nisteten, und kreiste die ausgewiesenen Naturschutzgebiete mit einem roten Filzstift ein. In diesen Gebieten würde er nicht investieren. Zu groß waren die Verluste, welche die gefräßigen, schwarzen Fischräuber den Teichwirten zufügten. Zunächst galt es


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